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tschüss 2020

Tschüss, 2020 – Warum wir auch dich wertschätzen sollten


Die Trends machen sich bereits bemerkbar, in denen 2020 als schlimmstes Jahr aller Zeiten beschrieben oder generell als absolutes Drecksjahr bezeichnet wird. Dennoch hat jedes Jahr auch positive Punkte, selbst 2020. Am letzten Tag des Jahres, oder auch noch am ersten Tag des neuen Jahres, sollte man über diese guten Punkte nachdenken. Schließlich bringt es uns ja auch nichts, wenn wir jetzt die schlechten Ereignisse reflektieren.

Letztlich hat jeder von uns irgendetwas erreicht und wenn es allein der Fakt ist, bis hierher es geschafft zu haben durch die Pandemie. Klar, es gab viele Schicksalsschläge und Probleme, die auf der Reise durch 2020 passiert sind, jedoch entwertet das nicht direkt das ganze Jahr. Für die guten Sachen muss man sich freuen, schlechtes kommt schon so. Ob man jetzt Spaß bei einem Videospiel hatte, einfach mal etwas Ruhe genießen konnte oder schöne Momente in Voicechats oder auf Social Media-Plattformen hatte: all das zählt. Was nicht zählt sind die Sachen, die nicht gut gelaufen sind, denn so etwas hat in unserem Datenspeicher im Gehirn, der sowieso schon viel zu viel speichert, nichts verloren.

Wie man den eigenen Papierkorb leert, so muss man wohl auch die schlechten Gedanken ins ewige Nichts schicken. Wer das jetzt im Sinne eines Computers nachempfunden hat, kann die Festplatte auch gern noch ein paar Mal whipen und auch das letzte bisschen Schlechtigkeit aus dem Speicher jagen. 2020 war für jeden von uns anders, anders als andere Jahre. Ob es nun daran lag, dass man seine Zeit zuhause verbracht hat und viel weniger draußen war als sonst, oder dass die Anderen auf einmal ebenfalls alle zuhause blieben. Alles war ein wenig anders.


“2021 wird doch genau so schlecht wie 2020!”

Eine Zeile, die man häufig lesen muss ist auch, dass es nun so weiter geht. Und dem kann man schon direkt ein einfaches “Nein” entgegnen, weil kein Jahr gleich ist. 365 (dieses Jahr 366) Tage genau so wie die davor, das klingt nicht nur absurd, es ist gar unmöglich. Außerdem ist es wichtig positiv in die Zukunft zu schauen. Gerade schon, wenn man die Vergangenheit als schlecht wahrnimmt, sollte man sich keine schlechten Gedanken über die Zukunft machen. Denn erwiesen ist, dass das nichts besser macht. Nein, es fesselt viel eher und sorgt dafür, dass die vorher erdachten negativen Geschehnisse wirklich passieren.

Wer in den Spiegel schaut und sich selbst anlächelt, muss später wirklich lächeln, jedenfalls bei einigen Menschen ist es so. Wer sich selbst im Spiegel bemitleidet, der hat auch später nichts zu lachen. Man kann sich selbst austricksen oder ganz bewusst manipulieren. Ein positives Vertrauen in die Zukunft ist das letzte, was in dunklen Tagen bleibt. Und erst recht die, die jetzt schon so tun, als ob es unsinnig oder gar dumm wäre positiv in die Zukunft zu schauen, verteilen bereits vor Start von 2021 Ziegelsteine. Und diese sind von beachtlicher Größe und haben Stolpergefahr.

“Ach was, 2019 war bei mir schon beschissen”

Wäre das nicht eher ein Grund umso gespannter auf 2021 zu blicken? Was in der Mathematik nach einer exponentiellen Funktion aussieht, ist am Ende vielleicht doch nur ein Rechenfehler. Selbst die primitivsten Computer machen Fehler, das zeigt schon der damalige Druckerskandal, der von David Kriesel aufgedeckt wurde und später von ihm witzig in Szene gestellt wurde. Selbst wenn ein so ernsthaftes Problem aufgedeckt wird, siehe 2020, ist es trotzdem auch eine Chance es auf witzige Weise darzustellen. Das zeigt Kriesel dabei ja selbst. Denn bei dem Fehler, dass Scans falsch durchgeführt worden sind und Zahlen willkürlich ersetzt wurden, entstanden womöglich auch große Schäden. Und trotzdem lacht man, wenn man sich die Präsentation anschaut. Nicht zuletzt an der Witzigkeit der Situation und dem gut geführten Humor des Vorstellers, jedoch zeigt es auch, dass man lachen kann, egal wie groß das Problem ist.


2020 hat nicht nur die eine Seite, die von schlechtem geprägt ist, sondern auch die gute. Wie jedes Jahr. Jeder, der weiß, dass fast die Mehrheit jedes Jahr als “schlechtes Jahr” abstempelt und das eben fast geschlossen, wird merken, dass hier doch etwas nicht stimmen kann. Wenn man in jedem Jahr den Schrecken summiert, um eine Aufreihung der schlimmsten Jahre chronologisch vornehmen zu können, macht doch etwas falsch. Und wenn diese Liste jetzt wirklich mit 2020 endet, dann zeigt es doch auch, dass wir diese Taktik vielleicht nochmal überdenken sollten.

Wie kann man das Positive herausstellen?

Positives fängt im Kleinen an. Schon alles, was heute gutes passiert ist, gehört mit dazu. Die Nachrichten kann man dabei meistens getrost ignorieren, da sie doch noch immer negativ geprägt sind. Klar, vereinzelnd liest man auch positives zwischen den Zeilen, aber häufig mag das bei den Medien nicht passieren. Artikel 17, damals 13, ist mittlerweile fast komplett von der Bildfläche verschwunden, das Internet existiert noch immer. Ist allein nicht das schon ein Grund einmal glücklich zu sein? Klar, es verschiebt sich einiges und vieles ist noch ungewiss, aber die Plattformen haben einen Ausweg gefunden und wegen diesem Paragraphen ist bisher noch keine Website offline gegangen.

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Hilfreich ist es, wenn man sich jetzt einen Kalender holt mit den Monaten darauf, um den Überblick zu behalten und anfängt mit dieser Liste jedes tolle Event von 2020 in Erinnerung zu rufen. Jede Freude. Dabei stolpert man auch über negative Sachen, vielleicht ist man teilweise verblendet, aber dabei muss man einfach nachdenken. Auch Dinge, die sich über lange Zeit ziehen und positiv sind, gehören dazu. Das wird bei den negativen schließlich auch so gemacht. Irgendein Ziel erreicht? Auf die Liste. Irgendein schönes Spiel gespielt oder Buch gelesen? Auf die Liste. Irgendjemanden gefunden, der einen unterhalten kann und Mehrwert geboten hat? Auf die Liste. Dabei kann man alle Hilfsmittel nutzen, die man braucht. Und wenn’s die Aboliste auf YouTube ist oder die hochgevoteten Beiträge auf Reddit.


Wer sich diese Dinge aufschreibt auf eine Liste, die kompakt in Stichpunkten ist, wird sich später noch gern daran erinnern. Denn Gutes geht gern unter und zwar nicht, weil es in der Unterzahl ist, sondern in der Überzahl. Gutes passiert mehr als Schlechtes. Auch wenn das nicht so erscheinen mag, inbesondere in 2020 nicht. Denn Gutes ist oft Selbstverständliches. Und das ist ein Problem, das immer weiter zunimmt.

Positiv ist Standard

Nein, da werden einige den Kopf schütteln. Verständlicherweise. Gerade in 2020. Aber Moment… verständlicherweise? Gerade in 2020? Ist das nicht auch schon direkt wieder negativ? Und ja, das ist es. Doch es passieren positive Dinge doch viel öfter, jede gute Mahlzeit, jede ruhige Nacht im eigenen Bett, jeder schöne Morgen, ob Regen oder Sonne, alles hat seinen positiven Effekt. Das ist normal. Aber zustimmen würde trotzdem niemand bei “Positiv ist Standard”. Doch woran liegt das?

Weil negativ einfach ist. Wer negativ ist, ist realistisch. Wer negativ ist, kann immer noch in positiv umschweifen, wenns doch besser ist. Und wer negativ ist, der kann ja nichts falsch machen, weil schlimmer kann es nicht kommen. Oftmals doch. Aber rauf geht es immer. Wer hinfällt, steht auf, egal wie. Allein durchs Weitermachen. Und wer Probleme hat, der wird diese irgendwann lösen. Mal dauert es länger, mal kürzer. Und auch wer traurig ist, kann sich freuen. Und das auch erstaunlich gut. Aber wenn die Welt doch nur trist wäre, dann ginge das doch gar nicht? Wie sollte man sich in einer negativen Welt freuen? In einer untergehenden? Ganz einfach. Vielleicht ist sie das ja gar nicht. Vielleicht denken wir nur einfach so.


Die Welt ist gut?

Um zu wissen, was schlecht ist, muss man gut kennen. Jetzt richten jedes Jahr so viele Leute darüber, die Welt wäre ja so schlecht. Allein diese wissen, was gut ist. Offenbar jedenfalls. Niemand, der sich für Menschen in Afrika einsetzt, würde sagen, dass die Welt gut ist. Aber einige Menschen in Afrika, denen es laut uns schlecht geht, würden das. Sie würden sagen, dass sie zufrieden sind. Und glücklich wären sie mit einem Glas Wasser. Und auch wir, die fließend Trinkwasser und auch fast immer Nahrung haben, sind im Endeffekt doch in einer guten Welt. Wir müssen auch sehen, dass die Welt auch gut sein kann.

Dass es Menschen, Achtung, nicht so gut geht wie uns, ist eher eine Chance sie glücklicher zu machen. Ist das Problem dann vielleicht, dass wir den Hals nicht voll genug bekommen? Sicherlich. Denn wer es gut hat, nimmt es als Selbstverständlichkeit hin. Trinkwasser? Toll. In Afrika rettet es einigen buchstäblich das Leben, wenn sie nur etwas davon bekommen. Doch auch das zu sagen ist wieder hinkend, denn es ist das, was viel zu viele tun.

Vergleiche

Die vielleicht schlechteste Erfindung der Menschheitsgeschichte. Vergleiche. “Ist der da besser als ich?” “Bin ich schlechter?” “Denen geht es schlecht!” “Mir geht es ja so gut, ich darf mich nicht beschweren” – viele gehen soweit. Aber das ist doch Unsinn. Wenn es jemandem schlecht geht, darf es uns ebenfalls schlecht gehen, auch wenn es nicht so schlimm ist. Wir haben genau so das Recht das zu sagen. Wenn es uns gut geht, dann dürfen wir das nicht sagen, weil es den Anderen ja schlecht geht? Was wäre das für eine Logik? Dann dürften wir uns ja nie beschweren. Das ist doch auch falsch, oder?


Der Nachbar hat sich beim Sägen die Hand verletzt, kommt in die Notaufnahme. Es tut ihm sehr weh und er hat Schmerzen. Der Körper reagiert durch die Nerven darauf, um ihn dazu zu bringen etwas dagegen zu machen. Das Krankenhaus hilft ihm. Angenommen wir haben uns beim Sägen am Finger wehgetan und haben auch höllische Schmerzen. Haben wir dann kein Recht darauf, weil es uns besser geht? Und dürfen wir auch nicht sagen, dass es uns weh tut? Unsinn. Das Recht der Gefühle liegt bei uns. Niemand darf darüber richten, ob es gerechtfertigt ist oder nicht.

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Und Vergleiche hinken. “Aber der ist doch besser als du” ist provokativ, zielt zwar auf positiven Wettbewerb, aber wenn die Kluft zu groß ist, kann es auch jegliche Motivation nehmen. Jeder ist gut. Für sich. Sobald Vergleiche ins Spiel kommen, sieht es oft schlecht aus, weil man perfekt sein müsste, um dafür unantastbar zu sein. Weil auch “der” hat jemanden, der besser als er ist. Wäre er perfekt, gäbe es keine Verbesserungsmöglichkeiten und damit eigentlich keine Motivation für irgendetwas. Das wäre doch auch blöd, oder?

“Naja, 2019 war immerhin besser als 2020”

Und direkt ein Vergleich. Und nein, das stimmt nicht. Wie will man 365 Tage miteinander vergleichen? Die Umstände sind anders, das, was man davor erreicht hat, ist bereits drin und kann nicht nochmal auf das alte Gute kommen (weil positives ist ja offensichtlich selbstverständlich). Und eine Topliste der Jahre ist ebenfalls wieder ein Vergleich, der nur hinken kann. Jedes Jahr ist für sich anders, aber positiv anders. Und eine Sache ist dabei sehr wichtig, wie man bei den Vergleichen bereits gesehen hat. Wo ist bei “perfekt” die Steigerungsmöglichkeit? Nicht vorhanden, richtig.


Heißt das jetzt, dass weil Jahre nicht besser werden können sie einfach immer schlechter werden? Auch das wäre schon wieder ein Vergleich und dazu noch ein falscher. Weil das würde ja heißen, dass man irgendwann gar nichts mehr zu lachen hat. Denn so würde sich das Schlechte aufsummieren. Und das wäre, gemessen an 2020, doch sehr ernüchternd. Und warum tritt es bei anderen dann später auf und die Jüngeren kriegen es aktuell früher? Und wenn 2020 so schlecht ist, kann es dann nicht eigentlich nur besser werden? Weil es kann ja nicht ewig weit herunter gehen. Dann würde es nach den Weltkriegen schon schlecht aussehen.

Ein Jahr kann gar nicht schlecht sein.

Vielleicht sollten wir aufhören Ereignisse auf ein Jahr zu schieben. Ereignisse sollten für sich selbst genommen und nicht auf das Jahr projiziert werden müssen, denn was bringt das? Durch negative Verbindungen versenkt man auch gute Ereignisse, weil man sie an das gleiche kettet. Etliche Luftballons fürs Gute kommen gegen drei Anker auch nicht an. Und um die Ballons steigen lassen zu können, muss man die Anker allein versenken. Jahre sind nur eine Zeiteinheit, die dabei helfen Sachen einzuordnen, um nähere Informationen zu geben. Ein Jahr ist neutral. Und das sollte es auch bleiben. Und wenn ein Jahr schon bevor es anfängt als schlecht bezeichnet wird, wie 2021 jetzt von vielen, dann wäre das eine komische Rechenart.

Was bedeutet das jetzt alles?

Was war 2020 eigentlich? Das ist die Frage, die uns beschäftigt. Und ich habe kaum gesagt, was jetzt eigentlich passiert ist. Auch deshalb, weil das jeder für sich wissen muss. Niemand kann einen neutralen Begriff wie ein Jahr für sich karpern und ihn schlecht konnotieren. Auf so etwas sollte man nicht reinfallen. Wie jeder anders ist, so ist auch das Jahr jeden anders. Sollte man dann nicht eher sagen: “Okay, wir hatten Corona und es war anstrengend, aber ich habe auch die und die Erfahrung gemacht und das hat mich weitergebracht”?


Wer blättert schon in einem Tagebuch, um die schlechten Erinnerungen zu finden? Eigentlich niemand. Trotzdem landen diese Gedanken auch darin. Denn wichtig ist, dass auch Schlechtes dagezuhört. Ohne gut kein schlecht, aber eben auch ohne schlecht kein gut. Wir sollten damit anfangen zu merken, dass Selbstverständliches auch gut ist und uns nicht von Bekannten oder reichen Influencern sagen lassen, dass 2020 schlecht war. Denn diese haben den Boden verloren und sehen nicht, dass sie noch immer auf ihrem Pferd sitzen, auch wenn mittlerweile die Nacht eingebrochen ist. Denn der Tag kommt wieder. Und die Dunkelheit lehrt uns dabei auch die Helligkeit zu schätzen.

Fazit

Das Selbstverständliche, den Boden, zu sehen, der positiv ist, ist der Anfang. Danach wird man sehen, dass der Boden auch mal dreckig ist. Aber wozu gibt es einen Besen? Zum wieder sauber machen des Bodens. Und selbst der dreckigste Boden, den man schon gar nicht mehr sehen kann vor lauter Schmutz, ist immer noch da. Gerade 2020 kann uns zeigen, dass trotz allem immer noch der Boden da ist. Die Erde kreist weiter und es gibt Leben auf der Erde. Der Grundsatz von allem ist erst einmal gut, schlecht ergänzt nur und sorgt für den Kontrast, um gutes deutlicher zu machen. Weil wenn wir einmal gekehrt und geräumt haben und den Boden in seiner saubersten Form sehen, dann wird uns doch erst klar, wie gut er wirklich aussieht.

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Bastian

Gründer und Autor. Experte für Memes, Internetkultur mit Stars und Social Media, dabei aber auch interessiert an Kino, Filmkultur & Animationsfilmen und anderem. Manchmal sarkastisch, kreativ und Gelegenheitskritiker.

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