Nachdem vor Kurzem bekannt wurde, dass es bei Twitch ein großes Datenleck gab, bei dem etliche Daten auf 4Chan veröffentlicht worden waren, von einem Snapshot der Seite mit Quellcode, Nutzerdaten und unter anderem auch dem Einkommen der Streamer auf der Plattform. Eine Liste mit den 500 größten Einkommen wurde indes separat von Dritten, also nicht den Hackern selbst, veröffentlicht, theoretisch ist aber jeder Streamer dabei.
Für Verwunderung sorgte bei wenigen Personen dann aber, dass diese Liste vor allem durch Männer dominiert ist, während Frauen kaum darin auftreten. Erst auf Position 39 tritt so Pokimane auf. Die Streamerin Baso schrieb dazu, dass dies zeigen würde, dass Frauen nicht „SO VIEL Geld“ verdienen würde und es auch nicht „SO leicht“ hätten, wie ihrer Aussage nach offenbar oft getan würde.
Unter dem Tweet findet sich vor allem Zustimmung, dass es wirklich ein Problem auf Twitch wäre, dass Frauen so benachteiligt sind und kaum große Gehälter aufweisen würden. Demnach sei Twitch noch immer Männer-dominiert und diese würden dort auch das meiste Geld verdienen. Auch die Streamerin Shurjoka sprach von einer ähnlich unfairen Situation für Frauen und kreidete an, dass einige es bei Männern „feiern“ würden, wenn viel Geld verdient würde und bei Frauen würden diese Personen „jammern“.
Gegenwind nach dem Twitch Leak und der Diskussion von Chefstrobel
Der Streamer Chefstrobel hingegen positionierte sich später ausdrücklich gegen dieses Statement und bezog sich auch sehr direkt darauf, jedoch ohne Namen zu nennen. Sein Punkt ist hierbei vor allem, dass hier jeder den Vertrag selbst machen müsse und der Vergleich allein deshalb schon hinke.
Auch äußert er sich in den Worten „ich hab mir den tweet durchgelesen + die kommentare. lang nicht mehr so viel Nonsense gelesen“ in einem weiteren Tweet. Und nicht nur das spricht gegen diese Behauptung.
Andere Einkommensarten werden komplett ignoriert
Denn das einzige, was durch den Twitch Leak bekannt geworden ist, ist, was die Streamer auf Twitch durch die Subfunktion, Gifts, Bits oder Werbung bekommen haben. Oftmals gibt es jedoch auch noch Spendenseiten, auf denen Nutzer etwas dazu beitragen können – es gibt hierzu keine Daten, viele vermuten jedoch, dass Frauen hier wesentlich mehr Geld gespendet bekommen.
Hinzu kommen noch Dienste wie OnlyFans, die einige Frauen auf Twitch bewerben, während Subs dort eher irrelevant sind und es quasi nur um die Accounts auf anderen Seiten geht, wo dann auch das Geld hereinkommt – und zwar wesentlich mehr als das, was die großen Streamer im Zeitraum von 2019 bis 2021 verdient haben. Der Twitch Leak zeigt eben nur die Daten, die auch wirklich von Twitch erfasst werden.
Der Twitch Leak kann also einiges, aber keinen wirklichen Pay Gap bei Frauen im Livestreaming-Sektor nachweisen, da hierzu die Datenlage einfach viel zu schlecht ist und man nur eine einzige Einkommensquelle berücksichtigt hat. Denn Daten von YouTube, Placements, Spenden, Merch usw. sind alle gar nicht aufgelistet – ob Frauen jetzt mehr oder weniger verdienen, kann man also schlussendlich gar nicht wissen. Wer sich auf die Daten beruft, muss dann auch einsehen, dass hierbei nicht genug vorhanden ist, um wirklich einen Trend festmachen zu können.