8,99โฌ
ย
ย
Das Dorf der Kรผrbisse (Teil 1 + 2)
Ungewรถhnlich: LTB Halloween 8 beginnt mit einer Mausgeschichte. Und die hat es gleich in sich:
Micky und Minnie landen im Dorf Kรถrbitzen. In dem kleinen Kaff dreht sich alles um Kรผrbisse. Und es scheint etwas Schreckliches geschehen zu sein, denn ein Bewohner ist spurlos verschwunden. Micky will dem natรผrlich nachgehen, Minnie ist strikt dagegen. Aber am Ende braucht es beide, um das dรผstere Geheimnis aufzudeckenโฆ
Der Comic von Pietro Zemelo hat alles, was eine gute Gruselgeschichte ausmacht: Ein etwas seltsamer Schauplatz; ein Mysterium; Menschen, die Stein um Bein beschwรถren, dass in ihrem Ort nie etwas passiert.
Bemerkenswert ist, dass das Mysterium am Ende gar nicht vollstรคndig aufgeklรคrt wird. Das stรถrt mich aber nicht so sehr; kritisieren wรผrde ich eher eine teilweise ins Unsympathische kippende Minnie und die Zeichnungen von Davide Cesarello, die zwar in den entscheidenden Szenen viel Grusel transportieren, an anderen Stellen aber โunfertigโ wirken.
Horrorlektion an Halloween
(Nachdruck aus LTB 317, ursprรผnglicher Titel: โHorrorflug an Halloweenโ)
Donald erschrickt gar heftig an Daniel Dรผsentriebs Tรผr. Aber das ist noch nichts dagegen, was er danach mit seinem Modellflugzeug erleben wird.
Warum der Titel geรคndert werden musste, erschlieรt sich mir nicht. Davon abgesehen ist es ein lohnender Nachdruck, war die Geschichte (bzw. das ganze LTB 317) doch zum Zeitpunkt der Erstverรถffentlichung ein kleiner Lichtblick im damals doch ansonsten eher traurigen Einerlei des LTBs. Tempo, Gags, absurde Handlung โ alles passt. Nur der Schlussgag ist ein wenig fad. Aber der ist schon das Einzige, was an der Geschichte nicht lustig ist.
Im Kino mit Dussel: Wahrhaftig Furcht einflรถรend
Seltsamer Einseiter, wozu auch die unproportierten Zeichnungen von Roberta Migheli beitragen.
Eine geistreiche Lรถsung
Donald soll ein Schloss von einem Vampir befreien und ist davon wenig begeistert.
Die Pointe ist ganz nett, aber mehr als fรผnf Seiten gibt das Ganze auch nicht her.
Villa Wiedergang
Die Serie โTopolino chรซ risateโ hat nie einen deutschen Titel bekommen, mittlerweile sind aber fast alle Episoden auf Deutsch erschienen. Allen gemein ist, dass sie alte Disney-Trickfilme neu interpretieren; in diesem Fall war es der Streifen โLonesome Ghostsโ (Einsame Geister) von 1937, und das ist insofern interessant, als dass der auch die Gottfredson-Geschichte โDas Haus der sieben Gespensterโ beeinflusst hat (mehr dazu รผbrigens in der kommenden Bertel-Express-Ausgabe).
Die Geschichte folgt weitgehend der Handlung des Cartoons (Spoilergefahr im Duckipedia-Link oben), nur der Anlass fรผr das Auftauchen der Geisterjรคger ist interessant variiert โ mehr soll an dieser Stelle auch noch nicht verraten werden. Fรผr Zeichner Claudio Sciarrone war es einer der ersten regulรคren Disney-Comics, die er in seinem markanten modernen digitalen Stil erstellt hat (erste Experimente mit digitalen Zeichnungen hat er schon mehrere Jahre zuvor angestellt, zwischen 2004 und 2011 erschienen aber kaum โnormaleโ Disneycomics von ihm), aber verglichen mit einigen spรคteren Werken hat er hier die Figuren glรผcklicherweise nicht allzu sehr entstellt, sodass man sich an den Bildern freuen kann.
Donalds Ducksta-Storys: Schrecklich schรถne Kรผrbisse
Donald will unbedingt bei einem Kรผrbisschnitzwettbewerb gewinnen, aber hat sowohl mit den streichfreudigen Neffen als auch mit dem aufdringlichen Vetter (Dussel) seine liebe Mรผheโฆ
Wieder Pietro Zemelo, der diesmal aber wirkt, als ob er mit angezogener Handbremse geschrieben habe. Der Zehnseiter hinterlรคsst nicht wirklich einen nachhaltigen Eindruck. Und das Konzept โDucksta-Storysโ hรคtte man sich auch sparen kรถnnen.
Hotel Albtraum
Anders diese Geschichte von Marco Nucci, mit der ich aber auch nicht komplett zufrieden bin. Es beginnt mit einem Albtraum, in dem Tick vor einem Monster aus einem Film zu fliehen versucht, und das Rennen verliert โ dann wacht er auf. Dieter Dรผsentrieb (dessen vorige Geschichten von Nucci bis auf โIm Falle des Brotesโ aus LTB 559 รผbrigens alle noch nicht auf Deutsch verรถffentlicht wurden) kann da aushelfen: Er hat eine Maschine konstruiert, die Gestalten aus Albtrรคumen in eine Truhe sperrt. Nur blรถd, wenn es sich bei der Figur um Thorror, den Tรผrmer handelt โ der aus jedem Gefรคngnis ausbrechen kannโฆ
Das Spiel mit den Ebenen ist nicht ganz neu, aber dennoch รผberraschend, und sorgt dann am Ende auch dafรผr, dass der Leser verwirrt zurรผckbleibt (und ein passendes Musikstรผck findet sich in diesem Blogeintrag meiner Wenigkeit!). Ist das groรe Kunst? Oder eher haarstrรคubend? Letzteres wรผrde ich auf jeden Fall รผber Stefano Intinis wirre Zeichnungen sagen, die mir den Lesegenuss eher verleiden.
Das Fรคhnlein McFiesel
Das Fรคhnlein Fieselschweif hรคtte gerne eine Spende von Dagobert Duck, der bietet stattdessen Arbeit an: Eine alte schottische Burg, die er in die Entenhausener Gegend verpflanzt hat, wieder auf Hochglanz polieren. Nachts treffen die Fieselschweiflinge dann die Geister eines alten schottischen Fรคhnleins, die seit Jahrhunderten in der Burg gefangen sindโฆ
Die Geschichte lรคsst sich relativ gut lesen, aber sie leidet unter einigen Problemen. โEs รถffnet sich ein Zeitfensterโ โ einfach mal eben so. Warum die Geister immer noch Kinder sind, lรคsst sich hรถchstens durch einen Tabubruch erklรคren. Und dann noch der dรคmliche Schluss, bei dem Dagobert Duck kein bisschen von seiner sentimentalen Ader zeigt. Und auch mit den immer etwas verquirlten Zeichnungen des frรผhen Freccero werde ich nicht so recht warm.
Der singende Bandit
(Nachdruck aus LTB 365)
Goofy besucht mit seinem Banjo ein Wildwest-Dorf namens Hillbilli, um bei einem Country-/Bluegrass-Festival mitzumachen. Micky ist als treuer Freund natรผrlich mit dabei, und sein detektivischer Spรผrsinn ist auch gefragt, als die beiden nachts von einer gespenstischen Szene aufgeweckt werden. Tatsรคchlich scheint es hier zu spuken. Aber Micky hat da so seine Zweifel.
Was mir damals bereits aufgefallen war: Gerade im Vergleich zu den vorherrschenden Egmont-Mauscomics sind die Figuren hier allesamt menschlich und sympathisch. Und diese Wertung ist immer noch zutreffend (selbst Bob Bullreit kommt nicht allzu negativ rรผber). Andererseits sorgt das dafรผr, dass kein wirklicher Konflikt auftritt, und die Geschichte daher zu zahm ist, um wirklich im Gedรคchtnis zu bleiben.
Beim โalten Petโ handelt es sich um eine hรผbsche Hommage an den damaligen Chefredakteur des LTBs (der auch immer noch tatkrรคftig mitmischt, wenn auch jetzt als freier Mitarbeiter) โ nicht die erste und nicht die letzte. O-Ton Peter Hรถpfner zum Auftreten in LTB 364: โden Lieberpet-Hรถpfner habe ich (und ihr) vรถllig รผberraschend den lieben Kollegen Daibenzeiher und Saalbach zu verdanken, die mich da spontan hereingeschummelt haben.โ ๐
Der Geist in der Schublade
Minnie ersteht einen alten Sekretรคr, trifft dann Klarabella, damit sie gemeinsam einen netten Abend mit einer Freundin namens Sylvie Sittlich verbringen, deren Verlag wohl vor dem Aus steht. Dann tauchen merkwรผrdige Seiten auf dem alten Mรถbel auf, und als Klarabella bei Minnie รผbernachten muss, traut sie ihren Augen nicht, was sie da sieht!
Fรผr ein paar kurze Momente hat die Geschichte etwas Unheimliches, aber das hรคlt nicht allzu lange vor. Trotzdem ist sie ganz nett zu lesen, weil die Idee originell und unverbraucht ist. โMich ereilte das Schicksalโ spielt natรผrlich wieder auf das Tabuthema Tod an, allerdings hat es den Protagonisten hier zumindest im hรถheren Alter erwischt.
Der letzte Schrei
Donald soll eine Ikone des Horrorfilms auf einem Kreuzfahrtschiff bespaรen und gerรคt dabei an seine mentalen Grenzenโฆ
Faccini, wie ich ihn nicht mag. Die ganze Geschichte ist skurril und anstrengend, ohne auch nur fรผr einen Moment lustig zu sein. Aaargh!
Dunkle Geschรคfte
(Nachdruck aus LTB 355)
Ein merkwรผrdiger Wissenschaftler/Alchemist namens Graf Schattenstein fรผhrt Experimente durch und gelangt dadurch in Besitz der Fรคhigkeit, รผber Schatten zu verfรผgen, wie er will.
Jetzt kommtโs dicke: Ein Nachdruck, der bei Erstverรถffentlichung fast durchgรคngig Dresche als grottenschlecht bekommen hat, siehe Duckipedia und Lustige-Taschenbuecher.de (wo die eher seltene Wertung โschlechtโ durch die Abstimmung zustande kam). Comicforum-Rezensent Silly Symphony und Carsten von LTB-Online haben diese Geschichte sogar als die mรถglicherweise schlechteste LTB-Geschichte oder zumindest Duck-Geschichte im LTB aller Zeiten bezeichnet (und noch drastischere Meinungsรคuรerungen im verlinkten Comicforum-Thread รก la โOffenbar halten die Herren Hรถpfner und Co. ihre Leser inzwischen fรผr so geistig beschrรคnkt, dass man ihnen den letzten Dreck vorsetzen kann, ohne dass es jemand merktโ haben dann sogar beim ansonsten lieben Pet fรผr Unmut gesorgt). So weit wรผrde ich nicht gehen (schlechter als die Egmont-Geschichten von Spectrum Associates oder den Shaws ist sie sicher nicht), aber es handelt sich definitiv nicht um eine Sternstunde in Rodolfo Ciminos Werk und warum ausgerechnet diese Geschichte nachgedruckt werden musste, verstehe ich nicht. (รbrigens war die Geschichte damals ein Bonus nur fรผr die deutschsprachigen Leser, die in den dรคnischen, finnischen, niederlรคndischen, norwegischen, polnischen und schwedischen Pendants zum LTB nicht zu finden ist! Fรผr Norwegen und Schweden, wo das LTB Halloween ebenfalls erscheint, ist es also eine Erstverรถffentlichung.)
Obwohl die Geschichte รผber dreiรig Seiten hat, wirkt sie merkwรผrdig zusammengestoppelt. Der kleine Handlungsstrang zu Beginn rund um den Knoblauch wirkt schon mal รผberflรผssig. Einer der seltsamsten und รคrgerlichsten Momente ist die Schlรคgerei mit dem Cousin des Bรผrgermeisters. Was soll das? Es trรคgt absolut nichts zur Geschichte bei, auรer Wut und Gewalt darzustellen. Die riesige Fliege ist zwar schรถn unheimlich; was diese genau tut, wird aber nicht richtig geklรคrt. Das Ende ist erstens viel zu abrupt und wie der Graf letztlich besiegt wird, kann Cimino (in Form des Professors Luminosus) nicht erklรคren.
Auch die Zeichnungen von Giampaolo Soldati wirken etwas inkonsistent.
Der nachtaktive Onkel
(Nachdruck aus LTB 211)
Donald bekommt die Nachricht, er habe von einem unbekannten Verwandten ein Schloss geerbt! Aber der Weg dahin gestaltet sich beschwerlicher als erwartet, und das ist nicht die einzige bรถse รberraschungโฆ
An dieser Stelle mรผsste ich eigentlich eine Widmung an den kรผrzlich verstorbenen Autor Francois Corteggiani schreiben. Leider vereint diese Geschichte aber alles, was ich an diesem Autor nicht mag: Ein hanebรผchener Plot mit grausigem Schlussgag, unglaublich unfreundliche Figuren und ein โHumorโ, der praktisch nur aus brutalen Gags besteht. Trauriger Hรถhepunkt: Ein Autofahrer fรคhrt absichtlich einen Fuรgรคnger an und bekommt dafรผr keinerlei Bestrafung, wรคhrend sein Opfer mit einem Ganzkรถrperverband im Krankenhaus landet. Schlechter geht es gar nicht! Donald ist hier, genauso wie in der gleichnamigen Geschichte, nicht mehr als ein Prรผgelknabe โ ein Sandsack, der von allen (auรer seinen Neffen) misshandelt wird. Und genau wie bei jenem Comic kann auch hier Giorgio Cavazzano nicht mehr viel retten. Wie man Donald in schwierige Lagen bringen kann, ohne ihm vรถllig die Wรผrde zu nehmen, zeigt gerade in diesem Band โHorrorlektion an Halloweenโ.
Bei allem Gerede um Zensur: Geschichten wie diese kรถnnen mir echt gestohlen bleiben. Und ja, Corteggiani hat auch gute Geschichten geschrieben, aber diese hier ist leider symptomatisch fรผr groรe Teile seines Werks. Sie sticht sogar negativ hervor: Die Geschichte ist fรผr den mickrigen Inhalt eindeutig zu lang, und die Pointe wird ziemlich nachlรคssig weggeworfen, obwohl sie Potenzial fรผr einen besseren Schlussgag gehabt hรคtte.
Fazit:
Leider muss man sagen, dass der Band sein Pulver frรผh verschieรt. Die eindeutig unheimlichste Geschichte steht gleich am Anfang von LTB Halloween 8 (mit den Castys in den Ausgaben der vorigen Jahre kann sie aber nicht ganz mithalten), und der beste Nachdruck ist zwischen die beiden Teile eingequetscht. Die restlichen Geschichten sind hauptsรคchlich Klamauk/Trash mit nur wenigen wirklich gruseligen Momenten. Bleibt zu hoffen, dass die Auswahl nรคchstes Mal besser ist. Dass zum ersten Mal Nachdrucke enthalten sind โ gleich vier Stรผck davon โ ist wenig erfreulich. Vielleicht kann man ja die Serie von Marco Nucci um Lord Hatequack hier unterbringen, das wรคren (momentan) schon mal รผber siebzig Seiten.