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LTB Premium 29 ‒ Der neue Phantomias auf der Jagd 9

LTB Premium 29 ‒ Der neue Phantomias auf der Jagd


LTB Premium 29 ist der zweite von insgesamt drei Premium-Bänden, in denen die Pk²-Serie erscheint, also die zweite Serie rund um den neuen Phantomias (Achtung, es kann Spoiler geben!). Das Cover (zur ersten Geschichte gehörig) stammt erneut von Claudio Sciarrone und weiß zu gefallen; kritisieren kann man allerdings die vielen Änderungen im Vergleich zum Original: Phantomias’ Pose macht doch mehr Sinn, wenn man weiß, dass er gerade abwärts fällt. Und auf die zweite Figur hat man einfach verzichtet…

Pk² 7: Für einen Tag

Phantomias ist nach wie vor dem Geheimnis der Ducklair’schen Antennen auf der Spur. Er kommt darauf, dass die Dinger womöglich Gedanken lesen können. Doch er ist nicht der Einzige, der davon weiß: Eine andere Person, die zuvor unter dem Einfluss von “Profunda” stand (siehe Vorgängerband), ist in der Lage, das Gedankenlesepotenzial für sich zu nutzen. Zugleich hat Ducklair noch mit einem anderen Problem zu kämpfen, denn Konrad Kiwi nutzt die sowieso schon angespannte Stimmung in Entenhausen für einen medialen Feldzug gegen den Magnaten und seine Antennen. Und die anberaumte Demonstration droht, aus dem Ruder zu laufen…

Hoby Robson hat hier schon seinen dritten Auftritt in der Serie – nach normalen Comicregeln wäre er eigentlich zum One-Shot prädestiniert gewesen. An die neue Rolle Klarissas als Ducklair-Pressesprecherin muss man sich noch gewöhnen. Lyonard D’Aq kristallisiert sich langsam zu Phantomias’ neuem Verbündeten heraus, auch wenn er weiterhin eher im Hintergrund bleibt.


Auch wenn die Geschichte nicht zu den stärksten bisher gehört (was erneut an Ducklairs unverständlichem Verhalten liegt – was genau ist nun eigentlich der Sinn des Telepathie-Netzwerks?), unterstreicht sie doch erneut, dass Pk² die bis dahin wohl erwachsenste italienische Disney-Serie ist. Nach einer Explosion wird der Leser ganze zehn Seiten über Phantomias’ Schicksal im Unklaren gelassen; Konrad Kiwi ist auf S. 31 mehr als nur etwas zu aufdringlich, und auf der nächsten Seite wird ein Raubüberfall gezeigt, der schon sehr an einen Mord erinnert – inklusive eines verstörenden Gesichtsausdrucks vonseiten des Messerstechers. Sergio Cabellas Zeichnungen sind nicht überragend, aber immer noch sehr gut.

Pk² 8: Nur ein Freund

Hier beginnt wieder einer dieser Handlungsstränge, die sich über mehrere Episoden hinziehen.

In Entenhausen tobt ein Bandenkrieg zwischen “Ratten” und “Raben”, der langsam eskaliert – die Kriminellen haben nämlich Mikrochips von Ducklair Enterprises, die eigentlich für das Militär gedacht waren. Für Konrad Kiwi natürlich ein gefundenes Fressen, um mal wieder seiner Abneigung gegen den Tycoon Luft zu machen. Eine Abneigung entwickelt aber auch Kommissar Kracker, und zwar gegen Phantomias, der ihm mit seinem Eingreifen in die Bandenauseinandersetzung den Ermittlungserfolg versemmelt hat. Auch zivil wird es für Donald haarig, denn Rupert hat schon seit der vorigen Episode den Eindruck, dass zwischen Donald und Ruperts Angebeteter Stella etwas läuft. Tatsächlich hat Stella ein großes Problem, von dem sie niemandem etwas erzählt, das sie aber sehr belastet…


Großartig! Bis hierhin eine der besten Geschichten des neuen Phantomias. Das Dilemma von Stella, die völlig gegen ihren Willen in kriminelle Aktivitäten hineingezogen wird, ist sehr erwachsen dargestellt – und Lukas ist sehr treffend als schmieriger, unsympathischer Typ dargestellt (das Bild oben auf S. 100 spricht Bände und man kann sich einiges dazudenken, was nicht in einen Disney-Comic passt!!). Die Handlungsstränge sind gelungen und dicht miteinander verwoben, ohne dass sie dabei verwirrend werden. Weiterhin lebt die Geschichte von Gegensatzbeziehungen: Stella versus Lukas; Klarissa und Konrad Kiwi; der toughe und diensterprobte Kommissar Kracker und der streberhafte Neuling im Dienst (Middenker); Everetts wichtigste Mitarbeiter Birgit Q (“Prahlerin”) und Andreas Aktenreiter (“Kriechtier”). Gerade Letztere können hier besonders glänzen und man bekommt eine Ahnung davon, warum Ducklair die beiden eingestellt hat. Apropos Ahnung: Gleich zwei Hinweise auf kommende Fortsetzungen bekommt man hier. Die Sache mit den Mikrochips ist offensichtlich noch nicht ausgestanden, aber etwas subtiler gibt es auch schon einen Fingerzeig auf die nächste Folge. Auch schön, dass Tick, Trick und Track mal wieder einen kleinen Kurzauftritt haben. Schließlich ist sogar der vieldeutige Titel hervorragend.

Einzige Merkwürdigkeit: Wieso legt Ducklair Klarissa eine offensichtliche Lüge über Phantomias vor? Klar, als Test der Loyalität ist so etwas natürlich geeignet, aber der Schuss ging nicht überraschend nach hinten los – Ducklair müsste ja eigentlich wissen, wie stark die Verbindung zwischen Klarissa und dem Superhelden ist.

Auch die flotten und souveränen Zeichnungen von Ettore Gula gefallen mir sehr gut.


Leider gab es, obwohl die Serie in letzter Zeit nicht mehr so stark durch übersetzerische Ausfälle wie zu Beginn des Premium-Abdrucks auffällt, hier mal wieder eine redaktionelle Panne, wie von Langelöffel hier darstellt.

Pk² 9: Eiskalt erwischt

Carl Cardaxis, Everett Ducklairs Top-Wissenschaftler, meldet sich vom Südpol. Dort ist etwas auf die Erde gestürzt, das er überhaupt nicht einordnen kann. Ducklair hingegen schon. Eilig beraumt er eine Reise in die Antarktis an. Begleiten sollen ihn dabei zwei Journalisten. Seine Tochter Juniper allerdings spürt, dass er in Gefahr ist, und setzt Phantomias darauf an. Und das war auch bitter nötig, denn mit einem Eismonster muss man auch erst einmal klarkommen…

Geschichten wie diese könnten der Grund sein, weshalb Pk² bei den Lesern in Italien insgesamt weniger gut ankam als PkNA. Wirklich viel wird nicht erklärt. Es gibt Andeutungen, aber man wird erst einmal auf später vertröstet. Dafür gibt es allerdings weiterhin genügend Action, um PKNA-Fans zufrieden zu stellen, und pointierte Dialoge (die Szenen mit Donald/Phantomias und Klarissa sind wundervoll). Nicht ganz auf dem bisherigen Niveau sind dafür die etwas laschen Zeichnungen von Graziano Barbaro.


Deutlich vom sonst üblichen Niveau weicht leider auch der deutsche Titel ab: Das ursprüngliche “Gradi di separazione” (also Grad der Entfernung) wäre doch wirklich besser wörtlich übersetzt gewesen. “Eiskalt erwischt” ist ein eher nichtssagender und vor allem schon sehr oft verwendeter Titel.

Pk² 10: Schalldruck

Nach wie vor zieht die Chip-Affäre ihre Kreise. Zwar wurde der Verantwortliche aus dem Verkehr gezogen, die unterschlagenen Chips sind aber noch nicht wieder aufgetaucht. Ducklair ist davon nicht gerade begeistert, zumal Konrad Kiwi weiterhin versucht, ihn medial schlecht dastehen zu lassen. Befürchtungen bewahrheiten sich, als gefährliche rekombinierende Mini-Droiden die Nächte unsicher machen. Deutlich normaler dagegen die Sorgen von Donalds Starcorp-Arbeitskollegin Sandra “Wirbel” Sturm: Die spielt nämlich in ihrer Freizeit Bass in der Band “Impact”, welche momentan noch ziemlich unbemerkt im Underground herumkrebst. Donald lässt seine Beziehungen zu Kanal Doppelnull spielen (wo übrigens gerade Gina Gwack als neues TV-Gesicht ihren Einstand feiert) und vermittelt dazu gleich noch einen Auftrittsort. Aber was hat das Konzert mit den kriminellen Umtrieben zu tun? Und welche Rolle spielt ein Keyboard-Expander bei der ganzen Sache?

Wow! Spätestens hier ist Pk² eindeutig als Serie mit eigenem Profil erkennbar. Eine solche Geschichte hat es zuvor mit dem neuen Phantomias nicht gegeben. Eine junge, aufstrebende Rockband (von Emilio Urbano herrlich in Szene gesetzt) ist wirklich mal eine neue Idee für die Serie. Und wie die Handlung durch das geplatzte Interview kulminiert und wie die Handlungsstränge kollidieren, ist ganz große Klasse. Auch, dass “Schall” (als laute Musik und als Waffe in Form von Ultraschall-Strahlen) die Geschichte zusammenhält, ist ein gelungener Kniff. Und mit Grätzke haben wir erneut eine richtig fiese Figur.


Klar, aus der Rivalität zwischen Phantomias und Kracker/Middenker hätte man noch mehr machen können, aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt. Einzig die Frage, wieso der Bösewicht die Chips allen Ernstes auf eine derart auffällige Weise zurückholen will (in Anwesenheit von Publikum und Kameras!), wirkt ein wenig undurchdacht.

Pk² 11: Die Last der Erinnerung

Konrad Kiwi ist nach wie vor dabei, in Everett Ducklairs Vergangenheit herumzukramen. Klarissa (die hier fast Eins’ Part übernimmt) fädelt es so ein, dass Donald ihn begleiten muss. Und Kiwi findet einiges heraus in Gansweid. Er trifft und interviewt Ducklairs Ziehfamilie, die davon berichten, wie sie Ducklair ohne Gedächtnis am Meer fanden und wie er nach einem weiteren Aufenthalt auf See plötzlich charakterlich völlig verwandelt war. Gleichzeitig trifft Phantomias wieder auf Korinna Ducklair, die in bester Profunda-Manier Dorfbewohner unter ihre Kontrolle gebracht hat. Phantomias befürchtet das Schlimmste – die Menschen laufen ihr ja wie Lemminge hinterher – aber letztlich erfährt er durch Korinna einiges über Everett Ducklair, das sein bisheriges Weltbild gehörig ins Wanken bringt.

Endlich, muss man sagen. Endlich werden die Geheimnisse rund um Ducklair und seine mysteriösen Töchter gelüftet. Nicht vollständig, aber schon so weit, dass man einiges, was bis hierhin passiert ist, besser versteht. Die Geschichte hat einige spannende Szenen, lebt aber vorwiegend von ihren Aha-Momenten.


In erster Linie stört mich der Zufall: Korinna ist genau zu demselben Moment in Gansweid wie Donald und Kiwi. Und Korinnas Geschichte ist mir immer noch ein wenig zu lückenhaft: Wie ist sie ihrem Vater einst entkommen? Wie kam sie darauf, ausgerechnet nach Gansweid zu fahren?

Aus dem Planeten Corona (in LTB Premium 25 noch originalgetreu übersetzt) wurde nun “Krone”. Das ist eine wörtliche Übersetzung und war vermutlich nötig, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass man sich über die Pandemie lustig mache (auch wenn die Comics zwanzig Jahre alt sind), klingt aber trotzdem etwas seltsam. Na ja, ich kann damit leben.

Pk² 12: Blackout

Everett Ducklair stellt seine Tochter Juniper der Öffentlichkeit vor. Sie soll sich in Zukunft um ein Projekt kümmern, bei dem ehemalige Kriminelle zurück in die Arbeitswelt geführt werden. Doch Juniper intrigiert gegen ihren Vater: Sie nimmt sich Trentor vor (der Name scheint eine Referenz an Trent Reznor von Nine Inch Nails zu sein), und instrumentalisiert dessen Rachegelüste gegen Andreas Aktenreiter. Dazu dringt dieser in Everett Ducklairs Datensysteme ein und löst schwerwiegende Probleme aus. Allerdings gibt es irgendwann Probleme mit dem Interface und von nun an hat Trentor die Oberhand. Grund genug, Phantomias mit ins Spiel zu bringen…


Mit der Zugkatastrophe beginnt die Geschichte spektakulär, die Körpertausch-Sache finde ich dagegen eher ärgerlich (zumal wir so etwas Ähnliches bereits im PKNA-Finale hatten)…. auch Roberta Mighelis knubbeliger, wenig dynamischer Zeichenstil ist nach den gewohnt guten Bildern von Sciarrone enttäuschend. Trotzdem ist die Geschichte wichtig, denn sie treibt den Plot rund um Ducklairs Töchter voran. Dabei kommt es nun zu einem interessanten Effekt: Während man als Leser nach “Die Last der Erinnerung” zum ersten Mal so etwas wie Verständnis für Korinna haben kann, zeigt “Blackout” nun, dass die bis dahin nur naiv, aber eigentlich relativ harmlos scheinende Juniper es wohl auch faustdick hinter den Ohren hat. Und der Cliffhanger deutet weitere Verwicklungen an.

Fazit:

LTB Premium 29 ist auf jeden Fall Pflicht für alle, die bisher Fans der Serie waren sowie Leser, welche mit Band 27 eingestiegen sind. Das Universum wird schlüssig weiterentwickelt, neue Figuren eingeführt, einige lang gehütete Geheimnisse aufgedeckt, dabei werden aber auch die Geschichten aus der Vergangenheit nicht völlig unter den Tisch gekehrt (siehe die Erwähnungen von Defco, siehe LTB Premium 20, oder Belgravia). Interessant sind die politischen Parallelen zu Micky Mystery: Gleich in der ersten Episode wird der Gouverneur erpresst, in der zweiten lässt Ducklair seine Beziehungen zu einem Senator spielen, um Einfluss auf die Polizei zu nehmen, später kommt noch ein krimineller Anwalt vor.


Im letzten Drittel ändert sich dann deutlich der Erzählstil; die beiden Ducklair-Töchter rücken wieder deutlich stärker in den Fokus, nachdem man ja von Korinna seit “Die Stimme aus dem Dunkel” nichts mehr gehört hat. Wie eigentlich alle Premium-Bände sollte man dann auch diesen mindestens zwei Mal lesen, denn besonders die Geschichte “Eiskalt erwischt” ergibt mit dem neuen Wissen rund um die Familie Ducklair deutlich mehr Sinn.

Band 30 heißt “Mit den Ducks auf Zeitreise”. Was sich dahinter verbirgt, ist noch nicht ganz klar; es könnte sich um die sogenannten “Time Machine Graphic Novels” handeln – deren Umfang würde allerdings nicht ausreichen, um ein Premium zu füllen. (Edit: Es ist eine neue Zeitreise-Reihe, die allerdings auch noch mit regulären Zeitmaschinen-Geschichten aufgefüllt wurde.)

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Spectaculus

Ich lese Comics, seit ich denken kann - oder vielleicht sogar noch länger.
Ansonsten bin ich ein großer Musikfan und mache mir ständig Gedanken über alles und jeden.

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