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Detektiv Donald Duck: Gebt ihm Süßes!
Teil 1
Teil 2
Ein weiteres Jahr, ein weiteres LTB Halloween.
Der Band beginnt mit einer neuen Disney-Publishing-Worldwide-Serie von Stefano Ambrosio (“Kampf der Zauberer”, “Donald Quest”). Das Markanteste hier ist neben der farbenfrohen Kolorierung die Tatsache, dass Donald, Micky und Goofy hier wie zu Beginn ihrer Karriere als Trio auftreten.
Der Fall ist dabei nicht so spektakulär, aber für eine Halloween-Story durchaus annehmbar. Die Entenhausener benehmen sich plötzlich sehr seltsam – Erwachsene nehmen Kindern Süßigkeiten weg! Und als Donald persönlich betroffen ist, nimmt er es persönlich. Die Spur führt zum Geldspeicher, aber auch Dagobert Duck hat Grenzen. Tatsächlich ist er ebenfalls hypnotisiert und die Süßigkeiten landen alle bei einem Kürbismonster.
Aufklärung könnte ein Experte für Übernatürliches bringen, aber auch der scheint nicht so ganz vertrauenswürdig zu sein…
Wie gesagt, keine wirklich weltbewegende Geschichte, aber doch ganz gut lesbar. Die entscheidende Schlussfolgerung (über die plötzlich in den Raum geworfene Webseite) fällt leider negativ auf. Den übertrieben verstörenden Anfang von Teil 2 kann man allerdings durchgehen lassen, ebenso die darauf folgenden Verwicklungen, auch wenn man Ähnliches schon mal gesehen hat (siehe “Ein intergalaktischer Zwischenfall”). Richtig schön finde ich die Zeichnungen von Luca Usai und Cristina Stella.
Weitere Episoden der Serie werden im neuen LTB Nikolaus (!) erscheinen – für mich jetzt schon die überflüssigste Nebenreihe, selbst wenn die Erstveröffentlichungen gut sein sollten.
Mickys Horrorshow: Doktor Mausensteins Monster
Eine von vielen Kurzgeschichten-Serien von Rudy Salvagnini. Diese hier hat vier Episoden, eine ist in LTB Spezial 61 erschienen (damals noch unter dem etwas weniger eleganten Titel “Horror-Micky”), den Rest gibt es hier auf einen Schlag. In der ersten Episode geht es um ein mysteriöses Schloss und düstere Gerüchte…
Rudy Salvagnini ist Koryphäe für Horrorfilme und hervorragender Disney-Autor – hier hat er beides herrlich selbstironisch verwurstet. Ähnlich wie Marco Bosco in seiner Kinoreihe (siehe Band 4), aber besser, weil lustiger.
Mickys Horrorshow: Die Unsichtbarkeitsformel
Harmloser diese Episode, in der es um die Unwägbarkeiten der Unsichtbarkeit geht.
Mickys Horrorshow: Doktor Goofylls Trank
Und zum Schluss noch eine kurze Verulkung von Stevensons “Dr. Jekyll & Mr. Hyde” (oder wie Men at Work sagen würden, “Dr. Heckyll & Mr. Jive”).
Eine herzensgute Hexe
Gundels Nichte Hexi kommt zu Besuch. Die ist eine Musterschülerin, aber leider viel zu freundlich. Da muss Hilfe her, und Gundel kontaktiert ihre Freundin Madam Mim. Währenddessen freundet sich das Mädchen mit Daisys Nichten Dicky, Dacky und Ducky an. Nun werden Pläne geschmiedet: Die Mädchen möchten, dass sich Gundel und Dagobert versöhnen. Gundel und Mim wiederum planen, den direkten Draht zu Dagobert auszunutzen.
Eine Geschichte aus der italienischen “Minnie”, dementsprechend mit Fokus auf die weiblichen Figuren (so ist es leider im Disneycomic nach wie vor…). Gundels Nichte Hexi kommt mir nicht bekannt vor, was daran liegt, dass bislang nur einer ihrer vielen Auftritte auf Deutsch veröffentlicht wurde. Erfunden wurde die gute kleine Hexe von Dick Kinney bereits 1967. Im Inducks wird behauptet, sie sei die Tochter der bösen Hexe des Ostens aus “Der Zauberer von Oz”, was ich aber für etwas fragwürdig halte, gerade angesichts dessen, dass sie in diesem LTB als Nichte von Gundel eingeführt wird. David Gerstein bekräftigt allerdings hier, dass das ursprünglich nicht so gedacht war.
Insgesamt eine süße Geschichte, die mit Halloween wenig bis gar nichts zu tun hat, aber wohl im normalen LTB zu sehr aus dem Rahmen gefallen wäre. Roberto Vians Zeichnungen erinnern noch stark an Cavazzano, haben aber schon ein paar typische Merkmale wie merkwürdige Körperhaltungen oder den Einsatz von Schraffuren.
Eine Nacht im Geldspeicher
Teil 1: Donalds Version
Teil 2: Dussels Version
Zweiteiler mit eingeschobenem Einseiter (s.u.). Das Konzept ist innovativ: Eine – durchaus unheimliche – Nacht wird aus zwei Perspektiven erzählt. Auch wenn die Lage spätestens nach der Hälfte klar ist, macht es Spaß, die unterschiedlichen Schilderungen (die auch unterschiedlich gezeichnet sind – Donalds Version eher konservativ von Federico Franzó, Dussels deutlich expressiver von Emanuele Virzi) miteinander zu vergleichen. Nur der Schluss wirkt bemüht, immerhin ist der Hauptschuldige für das Chaos ja ein Anderer.
Oma ist die Beste: Der Gespensterhof
Kurzer Schmunzel-Einseiter mit Donni. Mehr von ihm später.
Ein ungeheuerliches Kostüm
Eine Kurzgeschichte mit etwas unheimlicher Pointe, die allerdings vor allem durch die extravagante Kolorierung heraussticht.
Gigantisches Gemüse
Eine Phantomias-Geschichte von Tito Faraci und Lucio Leoni, das kann ja was werden, oder? Abwarten.
Franz Gans wird von einer gigantischen Karotte entführt. Dorette Duck fällt in Ohnmacht. Das sind schon mal gute Voraussetzungen für eine bizarre Geschichte. Allerdings bleibt mir am Ende zu viel offen. Kein richtiges Highlight. Faraci kann’s besser.
Invasion der Puschelmonster
Mit das Schönste an den diversen Jahreszeitenbänden ist, dass Donni und seine Freunde auftreten dürfen (anders als im normalen LTB).
Donni und seine Freunde sind besorgt. Merkwürdige Spuren auf den Wiesen und Lastwagen im Wald? Das kann nur eine Invasion von Puschelmonstern sein!
Das Bezaubernde an den Donni-Storys ist und bleibt die blühende Fantasie der Kinder. Mit Donni, Guido und Rafaela (Dennis und Biggi kommen diesmal kaum vor) kann man Geschichten erzählen, die mit Tick, Trick und Track nicht funktionieren würden. Diese hier ist allerdings etwas schnell durchschaubar, sodass sich der Spaß in Grenzen hält.
Das Haus der verzauberten Bilder
Micky und Goofy kaufen eine Villa am See. Für dreißig Taler. Der einzige Schönheitsfehler: Es gibt ein Zimmer, das nicht geöffnet wird. So weit, so vorhersehbar. Richtig unheimlich wird es, als Micky und Goofy das Geheimnis aufdecken wollen. In dem Zimmer verbergen sich Gemälde. Die sind aber nicht nur düster, sondern rufen in der Folge auch sehr erschreckende Ereignisse hervor…
Ich will nicht mehr verraten, denn diese Geschichte ist fraglos das Highlight des LTBs. Von Casty haben wir in letzter Zeit leider nicht allzu viel zu lesen bekommen (in der Hauptreihe zumindest zwei Storys, “Im Pendel der Zeit” und “Das Schurken-Horoskop”, die allerdings m.E. zu seinen schwächsten Werken gehören). Diese Geschichte bestätigt mal wieder sein Talent dafür, düstere Geschichten zu erschaffen, und zeichnerisch gelingt es ihm hier auch, diese Stimmung in Bilder umzusetzen, die einen richtig frösteln lassen. (Bei den Figuren gefällt mir sein Goofy allerdings momentan deutlich mehr als sein Micky.)
Einen Rüffel gibt es für die übersetzende Person. Wo im Original und durch die Szene auch im Deutschen immer noch klar ist, dass Kinder gemeint sind, werden unnötigerweise “Neffen und Nichten” draus gemacht.
Schrecken ohne Ende
Mit einer recht Barks-artigen Geschichte, die allerdings von Luca Bonardi eher Bancells-artig gezeichnet wurde, endet der Band. Donald will mit seiner Verkleidung bei einer Halloween-Party auftrumpfen, dann bekommt er aber Zweifel. Ob er Daisy womöglich zu sehr erschrecken könnte? Also wird schnell umdisponiert. Gustav wiederum schenkt Donald eine Flöte und dann nimmt der Abend eine dramatische Wendung…
Etwas wild und wirr, diese Geschichte, aber immerhin nicht vorhersehbar. Auch die Übersetzung erinnert an Dr. Erika Fuchs’ Barks-Übertragungen (“Elendiger Glückspilz, warum versteckst du dich im Eck?”). Und immerhin ist es eine der wenigen Storys in diesem Band mit einem echten Bezug zu Halloween.
Fazit:
Man hat es diesmal geschafft, einen ganzen Band vollzubekommen, ohne dafür extra eine Egmont-Eigenproduktion produzieren zu müssen. Auch wenn einige gut lesbare Comics dabei sind und kein großer Ausfall, ist Castys Bilder-Geschichte der große Kaufgrund für das aktuelle Halloween-LTB.