Bereits 2001 gab es ein LTB mit dem Titel “100 Jahre Walt Disney”, das Logo prangte sogar auf den Titelbildern aller dreizehn Bände des Jahres. Bei der jetzigen 100-Jahresfeier geht es aber nicht um die Person, sondern die Firma, welche 1923 gegründet wurde.
Einen guten Überblick zu den diversen Feierlichkeiten von Disney liefert zum Beispiel die Duckipedia. Von Ausstellungen über Konzerte bis hin zu jeder Menge Merchandise kann man wohl sagen, das Motto lautet “klotzen, nicht kleckern”.
Disney 100 Comics – Ein Sonderband zum Jubiläum
Das Cover des Sonderbands “Disney 100” mit acht neuen & etwas anderen Comics
Für die deutschsprachigen Comickäufer gibt es eine Handvoll interessante Produkte (Egmont-Shop*). Der LTB-Sonderband “Disney 100” (Link zur offiziellen Seite, Egmont-Shop* – Amazon weiter unten) enthält eine von Disney Publishing Worldwide produzierte achtteilige Serie namens “Once Upon a Mouse… in the Future”, innerhalb welcher verschiedene italienische Künstler rund um Francesco Artibani alte Disney-Cartoons neu interpretieren, nämlich als Zukunftsvisionen. Zu diesem Band wird es auch noch eine separate Rezension geben. (UPDATE: Mittlerweile fertig.)
Disney 100 Lustiges Taschenbuch im Schuber: Die ersten zehn Bände nochmal ganz neu
Ebenfalls im selben Design gehalten ist die Box „Disney 100“, die zudem ebenfalls am 14. September erscheint, aber außer neuen Covers nicht wirklich Neues bietet. Enthalten sind nämlich die ersten zehn LTBs (ursprünglich zwischen 1967 und 1969 erschienen), das allererste bekommt auch noch mal eine spezielle Neuauflage.
Gab es so etwas nicht schon vorher? Genau. Zum 50. Jubiläum des LTB wurden die ersten zehn LTBs ebenfalls neu aufgelegt, und zwar als separat erhältliche “Retro-Edition” (die inhaltlich auf dem Stand der Neuauflagen ist, jedoch die alten Covers hat) sowie als originalgetreuer Nachdruck, der nur als Ganzes mit Schuber zu kaufen war.
2017 war das Thema Zensur der eigenen Comics noch lange nicht so präsent wie jetzt, dementsprechend wäre es heute auch nicht mehr denkbar, die Bücher 1:1 nachzudrucken. Die 2023er-Neuausgabe soll komplett redigiert sein.
Ob das am Ende zu einer Verbesserung führt (manche der alten Geschichten sind heutzutage schon schwer lesbar, besonders “Der verteufelte Druckfehler” aus LTB 3) oder einer Verschlechterung (weil neue Begriffe weniger Sinn ergeben), kann ich nicht sagen, denn der Preis von knapp 100€ ist mir für Bücher, die ich in anderer Form bereits besitze, definitiv zu viel.
Wer die ersten zehn LTBs noch nicht hat, könnte sich den Kauf aber schon ernsthaft überlegen, zumal die neuen Titelbilder (jeweils eine Figur aus den Comics, also von Bottaro, Scarpa oder Carpi gezeichnet) besser zum Inhalt passen als die Titelbilder der Neuauflage – allerdings sind sie auch etwas arg simpel und reichen nicht unbedingt an die Motive der Originale heran. Hier* geht es zum Egmont-Shop, unten ist auch nochmal Amazon verlinkt.
100 Jahre Disney – Das Beste aus Entenhausen
Für den Buchhandel gibt es ebenfalls Futter zum Jubiläum. Im Egmont-Shop wird der Mitte Oktober erscheinende Band*, mit fast 60€ auch nicht billig, als “100 Jahre Disney – Das Beste aus Entenhausen” gelistet. Die bisher kursierenden Cover zeigen allerdings kurioserweise einen Schriftzug, der von 100 Jahren Comics spricht. Hoffentlich wird das noch behoben. Der erste Disney-Comic erschien nämlich erst 1930.
Der Inhalt sieht allerdings schon mal vielversprechend aus. Neben den üblichen Verdächtigen (zweieinhalbmal Carl Barks – sein letzter Comic ist das von ihm nur angefangene “Der Rattenfänger von Entenhausen”, hier in der von Don Rosa vollendeten Fassung; Floyd Gottfredson eventuell in anderer Panelanordnung) gibt es Erstveröffentlichungen von Giovan Battista Carpi, Scarpa/Cavazzano (beide im Heftformat!) und Giulio Chierchini (eine zweireihige Geschichte mit gemalten Hintergründen, vermutlich mit Bubble Billy). Apropos gemalte Hintergründe: “Kosmische Albträume” von Roberto Marini kennt man bereits aus dem LTB, auf gutem Papier und im großen Format könnten die Bilder aber noch mal ganz anders wirken.
“Alles begann mit einer Maus” von Michel Mandry and Carlo Marcello verspricht ebenfalls, ein visueller Leckerbissen zu werden – wird doch hier im realistisch gezeichneten Graphic-Novel-Stil Walt Disney selbst porträtiert.
Auch interessant: “Topolino e l’esploratore millenario”, ein Frühwerk des oben bereits erwähnten Francesco Artibani, der die Geschichte zusammen mit dem Schauspieler Lello Arena schrieb (beide zeichneten auch für “Die städtischen Bühnen Entenhausen präsentieren”, “Entenhausener Filmparade”, die Comics rund um Gundel Gaukeleys irre Familie und eine Goofy-Kurzgeschichtenserie verantwortlich). Dieser Comic, von Silvia Ziche gezeichnet, war bereits 2004 auf einer der ersten Wunschlisten der deutschen Comicleser. Die “LTB-Reducktion” fand die Geschichte damals zwar offenbar “interessant”, aber zu einer deutschen Veröffentlichung kam es fast zwanzig Jahre lang nicht (und die findet jetzt in einem ECC-Band statt anstatt in einem Taschenbuch, aber das nur nebenbei).
Dazu kommt einer der ersten Comics mit José Carioca (nicht brasilianischen Ursprungs), die erste Episode des Superhelden-Klubs (brasilianischen Ursprungs) und ein paar gut ausgesuchte Nachdrucke, und fertig ist eine wirklich ansprechende Auswahl.
Ach ja: Auch im Micky-Maus-Magazin (Ausgabe 21/2023, 29.9.2023) soll das Jubiläum gefeiert werden, u.a. mit einem zusätzlichen Extraheft. Hierzu werden wir, wenn es mehr Informationen gibt, eventuell noch mehr schreiben.