Das Cover von LTB 543 ist – ich kann es nicht anders sagen – potthässlich. Donald sieht aus, als ob man ihn bis auf Bürzel und Gesicht versteinert habe, und dann noch Teebeutel an ihn gehängt! Da kann auch der Leuchteffekt nichts mehr ändern, der schon bei LTB 504 nicht wirklich auf ein schönes Cover getroffen ist – dann doch lieber zu Band 360 mit dem schönen Casty-Cover zurückgehen. Immerhin: Der Hinweis, dass das Cover im Dunkeln leuchtet, wurde auf die Rückseite verbannt. Das hätte ich mir schon bei LTB 360 gewünscht…
Mission Galaxis
Donald glänzt bei seinem Job in der Margarinefabrik nicht gerade. Für seine Neffen kein Grund zur Freude, denn ihre Schulklasse wird ihn am nächsten Tag an seinem Arbeitsplatz besuchen. Der Erziehungsberechtigte interessiert sich eher für Videospiele und wird bei einer Gamer-Convention überschwänglich begrüßt. Aber während Technodon in die Schlacht zieht, merken seine Neffen bald, dass
Schnorch. Irgendwie wirkt es, als ob man mal eben alle Klischees der Egmont-Geschichten aus den LTBs von vor zwanzig Jahren (Margarinefabrik, Außerirdische, Videospiele) in einen Topf geschmissen und ein mal umgerührt hat. Zwar hat die Story nicht den unangenehmen Beigeschmack von früher, aber an ein paar Stellen schimmert dann doch der damalige Sadismus durch (alle Szenen, in denen die Neffen versuchen, die Situation zu erklären). Gepaart mit Unlogik: Wenn die Außerirdischen Donald tatsächlich für einen Kampfpiloten halten, wieso halten sie seine Mission dann vor ihm geheim? Und wie naiv ist Donald bitteschön zu denken, dass es einen echten Raumanzug für einen Spielsimulator braucht? Das macht hinten und vorne keinen Sinn!
Zudem schenkt das Skript auch leichtfertig Potenzial her: Donalds erstem Außenausflug hätte man durchaus so darstellen können wie er es sieht, sodass der Leser noch etwas länger im Glauben gelassen wird, dass es sich nur um eine Simulation handelt. Das unterscheidet dann wohl mal wieder einen durchschnittlichen von einem guten Autoren, einen solchen Kniff nicht einzusetzen. Schließlich wirkt die Gier nach Pflanzenöl arg konstruiert und der plötzliche Sinneswandel von Echson, inklusive stereotypem Selbstgespräch, in dem er natürlich das Ziel seiner Suche ankündigt, wirkt so unorganisch, dass man als Leser richtig aus der Kurve geschleudert wird.
Massimo Fecchis Zeichnungen sind eindeutig das Beste an der Geschichte, auch wenn der Meister insgesamt eher unterfordert wirkt – in “Winter ade!” z.B. hat er deutlich mehr Platz bekommen, die Weltraumszenen auszuarbeiten. Immerhin darf er bei der Videospielsequenz am Anfang mal einen anderen Stil ausprobieren. Trotzdem: Schwacher Anfang, dazu noch ein inhaltsleerer, beliebiger Titel. MITTELMÄSSIG+
Der Weltenbummler: Sabotage in der Tiefsee
Eine Serie, die wie so oft auf Deutsch in verschiedenen Reihen verstreut und in wilder Reihenfolge veröffentlicht wird (siehe Duckipedia-Eintrag). Micky ist hier als Reporter in aller Welt unterwegs, und zwar alleine (nur Rudi hat einen kurzen Gastauftritt). Schauplatz ist der Ozean, genauer der Marianengraben. Eigentlich will Micky Fotos von der Tiefsee machen, jedoch kommt es immer wieder zu Problemen. Langsam drängt sich der Verdacht auf, dass es sich um Sabotage handelt. Und was hat es mit dem Taucheranzug auf sich?
Eigentlich versucht die Geschichte, alle richtigen Knöpfe zu drücken. Stimmungsvolle Unterwasserszenen, ein Gewitter, ein mysteriöser Touch (der etwas an Castys Frühwerk “Das Geheimnis des schwarzen Wals” erinnert). Dazu die beunruhigende Gewissheit, dass Micky von einem der Besatzungsmitglieder Übles zu erwarten hat. Trotzdem fühle ich mich nicht richtig abgeholt von der Geschichte. GUT-
Die Legende des ersten Phantomias, Teil 15: Der verschollene Bruder
1912: Andrew und Marie Quackett sind von Sorge zerfressen, ihr Sohn Henry ist spurlos verschwunden…
Szenenwechsel, sechs Jahre später: Henrys Bruder John, uns allen besser bekannt als Gentleman-Dieb Phantomias, und seine Verlobte und Kampfgefährtin Detta von Duz (die immer noch keinen separaten deutschen Namen für Geheim- und Zivilidentität hat!) sind in Ägypten unterwegs und suchen nach der Silbermine, deren Schatzkarte sie in “Der Fluch des Pharaos” (LTB 471) gestohlen haben. Der Weg führt in die Sahara, aber was sie dort erleben, bringt einiges an Erstaunen…
Genau wie in Castys “Die Macht des Shamirs” ist auch hier Antinea der Name der Königin von Atlantis. Allerdings nimmt sich die Geschichte nicht genügend Platz, um eine so wichtige Entdeckung zu thematisieren – mal abgesehen davon, wie viele Varianten des Atlantis-Mythos es mittlerweile im Disney-Universum gibt.
Ungewöhnlich ist hier vor allem die Enthüllung über Henry Quacketts Schicksal und wie die anderen Charaktere damit umgehen – wobei auch dieser Teil noch mehr Platz bekommen dürfte, von der Beziehung sieht man ja mal rein gar nichts. Ebenso frage ich mich, ob John Quackett seinen Eltern irgendetwas von dieser Entdeckung sagt? Wäre ja für die Eltern nicht ganz unwichtig zu wissen, dass ihr Sohn noch am Leben ist.
Entscheidender für den Fortgang der Reihe ist allerdings der Epilog. Das hatten wir ja jetzt auch schon ein paar Mal, dass Marco Gervasio Andeutungen an eine Geschichte macht, die sich bislang allerdings eher hinter den Kulissen abspielt.
(Ärgerlich der Klopper, dass das Jahr 1912 als 19. Jahrhundert übersetzt wurde… ein anderer angeblicher Fehler ist dagegen keiner: An der Wand von Johns Vater Andrew hängt das Diplom (o.Ä.) von dessen Vater Howard, also Johns Großvater.) GUT+
Mächtig viel Magie
Gundel hat mal wieder einen unfehlbaren Plan, um an Dagobert Ducks Nummer Eins zu kommen. Richten soll es ein verzauberter Brief, den sie nicht an Dagobert schickt, sondern dessen Butler. Doch bevor Baptist den Brief öffnen kann, kommt Nachwuchszauberertalent Dussel dazwischen. Der stiehlt also nun unter Hypnose den Glückszehner und erweist sich als gar nicht so untalentiert darin, seine Verfolger abzuschütteln…
Nicht wirklich großartig, aber durchaus unterhaltsam. Ein wenig entfernt erinnert fühle ich mich beim Lesen an “Der Zauberlehrling” (LTB 112, Sonderband zu Donalds Geburtstag), auch wenn Donald sich damals freiwillig von Gundel einspannen ließ. Aber die Geschichte ist eigenständig genug, um Spaß zu machen. Daniela Vetros Zeichnungen sind knuffig, werden allerdings für mein Gefühl gegen Ende etwas fahriger. GUT
Die Glitzerquelle
Donald ist genervt vom vielen Münzenpolieren, und Dagobert hat immer noch etwas herumzumäkeln. Da kommt Baptists Vorschlag, nach einer Quelle mit besonderem Wasser zu suchen, welches Dinge dauerhaft zum Glänzen bringt, grade recht. Leider gibt es auf der Reise nach der legendären Quelle immer wieder Zwischenfälle, und man bekommt das Gefühl, jemand möchte der Expedition Steine in den Weg legen…
Immerhin eine Idee für eine Schatzsuche, die es in der Form noch nicht gab, und Giampaolo Soldatis lebhafte Zeichnungen sind auch gelungen. Aber die Geschichte steht und fällt mit dem polarisierenden Schluss. Ich schlage mich hier auf die Seite derer, die diesen Schluss einfach out-of-character finden. Zudem passt er auch nicht wirklich zum Anfang, und auch wenn Carlo Panaro mit Fug und Recht behaupten kann, dass er mal nicht einfach eine bekannte 08/15-Geschichte abgespult hat, muss ich ihm diese Inkongruenz doch vorwerfen. MITTELMÄSSIG+
Plötzlich Wissenschaftler
Primus von Quack soll bei einer Veranstaltung an der Universität von Schwanfurt einen Vortrag halten. Allerdings wird nicht er abgeholt, sondern ein ganz anderer Glückspilz…
Autor Per Giuseppe Giunta ist mit dieser Geschichte erst zum zweiten Mal im LTB vertreten. Er scheint den gesamten Comic rund um die Ähnlichkeit zwischen Gustav und Primus (was Design und Farbgebung angeht) gebaut zu haben, wirklich Interessantes ist dabei aber nicht herausgesprungen. Meta-Humor reicht eben nicht. Einzig die Stelle mit den Avocados und dem Burrito kann noch ein Schmunzeln hervorrufen. Die Zeichnungen von Ivan Bigarella (LTB-Debütant; dieser Comic war auch sein erster in Italien veröffentlichter) sind allerdings ziemlich schön geraten.
Die Wutwolke
Donalds explosives Temperament ist ja wohlbekannt und dementsprechend gab es auch schon genügend Geschichten, in denen er ebendieses versucht, in den Griff zu bekommen – von den Klassikern (Carl Barks’ “Gute Vorsätze”) bis hin zu Rohrkrepierern (“Choleriker unter sich”). Diese hier stammt von Vito Stabile und fällt (bei diesem Autor nicht überraschend) qualitativ eindeutig in die bessere Kategorie. Nachdem Donald einen (gar nicht mal komplett unbegründeten) Wutausbruch in einem Restaurant hingelegt hat, will Daisy nicht mehr mit ihm reden. Erlösung verspricht eine Düsentrieb’sche Erfindung, der Kalmierer: In Form einer Bauchtasche getragen absorbiert er die Wut des Trägers. Die muss nur am Ende des Tages entleert werden. Aber wie das die Erfindungen des Genies oft so in sich haben, ist auch diese nicht ganz perfekt…
Auch wenn wir es hier “nur” mit einer zwanzigseitigen Alltagsgeschichte zu tun haben, ist diese doch sehr stimmig geraten. Die Zeichnungen von Alessia Martusciello (die erst mal angekündigt hat, nicht mehr weiter für Topolino zu arbeiten) bringen viel Witz rüber: Gleich zu Beginn auf der vierten Seite überzeugt die subtile Dynamik zwischen Donald und Daisy; und wie sich Donald und Daniel Düsentrieb unter Einfluss der freigesetzten Wutwolke gegenseitig angiften, ist geradezu herrlich. Aber auch Stabile hat einiges in die Story eingebaut – gleich mehrere tolle Running Gags (der immer wieder auftauchende Niklas mit seinen Anmerkungen “Der Mann da spielt…” und später die Donald überhaupt nicht ähnlich sehenden “Jack” und “Ben”) werten das Ganze auf. Ansonsten ist die Handlung, wie schon gesagt, rund und gut lesbar. Mein Highlight. GUT+
Der Sternengucker
Goofy will seinen Dachboden aufräumen und stößt dabei auf ein astronomisches Instrument, um das sich ein paar Legenden ranken. Abends will er das dann mit Micky ausprobieren.
Puh, seltsam gewollte Geschichte. Goofys Schrulligkeit soll ja eigentlich sympathisch wirken, aber gerade das ist hier irgendwie nicht so recht gelungen.
Davide Cesarellos Zeichnungen gefallen mir erneut nicht wirklich – zu dick der Strich, zu stilisiert Figuren und Hintergründe. Schade, denn mit mehr Sorgfalt könnten seine ausdrucksvollen Körperhaltungen durchaus glänzen. MITTELMÄSSIG
Die Flugschnecke
Das scheint sich sehr schnell zur absoluten Hassgeschichte herauskristallisiert zu haben. Dabei fängt es vielversprechend im Cimino-Stil an (für Fabio Michelini durchaus typisch): Laute Umbaumaßnahmen rund um den Geldspeicher nerven alle Entenhausener. Was hat der alte Duck bloß vor? Will er sein Geld wegschaffen, wie gemunkelt wird? Dann taucht er eines Nachts bei seinen Neffen mit einer riesigen, fliegenden Schnecke auf und nötigt seine Verwandten, mit ihm auf Geschäftsreise zu gehen. Bald sind ihm die Panzerknacker auf den Fersen, die nämlich mittlerweile mitbekommen haben, dass der Geldspeicher weg ist. Aber Dagobert ist ihnen einfach zu schlau…
Ja, ich geb’s ja zu: Bei der Szene mit dem “zufällig verlorenen” GPS-Gerät wollte ich das Buch aus der Hand legen. Als Ablenkungsmanöver zu durchschaubar. Auch im weiteren Verlauf muss man sich immer wieder damit abfinden, dass die Panzerknacker hier in ihrer doofsten Version zu sehen sind – nicht die gefährlichen Kriminellen, die jeden Trick kennen und in Barks-Geschichten wie “Der arme reiche Mann”, “Unternehmen Inselfrieden” oder “Die Schauergeschichte von Schloss Schauerstein” eine echte Bedrohung darstellen. Maurizio Amendolas eher ungelenke Interpretation der Schurken macht das Ganze nicht besser (die Posen auf S. 216…!), auch wenn seine Zeichnungen ansonsten noch recht ordentlich sind.
Wenn man allerdings das akzeptieren kann (sowie andere kleine Ungereimtheiten wie Dagoberts Behauptung, dieses sei seine längste Geschäftsreise), finde ich die Geschichte noch recht lesbar, auf jeden Fall nicht schlechter als die Titelstory. MITTELMÄSSIG+
Einer wie keiner
Donald bereitet eine Feier für Bolivars Geburtstag vor, aber der ist mal wieder zu übermütig, sodass Donald ihn erst mal wegschickt. Als Donald seinen Hund dann sucht, geschieht das Unfassbare: Ein außerirdischer Prinz, der zufällig Bolivar sehr ähnelt, wird von Donald für diesen gehalten und lernt die “Freuden” des Hundelebens auf der Erde kennen. Bolivar dagegen wird von den Außerirdischen wie der Prinz behandelt, der ihm so ähnlich sieht.
Für mich verglichen mit der Titelgeschichte die deutlich bessere Sci-Fi-Schnurre, weil sie sich einfach nicht ernst nimmt und gar keinen Hehl draus macht, trashig zu sein. Das macht es für mich deutlich einfacher, diese Space-Farce zu lesen. Der grandiose Spruch “Ich bin kein Du! Ihrze mich gefälligst, wie es sich gehört!” macht es nur noch besser. 😀 Flemming Andersens überdrehte Zeichnungen passen sowieso zu der irren Handlung.
Jaakko Seppälä ist einer der wenigen Egmont-Autoren, die im MM-M noch lesenswerte Geschichten unterbringen, und man kann gespannt sein, ob er auch im LTB in Zukunft öfter vertreten sein wird. Ich hätte jedenfalls nix dagegen. GUT-
Fazit
LTB 543 ist erneut ein Band, mit dem ich mich ziemlich schwertue. Wirklich eine Empfehlung wert sind in meinen Augen eigentlich nur die Legende des 1. Phantomias (auch wenn es nicht die beste Folge ist) und die “Wutwolke”.
LTB 544 hat den selten dämlich kalauernden Titel “Fast schon zu furios”, aber hinter dem (immerhin deutlich weniger auf CGI-Effekte setzenden) Cover verbirgt sich endlich auch mal wieder eine Casty-Geschichte und auch eine wichtige Geschichte von Marco Gervasio, die seine neuen Rächerphantomias-Comics einleitet und diese mit der Legende des 1. Phantomias verquickt. Man darf gespannt sein.