Heute erscheint der vor ungefähr einem Jahr angekündigte Videospiel-Thriller An Outcry auf Steam, welcher unter der Führung von Quinn K. entwickelt wurde. Mit einer Spieldauer von rund vier Stunden überzeugt das Horror-RPG mit dystopischen Szenarien und einer grundsätzlich gesellschaftskritischen Haltung.
Triggerwarnung: Das Spiel beinhaltet sensible Inhalte und sollte in seiner Wirkung nicht unterschätzt werden.
Einleitung
Die Handlung spielt sich in einem vierstöckigen Wohnhaus in Wien ab. Du startest hierbei als ein namenloser, 25-jähriger Kettenraucher mit einer Leidenschaft zu Fahrrädern, Büchern und Musik. Das Problem – du hast dich aus deiner Wohnung ausgesperrt und brauchst unbedingt eine Zigarette. Dich verfolgt ein Brand von Kopf bis Fuß bis du den ersten Zug deiner Zigarette genommen hast. Von da an ist nichts mehr normal und deine davor schon nicht so heile Welt verwandelt sich in eine schreckliche Irrealität.
An Outcry insgesamt
In einem wunderschönen, jedoch düsteren Pixellook erkundet man die Welt von An Outcry. So ziemlich die ganze Optik schreit nach einem positiven “Indie-Titel”-Aussehen, in welches man sich gut und gerne mal verlieben kann. Untermauert wird die Grafik von passenden Cutscenes und einem soliden Auftreten ohne Stilbruch.
Wie bereits erwähnt, ist die zu spielende Hauptfigur namenlos. Dies ist in diesem Fall nicht nur ein Gimmick, sondern ein tiefgreifendes Storyelement, welches von Zeit zu Zeit seine vollendete Wirkung entfaltet. Die Hauptfigur sieht sich von Intoleranz vor den Kopf gestoßen, dessen Ziel es ist, deren Identität zu untergraben. Je nachdem wie man das Spiel interpretiert, sieht man die Intoleranz gleich in mehreren Begebenheiten, auch in welchen, in denen es erst nicht so offensichtlich erscheint. Mit seinem außerordentlich guten Sounddesign gehen viele Momente unter die Haut.
Auch die im Spiel angesprochenen Themen laden zum Philosophieren oder auch einfach nur zum Heulen ein. Die Rede ist von Inhalten wie Suizid, Drogenmissbrauch, Transphobie und vieles mehr. Dank der ziemlich frei geschriebenen Geschichte bietet An Outcry ein relativ hohes Interpretationsvermögen.
So ziemlich jeder wird sie unter seinen eigenen Standpunkten betrachten und somit auch eine andere Schlussfolgerung aus dem Inhalt ziehen. Allem in allem begeistert das Spiel vor allem mit der Atmosphäre, die durch das Gesamtwerk der hier aufgezählten Punkte entsteht.
Meinung/Interpretation
Wie in meinem Gesamteindruck zur Demo des Steam-Spiels rübergekommen sein mag, dachte ich erst, dass die Vollversion des Games eher in eine politische Richtung abdriften würde. Dem war allerdings nicht so, beziehungsweise nicht so wie erwartet.
Begründet habe ich meine Annahme mit diesem Screenshot, der solch Wege ebnen sollte, zumindest dachte ich so.
Gezeigt wird ein Plakat einer imaginären, österreichischen Partei, der AFP. Sie zeigt vor allem Parallele zur realen, österreichischen FPÖ, die oft mit Werten wie Intoleranz in Verbindung gebracht wird. Dies ist nicht nur ein Leitfaden fürs gesamte Spiel, sondern unterstreicht generell die Anspielungen, die während der Handlung gebracht werden. Ein Beispiel dafür wäre der in der Handlung mit eingebundene Nachrichtensender “Time in Frame”, welcher eine eindeutige Referenz an den öffentlich-rechtlichen, österreichischen Nachrichtensender Zeit im Bild darstellt.
Wie es bereits die Demo einst getan hat, hat mich die Vollversion genauso überzeugt. Auch wenn nicht alles perfekt ist, ist sich das Spiel seiner Wirkung bewusst und ist genau das, was es sein will. Natürlich erfindet es im Rahmen des Genres kein Rad neu, doch die Machart und die Inszenierung an sich können inspirieren, wenn sie das ohnehin schon nicht tun. Was mich vor allem gefreut hat, ist, dass sich alle fünf Endings grundlegend unterscheiden, teilweise auch in Sachen Spielmechanik.
Die Werte, die An Outcry vermittelt, sind modern und progressiv. Nicht nur wie mit dem Thema Transphobie umgegangen wird, zeigt Missstände auf, sondern auch weitaus “alltäglichere” Probleme wie Drogensucht finden ihren Platz.
In meinen Augen ist An Outcry einen Versuch wert. Besonders Genre-Fans sollten beim Titel auf ihre Kosten kommen. Auch Neueinsteiger sollten hiermit ihren Spaß finden, insofern sie der englischen/französischen Sprache mächtig sind, in denen das Game vorerst erscheinen wird.
Transparenzhinweis: Der Key wurde dem Autor vom Entwickler zur Verfügung gestellt.
2 Kommentare
Ein wirklich sehr gute Review! Die mir als Leser wirklich Interesse gelockt hat, das Spiel mal selbst zuspielen!
Vorallem bin ich gespannt, wenn ich mal selbst spiele, wie all diese Enden aussehen werden!
Danke, freut mich, dass sie dir gefallen hat! 😀