Die einzige Schande am im Januar erschienen Film “The Holdovers” ist, dass wir in Deutschland einige Wochen länger warten mussten, um ihn sehen zu können. Während er in den USA bereits Ende Oktober 2023 herauskam, dauerte es hierzulande bis Ende Januar 2024. Nun gibt es den Film jedoch erstmal in der Kritik – lohnt es sich oder lohnt es sich nicht?
Die Antwort ist schon jetzt: Man sollte die Chance nutzen, solange der Film noch im Kino läuft. Gerade für Cineasten ist “The Holdovers” ein Geheimtipp – ein mittlerweile in der Kino-Szene jedoch nicht mehr unbekannter. Denn es stapeln sich bereits die Nominierungen.
Kino muss nicht nur BUMM, BUMM und ZACK sein – richtiges Kino lebt von echten Abenteuern
In den letzten Jahren sind die meisten Kinofilme wohl den Genres Action, Superheldenfilm oder Drama zuzuordnen. Das bedeutet nicht, dass es dort nicht auch gute Geschichten zu sehen gibt, im Gegenteil, oft fehlt es jedoch an Realistik und wirklich echten Abenteuer. Denn es ist noch lange nicht bewegend, wenn Gebäude durchs Bild fliegen. Die wahre Kunst ist es, Geschichten zu erzählen, die so passiert sein könnten und die einen ganz nüchtern bewegen können.
Darum geht’s in “The Holdovers”: Der Lehrer Paul Hunham arbeitet Anfang der 1970er-Jahre als Professor für Antike Zivilisationen an der Barton-Academy. Während die meisten Schüler des Internats über Weihnachten nach hause fahren, gibt es immer einige, die dies aus ganz unterschiedlichen Gründen nicht können.
Man nennt sie auch “The Holdovers” (die Übriggebliebenen). In diesem Jahr hat Hunham (von den Schülern auch “Glubschauge” genannt, die Aufgabe auf diese Schüler aufzupassen, dabei ist er weder als Lehrer, noch als Mensch, an der Schule besonders beliebt.
Wer “The Holdovers” schaut und ein Faible für ältere Filme hat, wird mit ziemlicher Sicherheit begeistert sein. Denn was Regisseur Alexander Payne hier auf die Leinwand gezaubert hat, ist ein Film, der nicht nur im Look an die 1970er-Jahre erinnern soll, sondern auch darin spielt – und das übrigens sehr gut. Und dabei erstaunlich viele Fenster aufmacht und sich teilweise auch mal kritisch gibt. Aber immer echt und vor allem bodenständig.
“The Holdovers” nimmt kein Tuch vor den Mund
Trotzdem muss man nicht denken, der Film würde mit einem Stock im Arsch daherkommen – ganz im Gegenteil. Allein die kreativen Beleidigungen sorgen immer wieder dafür, dass man nicht nur ein verträumtes Bild der 70er bekommt, sondern auch ein wesentlich realistischeres.
Dabei ist auch auffallend, wie gut der Humor sitzt. Immer wieder muss man aufgrund der Situationen kichern bis lachen, der Film kann Witz und Ernsthaftigkeit gut vermischen, ohne dabei langweilig zu werden oder aus der Szene zu fallen.
Schade ist, wie oben erwähnt, dass man den Film nicht zumindest bereits kurz vor Weihnachten im letzten Jahr herausgebracht hat. Tatsächlich hätte der Film nämlich ein ungeheures Potenzial als Weihnachtsfilm haben können, das er aber hoffentlich in den nächsten Jahren noch entfalten kann. Ungewöhnlich wäre es nicht, wenn “The Holdovers” zu einer Art Weihnachtsfilm-Muss für jedes Jahr werden würde. Denn Potenzial dafür hat er ganz gewiss.
Gerade die schauspielerischen Leistungen sind nämlich grandios. Paul Giamatti, der den Lehrer Paul Hunham spielt, übertrifft sich selbst. Auch Da’Vine Joy Randolph und Newcomer Dominic Sessa, der es durch einen Glücksfall ins Casting geschafft hat, verhelfen dem Film zu viel Realistik.
Deshalb bleibt der Hinweis einer unbedingten Empfehlung für alle, die vom Film bisher noch nichts gehört haben. Aktuell läuft er noch im Kino.
Ein Kommentar
Ich persönlich bin auch ein großer Fan dieses Films, eine wirklich schöne Abwechslung zum typischen Spektakel Kino, das zwar Spaß machen kann, aber heutzutage viel zu sehr dominiert. Ich hätte nichts dagegen, wenn man mehr Filme dieser Art machen würde.