Das von der italienischen “Disney Noir”-Reihe übernommene Cover ist sehr schick und man fragt sich unwillkürlich, wieso die ersten sechs Bände nicht schon so aussehen konnten.
Kommissar de Mauss: Das Geheimnis der alten Villa (EV)
Mick de Mauss ist nervös: Urlaub und Ruhe ist etwas, das er gar nicht abkann. Goofotte lädt ihn ein zur Villa Goofstein, die einst seinem Ururonkel Grandgoof gehörte und mittlerweile etwas verfallen ist. Dort fängt Goofotte an, diverse Arbeiten buchstäblich im Schlaf (!!) zu erledigen, während sich de Mauss mit Goofottes cleverem Neffen Jilbert daran macht, das Rätsel von Grandgoof zu lösen.
Ähnlich wie letztes Mal gibt es auch diesmal bei Kommissar de Mauss keine echte Kriminalgeschichte, aber eine unterhaltsame Schatzsuche, die mit einigen lehrreichen Details aufwarten kann, während Goofotte wie so oft für die Lacher sorgt. Mit Alfons (hier als Gilbert bzw. Jilbert) belebt eine weitere Figur die Serie.
Es gibt wahrscheinlich technisch bessere Zeichner als Alessandro Perina, aber keinen, der so sympathisch zeichnet. Die Gesichtsausdrücke sind einfach so liebenswürdig, gerne auch herrlich verspult. Insgesamt ein sehr ansprechender Start ins achte Crime.
Der falsche Satz (EV)
Ironisch-witziger Einseiter mit Kater Karlo. Lustig auch: Der Hund im Polizeiauto. 🙂
Missy Mauspels Kriminalfälle: Der Klippen-Krimi (EV)
Teil 1
Ein echter Krimi! Minnie besucht ihre Tante Missy Mauspel in ihrer Pension am Meer. Dort geschieht schon bald ein Verbrechen: Die junge Selina von Seiwehr wird niedergeschlagen und wäre beinahe ertrunken, wenn Minnie sie nicht zufällig gefunden hätte. Als dringend tatverdächtig gilt ihr ebenso junger Ehemann Lukas Lauser. Immerhin stammt sie aus vermögendem Haus und er ist mittellos. Aber reicht das als Tatmotiv? Und welche Rolle spielen die anderen Gäste?
So blöd sich der Name “Missy Mauspel” als Parodie von “Miss Marple” anhört, das italienische Original “Miss Torple” ist kaum besser.
Hier wurde übrigens wohl ein Titelschriftzug vergessen: Auf S. 29 steht nur “Missy Mauspels Kriminalfälle”, erst beim zweiten Teil steht auch noch “Der Klippen-Krimi: Teil 2”. Dabei wäre auf S. 30 tatsächlich noch Platz gewesen.
Die Hürden der Halunken: Familienalbum (EV)
Noch ein Einseiter. Falls es hier eine Pointe gibt, verstehe ich sie nicht. Ist es die Tatsache, dass die Fotos alle von den Behörden gemacht wurden? Nicht zu viel drüber nachdenken. Weiter im Text.
Die Entdecker der Zukunft (EV)
Micky nutzt die Zeitmaschine, um dem Rätsel einer Nachricht nachzugehen, die aus der Vergangenheit in die Gegenwart gesendet wurde. Micky landet bei einem Pionier der Antimaterieforschung, Professor Arno Andersen, der bei seiner Forschung an der sogenannten Omegatronkanone auch eine Art Zeitfenster geschaffen hat. Da er sich der Gefährlichkeit seiner Erfindung bewusst ist, soll Micky dafür sorgen, dass diese sicher ist. Micky ist aber selbst nicht sicher und gerät gleich drei Mal in brenzlige Situationen.
Hervorragende Geschichte mit vielen Facetten und Anspielungen. Dass Micky für die Reise ins Jahr 1932 in sein altes Outfit schlüpft, erinnert nicht nur an “Im Strudel der Zeit”, sondern wird von Francesco Artibani auch für einige Kaschperl-Witze genutzt. Harr harr. Gleichzeitig ist es natürlich auch eine Hommage an den klassischen Gottfredson-Micky, aber nicht nur: Die Szene mit der Kanone hat doch auch etwas von Kater Karlo in der vierten Dimension (Scarpa).
Wunderbar ausdrucksstarke Szenen wie auf S. 74 kennzeichnen die Geschichte, Corrado Mastantuonos Zeichnungen sind hervorragend und ebenso wunderbar koloriert. Und dann der zweite Epilog schnüff
Etwas verwirrend ist allerdings der erste Epilog, da die Erklärungen bezüglich der Identität des Bösewichts mich absolut nicht zufriedenstellen. Wie kam er in die Vergangenheit und was ist nun mit ihm geschehen? Diese Szene wirkt fast etwas hilflos, als habe Artibani nicht ganz gewusst, wie er das wieder auflösen will. Entweder das oder ich verstehe es einfach nicht.
Trotzdem: Ein riesiges Highlight und schon fast alleine den Kauf des Buchs wert!!
Missy Mauspels Kriminalfälle: Der Klippen-Krimi (EV)
Teil 2
Sowohl Minnie als auch ihre Tante sind skeptisch, was den angeblichen Tathergang angeht. Aber was könnte stattdessen passiert sein?
Giorgio Pezzin steht für Qualität, und das gilt auch hier. Das Flair eines klassischen Krimis ist hier deutlich spürbar (offenbar lehnt sich die Geschichte auch tatsächlich an eine tatsächliche von Agatha Christie an), das Verbrechen ist nicht weichgespült. Zwei Dinge werden allerdings am Ende nicht geklärt: Das Telegramm und die Rolle von Tina Tiprecht bei alledem. Hat sie den Urlaub tatsächlich gewonnen oder war das auch ein Trick des Schurken? Er lenkt ja an einer Stelle den Verdacht auf sie, ohne dass ganz klar wird, wieso.
Neben dem manchmal etwas umständlichen Erzählstil sind Gino Espositos Zeichnungen eindeutig der Schwachpunkt. Teilweise wirken die Posen von Giovan Battista Carpi kopiert, insgesamt ist der Zeichenstil nicht sonderlich ansehnlich. Je mehr “Minni”-Comics ich lese, desto mehr frage ich mich, ob die italienischen Redakteure der Meinung waren, dass man Mädchen auch mit qualitativ schwachen Zeichnungen abspeisen kann. (Wobei es natürlich auch löbliche Ausnahmen gibt wie z.B. “Ein beharrlicher Verehrer” aus LTB 492, Zeichnungen von keinem geringeren als Giorgio Cavazzano!)
Warum Kommissar David aussieht wie Inspektor Steinbeiß, will mir auch nicht so ganz einleuchten.
Trotzdem eine schöne Geschichte, für die sich das LTB Crime mal wieder gelohnt hat (allenfalls ins LTB Sommer hätte sie auch gepasst, aber da stehen die koproduzierenden Länder wohl wieder im Weg). Ärgerlich diesmal allerdings die Aufteilung im Buch: Ich hätte gerne auf den Cliffhanger verzichtet. Diesmal stört es wirklich, dass die beiden Teile nicht am Stück gedruckt wurden.
Agent DoppelDuck (2): Die Liste
(Nachdruck aus LTB 385)
Diesmal stimmt der Titel… denn Donald bekommt nach seiner Einführung in die Agentur seinen ersten echten Auftrag als Geheimagent. Auftrag: Einen Computer zurückholen, der der Agentur gestohlen wurde. Oder so. Der Bankier Joe Feldmann ist nämlich auch nicht so blöd und bringt die Agenten ganz schön in Bedrängnis. Aber auch privat gerät Donald in die Bredouille.
Leider kann Autor Marco Bosco nicht wirklich mit Fausto Vitaliano mithalten. Die Geschichte ist zu geradlinig, ohne große Überraschungen, und mit deutlich weniger Gags (der mit Gustav und Daisy sitzt aber!) und fast gar keinem Wortwitz. Starke Szenen finden sich dennoch in “Die Liste”.
Vitale Mangiatordis Zeichnungen sind hervorragend und für mich sogar noch eine ganze Ecke besser als die von Andrea Freccero – zusammen mit der wunderschönen Kolorierung von Max Monteduro ein visueller Leckerbissen. Das gilt natürlich ganz besonders für Kay-K 😉
Dennoch bin ich weiterhin vom Konzept der DoppelDuck-Nachdrucke in dieser Form nicht überzeugt. Im nächsten Band wird es spannend zu sehen, ob die Übersetzung noch korrigiert wurde, denn dort heißt der Böse Joe Feldmann plötzlich Farlo Feldmann… aber nachdem man es ja auch im Ultimate Phantomias nicht geschafft hat, dass Graf Durchblick in beiden Comics als Graf Durchblick bezeichnet wird, sind meine Hoffnungen da nicht allzu hoch.
Spezialagent Franz Gans: Das Gewicht der Pflicht (EV)
Franz Gans schmeißt seinen Job bei der G.A.G. hin und ist von nun an kein Agent im Dienst des guten Geschmacks mehr. Das wäre ja eigentlich ein Dienst für den guten Geschmack, denn dann müssten wir keine Geschichten mehr wie diese lesen.
Ehrlich: Alleine dass (und wie) Franz ins Gefängnis kommt, ist schon hanebüchener Blödsinn. Als dann der Plan des Schurken enthüllt wurde, Nudeln aus Schuhsohlen herzustellen… war es endgültig aus. Da kann nicht mal Alessandro Perina, immerhin einer meiner Lieblingszeichner, mehr viel retten. Was für ein Krampf!
Ein Fall für Micky: Rosemaries Töchter
Micky wird von einer verwirrten jungen Frau aufgesucht, die ihr Gedächtnis verloren hat. Gleichzeitig ist der Rocksänger Peter Salbei (?!) völlig aufgelöst, denn bei einem Überfall wurde seine Tochter von einem Gangsterpärchen (etwas blöd als “Ronnie und Maid” bezeichnet) entführt.
Mickys Nachforschungen laufen zunächst ins Leere, allerdings scheint der Fall brisant zu sein, denn kurz darauf erhält Micky weiteren Besuch. Er gerät mit einem brutalen Schlägertypen aneinander und wird von einer weiteren Frau bestochen. Erst langsam klären sich die Zusammenhänge, und im Zentrum des Ganzen steht ein ominöser Klub namens “Rosemaries Töchter”…
Insgesamt erneut eine ziemlich gute Geschichte, die von ihrem komplexen Aufbau lebt. Ganz besonders lobenswert hier die Anwesenheit von Minnie, Inspektor Issel und Kommissar Hunter, die den Plot alle sehr schön erden und einige nette Interaktionen mit Micky (der auch selbst hier recht sympathisch rüberkommt) haben. Vielleicht die bisher beste EFFM-Folge im Crime.
Einige Dinge stören mich aber eher. Da wäre die Geheimniskrämerei des Klubs, der am Ende dann doch ganz harmlos zu sein scheint… aber warum muss man sich dann auf dem Friedhof treffen? Na, um den Leser zu schocken! Was für eine Frage. Ja, das passt sehr gut in eine Noir-Serie. Nein, das passt nicht so gut ins LTB. Aber an der Szene stört mich noch viel mehr, dass die Klubmitglieder alle entgeistert davonlaufen, als sie Mickys Klientin sehen. Ist das eine nachvollziehbare Reaktion? Nein!
Auch komisch finde ich die Tätowierung. Die ist da ja permanent, auch wenn frau mit dem Klub gar nichts mehr zu tun hat…! Interessant: Miriam ist ein gutes Beispiel für den Satz “Einbildung ist auch eine Bildung”. Zwar ist ihre Aussage für die Lösung des Falls wichtig, aber das Verhältnis von zwei Figuren hat sie völlig falsch interpretiert. Lustig: Professor Grabewohl, der wie ein Maulwurf aussieht.
Toll ist die moderne Neukolorierung. Xavis Zeichnungen sind fraglos anspruchsvoller und ansprechender (Details!) als seine späteren Kaschperl-Kurzhosendesaster, haben aber auch hier schon eine gewisse Neigung zur Hässlichkeit, was manche Nebenfiguren angeht. Trotzdem: Der Qualitätsabfall in späteren Jahren ist umso schlimmer, wenn man sieht, wie sehr er sich hier noch ins Zeug gelegt hat…
Eine heiße Spur (EV)
Herziger Micky/Pluto-Einseiter. Und wie immer bei Alessandro Perina supersympathisch gezeichnet. 🙂
Detektive haben keine Ferien (EV)
Hubert Bogart und Dussel verbringen ihre Ferien in den Bergen. Dann entdeckt Bogart ein verdächtiges Subjekt im Hotel…
Lino Gorleros ulkige Zeichnungen bringen zwar etwas Farbe in die Geschichte, aber die Handlung ist leider von A bis Z vorhersehbar und noch nicht mal besonders witzig. Schnell weiterblättern.
Zu allem entschlossen!
(Nachdruck aus LTB 454)
Opa Knack ist sauer: Seine Enkel sind zu tief gesunken. Nur noch Mini-Delikte (geklaute Kaugummiautomaten und Parkuhren), und generell ist es um den Ruf der einst so gefürchteten Panzerknackerbande nicht allzu gut bestellt. Dass soll sich ändern.
Szenenwechsel: Dagobert Duck ist so unleidlich, dass er erst Donald und dann auch noch Baptist verprellt. Nicht gut, denn die Panzerknacker haben mittlerweile einen Plan: Dagobert Duck kidnappen und nur gegen Lösegeld wieder freilassen. Wenn es kein Lösegeld gibt, ist es mit ihm aller Voraussicht nach aus. Dagobert stellt aber auf stur. Nun soll es Klaas Klever an den Kragen gehen… Donald verspürt trotz allem noch eine Loyalität zu seinem Onkel und kommt, um ihn zu retten.
Einprägsame Geschichte von Fausto Vitaliano. Beim Wiederlesen sind mir leider einige (Logik-) Lücken aufgefallen. Beispiel: Wie können sich Dagobert Duck und Klaas Klever von ihren Fesseln befreien? Wieso ist Baptist bei der Befreiungsaktion nicht dabei, obwohl sowohl er als auch Donald vorher “wir” sagen? Wieso ist der Weg für Dagobert und Klever nicht frei, für Donald aber schon? Und wieso sieht man gar nicht, wie die Panzerknacker festgenommen werden?
Positiv aber die grimmige Entschlossenheit der allzu oft zu Witzfiguren verkommenen Panzerknacker, die erschreckende Heuchelei von Klaas Klever und seinem Gehilfen Anwantzer, und die angesichts der recht ernsten Geschichte umso wirkungsvolleren herrlichen Dialoge (der Kurzauftritt von Sergei Schlamassi und Sprüche wie “Seien Sie froh, dass die Ziege nackt ist und nicht Sie!”). Corrado Mastantuonos Zeichnungen sind souverän und ausdrucksstark.
Wieder zu allem entschlossen! (EV)
Bereits am Ende der vorigen Geschichte wurde eine Fortsetzung angedeutet, die hiermit nun auch auf Deutsch vorliegt. Wie angekündigt entführen die Panzerknacker diesmal nicht Dagobert, sondern seinen Neffen, um Lösegeld zu erpressen. Allerdings hat sich Donald gerade mit seinem Onkel überworfen und der erklärt öffentlich, nicht zahlen zu wollen. Die Sache sieht nicht gut für Donald aus. Bei den Panzerknackern hängt aber auch der Haussegen schief, und jemand scheint das für sich ausnutzen zu wollen…
Gute Fortsetzung mit leicht variiertem Strickmuster, das Ende entschärft die Geschichte allerdings deutlich. Donald Soffrittis Zeichnungen sind nicht so stark wie die von Mastantuono, gehen aber bis auf einige Panels (z.B. das zweite auf S. 296) in Ordnung. Insgesamt aber schwächer als “Zu allem entschlossen!”.
Fazit:
Das Maus-Universum nimmt mit ungefähr 180 Seiten deutlich mehr als die Hälfte des Buchs ein, und steht dabei in jeder Form (Mick de Mauss, Minnie, EFFM, Zeitmaschine) für Qualität und Abwechslung. Zusammen mit der kurz zuvor erschienenen Maus-Edition (und dem bald erscheinenden Premium 26) ein Fest für Freunde von Micky & Co.! Leider stehen dem aber auch zwei schlechte Comics (G.A.G. und Bogart/Dussel) gegenüber, was aber angesichts der Gesamtqualität nicht so sehr ins Gewicht fällt.
Insgesamt gehört Band 8 zu den bisher besten der Crime-Reihe. Wenn Band 9 neben Castys 90-seitigem Meisterwerk “Il marea dei secoli” (Pflichtkauf!!!!!!!!!!!!) noch weitere gute Comics enthält, könnte der nächste Band diesem aber auch ebenbürtig sein.
★★★★½