250 S., 7,99€, Erscheinungsdatum: 27.8.2024, Link zum Egmont-Shop* / Link zu Amazon*
Das eSport-Finale
Das Cover, mit Glanzfolie besetzt, verspricht großes Kino oder wie man bei Ehapa sagt, “packende Gaming-Schlachten der Superlative”. Vom selben Team wie “Wer war’s?”, ist die Eröffnung von LTB 588 aber eine ganz klassische 20-seitige Egmont-Story.
Die Story: Tick, Trick und Track sind extrem gut in einem Computerspiel namens “Ducky League”, und werden daher als womöglich angehende Champions von Onkel Dagobert sowie Daniel Düsentrieb gefördert. Aber beim Finale stoßen sie dann an ihre Grenzen. Vielleicht kann ja da Donald, der bis dahin mit seiner Leidenschaft für den Klassiker “Entchenklein” ziemlich wenig beeindruckt hat, den entscheidenden Tipp geben?
Paco Rodriguez’ Zeichnungen sind sehr knuffig und sorgen zusammen mit der gelungenen Charakterisierung der Figuren durchaus für Lesevergnügen. Aber auch wenn Donalds Rolle in der Geschichte erfreulich ist: Die Thematik wurde in Area 15 doch deutlich besser behandelt, was auch an der Länge liegt. Auf gerade mal 20 Seiten kann man einfach nicht wirklich Spannung und Tiefgang aufbauen, und die Geschichte wirkt phasenweise schon gehetzt.
“Das eSport-Finale” ist insgesamt eher durchschnittlich; weder besonders gut noch besonders schlecht. Die Übersetzung sorgt immerhin noch ein bisschen für Pfiff (“Du hast ein Herzchen am Hi… hinter dir!”).
Sei ein Frosch!
Donald ist auf der Suche nach einem legendären Frosch, der besonders weit springen kann. Die Suche danach führt ihn und seine Neffen zu einem alten Schiff im Sumpf, welches angeblich drei Alligatoren beherbergt.
Für mich persönlich war diese Geschichte v.a. deswegen interessant, weil ich bereits das italienische Original in Topolino 3254 hatte (welches ich in Erlangen von Lorenzo Pastrovicchio signiert bekam!), aber nicht genug Italienisch kann, um die Geschichte wirklich in allen Details zu verstehen.
Wirklich bahnbrechend ist die zwar nicht, aber ein paar ungewöhnliche Einfälle hat sie schon in petto. Lustig: Im Original heißt der Frosch “Big Jump”, auf Deutsch “The Hopp”.
Ich oute mich aber gerne auch als Freund von Sandro Del Contes Zeichnungen, die immer ein irgendwie nostalgisches Flair verbreiten und hier auch schöne Sumpflandschaften bieten, welche – wie auch der Plot an sich – an eine einer meiner absoluten Lieblingsgeschichten erinnern, nämlich “Die Froschkönigin” von Romano Scarpa, welches ja einst von Del Conte getuscht wurde.
Der Wolkenspeicher
Auch diese Geschichte bringt viel klassisches Flair mit sich – vermutlich würde Rodolfo Cimino heute so eine Geschichte schreiben, wäre er noch am Leben. Die Idee: Man lagert nicht nur Dateien in der Cloud, sondern auch Objekte, dank einer Erfindung von Daniel Düsentrieb. Donald soll das Zentrum des Ganzen, eine Art fliegenden Diamanten, der in den “Flocky Mountains” stationiert ist, überwachen. Dass das nicht auf Dauer gut gehen kann, ist absehbar.
Ja, und so kommt es dann auch. Sowohl der Wendepunkt der Geschichte als auch der Schluss wirken etwas unschlüssig – als ob Autor Fabio Michelini sich nicht ganz sicher gewesen wäre, wie weit er gehen soll. Immerhin werten die frischen Zeichnungen von Blasco Pisapia den Plot auf.
Exotische Materie
Teil 1: Im Feuerwerk der Anomalien
Teil 2: Der Gaius-Faktor
Teil 3: Rettung aus dem Hyperwürfel
Das ist ein Knaller: Atömchen ist nach schlappen 33 (!!!) Jahren zurück in der Hauptreihe des Lustigen Taschenbuchs! Das von Casty zelebrierte Comeback mit “Gefangen in der Dimension der Schatten”, “Launische Teilchen” und “Das ewige Imperium” (laut Inducks-Bewertungen momentan der beste Disney-Comic des neuen Jahrtausends, noch vor “Lebensträume” von Don Rosa!) fand ja komplett in der Maus-Edition statt, die nun eingestellt wird.
Und das ist nicht das einzige Novum: Zeichner Alessandro Pastrovicchio wurde hier zum ersten Mal auch als Autor tätig und tritt damit endgültig aus dem Schatten seines sechs Jahre älteren Bruders Lorenzo. Dessen Einfluss ist immerhin noch in Mickys Pose auf S. 104 oben links erkennbar, ansonsten orientiert sich der Zeichner aber eher am späten Scarpa.
Inhaltlich verwendet der Künstler Motive sowohl von Scarpa (Micky wird verfolgt, Atömchen trinkt an einer Batterie) als auch Casty: “Gefangen in der Dimension der Schatten” wird explizit erwähnt, aber gegen Ende hin erinnert das Ganze auch an Darkenblot. Das ist nicht immer rund, aber spannend.
Es beginnt damit, dass jemand in die vierte Dimension eindringt und Professor Wunderlich niederschlägt. Bald darauf gibt es eine Reihe seltsamer Überfälle in der Stadt. Diese gehen einher mit physikalischen Anomalien wie sehr schwerem Papier oder einer in der Luft schwebenden Katze. Micky, der Professor und Atömchen (dessen Fähigkeiten noch mal weiter entwickelt wurden), begeben sich auf die Spur des Übeltäters, der dermaßen hochfliegende Pläne hat, dass es zu einer Verfolgungsjagd im Weltraum kommt.
Am beeindruckendsten sind sicher die Zeichnungen, die vermutlich im LTB Premium noch mehr zur Geltung gekommen wären. Koloriert von Chiara Bonacini unter der Supervision von Alessandro Pastrovicchio selbst, wird man teilweise geradezu erschlagen von den Bildern und am Ende gibt es richtig viel Action.
Die Story kann da nicht ganz Schritt halten, ist aber unterhaltsam und deutlich gewagter sowie anspruchsvoller als vieles, was sonst im LTB zu lesen ist. Alleine, dass hier Konzepte wie Tesserakt, Wurmloch oder Quasar auftauchen, zeichnet den Comic aus. Atömchen ist vielleicht ein bisschen zu allmächtig geraten und ohne “deus ex machina” kommt die Geschichte auch nicht aus. Remus erinnert an Nemo/Nemesis aus “Darkenblot 3”, ist jedoch ausdrucksstärker: Sein rundes Display-Gesicht zeigt verschiedene Emojis. 🙂
Falls sich jemand über die weißen Streifen oben und unten wundert: Das Topolino ist ein wenig breiter als das LTB und es wäre nicht möglich gewesen, die Geschichte so abzudrucken, dass sie die gesamte Höhe einer LTB-Seite einnimmt, ohne dass seitlich Dinge verschwinden (wie noch bei “Die Cyberbrille” geschehen).
Noch ein Fun-Fact: Der Bösewicht nennt sich im Original “Gamma”, was aber auf Deutsch weniger gut funktioniert hätte, da es ja bereits eine Figur gleichen Namens gibt.
Etwas seltsam ist der Umgang mit der Einteilung der Story. In den letzten Jahren hat Egmont ja Mehrteiler gerne mal geteilt, ohne dass es wirklich Sinn ergeben hätte, weil die vorkommenden Figuren zwischendrin in anderen Storys auftauchen und dann natürlich nicht gleichzeitig noch irgendwo eingesperrt sein können. Hier wäre das kein Problem gewesen, und die Zusammenfassung am Anfang von Teil 2 hätte auch weniger redundant gewirkt, wenn man die drei Teile in LTB 588 nicht direkt am Stück gedruckt hätte.
Parken wie die Profis
Die erste von gleich drei Storys in LTB 588, die von Tito Faraci geschrieben wurde. Der Inhalt ist ziemlich realitätsnah: Donald und Dussel wollen einen Parkplatz finden, bevor sie zum Fußballspiel gehen, was natürlich nicht so rund läuft.
Recht gut, aber von Faraci erwarte ich noch mehr Witz. Die modernen Zeichnungen stammen von Giovanni Prezioni, der hier seinen erste und bislang auch einzigen Disney-Comic abliefert.
Das kosmische Korn
Donald ist konsterniert: Warum ist sein Nummernschild plötzlich nicht mehr da? Primus von Quack erklärt, dass das nicht das einzige Objekt ist, welches verschwunden ist. Der Grund: Eine außerirdische Lebensform, und Phantomias muss diese zerstören.
Wenig spektakuläre Phantomias-Geschichte. Es wirkt ein bisschen wie eine sehr entschärfte Version von “Urk”, erinnert aber auch an das allererste O.M.A.-Abenteuer “Die Monster vom Schlork” (LTB 290). Andrea Luccis Zeichnungen fallen gerade im Vergleich zu “Exotische Materie” stark ab.
Der unsichtbare Erfinder
Daniel Düsentrieb erfindet einen Unsichtbarkeitsstrahl und wird erfolgreich unsichtbar, doch dann hat er keinen Strom und kann nicht mehr sichtbar werden. Der Versuch, beim Nachbarn um Hilfe zu bitten, geht in die Hose. Und die herbeigerufenen, etwas einfältigen Polizisten sind auch wenig hilfreich.
Faraci zum Zweiten, und diesmal sagt mir auch die zeichnerische Umsetzung deutlich mehr zu. Die stammt nämlich von Francesco Guerrini, der sichtlich Spaß daran hatte, die absurde Situation darzustellen: Vor detaillierten Hintergründen schwebt ein sprechendes Kabel. Man muss es einfach gesehen haben.
Waldläufer wider Willen
Franz ist fleißig am Arbeiten. Dann wacht er auf. Oma Duck will, dass er Aufgaben erledigt, aber Franz ist nicht so willig. Im Wald trifft er dann den Oberstwaldmeister des Fähnlein Fieselschweif, der Franz etwas falsch einschätzt – mit fast fatalen Folgen…
Die dritte und letzte Faraci-Geschichte in LTB 588 spielt mit zwei Dingen: Einerseits das Aufeinandertreffen zweier Figuren, die sonst wenig miteinander zu tun haben (Franz Gans und der Oberstwaldmeister) und andererseits die Fähigkeit, einander misszuverstehen. Aus diesen Missverständnissen entsteht eine Story mit viel Slapstick, die ihr Thema sogar bis zum Schlussgag am Leben hält. Paolo De Lorenzis Zeichnungen sind nicht ganz so steif wie sonst, und unterstreichen die Komik ziemlich gut.
Immer an der Spitze
Was wäre, wenn Dagobert Duck sich aus Entenhausen und dem Millardärsklub zurückziehen würde? Mit dieser Frage befasst sich die Abschlussstory von LTB 588. Der Anfang ist dabei etwas abrupt – Dagobert transportiert einfach sein Geld ab und ist dann mir nichts, dir nichts weg.
Aber das ist zweitrangig, denn hier steht Klaas Klever im Mittelpunkt und sein Verhältnis zu den anderen Geschäftsmännern in der Stadt. Das ist interessant, weil in der Form nie dagewesen. Aber auch hier hätten ein paar mehr Seiten der Geschichte gut getan.
Auf der ersten Seite hat man sich bei der Übersetzung übrigens einen groben Schnitzer geleistet: Auf dem Transparent vor dem Geldspeicher sollte ja eigentlich KK für Klaas Klever (der das Gebäude übernommen hat) stehen, stattdessen hat man da aber wie üblich DD für Dagobert Duck draufgeschrieben, was den Sinn ad absurdum führt. Weiter hinten im Buch ist es immerhin korrekt.
Fazit
Oft sind die LTBs nach der “Sommerphase” ziemlich interessant, und das ist hier auch der Fall.
Auch wenn “Exotische Materie” nicht mit Castys Blockbustern mithalten kann, ist es dennoch löblich, dass Egmont auch jenseits eines Jubiläums eine fast 100 Seiten lange Micky-Geschichte in einem LTB unterbringt.
Mit “Atomino, Topolino e l’elemento qualsivoglia” und dem auch in Italien noch nicht erschienenen, aber lange angekündigten Epos “La citta senza cielo” warten noch mindestens zwei Casty-Geschichten mit Atömchen auf uns; wenn die Veröffentlichung von “Exotische Materie” irgendein Indikator ist, dann schaffen es die Comics hoffentlich auch ins LTB, genauso wie der neue Teil der Atlantis-Saga mit Tabea Trifftig.
Schade allerdings, dass dabei wieder mal die “mauslose Zweitmaus” wegfällt. Eine Kurzgeschichte rund um Goofy (der nur ganz am Rande in “Exotische Materie” vorkommt) oder Kater Karlo hätte LTB 588 sicher nicht schlechter gemacht.
Weitere Weltraumabenteuer stehen auch schon bevor: LTB 589 heißt “Wettrennen zum Mars”, und in der vorerst letzten Maus-Edition namens “Die zweite Sonne” sind Micky & Co. auch wieder im All unterwegs – was wir noch genauer beleuchten werden.