Comicschau

LTB Advent 5


LTB Advent 5 1

12 €, 296 S., 8.10.2019

Advent, Advent, ein LTB brennt! Na, lieber nicht, denn bei dem Gestank will ich gar nicht wissen, welche chemischen Reaktionen dabei passieren würden. (Wenn man auf die farbig bedruckten “Deckseiten” verzichten würde, dann könnte man den Käufern/Lesern auch diesen nervigen Gestank ersparen…) Beschränken wir uns wie jedes Jahr darauf, die Seiten fein säuberlich mit einem Stift aufzutrennen und lassen wir uns von den Comics überraschen!

 

1: Ode an den Winter (EV)


 

Los geht es mit einer Erstveröffentlichung, die allerdings wenig Neues bietet. Dussel will unbedingt mit Donald Schlitten fahren. Der ist aber, gelinde gesagt, nicht begeistert…

Ein paar nette Szenen, aber insgesamt kein Lesegenuss. Von Bob Langhans (“Die Gold-Odyssee”) gibt es Besseres.

Die Zeichnungen stammen von “unbekannt”, aber in meinen Augen war hier mal wieder das Jaime Diaz Studio am Werk. Immerhin sind die Zeichnungen schön neu koloriert… auf S. 13 sind allerdings drei Figuren seltsam bläulich eingefärbt… da sie auf der nächsten Seite normal aussehen, wird es wohl ein Fehler sein.


 

2: Banditen an Bord

 

Donald arbeitet als Detektiv auf Dagoberts Kreuzfahrtschiff, während seine Neffen schwer in der Kombüse arbeiten müssen. An Bord sind auch noch die Panzerknacker…

Seltsame Geschichte mit einem unsympathischen Dagobert. Vicars Zeichnungen, zudem schön koloriert, sind noch das Beste an dem Ganzen.


 

3: Ein dienstbarer Helfer

 

Wieder aus den frühen 1980ern stammt diese Uralt-Goofy-Geschichte von Egmont, die sich in der Charakterisierung leider an Murry und Konsorten anlehnt, d.h. Goofy ist dumm wie ein Sack Kartoffeln. Ansonsten zumindest lesbar (Goofy arbeitet in einem Kaufhaus und gerät einem Räuber immer wieder in die Quere), aber nichts Besonderes.

 

4: Gefahr von oben


 

Recht unterhaltsame Geschichte rund um eine typisch gefährliche Düsentrieb-Erfindung, zudem schön von Marco Rota gezeichnet.

 

5: Die Bande des Bösen

 

Kaschperlmicky… selten seltsame Geschichte, die man eigentlich nicht lesen muss. Immerhin sind Fabrizio Petrossis Zeichnungen hier nicht ganz so hässlich wie bei seinen neuesten Werken, aber trotzdem haben sie so etwas Xavi-haftes an sich. Wie schön waren sie doch noch, als er noch “italienisch” gezeichnet hat… seufz…


 

6: Lichterkollaps (EV)

 

Nachbarschaftskampf zwischen Donald und Zorngiebel mittels Weihnachtsbeleuchtung. Klingt vertraut? Ist es auch. Die Geschichte ist von A-Z vorhersehbar, das Motiv ist (nicht nur im Comic!) schon zigmal durchgekaut. Trotzdem gut umgesetzt.

 

7: Der <Spoiler> aus der Unterwelt


 

Donald und seine Neffen wollen merkwürdigen Spuren im Schnee auf den Grund gehen. Dabei treffen sie allerdings auch auf einen übermotivierten Trophäenjäger…

Großartige Geschichte! William Van Horn als Autor und Zeichner in Bestform. Sehr schade aber der deutsche Titel, der die Überraschung total verdirbt (daher auch meine kreative Änderung ^^). Und umso bedauerlicher, dass man gerade beim Advents-LTB, in dem Überraschungen ja noch wichtiger sind, sich da nicht einen besseren Titel ausdenken konnte.

 

8: Der Glaubegnom


 

Ein aggressiver, genervter Donald wird von einem ebenso aggressivem und nervigen Gnom belehrt, dass er gefälligst doch an Märchen glauben soll, und schwupps zur Zahnfee umfunktioniert… was Donald gleich für sich ausnutzt und ihm noch mehr aggressive Begegnungen mit Entenhausenern einbringt.

Totalausfall. Die bis hierhin schlechteste Geschichte des ganzen Buchs. Lesevergnügen gleich null.

 

9: Das Winterfest


 

Donald will ein Winterfest feiern. Da entdecken Tick, Trick und Track Riccardo, der mit seinen Tieren im Wohnwagen friert, und laden ihn zu sich nach Hause ein. Donald hat, kaum überraschend, etwas dagegen…

Könnte so ähnlich auch von Barks sein.

 

10: Lieder der Berge (EV)


 

Ein kleines Juwel gibt es in Form dieser relativ langen (14 S.!) Maus-Krimigeschichte: Micky und Goofy machen im Fürchtelgebirge Urlaub. Dann wird Micky plötzlich von einem seltsamen Mechanismus gekrallt, und Goofy fällt auf die Gastfreundschaft einer verdächtigen Gestalt herein. Und was hat das alles mit der verschwundenen Sängerin Lena Landgut zu tun?

Der Geschichte merkt man ihr Alter leider ein wenig an (Tonbandmaschinen, Schwarzpressungen usw.), trotzdem ist sie ziemlich unterhaltsam. Die Zeichnungen des Jaime Diaz Studios sind zwar etwas unpersönlich, aber ansonsten nicht schlecht (und toll koloriert). Einzig die Frage, wieso Lena Landgut *exakt* so aussieht wie Klarabella Kuh, bleibt am Ende offen.

 

11: Wie die Kinder


Ganz nette Geschichte rund um Tick, Trick und Track, die vor lauter Spiellust der Erwachsenen gar nicht dazu kommen, ihr eigenes Weihnachtsgeschenk auszuprobieren. Da muss man dann schon mal zeigen, wer die Hosen anhat… Oma!

 

12: Der Eisplanet

 

Donald und die Neffen werden von Daniel Düsentrieb nicht an einen sonnigen Ort teleportiert, sondern auf einen lebensfeindlichen Eisplaneten.


Auweia. Vicars Zeichnungen sind recht gut, aber das kann die schwache Geschichte mit miesen Monstern und stereotypen Menschen- äh, Entenfressern auch nicht retten.

 

13: Gefangen am Bibberberg

 

Donald nimmt ein Jobangebot an, ohne sich genauer darüber zu informieren. Es stellt sich heraus, dass seine neue Arbeitsstelle eine Wetterstation auf dem Bibberberg ist. Und dort hat er nicht mal was zu essen…


Brrrr. Übler Müll. So etwas will ich nicht lesen, nicht mal am Freitag, dem 13.!

 

14: Der Eisriese vom Yukon (EV)

 

Dagobert Duck liest einen Bericht über den “Eisriesen vom Yukon”. Und er erinnert sich: Auch er hat das Monster einst gesehen, aber damals wollte ihm niemand glauben. Und so schleppt er seine Neffen sowie den Erfinder seines Vertrauens in die Eiswüste.


Tony Strobl war hier als Autor und Zeichner in Personalunion tätig. Die Zeichnungen sind zwar recht simpel, aber gut anzuschauen. Die Story wird recht schlüssig aufgelöst, den Schlussgag finde ich aber nicht so toll. Der arme Düsentrieb…

 

15: Eingefrorenes Geld

 

Wenn die deutsche Comicwelt eines nicht braucht, dann sind es noch mehr Barks-Nachdrucke. Ich habe schon schweren Herzens die Entenhausen-Edition aufgegeben, und im LTB Classic wird ja über kurz oder lang der komplette Barks nachgedruckt. Klar, es gibt immer Neueinsteiger, aber für Sammler sind diese Mehrfach-Abdrucke eher nervig.


Diese Geschichte ist die erste, in der Dagobert Duck einen Geldspeicher hat (auch wenn der noch eher wie ein riesiger Tresor aussieht – aber schon mit heftigen Sicherheitsanlagen), und die erste, in der die Panzerknacker (allerdings noch mit etwas anderen Nummern und sehr charakterschwach – im Prinzip sieht man sie nur dümmlich grinsen) auftreten. Im Prinzip also eine extrem wichtige Geschichte, der fade Schluss sorgt aber dafür, dass ich das Ganze nie so recht mochte.

 

16: Das geheimnisvolle Spielzeug

 

Goofy ist Spielzeugmacher und bekommt einen anspruchsvollen Auftrag. Doch so sehr er sich auch bemüht, es kommt Murks raus… Woran mag das wohl liegen?


Eigentlich ganz hübsch, nur dass Goofy so zickig ist, ist eine Egmont-Unsitte.

 

17: Der beste Tag (EV)

 

Immer wieder Weihnachten! Ein schöner Wunsch, oder? Nein? Na, dann eben nicht.


Ich denke, dass es die Idee schon öfter gab – spontan fällt mir der “Weihnachtsalbtraum” aus LTB Premium 1 an. Gorm Transgaard hat leider auch nicht besonders viel Pfiff in seine Umsetzung eingebaut.

 

18: Falscher Verdacht

 

Donald soll in Dagoberts Namen ein Geschäft mit einer hübschen Millionenerbin abschließen. In einem Luxus-Alpenresort. Dumm nur, dass Tick, Trick und Track dann Weihnachten bei Daisy feiern müssen. Und die ist über die Nachricht alles andere als erfreut – was dann noch schlimmer wird, als sie Donald nachreist, um ihn zur Rede zu stellen…


Daisy ist hier sehr rabiat, aber irgendwie kann ich sie schon verstehen. Trotzdem wirkt die Geschichte mit ihren Rollenbildern irgendwie etwas veraltet.

 

19: Eingesackt

 

Micky und Goofy finden einen Sack mit ungewöhnlichen Eigenschaften. Das macht die Beschenkung der Kinder im Waisenhaus zu einer einfachen Sache!


Noch eine Proto-Kurzhosen-Geschichte. Vielleicht der grundsätzlich beste Mauscomic hier, aber warum gegen Ende so dermaßen viel geprügelt wird, will mir nicht in den Kopf.

 

20: Das Fest auf dem Bärenberg

 

Daisy und Donald sind bei Dagobert zur Weihnachtsfeier auf dem Bärenberg (damit also explizit in der Hütte, die in Dagoberts Erstauftritt “Die Mutprobe” – siehe LTB Classic 4 – eine zentrale Rolle spielt!) eingeladen. Nur gibt es auf dem Weg dahin einige Probleme… nicht nur aggressive, sondern auch noch sprechende (!!) Tiere sind eines davon!


Vicars Zeichnungen sind noch das Beste an der ziemlich an den Haaren herbeigezogenen Geschichte, die auch mit der “Mutprobe” trotz Anspielung herzlich wenig zu tun hat. Reichlich dämliche Dialoge wie “Da ist eine unsichtbare Wand!” – “Was? Aber ich sehe gar nichts!” – “Das kannst du auch nicht! Wenn man sie sehen würde, wäre sie ja nicht unsichtbar!” sind symptomatisch für die unausgegorene Story.

 

21: Weiße Weihnacht

 

Daniel Düsentrieb erfindet eine Schneemaschine, mittels derer er es über dem Glatzenkogel schneien lässt. Und damit ist dann auch schon alles gesagt. Schön gezeichnet, aber super-unspektakulär.


 

22: Weihnachtsüberraschungen

 

Noch ein Barks-Nachdruck, deutlich besser als der erste: Tick, Trick und Track sind noch weniger als Donald davon begeistert, dass sie Weihnachten in einem U-Boot mit ihrem schatzsuchenden Onkel Dagobert verbringen sollen. Zumal Donald auch noch vergessen hat, ihren Brief an den Weihnachtsmann aufzugeben! Und dann zeigt sich, dass Dagobert eben doch ein weiches Herz hat, und sich das auch für ihn letztlich noch auszahlen wird…

Schön. Auch wenn ich diese Geschichte sicher schon mehrfach in der Sammlung habe…


 

23: Warme Weihnachten (EV)

 

Eine Eisskulptur, von Daniel Düsentrieb geschaffen, wird eingeweiht. Die soll auch der globalen Erwärmung standhalten. Dass Dagobert Duck von der wenig Ahnung hat, beweisen seine geschäftlichen Entscheidungen (und dass sogar seine Sekretärin mehr am Puls der Zeit ist, sagt schon vieles aus). Dann werden die beiden auf einmal von einem Polarlicht aufgesaugt (!!!) – Donald und seine Neffen reisen ihnen nach, landen schließlich am Nordpol, und schon die Begegnungen mit der leidenden Fauna auf dem Weg dorthin machen ihnen die Ausmaße des fortschreitenden Klimawandels deutlich…

Man merkt es: Eine Geschichte, wie sie aktueller und wichtiger kaum sein könnte. Die Teillösung für das Problem ist hier aber leider eine, die nur im Comic funktioniert, und die Komplexität des Themas kommt auch nicht wirklich zum Zug, es wird ziemlich “kindgerecht” vereinfacht. Aber Autor Sieger Zuidersma verdient Lob dafür, dass er (?) das Thema so unverblümt anspricht.


Nicht so toll finde ich José Antonio Gonzalez’ Zeichnungen, besonders einige Gesichtsausdrücke, die mich an Kaschperlmicky-Tiefpunkte erinnern. Auf S. 274 sind im zweiten Panel übrigens zwei Sprechblasen vertauscht.

 

24: Der vergessene Brief

 

Donald hat vergessen, den Brief der Kinder an den Weihnachtsmann einzuwerfen (klingt bekannt?), somit ist er verantwortlich, wenn sie keine Arnulf-Weißenmecker-Actionfiguren bekommen. Das will man natürlich nicht zulassen. Und so beginnt eine Odyssee, bei der Donald eine Menge Pech hat, aber auch eine Menge Glück. Und nebenbei zum Superhelden wird!

Hrmhrm. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Darin ist die Geschichte typisch für Autor Paul Halas, der Donald hier teilweise ziemlich übel mitspielt. Und einige Elemente der Handlung finde ich auch ziemlich weit hergeholt. Das große, spektakuläre Finale ist es also nicht. Schade, so etwas wie die Midthun-Geschichte am Ende des ersten Advents-LTBs vermisse ich seitdem Jahr für Jahr. Immerhin kann man sich noch an einem schönen Poster von Arild Midthun erfreuen.


 

Fazit:

 

Das Advents-LTB ist nach wie vor ein Überraschungsei – nee, passt ja nicht, dann wäre es ja ein Oster-LTB! Die Idee, Geschichten selbst aufzutrennen, scheint nach wie vor gut zu funktionieren, auch trotz des hohen Preises von 12 €. Immerhin ist es auch das einzige LTB, das ausschließlich aus 4-reihigen Geschichten zusammengestellt wird, die eigentlich fürs Heftformat produziert wurden: Man bekommt also gewissermaßen mehr Handlung pro Seite, auch wenn die Geschichten an sich wiederum eher kurz sind.

Advent 5 ist ein bisschen wie ein Adventskalender mit gemischten Pralinen: Längst nicht alles schmeckt mir, aber das wäre ja auch zu langweilig. Ganz klar ist aber, dass es auch 2020 wieder ein Advents-LTB geben wird. Ob dann endlich auch mal der “allerletzte Weihnachtsbaum” nachgedruckt wird, die Fortsetzung zu dem bereits in Band 3 enthaltenen “Weihnachtskranzmuffel”?!? Oder müssen wir darauf hoffen, dass die beiden Geschichten in einem Hardcover-Band der Egmont Comic Collection zusammengeführt werden? (Der aktuelle, “Wundervolles Weihnachtsfest”, ist übrigens ziemlich gut.)


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Spectaculus

Ich lese Comics, seit ich denken kann - oder vielleicht sogar noch länger.
Ansonsten bin ich ein großer Musikfan und mache mir ständig Gedanken über alles und jeden.

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