8,99 € – 256 S. – EVT: 22.9.2023 – Link zum Egmont-Shop*
Ein neues Jahr, ein neues LTB Halloween – genauer, LTB Halloween 9. Mittlerweile kommt auch diese Reihe nicht mehr ohne Nachdrucke aus. Ganze 150 Seiten – und damit mehr als das halbe Buch – sind bereits auf Deutsch erschienen. Wenn der Trend so weiter geht, kann ich in Zukunft wirklich ganz auf Swoosh umsteigen.
Der Grusel-Faktor
Die unsichtbare Invasion
Das raffgierige Bildnis
Der Herr des Schlafs
Der ungebetene Gast
44 Seiten von Disney Publishing Worldwide, die in eine Rahmenhandlung und vier eingebettete Episoden zerfallen. Die Idee ist, dass verschiedene Figuren eine Gruselgeschichte erzählen sollen. Micky beginnt mit einer Invasion von Rieseninsekten am Strand, gefolgt von Dagoberts “Dorian Gray”-Neuinterpretation (gab es schon mehrmals; diesmal wird der Dagobert auf dem Gemälde immer reicher, während der echte Dagobert Pleiten erleidet), Donalds recht verstörender Sandmann-Begegnung und schließlich Minnies Erzählung von einer unheimlichen Vase.
Alles ganz nett und unterhaltsam, und alleine dafür, dass es sich um ein Crossover aus Ducks und Mäusen handelt, gibt es Lob. Insgesamt aber doch eine etwas flache Angelegenheit.
Doktor Murkses dunkler Plan
(Aus LTB 268)
Der titelgebende Doktor Murkse will mit seinem merkwürdigen Gefolge endlich mal wieder in die Stadt. Dort wird er aber nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Gleichzeitig läuft Donald vor einer seiner üblichen Katastrophen davon und beim Zusammenstoß erzeugt man eine noch größere Katastrophe. Donald hilft jedoch Murkse und Anhang, einen Weg aus dem Schlamassel zu finden, und wird als Dank auf ihr Anwesen eingeladen. Der Doktor allerdings ist durch die ganze Geschichte ziemlich verstimmt, und in ihm reift ein Plan…
Als Kind fand ich diese Geschichte ziemlich abstoßend und fremdartig (was wohl auch die Redaktion so sah, denn statt “Entenhausener” steht hier immer “Huhnhausener”, was eine gewisse Distanz schafft), heute lese ich sie mit deutlich anderen Augen. Nicht zuletzt, da ich vermute, dass hier recht liebevoll die Addams Family parodiert wird. Der deutsche Titel wiederum lehnt sich an eine Kurzgeschichte von Heinrich Böll an, die auch später verfilmt wurde: “Doktor Murkes gesammeltes Schweigen”. Mit deren Inhalt hat der Comic allerdings rein gar nichts zu tun.
Allerdings bin ich nach wie vor nicht der größte Fan von dieser Phase in Mastantuonos Schaffen. Einige Figuren sind doch etwas zu “verknickt”.
Der Kostümwettbewerb
(aus LTB Spezial 42)
Zu langer Aufbau für eine ziemlich schwache Pointe. War Lückenfüller im LTB Spezial und ist es wieder im LTB Halloween 9.
Der Geisterschal
(aus Onkel Dagobert 17)
Die Polizei ist in Aufruhr: Ein Geist geht in der Stadt um! Oder wie lässt es sich sonst erklären, dass von der Person nur ein weißer Schal zu sehen ist? Micky hat diverse Figuren im Verdacht, u.a. das Schwarze Phantom (welches, für einen Italien-Comic untypisch, nie unmaskiert zu sehen ist)…
Auch ein Nachdruck, aber immerhin aus einem alten Hundertseiter, den ich nicht habe. Dabei macht es durchaus Spaß, Micky dabei zuzuschauen, wie er völlig falsche Fährten abgeht, während man als Leser/in bereits weiß, wer tatsächlich hinter dem Spuk steckt. Allerdings zieht es sich doch eine Spur zu lang und der Gag wird langsam ausgelutscht. Sergio Asteritis Zeichnungen muss man mögen.
Pechvogel Donald: Einfach schauderhaft!
(aus LTB 250)
Schauderhaft, dass Einseiter nachgedruckt werden.
Der purpurrote Gromf
Eine von nur zwei Erstveröffentlichungen aus dem italienischen “Topolino” in LTB Halloween 9. Hauptfigur ist Dieter Düsentrieb, auch wenn jemand anders zahlreicher auftritt: Dussel nämlich, der Ukulelen verkaufen will. Als er bei Dieter und Tick, Trick und Track reinschneit, wird er versehentlich von dem Strahl getroffen, mit dem Dieter einen besonders wohlschmeckenden Apfel (den titelgebenden Gromf) fraktionieren und vervielfachen wollte. Stattdessen gibt es nun zehn unterschiedliche Dussel, die alle Ukulelen verkaufen wollen.
(Neu ist das übrigens nicht: Bereits in LTB 458 wurde Dussel vervielfacht.)
Auch wenn Marco Nucci seinen in Windeseile gewachsenen guten Ruf sicher zu Recht hat, tut er sich mit den Enden doch schwer. Das Schlussbild finde ich nur schwer verdaulich. Eigentlich hat bereits die kurz zuvor sichtbare Enthüllung dem Ganzen schon die Krone aufgesetzt, aber jenes Problem wäre zumindest noch “off-panel” lösbar gewesen – im Gegensatz zu dem, was wir auf der letzten Seite zu sehen bekommen…
Biss zum Morgen
(aus LTB 473)
Auch dieser Nachdruck von Gorm Transgaard und Flemming Andersen ist nicht gerade gehaltvoll. Donald, der seinen Neffen als Vampir begegnet, und nun irgendwie gestoppt werden muss. Na ja.
Das Restaurant im Wichtelwald
Micky, Goofy, Maxi (senior) und Goofys Onkel Wombat sollen übernatürliche Vorgänge in einem Restaurant untersuchen.
Eine Woche nach LTB Halloween 9 ist LTB Maus-Edition 19 erschienen, trotz Namenswirrwarr sehr empfehlenswert. Wer die beiden Bücher mit kurzem Abstand hintereinander liest, könnte aber ein Déjà-Vu-Erlebnis haben. Denn in “Der Geist der Musik” hat Sisto Nigro schon einmal Goofy und Maxi Smart als Detektive für Übernatürliches auftreten lassen, während die Auflösung des Ganzen starke Anklänge an “Die Restauratoren” von Panaro/Scarpa hat.
Trotzdem ist es eine witzige und lesenswerte Geschichte – Nigro channelt hier auch ein wenig Luca Boschi (RIP), der als Erstes die alte Gottfredson-Figur Wombat wieder aufleben ließ (u.a. in “Hausputz wider Willen”, Maus-Edition 2). Im italienischen Original hat die Geschichte übrigens den lustigen Titel “Topolino e il caso della cosa nella casa”, also “Micky und der Fall mit dem Ding im Haus”, was aber auch nicht so schön klingt wie “il caso della cosa nella casa”.
Horror an Halloween
(aus LTB 499)
Noch ein Nachdruck einer mediokren Egmont-Story. Immerhin kann diese mit schönen Zeichnungen von Fecchi aufwarten. Die Geschichte rund um irgendwelche Trolle aus der Anderwelt, welche Dagobert in diese verschleppen und dort dann wegen Missachtung des heiligen Halloweenfestes bestrafen wollen, gibt echt nicht viel her und ist nicht gerade das Beste, was Pat (RIP) & Carol McGreal geschrieben haben. Ein Fehler in der Übersetzung (bei “das bisschen Feenstaub…” fehlt ein Hilfsverb) wurde übrigens nicht behoben.
Gespenstisches Halloween
(aus LTB 447)
Hier geht es um einen Freund der Familie, merkwürdige Geistererscheinungen und ein Haus. Wie hängt das alles miteinander zusammen?
Im Gegensatz zu den Egmont-Storys hat diese hier Hand und Fuß, sprich: Eine interessante Idee. Allerdings macht sie zu wenig daraus. Dreißig Seiten sind für das etwas verschachtelte Handlungsgebilde zu wenig. Die Idee, Micky alles in Form einer Rückblende erzählen zu lassen, nimmt dem Ganzen zudem die Spannung.
Fazit
LTB Halloween 9 bestätigt leider den Abwärtstrend der Reihe bzw. der LTBs generell. Zu viele Nachdrucke, und von denen sind längst nicht alle den Nachdruck wert. Wäre Zeit, dass man sich mal an die größeren Brocken heranwagt wie z.B. die Ghostbusters-Parodie. Die Erstveröffentlichungen sind noch einigermaßen lohnend, aber ein Highlight wie die Castys in den Bänden 3, 4, 6 und 7 fehlt.