Der Begriff „German Brainrot“ ist in den vergangenen Monaten zu einer Art Synonym für einen Teil der deutschen Netzkultur geworden, die schon seit Jahren existiert, nun aber ihre große Bühne gefunden hat und mittlerweile auch international rezipiert wird.
Anlässlich des Phänomens hat sich auch einer der Kulturkritiker der ZEIT mit dem Phänomen beschäftigt und ein paar seiner Gedanken in einem Video dazu abgegeben.
Kulturkritiker beschäftigt sich mit „German Brainrot“
Als „German Brainrot“ bezeichnet man vor allem deutschsprachige Brainrot-Videos, die sich durch Animationen und teilweise stumpfe Witze und Wortspiele auszeichnen. Einer der ersten Creators, der für solche Videos bekannt wurde, ist Gauzi, der berühmteste der Szene ist der Creator Schnecke123, der jedoch nur eine handvoll Videos hochgeladen hat – die dafür viele Millionen Aufrufe auf TikTok erzielen konnten.
Der ZEIT-Feuilletonist Ijoma Mangold hat sich einige dieser Videos angeschaut. Vom horizontal rotierenden Fisch bis hin zum bekannten Schlafparalyse-Edit mit der Taube kommentiert er in dem rund 8-minütigen Video die Trends und betont Deutschlands Vorreiterschaft diesbezüglich. Am interessantesten ist dabei wohl seine Einschätzung, gerade die schlichteren Videos könnte man auch dem Dadaismus zuordnen.
German Brainrot ist netzkulturell aber tatsächlich nicht das einzige Feld, das in Deutschland besonders gut aufgestellt ist oder war. Im Feld der Parodien, genauer gesagt der YouTube Kacke, hatte Deutschland international ebenfalls bereits früh den vielleicht sogar besten Stand – während Japaner vor allem im YTPMV, also YouTube Kacke-Song-Themengebiet brillieren konnten.
German Brainrot zeigt deutsche Internetkunst so gut wie seit der YouTube Kacke nicht mehr
In den vergangenen Jahren, vor allem mit dem Wechsel der Hauptplattform für Memes und Humor weg von YouTube hin zu TikTok und Instagram Reels (und damit auch von Langformaten zu Kurzformaten) haben jedoch auch die YouTube Kacke-Videos an ihrer alten Reichweite und Kontinuität verloren. Viele, große Kanäle sind mittlerweile fast vollkommen inaktiv geworden, nur noch wenige publizieren regelmäßig. Von den Anfängen bis zu den Hochzeiten um 2018 und 2019 herum (vor allem aber auch durch einzelne Reaction-YouTuber, besonders Unge) ist nicht mehr viel geblieben.
Entsprechend wichtig ist es aber, diese Künste auch zu betonen – wie es eben Unge seinerzeit gemacht hat. Denn ohne die Aufmerksamkeit auf diese Themengebiete verliert man doch schnell den Blick davon, wenngleich die Qualität der deutschsprachigen Brainrot-Videos im Vergleich beachtlich ist.