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LTB Sonderedition 2018 - Mickys Memoiren 3 9

LTB Sonderedition 2018 – Mickys Memoiren 3


Cover von Band 3 der Sonderedition
Mickys Memoiren: Meine Helfer und ich

300 S., 8 €

Kanal 3000 (EV)

Wahrscheinlich die am sehnsüchtigsten erwartete EV in der gesamten Sonderedition (warum? Sie ist von Casty – geschrieben UND gezeichnet!). Außerdem stammt die Geschichte aus dem 3000. Topolino, welches einige interessante Geschichten enthielt, die im Übrigen alle mit der Zahl 3000 zu tun haben. Einige wie z.B. “Der Schrecken der Meere” oder “Die Jagd auf Nummer 503” (hier wurde die Zahl angepasst) haben wir bereits auf Deutsch lesen dürfen.

Es geht mit der Vorbereitung auf eine Feier los, dabei sind Pluto, Minnie, Rudi, Klarabella und Kommissar Hunter alle bei Micky zu Hause. Der etwas übereifrige Postbote bringt ein Geschenk von Gamma vorbei: Ein Riesenfernseher mit 3000 Kanälen. Allerdings scheint das Gerät nicht ordnungsgemäß zu funktionieren, und die Bedienungsanleitung ist unentzifferbar. Am nächsten Tag ist alles anders: Goofy, Patrizia, Inspektor Issel und einige andere scheinen nicht mehr zu existieren, dafür ist Entenhausen mit lauter Figuren bevölkert, die alle wie der Postbote aussehen…


Casty-Qualität und schön unheimlich, mithin auch zur Halloweenzeit nicht ganz falsch (aber auch der Humor kommt nicht zu kurz, siehe das geniale Bild auf Seite 27 unten). Wenn man sich in Castys Werk allerdings gut auskennt, entdeckt man viele bereits bekannte Elemente, so z.B. aus “Hokuspokus Verschwindibus”, “Ein Kieks kommt selten alleine” und auch “Gefangen in der Dimension der Schatten”. Zudem stört mich Gammas Rolle ein wenig; sehr fahrlässig, so zu handeln und das Leben seiner Freunde aufs Spiel zu setzen. Insofern wahrscheinlich nicht die essentiellste Casty-Geschichte, aber immer noch sehr gut und natürlich auch toll gezeichnet.

Ein intergalaktischer Zwischenfall

Hier haben wir eine von Paolo Ongaro gezeichnete Geschichte – damit ist das ein Comic, der zumindest an Cavazzanos Hochphase erinnert, weil Ongaro Cavazzano eben recht stark kopiert hat. Man nimmt schon, was man kriegen kann… Die Geschichte stammt von Rudy Salvagnini (u.a. “Mittwochs bei Goofy”), dessen Plots oft beim ersten Lesen sehr überraschend daherkommen – aber genau dieser Effekt stellt sich natürlich bei weiteren Lesedurchgängen nicht mehr ein, wenn man den entscheidenden Plot-Twist schon kennt. Auch dann bleibt die Geschichte aber ganz nett. Alleine der Anfang mit Micky und einem konsternierten Kater Karlo ist zum Schmunzeln. Und was die beiden dann mit zwei ziemlich durchgeknallten Außerirdischen erleben, ist wunderbar haarsträubend.

Ärger mit dem Geburtstagsgeschenk

Zeichnerisch geht es mit Luciano Gatto hochklassig weiter, allerdings wirkt die Uralt-Kolorierung dann doch arg angestaubt. Von den elf Comics in dem Band sind übrigens sieben mit Gamma, damit ist das Buch eigentlich schon fast eine Gamma-Edition. Hier schenkt Gamma seinem Freund einen Roboter zum Geburtstag. Damit passt die Geschichte natürlich gut zu Mickys Jubiläum. Auch die folgenden Verwicklungen sind gut dargestellt, ab dem merkwürdigen Auftritt von Hicksi wird es aber ein wenig seltsam.


Von Schneemenschen und Ufos

Diesmal gibt es keinen Grund für Ärger, was die Farbgebung angeht: Hervorragende moderne Kolorierung (inklusive Schattierungen!) erwartet die Augen hier, von der Sandro Dossis Zeichnungen klar profitieren, auch wenn seine Berglandschaften längst nicht so beeindruckend wie die von Cavazzano in LTB 503 sind.

Es handelt sich um eine recht frühe Geschichte mit Professor Zapotek, der hier gegen einen One-Shot-Charakter namens Professor von Danikus antritt. Der eine glaubt an Außerirdische und der andere an Yetis. Und alles, was dann im Himalaja passiert, kann man als aufmerksamer Leser schon vorausahnen, dazu kommt ein nerviger Schluss. Insofern: Nur ein Strohfeuer.

Aus drei mach eins

Gamma präsentiert einen Transmitter, mit dem sich Micky und er das Abschleppen sparen können. Leider geraten durch eine Verkettung unglücklicher Umstände Pluto, ein Igel und eine Libelle vor das Gerät und verschmelzen zu einem abstrusen Fabelwesen. Um das Ganze rückgängig zu machen, muss möglichst schnell der andere Transmitter benutzt werden. Leider kann das seltsame Mischwesen dank Libellenflügeln fliegen, und so verbringen Micky und Gamma die nächsten Stunden damit, dem komischen Tier hinterherzujagen…


Die Geschichte ist vor allem deswegen bemerkenswert, weil eine Art Maus-Version des Emil-Erpel-Denkmals auftaucht – natürlich zum ersten und einzigen Mal, und man erfährt weder den Namen des Dargestellten noch irgendetwas über den Hintergrund. Und der Schluss ist ja mal selten dämlich: Die von Micky und Gamma angerichteten Schäden (u.a. an der Uhr) scheinen überhaupt keine Rolle mehr zu spielen?! Na ja. Immerhin sind Giorgio Di Vitas Zeichnungen sehr ansehnlich, sie gehören sogar zu den besten der ganzen Edition.

Ein super Geschenk (EV)

Die Freude darüber, dass in Band 3 der Sonderedition 3 Erstveröffentlichungen (damit eine mehr als üblich) enthalten sind, ist schnell vorbei, wenn man merkt, dass es gerade mal sechs Seiten sind und diese laut NRW-Radler noch dazu nur Teil einer längeren, in Episoden erzählten Geschichte sind. Auch wenn die Episode großartig selbstironisch daherkommt und Silvia Ziches Zeichnungen (inklusive einem Gastauftritt der Evronianer) wunderbar dazu passen, geht dieser Nicht-Schluss einfach nicht. Bitte die ganze 36-seitige Geschichte bald nachliefern, Ehapa!

Kosmischer Buchstabensalat

Von allen Geschichten war das hier wohl eine der erwartbarsten, schließlich sind in Maus-Edition 5 und 8 so gut wie alle Atömchen-Geschichten, die es im LTB-Format gibt, erschienen – bis auf “Die Irokesenkette” (das es in die letztjährige Fan-Edition geschafft hat) und eben dieses Werk hier. In meinen Augen ist diese Geschichte stark unterschätzt. Zwar passiert an sich gar nicht so viel Spektakuläres, aber das Wiedersehen nicht nur mit Atömchen, sondern auch mit seinem “Vater” Professor Wunderlich ist einfach nett, genauso wie Luciano Gattos sympathische, unaufgeregte Zeichnungen.


Es beginnt damit, dass Micky an der Schreibmaschine sitzt und sich andauernd vertippt. Da kommt Atömchen zu Besuch und erzählt Micky von einem merkwürdigen Flugkörper und einer Explosion in Utah. Nachdem er Mickys seltsame Tippfehler sieht, vermutet er, dass es sich um ein UFO handeln könnte – denn Mickys missglückter Text enthält offenkundig einen telepathischen Hilferuf…

Wie gesagt, eine hübsche, unaufgeregte Geschichte. Schön, dass die Kolorierung von Atömchen (wie schon in Maus-Edition 8) vereinheitlicht wurde, denn in LTB 157 war der kleine Kerl noch grün!

Das Überschall-Sparflugzeug

Gamma stellt Micky und Goofy seinem Freund, Professor Kybernetikus, vor. Dieser hat ein Überschall-Sparflugzeug erfunden, welches auch Begehrlichkeiten vonseiten feindlicher Geheimdienste geweckt hat. Micky und Goofy sollen den Professor beschützen, aber die Spione sind extrem gewitzt…


Eine der inhaltlich besten Geschichten der gesamten Sonderedition, die aber wieder mal an ihrer altbackenen Kolorierung leidet. Die Zeichnungen von Cavazzanos Cousin Luciano Capitanio sind irgendwo zwischen spätem Floyd Gottfredson und frühem Romano Scarpa angesiedelt.

Sabotage auf Delta

Hier mal wieder eine Geschichte, in der Gamma als Außerirdischer dargestellt wird. Auf seinem Heimatplaneten (der natürlich nur hier in dieser Form vorkommt und nur hier Delta heißt) geht alles kaputt. Ein Fall für einen Handwerker, doch auch Rudi kann da wenig ausrichten, denn hinter der Sabotage steckt ein Bösewicht mit Strahlen.

Ganz okay. Die Zeichnungen sind eher mäßig, und auch die Geschichte kann nicht so richtig begeistern, schlecht ist sie aber auch nicht.


Angriff der Vulkanier

Genauso wie “Sabotage auf Delta” erschien auch “Angriff der Vulkanier” in jener unseligen Periode, in der die italienischen Mausgeschichten fast komplett aus dem LTB verdrängt worden waren. Und auch hier würde ich nicht sagen, dass das Niveau bei den Italienern so viel besser war als bei den Dänen (anders verhält es sich z.B. mit “Riesenverdruss um die Supernuss”, “Riskanter Einsatz” oder “Wind des Vergessens”). Ähnlich wie die Egmont-Geschichten der Phase ist diese hier irgendwie befremdlich, sie wirkt abweisend und merkwürdig negativ.

Eine wichtige Rolle spielt dabei ein Phänomen, das natürlich auch nur hier in Erscheinung tritt – ein See aus heißer Lava, direkt vor Entenhausen (!?!), genannt “Teersee”. Aber es geht auch um ein Geburtstagsgeschenk für Minnie (insofern passt die Geschichte natürlich wieder thematisch) und um Umweltverschmutzung. Nur kommt gerade der letztgenannte Punkt nicht richtig zur Geltung. Leider mag ich auch Zironis Zeichnungen hier nicht wirklich, sie wirken recht schludrig und Mack und Muck sind etwas zu groß geraten.

Einfach außerirdisch (EV)

Auch wenn Sergio Asteriti die Sonderedition wirklich über Gebühr dominiert, stammt tatsächlich nur eine EV von ihm. Hier geht es darum, dass Gamma das Gedächtnis verliert und bei einer fremden Familie Unterschlupf sucht. Bald sind Polizei und Journaille ihm auf den Fersen…


Die Idee, eine Hommage an Steven Spielbergs “E.T.” zu machen, ist ja an sich nicht schlecht, und Asteritis Zeichnungen passen da auch gut zur Atmosphäre. Allerdings werden dem Leser die Referenzen ziemlich unsubtil um die Ohren gedroschen.

Insgesamt ist die Idee, einen ganzen Band “Außerirdischen” (ja, Gamma ist eigentlich ein Mensch aus der Zukunft, aber andersartig genug) zu widmen, sehr zu loben. An der Auswahl hapert es aber auch hier ein klein wenig, zumindest kann der Band nicht mit den Maus-Editionen 5, 6 und 8 mithalten.

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Spectaculus

Ich lese Comics, seit ich denken kann - oder vielleicht sogar noch länger.
Ansonsten bin ich ein großer Musikfan und mache mir ständig Gedanken über alles und jeden.

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