Mit seinem neuesten Werk “Wish” feiert Walt Disney Animation das 100-jährige Bestehen der Disney Company und damit einer eigens erschaffenen Welt aus Figuren, Prinzessinnen und Magie. Genau dort will Wish ansetzen und sich intensiver mit der Materie von Träumen beschäftigen. Walt Disney ist schließlich für sein Zitat über Träume bekannt.
Alle Träume können wahr werden, wenn wir den Mut haben, ihnen zu folgen.
Walt Disney
Damit ist Wish eine große Rolle angedacht worden, als man beschloss, diesen Traumfokus in den Film zu integrieren. Immerhin schon 2018 startete die Produktion des Films, der dann im Frühjahr 2022 angekündigt wurde. Disney, die seit einigen Monaten in der Krise stecken, hätten mit Wish noch einmal zeigen können, was in ihnen steckt.
Die Betonung liegt jedoch auf hätte, denn Wish bleibt insgesamt hinter seinen Erwartungen zurück. Sowohl finanziell, als auch künstlerisch.
Nicht schlecht, aber auch nicht gut – Wish Kritik
Grundsätzlich: Die Idee von Wish ist gut und hätte tatsächlich Potenzial gehabt, doch man hat den Eindruck, es fehlt trotzdem etwas. Gerade ein Film, der die Magie Disneys einfangen möchte und das Traumthema aufgreift, stolpert dann doch mit erstaunlich wenig Magie und Träumerei über die Leinwand. Auch fehlt die typische Heldenreise, an die der Hauptcharakter des Films, Asha, hätte wachsen können.
Darum geht’s: Im Königreich Rosa hat die 17-jährige Asha die Hoffnung, Lehrling von König Magnifico zu werden. Daraus wird allerdings nichts, als sie herausfindet, dass dieser viele Träume, die die Einwohner zu ihrem 18. Geburtstag abgeben, unter Verschluss hält. Eigentlich sollen sie erfüllt werden, doch Magnifico sieht oft ganz ohne Grund eine Bedrohung darin. Und wer die Träume abgibt, kann sich nicht einmal mehr daran erinnern, geschweige denn sie selbst verwirklichen. Ein Stern soll ihr helfen, die Welt wieder ins Gleichgewicht zu bringen und die Träume zu befreien – doch Magnifico gibt sich nicht so leicht geschlagen.
Was Disney Wish gut macht und was weniger
Der leicht verwaschene Artstyle ist bei Disney mittlerweile nicht mehr neu, eine wirkliche Verbesserung ist er jedoch immer noch nicht. Auch sonst erscheint die Optik öfters ausgestanzt und raumlos, was dem Film teilweise in seinen Bildern eine gewisse Leere verpasst. Außer ein paar Wäldern des Königreich Rosas und der Burg bekommt man im Film auch eher weniger atemberaubende Atmosphären gezeigt.
Generell kann man während des Anschauens mehrfach den Eindruck haben, nicht nur die Optik, sondern auch das Drehbuch sei KI-generiert gewesen. Denn viele Stellen fühlen sich repetitiv an, man kennt sie schon in einer ähnlichen Form aus anderen Disney-Filmen und ein ganz neues Konzept bringen sie längst nicht mehr auf. Das ist schade, weil genau das der Film hätte anders vermitteln können.
Was man auf jeden Fall feststellen kann, ist, dass der Film doch besser ist, als ihn die meisten nach dem Kinostart Mitte November in den USA, behauptet haben. Wish ist keine Katastrophe oder etwas, wovon man nur abraten könnte. Aber der Film schafft es auch nicht Kinder und Erwachsene gleichermaßen zu begeistern, sondern macht von Anfang an klar, wer wohl der Böse sein wird und wer die Guten.
Wish ist nicht so schlecht, wie ihn viele machen wollten
In der Tat kann man mittlerweile den Eindruck haben, es gäbe eine ganze Fraktion an Kritikern, die eigentlich jedem Disney-Film attestieren, schlecht zu sein, einfach weil man Disney schlecht findet. Wish ist allerdings kein schlechter Film, soweit würde ich keinesfalls gehen.
Die Geschichte ist in sich geschlossen, eine Fortsetzung wohl unwahrscheinlich und einige der Songs sind schon in Ordnung. Auch wenn man mittlerweile den Eindruck hat, die Songs werden absichtlich schlecht ausbalanciert und man bekommt entweder drei hintereinander oder ewig keinen, wenn es einen brauchen würde.
Wish mag ein wenig generisch daherkommen, aber an den grundsätzlichen Disney-Gedanken fängt er immer noch ein – wenn auch nicht ansatzweise auf dem Level wie noch vor einigen Jahren oder Jahrzehnten. Andererseits muss man auch sagen, dass Wish auch kein Film über “Machtmissbrauch” ist, wie die andere Seite der Kritiker es sehen mag.
Ein Film zum Vergessen, nicht zum Träumen
Besonders schlimm wirkt aber der Werbespot, der für Wish-Spielsets wirbt, der noch vor dem eigentlichen Film lief. Eine derartige Vermarktung ist quasi dazu verdammt, über ihre eigenen Füße zu stolpern und zeigt, dass man zuungunsten der Kreativität lieber Produkte als Träume verkauft.
Es spricht zwar nichts gegen Merch oder Produkte zu einem Film, aber wer sich im Vorfeld bereits so sicher ist, dass er die Werbung dafür schon vor dem eigentlichen Film laufen lässt, muss damit ja auf die Nase fallen. Ein Film sollte für sich stehen, nicht dafür, um später noch etwas dazu zu verkaufen.
Und so hinterlässt Disney mit Wish zwar einen soliden Film, aber nicht genug, um ihn zu einem Disney-Meistwerk zu machen. Dafür ist der Film, der Magie und Träume ergründen möchte, doch nicht magisch und zu wenig träumerisch genug. Es reicht nicht, die Träume der Bewohner zu befreien, man muss sie eben doch auch wahr werden lassen.
2 Kommentare
Disneys Abstieg begann schon, als sie anfingen, nur noch seelenlose CGI “Märchen” zu drehen. Der Letzte, “Encanto” war eine absolute Bruchlandung für mich. “Wish” hab ich mir erst gar nicht mehr angeschaut. Es lohnt einfach nicht mehr.
König der Löwen, Pocahontas, Arielle, Hercules, Aladin, dies alles waren noch Filme mit Herz und Leidenschaft. Und vor allem, waren sie richtig gezeichnet. Das transportiert viel mehr Wärme. Gänzlich begräbt Disney gerade sein Erbe mit den Realverfilmungen ihrer einstigen Klassiker.
Ihnen gelingt kaum noch ein guter Märchenfilm. Maleficent und Aladin waren noch ganz gut, aber…
König der Löwen – Katastrophe
Arielle – Mega Katastrophe
Die Schöne und das Biest 2017 – Langweilig
Da war die Verfilmung von 2014 mit Vincent Cassel deutlich opulenter, in sich schlüssiger und schauspielerisch viel tiefgründiger.
Es ist traurig, daß Disney es kaum noch hin bekommt gute Filme zu produzieren, die auch in Erinnerung bleiben. Weder Animationsfilme, noch Realverfilmungen.
Würde einiges geben, wenn Disney wieder mal einen echten Zeichentrickfilm machen würde, wie damals.
Pixar hat aber dasselbe Problem. Ihre Animationsfilme sind zur seelenlosen, unlustigen Zeitverschwendung verkommen.
Echt traurig…
Die Frage ist, ob man noch die Kurve bekommt. Ein heißer Anwärter ist aktuell Illumination, die von den Minions kommen, aber bereits mit ihrem ersten Film “Ich einfach Unverbesserlich” gut vorgelegt haben. Die letzten Filme waren eigentlich alle durchgehend überzeugend. Man darf gespannt sein, wie das mit dem morgen erscheinenden Film “Raus aus dem Teich” sein wird.