Comicschau

LTB Weihnachten 25


LTB Weihnachten 25 7

250 S., 7,99 €, EVT: 5.11.2019

VORWORT:

Das Cover ist schon mal recht gut gelungen – ich mag zwar Frecceros Micky nach wie vor nicht richtig, aber dass die Figur überhaupt mal aufs Cover darf, ist ja schon ein Grund zum Jubeln. Allerdings kann man fast von einer Mogelpackung sprechen, denn Micky kommt gerade mal auf 30 Seiten (also 12% des Buchs) vor!

Weiße Weihnacht auf der schwarzen Liste

Donald ist entsetzt, als seine Neffen in die Listen des Weihnachtsmanns (die Dieter Düsentrieb, Daniel Düsentriebs Neffe gehackt hat) schauen wollen. Noch entsetzter ist er aber selbst, als er selbst einen Blick in die Liste wirft. Denn mit einer solchen Bewertung bekommt er sicher keine Geschenke…

Puh, das ist genau die Art Geschichte, die ich nicht mag: Kindisch, überdreht (was auch mit an Fabio Pochets Zeichnungen liegt), mit logischen Kurzschlüssen und einer fragwürdigen Moral: Klar ist es wichtig, Reue zu zeigen, und jeder macht mal Fehler oder leistet sich einen Ausfall… aber was sollte dann die Motivation sein, sich überhaupt gut zu benehmen? Dass man an Weihnachten vom Weihnachtsmann Geschenke bekommt? Das finde ich nicht sonderlich überzeugend herausgearbeitet. Schwacher Auftakt.


Abenteuer Tiefsee: Mission Tiefseerettung

Deutlich besser diese Geschichte, auch wenn (wie schon bei LTB 523) die Lektüre von LTB Spezial 76 notwendig ist, um Käpt’n Schuhschnabl und das U-Boot “Kalmar” (diesmal stimmt der Name wieder) zu kennen (warum nutzt man dafür nicht wie früher manchmal eine Fußnote, um auf die Einführungsgeschichte zu verweisen?).

Das Problem: Ein Elf des Weihnachtsmanns hat aus Versehen den magischen Schlitten im Meer versenkt, und Dagobert soll helfen. Gut, wozu hat man ein U-Boot mitsamt Kapitän. Aber unter Wasser gestaltet sich die Bergung schwieriger als gedacht…

Ein bisschen arg viele fantastische Entdeckungen unter Wasser vielleicht, aber trotzdem eine schöne Geschichte von Sisto Nigro. Interessant: Auf S. 24 wird beinahe geflucht. Toll auch das Wort mit drei “e” – “Seeelf” 🙂

Roberto Vians Zeichnungen sind sicher außergewöhnlich, aber (wie immer) nicht so ganz mein Fall. Zu den Unterwasserszenen passen seine Schraffuren ganz gut, die eher zweidimensionalen Figurenzeichnungen zu Beginn gefallen mir aber weniger gut. Besonders den Weihnachtsmann habe ich schon in deutlich überzeugenderen Varianten gesehen, und dass Vian auf S. 29 gleich zwei Mal dessen Zwicker vergessen hat, macht es nicht besser.

Rollentausch an Weihnachten

Micky wacht am Nordpol auf. Im Schloss des Weihnachtsmanns. Umgeben von Wichteln. Was ist bloß passiert? Und wer ist der Kerl, der in Mickys Kleidung herumläuft, ohne dass jemand seinen weißen Bart bemerkt?

Manchmal reicht schon ein Blick auf die Künstlernamen, um die Highlights vorherzusagen… Tito Faraci hat gerade bei Weihnachtsgeschichten immer wieder seine Klasse gezeigt, und Lorenzo Pastrovicchio dürfte ja spätestens seit Darkenblot jedem ein Begriff sein. Seine Zeichnungen sind ohne Fehl und Tadel, und Faracis Geschichte ist wunderbar, auch wenn man die Grundidee so ähnlich schon mal in LTB Royal 4 gesehen hat. Aber alleine die herrlichen Gags (Eisbären, das Paket auf S. 60 oben!!) machen das Ganze zu einem kleinen Meisterwerk. Definitiv die beste Geschichte hier!

Der gestohlene Schneemann

Auch der sowieso allgegenwärtige Phantomias hat diesmal einen Auftritt… aber, keine Angst, einen ganz kleinen, feinen. Dussel ist in Tränen aufgelöst, weil sein Schneemann verschwunden ist. Im Verdacht hat er Donald, aber der (alias Phantomias) hat eine ganz andere Vermutung… Kann man gerne mal lesen.

Das schönste Geschenk

Gustav Gans trifft erst Panzerknacker und dann Weihnachtsmann. Letzterer schenkt ihm ein magisches Briefpapier, aber das funktioniert nicht wie erwartet. Als die Panzerknacker bei Gustav einbrechen, stehlen sie den Brief. Erst als die Ganoven im Gefängnis sitzen, merkt Gustav, wie wenig weihnachtlich er sich verhalten hat…


Gustav ist zu Beginn arg negativ charakterisiert – aber das muss so sein, damit er eine charakterliche Entwicklung durchmachen kann. Autor Riccardo Secchi hat bereits mehrfach gezeigt, dass er mit der Figur gut umgehen kann. Valerio Helds Zeichnungen setzen das gut um, auch wenn der Zeichner schon mal bessere Arbeit geliefert hat.

Verpackung ist alles

Gleich drei Mal ist Autor Riccardo Pesce vertreten – und mir gefällt keine der drei Geschichten von ihm. Schade, aber wahr. Zudem ist die Idee, leere, aber dafür schön aufgemachte Päckchen zu verschenken, von Matteo Venerus ein Jahr zuvor deutlich besser und sympathischer umgesetzt worden (“Das Geschenkproblem”). Hier müssen Donald und seine Neffen nach Packiwahn, um ein besonderes Geschenkpapier für ihren Onkel Dagobert abzuholen. Leider kommt Gustav (schon wieder der!) dazu und so wird daraus ein unfaires Wettrennen, bei dem Donald sein Leben aufs Spiel setzt, um am Ende dennoch dumm dazustehen. Aber es gibt ja noch die Wendung “deus ex machina”…

Man merkt’s: Die Geschichte sagt mir nicht zu. Auch Antonello Dalenas eigenartiger Zeichenstil lässt einiges zu wünschen übrig, wie ich finde.

Geschichten am Lagerfeuer: Vom Flug der Taubenfeder

Teil 1

Teil 2

Oma Duck erzählt der versammelten Sippschaft mal wieder eine märchenhafte Geschichte. Taubenfeder ist ein Indianermädchen, das nicht nur sehr leicht ist, sondern tatsächlich fliegen kann! Das bringt sie aber in Schnee und Eis in große Probleme. Da trifft sie Olaf, einen der letzten Angehörigen eines (Wikinger?-)Stamms, der in dieser unwirtlichen Umgebung lebt. Könnte alles schön sein, aber Taubenfeder kann in der Umgebung nicht dauerhaft überleben…

Eine typische Geschichte von Rodolfo Cimino, die allerdings ungewohnt stark zwischen Kitsch und Ernst pendelt. Vielleicht nicht die beste Lagerfeuer-Geschichte, aber schon recht gut. Emanuele Barisons Zeichnungen imitieren deutlich Cavazzano, haben aber nicht dessen Charme, und weisen auch technische Mängel auf (Daisy auf S. 148, 3. Panel).

Obwohl man offenbar davon abgerückt ist, die Serie im Rahmen von “LTB präsentiert” komplett zu drucken, ist der Wunsch nach den noch fehlenden Episoden nicht ungehört geblieben. Auch wenn der Serientitel vom recht generischen “Oma Duck erzählt…” zum originalgetreueren, allerdings auch etwas ungelenken “Geschichten am Lagerfeuer” geändert wurde… ganz pragmatisch gesehen kam die Geschichte aber wohl auch deswegen recht, weil in Italien nicht genügend neues Weihnachts-Material produziert wird, um ein ganzes LTB zu füllen. Insofern wird es in Zukunft wohl noch öfter solche alten Comics im Weihnachts-LTB geben, obwohl dieser mit Weihnachten eigentlich wenig zu tun hat.


Frohes Fest: Ausgesorgt

Eher fader Dussel-Einseiter.

Das Schloss in den Wolken

Teil 1

Teil 2

Eine weitere Ausgrabung präsentieren uns die Disney-Archäologen hier, immerhin zwei Jahre jünger als die Cimino-Geschichte: Minnie und Pluto landen beim titelgebenden Schloss in den Wolken, und müssen dort den Geist der Weihnacht retten.

Durchaus fantasievolles Fantasy-Abenteuer, dem man zwar anmerkt, dass es für eine junge weibliche Leserschaft produziert wurde (die Farben!), das aber darunter nicht allzu sehr leidet. Es gibt mehrere richtig gute Szenen, spontan würde ich besonders die zum Leben erweckte (ausgesprochen hässliche) Statue als Highlight herausheben. Auch lustige Gags wie die Leuchter Air gibt es. Zeichner Giorgio Di Vita hat hier auch an der Story mitgearbeitet, seine klassischen und lebendigen Zeichnungen sorgen für hohen Lesegenuss.

Auf S. 222 sind, glaube ich, zwei Sprechblasen vertauscht.

Geist der Weihnacht: Harte Wahrheit

Ein mehr als befremdlicher Einseiter mit falsch eingesetzten Figuren. Immerhin, Faccinis Zeichnungen waren 1998 noch deutlich flüssiger als heute, aber trotzdem…

Ein Schlot in der Not

Und zum Schluss noch mal Riccardo Pesce, wieder im Verbund mit dem merkwürdig zeichnenden Antonello Dalena: Hier dreht sich alles um den Kamin. Der von Donald ist verstopft, wie soll der Weihnachtsmann also ins Haus kommen? Beim Versuch, das Problem selbst zu lösen, produziert Donald nur noch viel mehr Probleme.

Frustrierende Geschichte, die durch das plötzliche gute Ende auch nicht wirklich besser wird, weil es von der Storylogik her nicht passt. Das Geprotze mit der Größe des Kamins finde ich auch befremdlich. Den Spruch “Saugt wie ein Saurier” hat Übersetzer Peter Daibenzeiher schon mal in einer deutlich besseren Geschichte verwendet, nämlich “Der versunkene Schatz”.

FAZIT:


Nachdem das 24. Weihnachts-LTB beinahe rundum gelungen war, hat es Band 25 erwartungsgemäß schwer. Ohne Highlights ist aber auch der diesjährige Band zum Fest nicht. Lesenswert finde ich vor allem “Abenteuer Tiefsee”, beide Mauscomics und die Lagerfeuer-Geschichte. Der Phantomias-Vierseiter ist auch noch ganz nett. Das ergibt insgesamt immerhin mehr als die Hälfte des Buchs, an Band 24 kommt es aber nicht ran.

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Spectaculus

Ich lese Comics, seit ich denken kann - oder vielleicht sogar noch länger.
Ansonsten bin ich ein großer Musikfan und mache mir ständig Gedanken über alles und jeden.

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