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LTB Premium 23 – Der neue Phantomias jagt durch die Zeit 9

LTB Premium 23 – Der neue Phantomias jagt durch die Zeit


 

30.8.2019, 366 S., 9.95 €

Zum ersten Mal wird ein Cover der aktuellen italienischen Nachdruckreihe PkGiant für das LTB Premium verwendet. Da man sich mittlerweile die neu produzierten Covers spart und die neuen PkGiant-Ausgaben die Originalcover recyceln, wird es wohl (abgesehen von den lange überfälligen Covergalerien) auch das einzige PkGiant-Cover auf dem Premium sein. Obwohl ich Claudio Sciarrones modernen digitalen Zeichenstil meistens zu kantig finde (was auch hier in Maßen gilt), macht sich das Cover schon sehr gut, und es ist auch schönerweise mal eines, das direkt zu einer im Band vertretenen Geschichte (“Auf der dunklen Seite”) gehört.

PKNA #46: Von Zeit zu Zeit

Schwere Zeiten für alle Zeitreisenden – das gilt für die Kriminellen von der Organisation genauso wie für die Zeitpolizei. Ein merkwürdiges Phänomen ist aufgetaucht, die sogenannte “spaziotemporale Mikrokontraktion”, die Zeitreisen so gut wie unmöglich macht. Klarissa leidet sehr darunter, weil sie keine Verbindung mehr zum Hauptquartier der Zeitpolizei aufbauen kann. Phantomias begleitet sie ins 23. Jahrhundert. Dort begegnet er seinem alten Verbündeten Odin Eidolon und ausgerechnet Vostok (siehe “Carpe diem”), der aber erklärt, vor der Organisation geflohen zu sein, um das Problem der Zeitreisen gemeinsam mit Eidolon in den Griff bringen zu wollen. Die beiden Wissenschaftler haben dazu an einem Gerät gebastelt, das wie ein Rugbyball aussieht und “Chronostabilisator” heißt. Um ihn zu testen, sollen Phantomias, Klarissa sowie ein paar andere Super-Droiden in ein abgelegenes Wüstengebiet fliegen. Aber schon kurz nach dem Start greift die Organisation an, und dann taucht auch noch der Plünderer auf und die Lage wird langsam unübersichtlich.


Gleich die erste Geschichte ist auch die beste. Ziemlich drastisch sind die Darstellungen und Schilderungen des verseuchten Areals rund um ein ehemaliges Atomkraftwerk… sehr ungewöhnlich für einen Disneycomic, auch im PKNA-Universum nicht gerade Alltag. Auf der anderen Seite wird die Handlung durch viele sehr witzige Dialoge und Sprüche (“Schickes Fahrgestell…”, “Sie sind ein Trottel!”) gekonnt aufgelockert. Und der Plünderer wird sehr gelungen dargestellt, seine Charakterentwicklung ist stimmig. Es gibt sicher bessere Zeichner als Graziano Barbaro, richtig schlecht sind seine Zeichnungen hier aber auch nicht, sie gefallen mir sogar besser als bei “Phase zwei” (vielleicht liegt es auch an Tuschezeichner Simone Maccari). Die Gesichtsausdrücke (z.B. S. 53 oben) sind teilweise wirklich zum Kringeln.

Ähnlich wie bei “Carpe Diem” haben wir auch hier ein Phänomen, das in verschiedenen Zeitebenen “gleichzeitig” auftritt, was der Logik widerspricht. Entweder es gibt diese Mikrokontraktion (dann hätte es nie Zeitreisen geben dürfen) oder es gibt sie nicht (dann müssten Zeitreisen weiterhin zu allen Zeitpunkten möglich sein). Interessanterweise spielt aber diese Geschichte genau wie das später ebenfalls von Bruno Enna geschriebene Epos “Das große Rennen” mit der Idee eines Herrn über die Zeit, der gewissermaßen außerhalb der Zeit steht. Dessen tatsächliche Natur bleibt unklar (und auch die letzte Seite ist bewusst mehrdeutig).

Sehr ernsthaft und emotional wird es dann aber auch gegen Ende. Hier beweist Enna, wie gut er darin ist, den Leser zu berühren.


Leider hat man die Reihenfolge der Episoden auch im LTB Premium nicht korrigiert. In Italien erschienen sie damals in falscher Abfolge; “Von Zeit zu Zeit” spielt eigentlich später (es kommen nämlich noch zwei Zeitreisegeschichten, in denen von der Mikrokontraktion keine Rede ist).

Interessant finde ich noch, dass der Schluss der Geschichte die Geschehnisse von “Zukunft ist Vergangenheit” im Nachhinein quasi unmöglich macht. Nicht dass es mich groß stören würde, hat doch jene Episode mir nie sonderlich gefallen (zumal sie unter einigen groben Logikfehlern leidet).

Das ursprüngliche Sciarrone-Cover ist (ausschnittsweise) auf der Rückseite des LTB Premium zu sehen.


 

PKNA #47: Auf der dunklen Seite

Evron ist zerstört worden, trotzdem beschäftigen die Evronianer Phantomias weiterhin. Einige Überlebende haben es sich nämlich ausgerechnet auf der erdabgewandten Seite des Mondes gemütlich gemacht. Und das nicht, um einen weiteren Eroberungsversuch zu starten, sondern, weil ihnen schlicht die Energie ausgeht. Also müssen sie wohl oder übel mit einer Delegation der Erde in Verhandlungen treten. Diese Delegation besteht aus Phantomias (ausgerechnet!), General Westcock (ausgerechnet!), Dr. Angela Bats (wer auch immer das ist) und Leutnant McCoy (ditto). Also fliegt man gemeinsam zu der Evronianer-Basis auf der “dunklen Seite” (ich weiß nicht, ob es Pink Floyds Schuld ist, aber der Mond hat keine “dunkle Seite”, das Sonnenlicht bescheint je nach Position verschiedene Stellen des Mondes). Dort geraten sie (nach einem ekelhaften Begrüßungsessen) sofort in Schwierigkeiten: Ein Virus hat das System der Evronianer befallen, sodass ihnen die Energie noch viel früher ausgehen wird. Da alle vier Erdlinge verdächtig sind, werden sie natürlich sofort gefangengenommen. Das wiederum ist aber auch für sie nicht so gut, denn wenn Westcock sich nicht bald auf der Erde meldet, werden Atomraketen auf den Mond abgefeuert!

Puh, starker Tobak. Aus der Ausgangslage hätte man so viel machen können, aber Gianfranco Cordaras Umsetzung stellt mich überhaupt nicht zufrieden. Logikfehler, unklare Motivationen, dazu eine Menge falsches Pathos und mehrfache, völlig unmotivierte, ziel- und sinnlose Gewaltausbrüche (S. 91-96, 114/115). Bei einer derart wichtigen Mission könnte man ja eigentlich annehmen, dass sich alle Beteiligten der brisanten Lage bewusst sind und nicht versuchen, den jeweiligen Anderen zu sabotieren. Wer hatte die “glorreiche” Idee, Nuklearraketen auf den Mond zu feuern, wieso hat sich dagegen niemand ausgesprochen? (Hätte das nicht auch katastrophale Auswirkungen auf die Erde…) Wieso sagt Westcock den Evronianern nichts davon, immerhin haben sie ja auch kein Interesse daran, von Atombomben zerstört zu werden… wieso wartet der Hauptschuldige so lange, um den Plan offenzulegen? Und was hat es genau mit McCoy auf sich – wurde er tatsächlich ausgetauscht, und wenn ja, wann?

Eine frustrierende Geschichte mit nur wenigen guten Einfällen. Die gesamte Handlung rund um das Militär bleibt bis zum Ende unklar und vage, und dass Westcocks deutscher Name sich von Premium zu Premium immer wieder geändert hat (Hauptmann Wayne, Hauptmann Weigl, Ira Westcock, Clint E. Westcock), macht es nicht besser. Und – die Tradition muss ja gewahrt werden – wie schon bei Cordaras erster PKNA-Folge gibt Phantomias auch hier einen absolut unerträglichen und selten sinnfreien Satz von sich. Damals war es “Ich bereue immer wieder, dass ich Konrad Kiwi seinerzeit nicht den Evronianern überlassen habe”, jetzt ist es “Ich glaube, ihr werdet mir als Gegner fehlen”. Bitte waaaaas?!?!? Schlussendlich werde ich auch mit Roberta Mighelis Zeichnungen nicht warm, obwohl sie damals noch besser gezeichnet hat als heutzutage.


Das Cover der neuen PkGiant-Nachdruckausgabe ist auf der Titelseite des LTB Premium zu sehen. Das ursprüngliche Cover von Graziano Barbaro wurde schon für die Rückseite von Band 16 verwendet.

 

PKNA #48: Operation Hephaistos

Nach der erschütternden Enthüllung rund um McCoy in der vorigen Geschichte geht es gleich mit ihm weiter. Irgendwie hat er es geschafft, Teile der Datem von Xadhooms Datenspeicher (den Phantomias aus mir unerfindlichen Gründen mit zum Mond genommen hatte und aus mir ebenso unerfindlichen Gründen General Westcock gegeben hat – muss man wohl nicht verstehen) an die Republik Belgravia zu schicken. Dort läuft nun die verdeckte “Operation Hephaistos”, etwas Gefährliches, das nicht vom belgavianischen Präsidenten Nestor Grimka autorisiert wurde. Phantomias wird vom PBI mehr oder weniger dazu gezwungen, sich als Grimkas Sohn Grigori auszugeben und die Operation zu stoppen. Das läuft aber nicht ganz so gut wie erwartet…

Eine hochkomplexe, dichte und mitreißende Geschichte hat Francesco Artibani hier geschrieben, die eigentlich auch zu viel Material für 62 Seiten enthält (beim Vorgängerkapitel war es eher andersherum), sodass der Schluss etwas überhastet wirkt. Ist der Polaritätsinduktor jetzt zerstört oder nicht? Das Wiedersehen mit zwei früheren Gegnern wird jedenfalls hochgefährlich für Phantomias. Ein paar Logikprobleme gibt es auch hier, aber sie stören nicht so sehr. Weniger schön finde ich Artibanis damalige Unart, den Helden zur Zielscheibe für allerlei Peinlichkeiten zu machen (vergleiche auch das Micky-Mystery-Kapitel “Mausefalle”), die leider Phantomias bis zum Ende verfolgt. Sergio Cabellas Zeichnungen sind vielleicht nicht absolute Topklasse, aber durchaus stark.


Das Sciarrone-Cover zur Geschichte ziert übrigens LTB Ultimate Phantomias 21. Warum auch immer!

 

PKNA #49: Aus den Schatten

Phantomias und Eins sind weiterhin mit dem Datapack beschäftigt, der Xadhooms Erinnerungen enthält (siehe “Unter einer neuen Sonne”), während irgendwo anders im Universum Zoster davon erfährt, dass Evron Geschichte ist. Er hört aber auch von ihrem Vermächtnis. Die Söldner, die sich ihm angeschlossen haben, können ihm mit ihrer Geheimwaffe dienen, der letzten Haga: Ein gruseliges Riesenspinnenmonster, das in erster Linie Dinge verschlingt, aber offenbar auch irgendwie gesteuert werden kann. Damit greifen sie den Ducklair Tower an und rauben den wertvollen Datenträger. Phantomias ist außer sich und reist ihnen mit dem Raumschiff nach, ohne viel Hilfe von Eins, der praktisch unter dem Angriff der Spinnenmonster zusammengebrochen ist. Er schafft es zwar, die “Cyber-Kopie” von Xadhoom zurückzuholen, jedoch kann er nicht verhindern, dass Zoster ihr mittlerweile legendäres Experiment nachmacht und damit zum neuen Herrn über die Sterne wird…

Heftig, heftig. Wo Xadhooms Abschied in LTB Premium 18 noch relativ emotionslos vor sich gegangen war, gibt es hier jetzt geradezu ein Übermaß an Emotionen. Die Freude darüber, Xadhoom wiederzusehen, weicht schnell Ernüchterung darüber, dass ihre Inkarnation hier (scheinbar) seltsame Verhaltensweisen an den Tag legt. Selten hat man Phantomias’ Gefühle für die außerirdische Kämpferin derart deutlich gesehen, was den Schluss umso tragischer macht (bereits das zweite Mal in diesem Band, dass ich beim Lesen eine Gänsehaut hatte – was ich bei Comics wirklich äußerst selten erlebe). Auch die Rahmenhandlung ist toll integriert, zudem bekommt man ein paar schöne Flashbacks in die Jugend von Xadhoom (als sie noch Xado hieß), die von Lorenzo Pastrovicchio mit einem Höchstmaß an Feinfühligkeit umgesetzt werden. Die (von seinem Bruder Alessandro getuschten) Zeichnungen sind sowieso optisch der Höhepunkt des Bandes. Auffällig hier auch, dass die bei diesem Zeichner ansonsten durchaus gerne vorhandenen lustigen Elemente vollkommen fehlen: Er unterstreicht die Epik und Tragik hervorragend. Weniger anfreunden will ich mich mit dieser Riesenspinne (und wie die Söldner sie anbeten, macht es nicht weniger creepy). Offenbar ist das aber ein Lieblingsthema bei Macchetto, man schaue sich nur mal das Raumschiff in “Weit, weit weg” (S. 344 ff.) an…


Weitere Schwachpunkte: In “Kamera! Und Action” gab es eine recht ausführliche Erklärung dafür, wie Zondag und Zoster die Explosion in “Gefahr von der Venus” überlebt haben. Diese Erklärung fehlt hier: Warum Zoster am Leben ist, und wieso er sich irgendwo im Weltall befindet (sein Schiff ist ja in die Luft geflogen), und wieso er nicht mal weiß, wie unser Planet heißt… wird alles nicht gesagt. Und das Bild auf S. 235 unten soll mir mal jemand erklären.

Ein anderes unklares Detail: Wieso schläft Donald eigentlich im Ducklair Tower? Gut, in Macchettos früheren Geschichten (Underground, Der Agdy) hat er das auch schon getan. Aber er hat doch ein eigenes Haus… und arbeitet auch nicht mehr im Tower, eine Tatsache, die aber außer Alessandro Sisti niemanden so recht zu interessieren scheint…

Trotz dieser Schwächen eine beeindruckende, in Teilen wirklich magische Geschichte und gewissermaßen der Epilog zur Xadhoom-Trilogie. Das dazugehörige Sciarrone-Cover wurde bei uns schon für Band 20 verwendet.


Ach ja: Der Titelschriftzüge”zeichner” hat einen Fehler gemacht, denn bei ihm heißt der Titel fälschlicherweise “Aus dem Schatten”.

 

Extra-Episoden – Der Helden-Leitfaden

PKNA Special 4 #1: Demaskiert

Das letzte zu PKNA gehörige Sommerspecial “Super!” (von 2000, bestehend aus sechs Elfseitern) wird hier komplett in einem Rutsch abgedruckt. Was aber immer noch fehlt, ist das zweite “Zero barra uno” (1998), welches die Zeitspanne zwischen den ersten beiden PKNA-Kapiteln behandelt – lediglich das Bruchstück “Abschied” wurde schon in LTB Premium 2 abgedruckt…

Dieses Special jedenfalls behandelt so einige Wahrheiten und Legenden rund um das Superheldendasein. Das Novum dabei: Gleich in der ersten Geschichte durchbricht der Comic die sogenannte “vierte Wand” und spricht den Leser direkt an. Phantomias nutzt diese Gelegenheit, um zu erklären, warum seine Geheimidentität so wichtig ist. Immerhin weiß er, wovon er redet: Einmal sah er sich gezwungen, Konrad Kiwi zu beweisen, dass Donald Duck und Phantomias nicht dieselbe Person sind…


Für die PKNA-Serie ist die Idee tatsächlich neu (eigentlich erstaunlich angesichts dessen, dass Kiwi als hervorragender Investigativjournalist gilt), in den klassischen Phantomias-Comics jedoch muss sich Donald mit dem Problem immer wieder herumschlagen. Dabei kam (z.B. in “Doppelknüller”) auch schon mal ein deutlich intelligenterer Phantomias-Roboter zum Einsatz. Da fragt man sich schon, wieso Daniel Düsentrieb etwas schafft, was für Eins offenbar zu hoch ist (und wieso hätte er den Roboter nicht einfach fernsteuern können?). Was es letztendlich herausreißt, ist die witzige Pointe. Aber für Tito Faracis Verhältnisse nicht mehr als eine Fingerübung, Emilio Urbanos Zeichnungen gehen in Ordnung. Sehr gelungen finde ich die eingeflochtene Superman-Parodie mitsamt auf alt getrimmter “Druckqualität”.

PKNA Special 4 #2: Logik vs. Logistik

Mindestens genauso lustig, aber inhaltlich deutlich interessanter: Während eines Stromausfalls ist Eins etwas eingeschränkt. Blöd für Donald, der eigentlich sein Phantomias-Kostüm bräuchte. Das allerdings ist nicht so einfach, denn die Einzelteile sind im gesamten Ducklair Tower verstreut. Also irrt Donald mit einer Taschenlampe bewaffnet Treppenstufen hoch und runter und erlebt seltsame Begegnungen.

Roberta Mighelis Zeichnungen sind zwar etwas ungelenk, aber die Geschichte macht Spaß. Alleine wie die doppelte Schlusspointe vorbereitet wird, ist ganz großes Kino von Bruno Enna. Hübsch auch die Ebenenpläne des Towers, obwohl mir die Fläche etwas klein vorkommt. Aber die inneren Dimensionen des Wolkenkratzers variieren sowieso von Geschichte zu Geschichte (vgl. “Außerplanmäßige Wartung”).


PKNA Special 4 #3: Und das Wort ist Held geworden

Francesco Artibani (gleich drei Mal hier vertreten) geht noch einen Schritt weiter als sein Freund Tito Faraci, denn hier hält Phantomias tatsächlich so etwas wie eine Lehrstunde darüber ab, was denn das Wichtigste beim Superheldendasein ist. Stärke? Intelligenz? Von wegen – zumindest im Comic kommt es vor allem auf eines an, nämlich Wortgewandtheit. Außerdem: Augen auf bei der Namenswahl! Oder will man wirklich als Nemesis Nierenstein bekannt werden?

All das ohne viel Handlung, aber mit vielen, teilweise herrlich selbstironischen Gags. Teilweise fühle ich mich auch an Darkwing Duck erinnert. Auch Ettore Gulas Zeichnungen sind erfreulich (bei Pk² durfte er auch noch mal ran). Bei Dieter Schluppke meine ich übrigens, ein paar Ähnlichkeiten zu Artibani himself ausmachen zu können, auch wenn es nicht ganz so eindeutig ist wie Tito Faracis Comic-Auftritte (z.B. als Astronaut Ronny in “Absoluter Nullpunkt”).

PKNA Special 4 #4: Das Gesetz des Westens

Ausgerechnet der Beitrag von Haupt-PKNA-Autor Alessandro Sisti enttäuscht dagegen ein wenig, oder liegt es an Graziano Barbaros “schmierigen” Zeichnungen? Jedenfalls ist Phantomias ziemlich platt, weil immer mehr abstruse Superschurken in Entenhausen auftauchen und meinen, den Rächer herausfordern zu müssen. (Diese kommen alle aus Amerika, aber liegt Entenhausen nicht auch in Amerika? Irgendwie komisch formuliert.) Das neue Kostüm sorgt auch nicht unbedingt für eine Verbesserung der Lage…


Zumindest nicht ganz schlecht konstruiert, aber der offene Schluss lässt mich ratlos zurück. Nicht essentiell.

PKNA Special 4 #5: Eine Frage der Moral

(…und wer kennt sich damit besser aus als Gianfranco Cordara, bei dessen PKNA-Folgen die Moral gerne mal unter die Räder kommt, bis man überhaupt nicht weiß, für wen man als Leser eigentlich sein soll.) Ein notorisch erfolgloser Superschurke schafft es irgendwie, die Leute davon zu überzeugen, dass Phantomias auch Schurken glücklich machen sollte. Also muss man dem Möchtegern-Bösewicht irgendwie ein Erfolgserlebnis verschaffen.

Irgendwie bekloppt, aber nicht ganz unsympathisch. Trotzdem spielt die letzte Seite wieder mit “out-of-character”-Momenten, die ich einfach nicht goutieren kann. Zudem sind die Zeichnungen (von Nicola Tosolini) nicht sonderlich gelungen. Erwähnenswert ist noch, dass Wotan Walross tatsächlich schon einen Auftritt vor diesem hatte… und zwar, genau, in dem einzigen bei uns noch fehlenden Special! Argh…


PKNA Special 4 #6: Superhelden-Theorie und -Praxis

Die schwächste Kurzgeschichte kommt von Augusto Macchetto und dem Zeichnerteam Manuela Razzi / Sonia Matrone. Phantomias bekommt hier Besuch von einem nervigen Meister-Yoda-Verschnitt, der Phantomias ungewollte Lektionen mitteilt. Hätte es nicht gebraucht.

 

Extra-Episoden – Die Welt des neuen Phantomias

# 2: Perspektivenwechsel

# 4: Ansichtssache

Zwei weitere Einseiter aus der Reihe “Die Welt des neuen Phantomias” (siehe Premium 18), erneut von Claudio Sciarrone gezeichnet. Diese beiden sind allerdings nicht ganz so witzig wie die ersten beiden bei uns abgedruckten, sondern ein bisschen skurril. Aus der Reihe fehlt jetzt noch einer, der (wenn es nach mir ginge) am besten den nächsten/letzten PKNA-Band abschließen sollte. Dafür hat er nämlich genau die richtige “Rausschmeißer”-Pointe – man kann sich freuen! (Und wer es nicht erwarten kann, der schaut sich die Szene im Inducks an. Dafür muss man nicht mal Italienisch können.) Es gibt allerdings noch neun weitere Einseiter, die ebenfalls im italienischen “Disney MEGAzine” erschienen sind… (dazu noch 29 Seiten holländischer Comics, aber ob ich die im Premium sehen will…?)

Schade: Dadurch, dass die Reihe so auseinandergenommen wird, kommt die hübsche kleine Nebenhandlung gar nicht mehr richtig zum Tragen, die sich eigentlich oben links entwickeln könnte, wenn man alle fünf Einseiter direkt hintereinander gedruckt hätte. Falls es jemanden interessiert: Ich habe das mal anhand der Inducks-Scans zu einem Einseiter zusammenmontiert. Qualität ist sehr bescheiden, aber ich denke, man versteht’s… : LTB Premium 23 – Der neue Phantomias jagt durch die Zeit 10


 

Extra-Episoden – Duckmall

*** Achtung! Akute Spoilergefahr! Wer Spoiler bezüglich der nächsten Premium-Bände vermeiden will, sollte die Rezension hier nicht weiterlesen, und möglichst auch die Duckmall-Geschichten bis zum Beginn von Pk² beiseitelegen. Nur der letzte Abschnitt “Spielecke” funktioniert auch ohne Pk²-Hintergrund recht gut; “Das Tagesgericht” nur, wenn man “Von Zeit zu Zeit” noch nicht gelesen hat. ***

Nachdem wir die erste Hälfte des Duckmall-Specials in LTB Premium 20 serviert bekamen, liefert die Reducktion hier schon den Rest nach. Da es sich um das einzige Sommerspecial zur PKNA-Fortsetzungsserie Pk² handelt, erschließen sich viele Dinge dem Leser momentan nicht (PKNA hat noch Material für etwa einen Band). Schade: Mit der “Zen & Quantenphysik”-Serie rund um Everett Ducklair im Kloster gibt es immer noch eine PKNA-Kurzgeschichtenserie, die man zuerst hätte abdrucken sollen.

PK² Special 1 #5: Das Tagesgericht

Konrad Kiwi und Max Markward geraten sich mal wieder in die Haare. Eine wohlbekannte Kollegin schlägt einen journalistischen Wettkampf vor. Konrad Kiwi fährt auf der Suche nach einer Schlagzeile in die Duckmall, Max Markward folgt ihm dabei unbemerkt. Kiwi – sympathisch wie eh und je – sorgt bei Van Burger für einen Eklat, nachdem ihm ein Burger ohne Gurke serviert wird. Und am Ende gibt es eine überraschende Erkenntnis…


Francesco Artibani und Lorenzo Pastrovicchio haben erstaunlicherweise bei PKNA nie zusammengearbeitet (und bei Pk² neben dieser Geschichte nur an einem Kapitel gemeinsam mit Alessandro Sisti), trotzdem sollten sie 2014 das Dream-Team werden, das den “neuen Phantomias” wie einen Phönix aus der Asche auferstehen ließ. Hier haben sie aber ein wunderbares kleines (Phantomias-loses) Kabinettstückchen erschaffen, das besonders auf der letzten Seite schon fast realsatirische Züge annimmt. Sehr gut!

Im Prinzip ist das eine Geschichte, die jeder verstehen kann und die so auch in jedes frühere Premium gepasst hätte, da die Figuren bekannt sind (auch die Duckmall ist ja keine Pk²-Erfindung, sondern kam schon deutlich früher in der PKNA-Serie vor, z.B. in “Carpe diem”). Nur ist sie ausgerechnet in diesem Band dann doch fehl am Platz, da sie mit “Von Zeit zu Zeit” im Widerspruch steht und insofern einen Spoiler enthält. Hätte man mit dem Abdruck der Geschichte noch gewartet, oder hätte man die Reihenfolge der Hauptkapitel in Ordnung gebracht, dann hätte es weniger gestört.

PK² Special 1 #6: Irgendwas fehlt

(Achtung, Spoiler!)


Was macht man als androide Zeitpolizistin aus dem 23. Jahrhundert, wenn man nicht mehr zeitreisen kann und im 21. Jahrhundert gefangen ist? Dieser Frage geht Klarissa hier nach. Auf der Suche nach einem erfüllenden Zeitvertreib geht auch sie in die Duckmall. Eine Reihe von Begegnungen mit teilweise überraschenden Wendungen führt sie dann auf die richtige Spur.

Schön. Einblicke in Klarissas Charakter gab es ja schon z.B. in den 5y-Kurzgeschichten, aber hier bekommt das Ganze mehr Tiefe. Alleine der grandiose Aufbau von S. 335 mit der unverschämt entwaffnenden Antwort von Klarissa: Genial! Solche Sätze sollten auch im echten Leben öfter mal fallen. Dazu kommen hübsche Running Gags und eine starke Geschlossenheit der Geschichte (auch Anfang und Ende stehen in einem schönen Verhältnis). Claudio Sciarrones Zeichnungen sind immer noch gut, auch wenn sie etwas flacher wirken als zu Beginn seiner PKNA-Karriere. Nur dass er Klarissa (sowie eine andere Frauenfigur) hier zeichnerisch ein bisschen arg übersexualisiert hat, hätte nicht unbedingt sein müssen. Irgendwie fand ich ihre frühere Darstellung in ihrer Einfachheit attraktiver. Ach ja: Ist ihre Sonnenbrille vom selben Optiker wie die von Jennifer Power aus “Fundsachen”? 😉

PK² Special 1 #7: Unter Beobachtung

Stella und Rupert sind beides Pk²-Figuren. Stella arbeitet bei “Barney & Benson” als Verkäuferin, Rupert ist Security-Mann in der Duckmall. Und, oh Wunder, er ist in Stella verliebt, aber nur weil man keine Angst vor Ladendieben hat, heißt das noch lange nicht, dass man nicht Angst davor hat, der Angebeteten seine Liebe zu beichten. Und auch sonst ist das Leben nicht leicht…


Klingt alles nicht so spektakulär, liest sich aber alleine aufgrund von Silvia Ziches typisch durchgeknallten Zeichnungen sehr witzig. Auch die Off-Kommentare bzw. die ganze Kameraperspektive erinnern an die von Ziche gezeichnete PKNA-Folge “Kamera! Und Action!”. Da stört es auch nicht so sehr, dass der Schluss ein bisschen inkonsequent ist.

PK² Special 1 #8: Kinderspiel

(Achtung, Spoiler!)

Everett Ducklair ist auf dem Weg zu einem Geschäftstermin. Auf dem Weg dorthin will er noch ein Spielzeug für den Sohn seines Geschäftspartners kaufen. In der Duckmall wundert er sich darüber, dass durch die laufenden Wartungsarbeiten ein störender Brummton über die Anlage des Shopping-Centers läuft. Selbst ist der Mann: Ducklair repariert nicht nur die Anlage in Windeseile, sondern modifiziert den Soundchip auch noch so, dass die Käufer plötzlich alle auf Produkte mit Waldo (dem Ducklair-Maskottchen) abfahren.


Interessante Kurzgeschichte mit einem Erfinder, der wie so oft nicht so ganz die Konsequenzen seiner Arbeit bedenkt. Leider sind Roberta Mighelis Zeichnungen mal wieder recht ungelenk.

PK² Special 1 #9: Spielecke

Donald greift in einen Fall von Mobbing ein und macht es einem dicklichen Jungen im Phantomias-Kostüm möglich, die Rutsche in der Duckmall zu benutzen. Kurz darauf ist der Held gefragt: Eine (reichlich einfallslose) Superschurkin marodiert im Einkaufszentrum und steckt alles in Brand.

Diese Kurzgeschichte ist – man höre und staune – tatsächlich die Phantomias-Geschichte von Gianfranco Cordara, die mir bisher am besten gefällt. Mit einem kompakten Zehnseiter scheint er deutlich weniger überfordert gewesen zu sein als mit den überkomplexen Hauptkapiteln. Auch wenn ich nicht sicher bin, ob Phantomias’ Geheimidentität hier nicht irgendwie Schaden genommen hat. Mastantuonos Zeichnungen sind OK, waren aber auch schon mal besser.


Nun wissen wir auch, wie Mortimer Bloom auf Deutsch heißt: Manni Bluhm. Ob der Name so bleibt? Na, mal sehen…

 

Fazit:

Emotional, mitreißend und spannend… das ist die PKNA-Serie in ihren besten Momenten, und in diesem Band haben wir gleich drei derartige Kapitel versammelt; der Abschluss des Evronianer-vs.-Militär-Subplots fällt dagegen in meinen Augen ziemlich deutlich ab. Das PKNA-Special bietet mit seinen humorfokussierten Geschichten einen schönen Gegenpol zur Schwere der Hauptkapitel. Was die Reducktion dazu geritten hat, dass sie jetzt schon das komplette Duckmall-Special abgedruckt hat, kann ich aber nicht verstehen: Noch ärgerlicher als der verfrühte Abdruck von “Trips Strips”.


Das nächste LTB Premium (VÖ: 6. Dezember) heißt “Das Rennen durch die Elemente” und wird zwei unterschiedliche Storyzyklen enthalten, die beide von Zeichner Claudio Sciarrone umgesetzt wurden: “Raceworld” und “Planet T”. Auch wenn die Mausgeschichte deutlich länger ist, müssen natürlich die verkaufsfördernden Ducks aufs Cover!

Aber auch mit PKNA wird es natürlich weitergehen. Von den Hauptkapiteln sind jetzt noch 210 Seiten übrig, dazu 40 Seiten Zen-Kurzgeschichten (die m.E. schon früher gedruckt hätten werden müssen, da sie sich mit dem Ende der Serie ungefähr so gut vertragen wie das Duckmall-Special mit den aktuellen Hauptkapiteln), der Rest des 1998er Specials (Kapitel eineinhalb – 55 Seiten) sowie zehn Einseiter. Das gibt zusammen 315 Seiten, also nicht ganz genug für einen regulären Premiumband. (Die 29 Seiten aus Holland seien auch noch mal erwähnt, auch wenn sie eher trashig sind und trotz Eins, Konrad Kiwi und Transformer-Schild nicht wirklich gut zu PKNA passen.) Zwar wäre es durchaus denkbar, noch das erste Pk²-Kapitel mit aufzunehmen, allerdings wäre es mir persönlich lieber, wenn die beiden Serien voneinander getrennt bleiben, zumal das Platzproblem so nur an das Ende des dritten Pk²-Bandes verschoben würde. Da Peter Höpfner schon erklärt hat, dass in LTB Premium 24 auch die dazugehörigen Covers abgedruckt werden, plädiere ich dafür, PKNA mit einer umfassenden Covergalerie abzuschließen. Gerade die ursprünglichen Covers der Serie sind kleine Kunstwerke für sich und bei uns bislang nur bruchstückweise erhältlich.

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Spectaculus

Ich lese Comics, seit ich denken kann - oder vielleicht sogar noch länger.
Ansonsten bin ich ein großer Musikfan und mache mir ständig Gedanken über alles und jeden.

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