Die Lost Media-Szene wird immer populärer. In der letzten Halloween-Woche haben wir uns bereits mit dem Thema beschäftigt, nun werfen wir einen Blick auf den heiligen Gral der verlorenen Filme: London After Midnight.
Was es mit diesem Film auf sich hat, warum er so populär wurde und warum er nicht mehr existiert, erklären wir hier.
London After Midnight: Was ist die Handlung/Story des Films?
Die Hauptrolle in “London After Midnight” spielte der Schauspieler Lon Chaney, der auch aus vielen späteren Universal Monster-Filmen der frühen 40er Jahre bekannt ist, insbesondere für seine Rolle als ikonischer Werwolf. Der Film stammt auch von einem der Regisseure hinter einem der bekanntesten alten Universal-Filme, Tod Browning, der „Dracula” (1931) inszenierte.
Der Film handelt von Inspektor Edward Burke, der einen Mordfall untersucht. Obwohl dieser Fall schnell gelöst wird, ohne ein richtiges Ende zu haben, nimmt der Inspektor den Fall fünf Jahre später wieder auf, nachdem etwas Mysteriöses mit einer der Verwandten des Ermordeten passiert ist. Als er den Fall wieder aufnimmt, muss er feststellen, dass er es vielleicht mit Vampiren zu tun hatte, oder vielleicht auch nicht – hier wird die Wiederherstellung der Geschichte schwierig.
Im Gegensatz zu vielen seiner Artgenossen war der Film in den 1960er Jahren noch vollständig, doch die letzte und wahrscheinlich einzige Kopie wurde im Laufe der Jahre vernichtet. Von dem Film existieren nur noch sehr wenig, unter anderem paar Film-Stills (Einzelbilder, die während der Produktion gemacht wurden). Mithilfe dieser Bilder und anderer Elemente wie dem Drehbuch wurde viele Jahre später eine Rekonstruktion des Films erstellt, die nur wenig kürzer ist als das Original.
Warum existiert der Film “London after Midnight” nicht mehr?
Warum aber ist dieser Film und viele seiner Artgenossen aus der gleichen Zeit mittlerweile zu Lost Media geworden? Nun, die Gründe können verschieden sein: Zum einen war die Archivierung zu dieser Zeit deutlich schlechter. Man denke nur an eine Serie wie Doctor Who, bei der Episoden in der laufenden Produktion zerstört wurden. In früheren Zeiten von Hollywood-Filmen war das sicher anders, aber natürlich gab es auch hier ähnliche Fälle.
Weitere Gründe sind auch die bekannten Brände rund um viele Hollywood-Studios, die dabei viele der einzigen Kopien alter Filme zerstörten, denn zu dieser Zeit war es deutlich teurer, Archivkopien anzufertigen, und platzsparender, nur eine Kopie zu haben und diese einfach zentral aufzubewahren.
Darunter war auch der Film “London After Midnight”, der von vielen als der meistgesuchte Film aller Zeiten angesehen wird. Natürlich werden auch andere Filme aus dieser Zeit stark gesucht. Sei es eine Szene aus dem Originalfilm “Noah’s Arche” oder auch einem der früheren Cleopatra-Filme.
Warum ist der Film aber der heilige Gral für die Lost Media Szene? Was macht den Fall so besonders?
Das bringt uns aber zu der Frage: Warum ist ausgerechnet dieser Film der Heilige Gral? Denn eines muss man sagen: Auch wenn der Film heute einen gewissen Status genießt, so war er zu seiner Zeit zwar ein Kassenschlager, aber bei den Kritikern eher durchgefallen. Seine Kritiken waren also nicht wirklich blumig.
Trotzdem wurde der Film schnell zu einem der wichtigsten und meistgesuchten Filme, nicht nur, weil der Hauptdarsteller und der Regisseur dieses Films viel mit später prägenden Universal-Monsterfilmen zu tun hatten. Auch umgibt der Film ein gewisses Mysterium. Immerhin existieren nur noch wenige Film Stills, sowie Plakate.
Und auch die Umstände, wie dieser Film verloren ging, sind deutlich interessanter als bei manch anderen verlorenen Filmen. So hat der besagte Brand das Filmstudio MGM dazu veranlasst, auf ihre Filme in Zukunft mehr Acht zu geben und anzufangen, wirkliche Brandschutzmaßnahmen zu treffen für ihre Archive.
Wird London after Midnight je wieder auftauchen?
Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass dieser Film jemals wieder das Licht der Welt erblicken wird, so stehen die Chancen doch nicht so schlecht, wie man erst denken mag. Es könnte sein, dass eventuell eine Kopie aus anderen Ländern wieder auftaucht. Bis dahin kann man diesen Film in seiner besten Form als Rekonstruktion mit den Stills genießen, auch wenn es aufgrund des wenigen Materials kein typisches Kinoerlebnis ist.
Nicht selten dauert es einige Jahre oder Jahrzehnte, bis alte Bänder oder noch vorhandene, vorher verloren geglaubte Kopien, in irgendeinem Archiv oder häufiger in einer Garage oder auf einem Dachboden auftauchen. Auch ins Ausland versendete Kopien helfen dann oft, den gesamten Rest des Films zu rekonstruieren. Wann oder ob das bei London after Midnight je der Fall sein wird, bleibt jedoch abzuwarten.