Es sind Vorfälle wie dieser, für die manche Menschen die Bezeichnung Realsatire stets bereithalten. Dabei könnte man in diesem Fall viel eher von einer kreativen Idee sprechen, mit der der französische Präsident Emmanuel Macron die Wiederwahl im April für sich entscheiden will. Denn eine der Kampagnen besteht aus einem Minecraft-Server, dem jeder beitreten kann. Doch was steckt dahinter?
Die meisten Franzosen staunten nicht schlecht, als über die sozialen Netzwerke des Präsidenten plötzlich ein Minecraft-Server angekündigte wurde, auf den man ab jetzt beitreten kann. Dafür muss man sich lediglich über die Schnellwahl einloggen und schon ist man drauf. Ab hier muss lediglich noch ein Texture Pack installiert werden, damit verschiedene Designs und Texturen laden können – und man kann den Server erkunden.
Was sich auf Macrons Minecraft-Server findet
Auffällig sind dabei vor allem die zahlreichen Wahlplakate, die überall nahe dem hier nachgebauten Élysée-Palast hängen. Sie alle bewerben Macron mit dem Spruch “Macron avec vous”, der in deutscher Sprache etwa als “Macron für dich” übersetzt werden kann. Nachdem er vor wenigen Wochen angekündigt hatte, sich für eine zweite Amtszeit wieder zur Wahl zu stellen, nimmt der Wahlkampf nun langsam Fahrt auf. Aktiv beworben wird zum Beispiel eine Rede von ihm am 2. April.
Der Élysée-Palast ist jedoch nicht vollkommen gebaut worden, sondern nur eine kleine Version davon. Generell ist das Territorium, auf dem man sich bewegen kann, nicht besonders groß, dafür aber interessant und flächendeckend gestaltet. Wenn man sich zu weit vom Spawn (Punkt, an dem man sich nach dem Betreten des Servers befindet) entfernt, wird man an diesen zurückteleportiert, bzw. zurückgesetzt.
Neben den Bauwerken kann man zudem mit ein paar NPCs interagieren, die mit kurzen Sätzen antworten. Die Nutzung des Chats ist dabei deaktiviert und auch die eigenen Skins werden durch Server-eigene ersetzt, wahrscheinlich, um Missbrauch des Servers zu verhindern, damit bedenkliche Skin-Gestaltungen dort für keinen Ärger sorgen können.
Gespaltene Reaktionen auf die Idee für den Wahlkampf 2022
Während einige Nutzer in sozialen Medien oder Portalen die Idee als grundsätzlich gut bewerten, gibt es auch viel Kritik. Einige Personen werfen der Kampagne vor, dass es sich hierbei lediglich um Propaganda für den Wahlkampf handle – eine Erkenntnis, die jedoch bei einer Wahlkampfkampagne recht selbstverständlich sein dürfte. Natürlich wird hier aktiv Macron beworben, darum geht es ja.
Abseits davon wird aber Nutzern auf der ganzen Welt ein Angebot gemacht, sich den Server und die kleine, aber detailreich gebaute Stadt einmal genauer anzuschauen. Es ist damit eine Entwicklung, nicht nur jüngeren Wählern eine lustige Idee zu verkaufen, sondern auch international die französische Modernität in diesen Belangen und den eigenen Humor hervorzuheben.
Grundsätzlich kann man sich solche Angebote aber für die Zukunft auch in anderen Staaten, vielleicht sogar Deutschland, wünschen. Es beweist natürlich eine gewisse Eigenironie und ein Verständnis für neuere Trends, doch damit auch gleichzeitig den Mut, sich diesen neuen Dingen anzunehmen. Minecraft als Sandbox-Spiel, von dem die meisten Menschen schon einmal etwas gehört oder es sogar gespielt haben, bietet sich dafür natürlich am allerbesten an.
Und selbst, wenn man an Minecraft nicht interessiert ist, mag allein das Anschauen der Fotos vom Server eine ganz andere Art sein, in gewisser Weise auch Kunst zu erfahren und sich mit Politik zu beschäftigen. Am Ende bringt man so also auch ganz neue Leute, die bisher vielleicht eher weniger Interesse hatten, an die politischen Ereignisse heran und ein breiter Diskurs mit eventuell sogar neuen Sichtweisen hat der Politik schließlich noch nie geschadet.
Ein Kommentar
Definitiv absurd, aber an sich eine gute und kreative Idee.
Auch wenn es cursed ist sowas sich vorzustellen ein wenig, ich wundere mich, wer in Deutschland sowas für den Wahlkampf als Erstes je machen würde, zumindest was Ähnliches dieser Art