Filme und Fortsetzungen – das ist so eine Sache. Während die einen sie extrem begrüßen, geht von Natur aus auch immer ein größerer Prozentanteil verloren, der sich die Fortsetzung nicht mehr anschaut. Meist geschieht das nicht einmal aus Antipathie gegenüber Sequels generell, sondern, weil das Original im Normalfall immer mehr Menschen erreicht als der zweite Teil. Einige mögen auch denken, das zweite Mal das Gleiche in Blau anschauen – wer braucht das schon?
Dieses Vorurteil hört sich erst einmal banal an, denn natürlich steckt in Fortsetzungen viel Mühe und teilweise sogar mehr Geld, wenn der Film davor schon erfolgreich war. Für Filmstudios sind Fortsetzungen zu relativ sicheren Einnahmequellen geworden, weshalb sie zunehmend Franchises bedienen, die immer neue Fortsetzungen hervorbringen. Aber muss das eigentlich sein?
Mit der Frage, ab wann eine Fortsetzung Sinn ergibt und wann man es vielleicht besser einfach gut seinlassen sollte, möchte ich mich heute einmal genauer beschäftigen.
Wenn erfolgreiche Filme quasi automatisch eine Fortsetzung bekommen
Es ist wohl kein Geheimnis, dass ein finanzieller Erfolg eines Films heutzutage quasi automatisch dafür sorgt, dass relativ schnell eine Fortsetzung geplant wird. Das ist schade, weil diese Kapazitäten dann für originale Projekte fehlen und man am Ende weniger Neues im Kino sieht, als es theoretisch möglich wäre. Die Gründe sind jedoch recht einfach benannt.
Ein aktuelles Beispiel, woran man das Ganze aktuell wieder sehr gut sehen kann, ist Disney Pixar. Wirklich gut liefen ihre letzten Animationsfilme in den vergangenen Jahren eigentlich alle nicht mehr, vielleicht mit Zoomania fuhr man noch einen unverhofften Erfolg ein, ansonsten hat man schon immer stark auf Fortsetzungen gesetzt, um erfolgreicher aufzutreten. Das Studio hatte sich zuletzt öfter an reinen Originalfilmen orientiert – aus einigen Gründen aber eher schlecht als recht – und damit immer wieder große Flops eingefahren.
Das Ergebnis: Dieses Jahr kündigte man die Fortsetzung zu Zoomania an, sowie für “Alles steht Kopf” aus 2015 und obendrauf mit “Toy Story 5” den nun schon fünften Teil der Reihe. Erst im letzten Jahr hatte man sich mit “Lightyear” an einem Spin-off versucht, das jedoch auch floppte – jetzt nähert man sich also wieder streng der Hauptlinie und produziert einen Teil unter dem Titel “Toy Story”. Aus finanzieller Sicht ist das verständlich, aus künstlerischer jedoch ein Desaster.
Jede Fortsetzung könnte auch potenziell ein Originalfilm sein
Ich weiß nicht, ob es allen so geht, aber wenn ich mir einen Film anschaue und dieser nicht abliefert, dann gibt es im Prinzip zwei Emotionen. Wenn der Film ein Original ist, so kann man das schade finden und man kann ihn auch richtig schlecht finden, aber zumindest wurde etwas halbwegs Neues ausprobiert. Ist es aber eine Fortsetzung, die scheitert, dann ist das nicht nur verschenktes Potenzial, das man hätte anders investieren können, sondern es passiert noch mehr.
Denn am Ende ist ein Originalfilm in seiner Rezeption auch von seinen Nachfolgern in gewisser Weise abhängig. Erstens vermittelt er an jüngere Zuschauer den ersten Einblick in ein Franchise – das kann prägend sein. Und zweitens ist er für ältere Zuschauer ein Wiederaufleben des oder der vorherigen Teile. Wenn dieses nicht gelingt, gerät nicht nur die Fortsetzung in Verruf, unwillkürlich leidet in kleinem Maße auch jedes Mal das Original.
Das bedeutet aber keinesfalls, dass Fortsetzungen nicht auch gut sein können.
Wenn die Geschichte noch nicht auserzählt wurde oder es wirklich kreative Ansätze für eine Film Fortsetzung gibt
Nun ist es so, dass nicht jeder Film direkt auserzählt ist oder manche “Universen” einfach so gigantisch sind, dass man einen neuen Teil in ihnen beheimaten kann. Ein gutes Beispiel dafür wäre vielleicht Star Wars, das man tatsächlich nicht in nur einem Film erzählen kann – ob es dann wiederum so viele braucht, mag eine andere Frage sein.
Es wäre auch kein Vorteil für den Zuschauer, wenn eine Fortsetzung komplett unmöglich oder ungewöhnlich wäre, denn natürlich möchte man bei seinen Lieblingsfilmen sehen, wie die Autoren die Geschichte weiterschreiben würden. Doch hier würde ich auf die Bremse drücken.
Ungewöhnlich ist es nicht, dass man denken könnte “Gut, die wirklich genialen Filme, die brauchen eine Fortsetzung”, aber ist dem so? Jein. Denn ein wirkliches Meisterwerk steht in 95 Prozent der Fälle für sich (jetzt darf sich jeder seine 5 Prozent an Franchises aussuchen, die doch mehr brauchen).
Zum Beispiel Ratatouille ist in den Augen vieler Zuschauer ein Meisterwerk für sich, eine Fortsetzung lehnte der Regisseur Brad Bird aber stets ab und ließ verlautbaren, dass es eine solche mit ihm auch nicht geben würde. Natürlich kann man den Film nicht mit allen anderen Genres vergleichen, aber auch ein beliebter, finanziell erfolgreicher und zum Klassiker gewordener Film braucht nicht unbedingt eine Fortsetzung, selbst wenn man das von der Story her irgendwie hinbekommen könnte.
Überhaupt ist es keine Kunst, eine Story so zu dehnen, dass noch mehrere Fortsetzungen hereinpassen. Kunst kann es aber durchaus sein, wenn ein Film auch für sich stehen darf und in dieser Erinnerung altert.
Fazit – Schlechte Fortsetzungen ruinieren alles
Leider hat man heutzutage den Eindruck, sobald es finanziell ausgeht, müsste direkt ein neuer Teil ran. Oder eine Serie, wenn der Film nicht ganz so gut ankam, dafür aber eine Fanbase aufbauen konnte – oder eben als Brücke, um zu schauen, wie hoch das Interesse vielleicht sein könnte.
Dabei gäbe es ja durchaus Möglichkeiten, Universen weiterzuspinnen, ohne sie zu “melken”. Zum Beispiel Spin-offs können durchaus interessant sein und sich beispielsweise auf das, was vor dem Film passiert ist oder auf einen Nebencharakter fokussieren. “Better Call Saul” wäre ein gutes Beispiel in der Serienwelt, dass es durchaus andere Möglichkeiten gibt, als unendlich weiter Folgen zu produzieren von der Originalserie.
Am Ende ist es natürlich auch Geschmackssache, die sehr subjektiv ist, ob Sequels gut sind oder nicht. Aktuell geht der Trend aber zum “Machen wir halt noch einen Film, lief ja gut” und nicht zum “Da haben wir noch viel Potenzial, da kann man noch was Gutes herausholen”. Am Ende schadet dieses Denken dann oft dem gesamten Franchise, gerade Fans quälen sich – selbst wenn sie oft durchaus interessiert an neuen Teilen sind – durch die neuen Inhalte und verlieren die Lust daran, sich noch weiter mit der Welt zu beschäftigen.
Und auch, wenn viele den Originalfilm stets auch nach schlechten Fortsetzungen noch gut finden, geht im Hintergrund doch die Welt des Films kaputt. Und das ist etwas, was wirklich nicht sein müsste. Möglicherweise sollten wir einfach auch mal gut sein lassen, wenn es am schönsten ist. Und stattdessen etwas Neues kreieren, was dann noch besser sein kann – oder schlechter, aber immerhin etwas anderes.
2 Kommentare
Ein sehr guter Artikel zur Thematik, womit ich nur zustimmen kann (based wie oft du Ratatouille als positives Beispiel nimmst, immer wieder schön mein lieblings Pixarfilm mit soviel Liebe zu sehen hier :D)
Aber ja ich denke Fortsetzungen sind wirklich zu 98% eh nie wirklich nötig, selbst die richtig guten wie T2, Aliens oder auch Blade Runner 2049 hätte es so nicht unbedingt gebraucht (großartig und dankbar das sie kamen bin ich aber dennoch). Ich glaub im Falle von herr der Ringe ist das eine der wenigen Reihen wo man UNBEDINGT die drei filme brauchte, aber sonst eigentlich meist dann doch eher weniger
Ja, auch wenn das ja genau genommen keine Sequels waren, sondern alles direkt hintereinander abgedreht wurde, weil es so viel Stoff bei Herr der Ringe gab. Da war ja direkt klar, dass es aufgespalten werden muss.
Ansonsten ja, es gibt positive Beispiele – meinetwegen sogar noch mehr als die bekannten Remakes, wo Ewigkeiten dazwischen lagen – aber in der Regel kommt da wirklich selten was Besseres bei herum. Obwohl viele es ja trotzdem genießen, so ehrlich muss man dann ja doch sein.