Derzeit läuft mit „Oppenheimer“ der nächste große Film von Christopher Nolan in den Kinos an, der bereits am ersten Wochenende erfolgreich die Kinokassen füllen konnte und sich aktuell oft zusammen mit dem am gleichen Tag erschienen Barbie-Film angeschaut wird.
Doch nachdem sich viele das dreistündige Biopic angeschaut hatten, stand vor allem eine Frage im Raum: Was ist mit Japan, genauer gesagt mit Hiroshima und Nagasaki? Warum gab es keine Szene, die diese beiden asiatischen Städte zeigte? Diese Frage wollen wir euch in diesem Artikel beantworten.
Oppenheimer: Um was geht es im Kinofilm?
Doch zunächst zur Frage, worum es in dem Film Oppenheimer überhaupt geht. Wie der Titel schon verrät, geht es um den titelgebenden Oppenheimer, der ein Wissenschaftler auf dem Gebiet der Quantenphysik ist und einer der wichtigsten Wissenschaftler des sogenannten „Manhattan-Projekts“ war.
Der Film will in drei Stunden einige der wichtigsten Beziehungen, Gespräche und Projekte von Robert Oppenheimers aufzeigen. Es gibt aber auch Szenen, in denen Oppenheimer gar nicht vorkommt, die meisten davon sind Prozessaufnahmen und schwarz-weiß. Trotzdem tragen diese maßgeblich dazu bei, Oppenheimer besser einschätzen zu können und eine andere Seite von ihm zu sehen.
Dass der Film derzeit so erfolgreich ist, liegt nicht nur daran, dass Nolan ein Regisseur mit einem echten Markennamen ist, wie zum Beispiel auch Quentin Tarantino., sondern auch wegen des sogenannten „Barbenheimer“ Memes, mehr dazu hier. Das dürfte aber nicht der Hauptgrund für den Erfolg sein, denn von vielen wird der Film schon jetzt als Meisterwerk geführt.
Die Kontroverse: Keine Szene, die den Horror in Japan zeigt – „Oppenheimer“ lässt Hiroshima und Nagasaki aus
Auch wenn man es nicht glauben mag, gibt es schon die erste kleine Kontroverse zum Film. Doch worum geht es genau? Viele kritisieren, dass der Film keine Szenen zeigt, die in Japan spielen, genauer gesagt, die Schrecken der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki aufzeigen würden.
Obwohl Japan im Film natürlich nicht unerwähnt bleibt, gibt es in den drei Stunden des Films keine genaue Szene, weder von dem Angriff, noch von den Folgen, die daraus entstanden sind. Dies wurde bereits von vielen auf Twitter kritisiert, vor allem die Länge des Films wurde dort häufiger miterwähnt, da dies viele verwundert hatte.
Wieso der Oppenheimer Film Hiroshima und Nagasaki womöglich auslässt
Aber gibt es eine Erklärung dafür, warum es keine Szenen gibt, die uns das zerstörte Hiroshima oder Nagasaki zeigen? Nun, eine konkrete Antwort von Regisseur Christopher Nolan gab es nicht, aber es gibt bereits erste Spekulationen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr nah an die Wahrheit kommen dürften. Viele davon gehen dabei von einem Interview aus, in welchem Nolan zustimmt, dass Oppenheimer in gewissem Sinne ein Horrorfilm ist, aber anders als ein typischer Horrorfilm kein klassisches Monster hat.
Das Monster oder der Horror im Film ist das, was die Menschen, die an diesem gigantischen Projekt beteiligt sind, geschaffen haben: Die Atombombe. Eine Waffe, die eine ganze Bevölkerung auslöschen kann. Damit greift Nolan Ängste auf, die vor allem in den 80er Jahren in Zeiten des Kalten Krieges mehr als präsent waren, nämlich die vor der Bedrohung eines Atomkrieges und der atomaren Zerbombung der Welt.
„Manche Leute verlassen den Film absolut am Boden zerstört (…) Sie können nicht sprechen. Ich meine, es gibt ein Element der Angst, das in der Geschichte und in der Untermauerung vorhanden ist. Aber die Liebe zu den Charakteren, die Liebe zu den Beziehungen, ist so stark wie nie zuvor.“
-Christopher Nolan über Oppenheimer, Quelle: NME
Aber jetzt zu den Spekulationen: Hierbei gibt es auch mehrere Möglichkeiten, die schon angesprochen wurden. Zum einen, da es sich um einen biografischen Film handelt, denn es könnte immerhin so gewesen sein, dass der alleinige Fokus auf Oppenheimers Sichtweise und auch auf seinem Leben lag. Und Robert J. Oppenheimer hat faktisch nie in seinem Leben mit einer japanischen Person darüber gesprochen, wie die Explosionen sich angefühlt haben müssen. Und dabei war er auch nicht, er hat erst 16 Stunden nach der Bombardierung überhaupt davon erfahren.
Dabei vermuten auch viele, dass Oppenheimer, zumindest laut Nolan’s Film, nicht so sehr über die Folgen dieser Angriffe nachgedacht haben könnte. Das würde natürlich den Horror, von dem Nolan im Interview spricht, noch einmal unterstreichen. Zwar sieht man in wenigen Szenen, wie er sich selbst im Kopf den Einschlag einer solchen Bombe ausmalt, aber am Ende hat er die Ziele immer noch selbst mit ausgesucht – da wusste er schon um die Schlagkraft und wohl auch über Folgen danach Bescheid.
Aber am Ende des Tages ist es natürlich eine sehr schwierige Diskussion, schließlich geht es um Geschichte, die vor allem eines ist: grausam. Es ist klar, dass es keine richtige Antwort auf diesen Diskurs gibt, inwiefern oder ob man die Bombe hätte zeigen sollen.
Aber eines zeigt dieser Diskurs sehr gut: Die Menschen setzen sich mit der Geschichte, die der Film einem präsentiert, auseinander. Ob man dabei nur über die Gründe oder Erklärungen spekuliert, warum solche Szenen im Film nicht zu sehen waren oder ob man den Film auf dieser Basis kritisiert, bleibt am Ende jedem selbst überlassen. Es ist wohl aber auf jeden Fall eine bewusste Entscheidung gewesen, dass es keine Szenen dazu gegeben hat.