Comicschau
ltb chrime

LTB Crime 11


Das DoppelDuck-Cover ist schick, wenn auch in keinem direkten inhaltlichen Zusammenhang zu den enthaltenen Geschichten.

 

Das Totem des Wassers (EV)

Ein Knaller zu Beginn: Donald und Dussel ersteigern aus Versehen einen Koffer. Der enthält einen merkwürdigen Käfig mit einem kleinen Wal darin. Die beiden werden von einem Indianerhäuptling angesprochen, der erklärt, dass es sich dabei um das Totem handelt, das sein Stamm dringend benötigt. Donald ist skeptisch, doch nach einem nächtlichen Einbruch bei Dussel, wird klar, wie begehrt der Wal tatsächlich ist. Es beginnt eine fantastische Reise ins Stammesgebiet der Secados in New Mexico. Und der Gegner heißt John Pump und ist richtig gefährlich…

Wow!! Francesco Artibani gehört ja sowieso zu meinen Lieblingsautoren, aber diesmal hat er wirklich einen Hammer von einem Plot geschrieben. Drama, Gags, Ãœbersinnliches: alles vorhanden. Die Geschichte wirkt klassisch und modern zugleich, Dussel kommt erstaunlich konstruktiv rüber, und auch ansonsten stimmt hier einfach alles. Silvio Camboni wiederum ist der perfekte Zeichner für das Szenario, seine detailreichen und dennoch komischen Bilder passen wie die Faust aufs Auge. (Camboni, der Artibani im Bertel-Express als guten Freund bezeichnete, hat immer mal wieder Skripte des umtriebigen Autoren umsetzen dürfen – “Die Welt ist klein”, “Die dreizehnte Etage” oder die Weihnachtsgeschichte mit Gundels Familie “Die süßeste Hexe der Welt” stechen dabei hervor.)


 

Agent DoppelDuck (5): Rasanter Einsatz

(Nachdruck aus LTB 394)

DoppelDuck ist wieder im Einsatz. Dabei soll er, getarnt als Orchestermusiker, heimlich auf den ehemaligen Direktor der Agentur Felino Feloni aufpassen. Doch es stellt sich heraus, dass in der Mailänder Scala noch ganz andere seltsame Dinge laufen. Und was haben die mit einem Satelliten und der Wahl in Kalmanien zu tun?

Die erste “One-Shot”-Geschichte des DoppelDuck-Universums gehört zu den Kleinoden der Reihe. Der Plot ist dicht und aufregend geschrieben, dazu sehr einfallsreich. Als Zeichner war erstmals Giorgio Cavazzano verantwortlich, der (zusammen mit der fantastischen Kolorierung von Max Monteduro) sehr gute Arbeit ablieferte, die allerdings vergrößert nicht unbedingt besser aussehen.


Interessant sind die subtilen politischen Anspielungen, die Fausto Vitaliano hier untergebracht hat und die, wenn auch nicht so explizit wie in “Planet T”, offenbar andeuten, dass ein Land auch dann gut regiert werden kann, wenn der Mann (ja, es ist in den meisten Fällen ein Mann, warum auch immer) an der Spitze über lange Zeiträume derselbe bleibt. Ich weiß nicht, ob ich da ganz mitgehen will, auch wenn es natürlich auf den Einzelfall ankommt.

 

Kommissar de Mauss: Das Maß aller Meter (EV)

Der Urmeter wird gestohlen. Mick de Mauss’ alter Feind Matou verlangt immenses Lösegeld dafür…

Zwar die kriminellste “Kommissar de Mauss”-Folge seit Langem, aber inhaltlich eher dünn. Die vielen Gags rund um Maße und das Abmessen zünden nicht so richtig und die Lösegeldübergabe läuft irgendwie tranig ab. Immerhin, Marco Palazzis Zeichnungen sind gut.


 

Ein unliebsamer Einsatz (EV)

Ein Issel/Steinbeiß-Einseiter mit einer Pointe, die man so schon von “Mission DoppelDuck” kennt.

 

Gemeiner Mundraub (EV)

Franz Gans soll das Abendessen vorbereiten für das Wiedersehen von Dorette Duck und ihrem lange nicht mehr gesehenen Freund Adam Apfel. Den haben allerdings die Panzerknacker auf dem Kieker. Und die haben noch was, nämlich ihren Hund Achtmalacht dabei. Man ahnt es: Das kann nicht gut ausgehen…

Fraglos die klamaukigste Geschichte, und Franz gegen Achtmalacht gab es schon mal im Rahmen der G.A.G. (siehe Band 2).Allerdings ist Franz hier um ein Vielfaches sympathischer als in der G.A.G.-Reihe. Roberta Mighelis Zeichnungen sind zwar teilweise etwas ungelenk, aber eigentlich doch auch ganz nett. Gab schon schlimmere Lückenfüller in der Crime-Reihe.


 

Dezernat für Vermisstenfälle (1, 4 + 5)

1: Entführung in der U-Bahn

(Nachdruck aus LTB 408)

Theo Triller, der Neffe von Polizeichef Theobald Triller, wurde in der U-Bahn entführt. Die Aufklärung soll das neu gegründete Vermisstendezernat übernehmen, bestehend aus den Inspektoren Issel und Steinbeiß, sowie der frisch gebackenen Polizeischulabgängerin Fiona Fuchs. Trotz Reibereien spielt sich das Team schnell ein. Allerdings ist der Fall verzwickt, und die Ermittlungen nehmen einige verschlungene Pfade…


Klassiker! Nachdem Tito Faraci (Erfinder von Steinbeiß) in den 1990ern die Entenhausener Polizei zu einer eigenständigen Welt ausgebaut hatte, die auch ohne Micky klarkommt, setzte Giorgio Salati 2008 den beiden Inspektoren das “Nesthäkchen” Fiona an die Seite. Dadurch sind die Polizisten gewissermaßen gezwungen, gute Arbeit zu leisten. Der Fall ist dazu wasserdicht konstruiert und von Francesco D’Ippolito zeichnerisch auch recht gut umgesetzt.

Auch wenn Salati wohl schon damals an eine Serie dachte, dauerte es viele Jahre, bis Fiona Fuchs erneut auftreten durfte. Die zweite und dritte Folge der Serie finden sich in LTB 512 * und 515, wurden hier also nicht nachgedruckt.

Interessant finde ich die Änderungen gegenüber dem Erstabdruck: In der ursprünglichen Ãœbersetzung wird sich viel mehr gesiezt. Jetzt duzen sich Issel, Steinbeiß und Fiona Fuchs, allerdings wurde die Änderung an einer Stelle vergessen, sodass Fiona plötzlich fragt “Ist das etwa Ihre Freundin”. Auch wenn die Änderung insgesamt durchaus positiv ist, lenkt sie mal wieder die Aufmerksamkeit darauf, dass weder Issel noch Steinbeiß einen deutschen Vornamen haben.


Nicht geändert wurden dagegen die Kolorierungsfehler auf S. 126 (graue Augen / Hände).

 

4: Schwer verdächtig (EV)

Neuer Fall für das Vermisstendezernat: Ein LKW-Fahrer namens Fred Fröhlich verschwindet. An Bord hatte er sehr wertvolle Designermöbel. Der Fahrer war vorbestraft, aber er ist nicht der einzige Verdächtige. Und so teilt man sich auf: Kommissar Hunter und Inspektor Issel befragen die relevanten Personen, während Inspektor Steinbeiß und Fiona Fuchs den Spuren nachgehen. (Das wird ab einer bestimmten Stelle übrigens großartig in einer Art “Split-Screen-Verfahren” inszeniert.)

Der Kriminalfall ist sehr gut konstruiert, auch wenn man als erfahrener Leser schon recht schnell auf der richtigen Spur sein kann. Eher schwach finde ich dafür die Zeichnungen von Francesco D’Ippolito.


Witzig: Die Namen der Polizeihunde. Fragwürdig: Das Verhalten von Theobald Triller. Schön (sowohl bei dieser als auch der nächsten Geschichte): Die vielen Running Gags, die eine Kontinuität herstellen.

 

5: Hinter der Maske (EV)

Teil 1

Teil 2

Kommissar Hunter wurde entführt! Issel, Steinbeiß und Fiona Fuchs bekommen aber eine klare Ansage vom Polizeichef: Diese Geschichte ist Chefsache! Das ruft schnell Misstrauen hervor. Hat Triller womöglich etwas zu verbergen? Und was hat es mit der Maske auf sich, die der Entführer als Gegenleistung verlangt?

Wow! Die Serie endet (vorläufig?) mit einem Knaller. Die zweiteilige Folge hat alles, was ein guter “Tatort” haben muss: Interne Querelen, Geheimnisse aus der Vergangenheit, ein schwieriger Entführungsfall, verklausulierte Hinweise. So können Disney-Krimis also sein. Auch Francesco D’Ippolitos Zeichnungen haben, verglichen mit der vorigen Folge, deutlich an Qualität hinzugewonnen. (Hat er vielleicht den Wechsel von Papier und Tinte zum digitalen Zeichnen vollzogen? Anders kann ich mir diesen starken, auch stilistischen, Unterschied eigentlich nicht erklären.)


 

Agent DoppelDuck (6): Souvenir aus Paris

(Nachdruck aus LTB 396)

Der zweite DoppelDuck-One-Shot. Nach Mailand ist das Reiseziel diesmal Paris. Dort soll Donald einen Zugriffscode bekommen, der gestohlen wurde und hinter dem auch die Organisation her ist. Ebenfalls mit im Spiel: Kay-K, die offenbar erneut die Seiten gewechselt hat (was übrigens nie wirklich erklärt wird). Als Donald Daisy nicht mehr im Hotel antrifft, wird es dramatisch und Donalds Leben steht auf dem Spiel.

Ja doch, ganz gut, aber Marco Boscos DD-Storys verlieren einfach im direkten Vergleich mit denen von Vitaliano. Hier beginnt auch der “horizontale” Plot, der sich durch die nächsten DoppelDuck-Episoden ziehen wird, dabei aber irgendwann immer mehr abflacht, bis er am Ende einfach außer Acht gelassen wird. Auf der Habenseite sind dagegen die fantastischen und liebevollen Zeichnungen von Vitale Mangiatordi, die von der Vergrößerung fraglos noch profitieren.


Da das LTB Crime 2021 nicht weiter fortgesetzt wird, steht wohl nur noch der Nachdruck von “Agent ohne Angst” an. Ob die folgenden Storys, beginnend mit dem nächsten Vierteiler, noch irgendwo anders nachgedruckt werden, steht momentan wohl in den Sternen.

 

Duck’scher Nachrichtendienst: Angriff der Magma (EV)

Der DND, das weibliche Pendant zum DGD, ist gefragt. Dagobert Duck sieht sich der Konkurrenz eines “Mister Gamma” ausgesetzt, der irgendwie Maulwürfe bei allen wichtigen Geschäftsleuten untergebracht hat. Die einzige Spur führt zur “Magma”, der Organisation für Mitarbeiter, Assistenten, Gehilfen, Mietarbeiter und Aushilfskräfte. Fräulein Rührig geht der Spur nach, allerdings meldet sie sich dann nicht mehr. Zeit für Daisy und Klara Kluck, einzugreifen…

Ja doch, ganz nette Geschichte. An einigen Stellen finde ich sie etwas “kindisch”, aber an sich ist der Plot zumindest nicht schon hundertmal dagewesen, und Lorenzo Pastrovicchios Zeichnungen geben dem Ganzen das “gewisse Extra”.


(Ãœbrigens kann ich mich nicht so recht mit dem Namen Klara Kluck anfreunden. Ich kenne die Figur als Henriette Huhn…)

 

Aus Mangel an Beweisen (EV)

Kater Karlo und Schnauz versuchen, Touristen zu spielen. Ist aber nicht so einfach, wenn man gerade einen Raub begangen hat und überall Spitzel vermutet. In ihrer Not lassen sich die beiden auf Ferdi Flott und Hauke ein, die ein besseres Versteck anzubieten haben.

Mir ist die Geschichte zu durchschaubar. Trotzdem ganz in Ordnung.


 

Fazit:

Das Maus-Universum ist erneut stark vertreten, allerdings diesmal komplett ohne Micky Maus (lediglich sein Vorfahre aus Paris kommt kurz zum Zug). Das macht aber nicht so viel, denn mit den beiden noch fehlenden Fiona-Fuchs-Geschichten gibt es zwei Comics, die wie geschaffen für die Crime-Reihe sind (auch wenn es ärgerlich ist, dass hier mal wieder eine Serie in der Hauptreihe angefangen und dann in einer Nebenreihe beendet wurde). Erwähnenswert ist dann noch die hervorragende Eröffnung von Artibani und Camboni. Davon abgesehen gibt es drei gute Nachdrucke, der Rest fällt dann qualitativ ab, wenn auch nicht weiter als ins Mittelmaß.

★★★★


Avatar-Foto

Spectaculus

Ich lese Comics, seit ich denken kann - oder vielleicht sogar noch länger.
Ansonsten bin ich ein großer Musikfan und mache mir ständig Gedanken über alles und jeden.

comicschau abo-750x
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

0 Comments
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen

Anzeige

Anzeige

Uns unterstützen

Wenn dir ein Inhalt bei uns gefallen hat oder du generell Freude an unserem Angebot hast, kannst du uns gern unterstützen. Indem du über diesen Link einkaufst, kannst du uns einfach bei deinem nächsten Einkauf bei Amazon unterstützen (wir erhalten eine Provision, du bezahlst nicht mehr als sonst).

Alternativ kannst du auch eine Mitgliedschaft abschließen, wie das geht, ist hier erklärt.

Anzeige