Preis: 4,95 €, 308 S.
Wettlauf gegen die Zeit
Eine von Lucio Leonis typischen Phantomias-Geschichten mit ausgeklügeltem Plot: Phantomias schaut bei seinem Ausrüster rein, jedoch ist Daniel Düsentrieb nicht da. Plötzlich taucht er auf! Die Erklärung: Der Erfinder hat einen Präzisions-Chronomaten erfunden, eine sehr präzise Zeitmaschine. Just in dem Moment überfallen die Panzerknacker den Geldspeicher! Keine Frage: Ein Fall für Phantomias. Wobei unser Held bereits auf dem Hinweg Seltsames erlebt und auch auf dem Glatzenkogel nicht gerade seinen besten Moment erlebt. Schlimmer noch: Er wird von einem Reifen getroffen und von einem Panzerknacker demaskiert! Argh! Donald rennt schnell weg und sieht schon in seiner Fantasie Spectaculus und den Schmutzgeier vor seiner Tür stehen. Schließlich kommt er auf die Idee: Da kann nur noch Düsentriebs Chronomat helfen! Nur hat Phantomias nicht verstanden, dass er nicht einfach das soeben Geschehene rückgängig machen kann. Tatsächlich löst er all die Missgeschicke bis zur Demaskierung sogar erst durch seinen Zeitsprung selbst aus – sehr blöd…
Sehr spannende, toll gezeichnete Geschichte rund um ein Zeitparadoxon und die kreative Problemlösung angesichts dessen.
Der Spion, der aus Genf kam
Zwischen Romano Scarpas Original-Atömchen-Zyklus 1959-1961 und Castys Atömchen-Trilogie 2012-2015 gab es nicht nur drei Kurzgeschichten (1964, 1965 und 1999) mit Maxi Smart (Senior), sondern auch eine Art Atömchen-Comeback von 1982-1986. Die beste Geschichte aus jener Zeit stammt von Krimispezialist Alessandro Bencivenni und Top-Mauszeichner Massimo de Vita (drei Jahre nach dem “Gläsernen Schwert” in absoluter Hochform).
Inhalt: Atömchens “Schöpfer”, der geniale Professor Wunderlich, hat Micky, Goofy und Atömchen nach Genf ins KERN eingeladen. Um Goofy die Kollisionsexperimente in den dortigen Teilchenbeschleunigern nahezubringen, lässt Atömchen zwei Loks von Goofys Modelleisenbahn aufeinander zufahren. Was wie eine unwichtige Einleitungsszene wirkt, ist tatsächlich für die Handlung später noch von einiger Bedeutung. Dramatisch wird es, als Micky in Genf kurz hintereinander zwei gefährliche Unfälle hat, wobei ihn Atömchen beim ersten Mal gerade so retten kann. Micky tippt auf einen Spion. Da der Fokus sehr schnell auf dem Hauptverdächtigen liegt, ist jetzt vor allem interessant, wie Micky den Spion letztlich überführt und (dank Goofys Hilfe) zur Strecke bringt.
Interessant ist bei beiden Bencivenni-Stories die Konstellation Micky, Atömchen, der Professor UND Goofy – letzterer spielt sonst, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle, wenn Micky und Atömchen miteinander zu tun haben.
Bei der Wiederveröffentlichung in Maus-Edition 8 wurde Atömchens Kolorierung von hautfarben zu blau korrigiert und der Name des Professors von “Professor Mandakus” in “Professor Wunderlich” geändert,
Jagd nach der Einschaltquote
Aus einer Falltür im Keller kommt ein Agent. Aber kein Geheimagent, sondern einer für Meinungsforschung. Donald wurde nämlich als Testperson ausgewählt und hat fortan Einfluss auf die Einschaltquoten (diese werden tatsächlich anhand der Sehgewohnheiten von repräsentativen Testfamilien berechnet). Leider verplappert er sich im Gespräch mit Onkel Dagobert, welcher sich daraufhin bei seinem Neffen einnistet und andauernd fernsieht. Dann bekommt auch noch Klaas Klever Wind von der Sache…
Kuriosität am Rande: Statt wie üblich “Rudy Salvagnini” steht hier “Rudolfo Salvagnini” (der eigentliche Name des Autoren?)
Der Dreh mit dem Karussell
Die Panzerknacker bauen in der direkten Umgebung von Dagoberts Geldspeicher ein Karussell auf! Dagobert vermutet sofort Übles (zumal der Speicher von Vibrationen durchgerüttelt wird), aber den Bürgern gefällt das Ding, und der Bürgermeister hält auch seine Hand über die anscheinend geläuterten Schurken. Nur Daniel Düsentrieb ist da anderer Meinung…
Man lernt nie aus
Sehr kurze Episode rund um Erste Hilfe: Donald und seine Neffen fahren an die Küste, um Papageienschnabeltaucher zu fotografieren. Dort verletzt sich Donald allerdings…
Ziemlich pädagogisch, auch wenn ich Donalds wehleidiges Verhalten und die Blicke von Tick, Trick und Track irgendwie witzig finde. Andrea Freccero hätte ich hier übrigens nie erkannt, seine Zeichnungen sind hier noch total klassisch-aufgeräumt.
Die Quelle des gelben Wassers
Der Titel klingt schon nach Rodolfo Cimino, und so ist es keine Überraschung, dass der legendäre Autor auch tatsächlich für die Geschichte verantwortlich zeichnet. Allerdings leidet sie unter dem typischen Cimino-Problem: Sie hat keinen wirklichen roten Faden.
Es geht ums Wasser – Klever bietet kostenlose Duschen für aufgehitze Entenhausener an, woraufhin Dagobert seine Düsen manipuliert. Klever will sich nun rächen und landet bei einer mysteriösen gelben Quelle im Finsterberg, die man allerdings nicht verlassen kann, ohne eine exorbitante Summe zu zahlen. Das könnte man doch als Falle für Dagobert nutzen… doch der entpuppt sich als extrem zäh, und auch das (goldhaltige) Wasser entwickelt interessante Fähigkeiten.
Der doppelte Kommissar
Micky und Kommissar Hunter sind auf der Suche nach einem Saboteur, der es trotz sehr guter Überwachung mehrfach geschafft hat, den Raumschiffplänen des Herrn von Blau einen Strich durch die Rechnung zu machen. Dann scheint Micky den Kommissar zweimal zu sehen…
Die Erklärung wird nicht jedem gefallen. Ubezios Zeichnungen wirken etwas leer.
Auf den Hund gekommen
Eine dieser unzähligen Panzerknacker-Solo-Geschichten, mit denen sich Xavi schon Jahre vor den Riesenpinguinen seinen Ruf versaut hat (den er dazwischen allerdings mit “Ein Fall für Micky” noch mal ein wenig retten konnte…): Die Panzerknacker entführen einen Rassehund, der ganz wild auf Backpflaumen ist und bald selber wie eine Backpflaume aussieht (Zitat eines Panzerknackers).
Die Suche nach der Aureola Petrolia
Dagobert hört (dank neumodischer Dinge wie “Computer” und “Internet”!) von Erdöl-Kakteen und denkt: Das will ich auch haaaaben! Leider wachsen die Wunderpflanzen auf einem Stück Wüste, das Klaas Klever gehört. Und auch die Panzerknacker sind involviert. Und Außerirdische. Die Geschichte ist einfach überladen, zu viele unerklärte Wendungen nehmen der Geschichte jeden Fluss. Frecceros Zeichnungen sind wie immer: An manchen Stellen richtig hübsch, an anderen aber völlig überdreht und schräg.
Ein rabenschwarzer Tag
Carlo Panaro und Massimo De Vita Giorgio Di Vita (im Buch ist die Angabe falsch!). Klingt nicht so schlecht, oder? Hm, ich weiß nicht. Angeblich ist Donald ja so viel beliebter als Micky, weil er ein Pechvogel ist und nicht so perfekt wie Micky. Alle, die Micky deswegen nicht mögen, werden womöglich Gefallen an dieser Geschichte finden. Aber auch wenn es nicht ganz ohne Reiz ist, eine Donald-typische Pechsträhne mal mit Micky anstelle von Donald zu sehen, finde ich das Ganze dann doch zu drastisch.
Bin ich ein Versager?
(Nachdruck aus LTB 273)
Track hat eine schwere Krise: Er glaubt, ein Versager zu sein! Und er hat Angst vor dem Erwachsenwerden – nicht ganz unverständlich angesichts von Donalds täglichen Problemen…
Donald kann sich das nicht länger mit ansehen und schleppt seinen Problemneffen zu Primus, der empfiehlt, dass Track eine Zeitlang wie ein Erwachsener leben sollte. Da kann Daniel Düsentrieb aushelfen. Track wird also vergrößert und von Dagobert zum Direktor einer maroden Spielzeugfabrik gemacht. Und siehe da: Der Junge kann was…
Sehr, sehr gute Geschichte mit einer wichtigen Kernaussage, und mit äußerst sympathischen Zeichnungen von Anna Marabelli.
Übrigens: Die Sequenz auf Seite 276 ist eine deutliche Referenz an Charles M. Schulz (“Peanuts”), nur mit Track anstelle von Charlie Brown. Das passt – auch Charlie hat immer wieder mit Selbstzweifeln zu kämpfen.