Das Cover macht durchaus was her, auch wenn die Motividee ein wenig an die von LTB 321 erinnert und die Faradé-Eier im Comic nicht ganz so spektakulär aussehen. Aber mittlerweile bin ich über jedes Cover dankbar, das mal auf den omnipräsenten Donald verzichtet.
ErzfEInde
Dagobert ist in Athen, um sein wertvolles Faradé-Ei auszustellen. Aber er ist nicht der einzige: Ebenfalls nach Griechenland gereist sind Mac Moneysac und Klaas Klever, die beide ebenfalls ein mit Edelsteinen besetztes eiförmiges Juwel ihr Eigen nennen und im Museum präsentieren wollen. Dann jedoch der Schock: Alle drei werden gestohlen! Und noch unfassbarer das Wie – laut Professorin Penelopou gibt es einen Mythos, wonach die gemeinhim dem Juwelier Max Faradé zugeschriebenen Eier gar keine Kunstwerke sind, sondern Eier des unsterblichen Göttervogels Aithon. Also macht sich das Trio aus verfeindeten Milliardären auf den Weg gen Olymp.
Beim ersten Lesedurchgang war ich noch ziemlich enttäuscht. Mittlerweile stehe ich der Geschichte etwas wohlwollender gegenüber. Trotzdem bleibt es dabei: Das Potenzial der Konstellation wird von den McGreals kaum ausgeschöpft, sowohl Klaas Klever als auch Mac Moneysac bleiben blass und können wenig bis gar nicht ihre individuellen Charakterzüge zeigen. Klar, ein Francesco Artibani hatte bei “Alle gegen einen” auch vier Mal so viel Platz, aber letztlich sind die Milliardäre für die Handlung doch kaum mehr als Zierrat. Und auch, dass die Geschichte so dermaßen auf Zufall aufgebaut ist, will mir nicht recht gefallen. Andererseits gibt es einige starke Szenen, und Zeichner Giorgio Cavazzano ist stellenweise (verglichen mit einigen anderen Duck-Comics aus seiner Feder in jüngerer Zeit) wieder richtig aufgeblüht – ob es daran liegt, dass er Spaß an der ungewöhnlichen Figurenkonstellation ganz ohne Donald hatte? Wie auch immer, seine Inszenierung wertet den Plot um ein Vielfaches auf. GUT
Aus dem Entenhausener Kurier: Schicksalhafte Einschläge
Der Entenhausener Kurier wurde vor Ewigkeiten von Dick Kinney für das “Disney Studios”-Programm erfunden und danach auch von den Italienern gerne eingesetzt. Nun hat Corrado Mastantuono (hier als Autor und Zeichner in Personalunion) die Idee wiederbelebt, diesmal mit einem echten Serientitel (wobei die Reihe im Inducks sowieso schon als solche gilt).
Donald und Dussel sollen über einen Meteoriteneinschlag berichten, der das Haus von Eva Euler verwüstet hat. Diese ist aber nicht nur deswegen traurig – seit drei Jahren hat sie keinen Kontakt mehr zu ihrer Schwester Elvira. Den Streit beenden soll eine Vase, welche Eva den beiden Reportern übergibt, damit sie bei Elvira vorstellig werden. Die Sache verkompliziert sich, als die Vase gestohlen wird.
Irgendwie ist die Geschichte gegen den Strich gebürstet – und ob Zufall oder nicht, das wird uns noch öfter begegnen. Der Schlussgag ist jedenfalls selbst für Mastantuonos Verhältnisse skurril. GUT
Der Diamant des Moguls
Ganz ungewohnte Situation: Micky Maus wird vernommen, weil er seinen Freund Wilke von Wackhals bestehlen wollte! Aber wie kann das sein? Und welche Rolle spielt Wilkes Anwalt bei alledem?
Die Ausgangslage sorgt dafür, dass man beim Lesen richtig gefesselt wird, und Giampaolo Soldatis Zeichnungen sind sehr atmosphärisch und ausdrucksstark. Letztlich basiert das Ganze allerdings auf einem nicht besonders glaubhaften Zufall [SPOILER](dass sich Wilke und sein ehemaliger Butler so sehr ähneln)[/SPOILER], was für eine eher unbefriedigende Auflösung sorgt. Als Krimi trotzdem die beste Micky-Geschichte im LTB seit drei Monaten. GUT
Ein Phantomias für alle Fälle
Teil 1: Der falsche Held
Ganz klassisch: Tick, Trick und Track sind sauer, weil Donald ihnen keine Karten für das Konzert von Lady Blabla kaufen will. Dagobert lädt die Jungs zur Verleihung der Diamantenen Schallplatte an die Sängerin ein, und erklärt, dass diese sie gerne von Phantomias überreicht bekäme. Donald (der seine Geheimidentität in Gefahr sieht) versucht, Dagobert diese Idee auszureden, was bei seinen Neffen wiederum Zweifel hervorruft. Wieso sind Donald und Phantomias eigentlich befreundet? Könnten sie nicht vielleicht doch ein und dieselbe Person sein?
Dagobert wiederum ist ebenfalls nicht auf den Kopf gefallen und engagiert spontan einen Ersatzphantomias – Donalds Vetter Gustav! Und der will so viel Eindruck bei Daisy schinden, dass er locker übers Ziel hinausschießt…
Vertauscht und zugenäht
Wer begegnet sich auf dem Markt? Gundel Gaukeley und Dorette Duck! Da kommt der Hexe doch sogleich eine Idee, wie sie Dagobert außer Gefecht setzen kann. Dafür braucht es nur einen speziellen Sirup. Aber wenn da nur nicht dieser ungezogene Rabe wäre…
Ein nettes kleines Stelldichein zwischen zwei Figuren, die einander eigentlich kennen sollten (ich erinnere mich an mindestens zwei frühere Aufeinandertreffen), aber sehen wir darüber mal großzügig hinweg. Letztlich ist die Geschichte aber auch nicht spannend – das Schönste sind zweifellos Blasco Pisapias eigenständige Zeichnungen. Besonders bei Gundel hat er sich viel Mühe gegeben. GUT-
Ein Phantomias für alle Fälle
Teil 2: Der wahre Rächer
Während Donald noch damit beschäftigt ist, die ganze Geschichte zu seinen Gunsten zu drehen, schalten sich auch noch Klaas Klever und die Panzerknacker ein. Und das Problem mit der Geheimidentität will ja auch noch gelöst werden.
Am Ende sind es wieder einige bekannte Versatzstücke, die hier aufeinanderprallen. Marco Gervasio gibt sich in seinen neuen Rächer-Geschichten redlich Mühe, einerseits das altbekannte Muster aufleben zu lassen, andererseits genügend eigene Akzente zu setzen, dass es nicht nur wie ein Abklatsch der alten Martina-Comics aus den späten 1960ern und 1970ern wirkt. Die Zutaten sind alle da – starke und gegensätzlich charakterisierte Figuren, eine angemessene Länge sowie das Setting mit den Ruinen der alten Villa Rosa, das Phantomias zu Beginn seiner “Karriere” ja auch einst eine starke Aura gegeben hat – bevor er zu einem gewohnten Anblick in Entenhausen wurde.
Trotzdem fehlt mir wie schon bei “Pension Phantomias” irgendwie das gewisse Quäntchen “Etwas”, diese Magie, die aus einem sehr guten einen hervorragenden Comic machen könnte. Von der Logik her wundere ich mich über Gustavs Verhalten; immerhin hat er mit Phantomias bereits mehrfach ungute Erfahrungen gemacht und sollte eigentlich wissen, dass seine Lüge nicht lange ungestraft bleiben wird. Mal abgesehen davon, dass jeder halbwegs vernünftig denkende Mensch skeptisch werden sollte, wenn ein Superheld plötzlich seine Geheimidentität offenbart, wo diese doch so wichtig für ihn ist. Aber gut, verbuchen wir’s unter “Comic-Logik”.
Ein LTB mit gleich zwei Auftritten von Giorgio Cavazzano gab es zumindest in der Hauptreihe schon sehr lange nicht mehr (in der sogenannten “goldenen Ära” war es dagegen keine Seltenheit, dass über die Hälfte vom Meister gezeichnet wurde). Da sein Stil natürlich auch Marco Gervasio stark beeinflusst hat, macht es letztlich keinen großen Unterschied, dass Gervasio hier nicht selbst zu Stift und Tusche gegriffen hat. Gervasio wird sich dadurch sicher geehrt gefühlt haben – noch mehr wohl dadurch, dass (das auf Deutsch noch unveröffentlichte, aber wohl bald auch bei uns fällige) “Phantomiasland” Cavazzano so sehr gefiel, dass der Altmeister es unbedingt zeichnen wollte. Andererseits muss ich auch sagen, dass Gervasio zwar nicht so flüssig zeichnet wie sein Vorbild, bei “Pension Phantomias” dafür aber mit einer stimmungsvollen Kolorierung aufwarten konnte, die “Ein Phantomias für alle Fälle” ein wenig abgeht. Trotzdem TOP-
Schlussendlich ist hier leider das Malheur passiert, dass Panini die letzte Seite (nach dem “Ende”) nicht an die LTB-Reducktion übermittelt hat, obwohl diese für den Fortgang von Gervasios Reihe nicht ganz unwichtig ist. Mehr noch: Was hier gezeigt wird, ändert das Phantomias-Universum doch ein kleines Stück weit. Vielleicht kein Drama, aber schon schade.
Komische Vögel
Erinnert sich noch jemand an Professor Trübträufl? Nun gut, sein erster Auftritt ist schon etwas länger her (LTB 427). Zunächst beginnt es damit, dass das bisherige Sicherheitssystem des Geldspeichers versagt. Daniel Düsentrieb baut ein neues ein, wird jedoch beim Versuch, das Passwort einzugeben, außer Gefecht gesetzt und benimmt sich danach wie ein rosa Flamingo. Donald ergeht es nicht besser. Und nun steht Dagobert Duck wie der Ochs vorm Berg, will heißen Geldspeicher, und benötigt dringend Hilfe…
Insgesamt eine Geschichte, die in ihrer Skurrilität tatsächlich ein Stück weit an Carl Barks’ Düsentrieb-Geschichten erinnert, und dass die Ähnlichkeit zwischen Trübträufl und den Panzerknackern erneut bemüht wird, finde ich auch einen guten Kniff. Allerdings baut auch diese Geschichte auf einem etwas unglaubwürdigen Zufall auf (dass das Passwort nur aus Ziffern und Buchstaben besteht, die man auch auf den Kopf stellen kann, ohne dass es sofort auffällt). Trotzdem: Interessante Story, die Alessio Coppola hier – Verzeihung – ausgebrütet hat. Als Autor hat er sicher noch Luft nach oben, seine Zeichnungen überzeugen mich dagegen schon lange vollumfänglich.
Der perfekte Komplize
Kater Karlo ist stinksauer auf seinen ewigen Komplizen Schnauz: Der hat in Karlos Augen mal wieder alles vermasselt. Fortan will Karlo ohne den unzuverlässigen Kumpan auskommen. Nach einigen Versuchen, alleine zurechtzukommen, will er sich einen neuen Partner suchen. Es wird dann eine Partnerin namens Lara Langfinger. Gleichzeitig landet ausgerechnet Schnauz im Alleingang einige Erfolge. Wo soll das alles enden? Man ahnt es…
Schöne Charakterstudie. Geschichten, in denen die Beziehung zwischen Kater Karlo und Schnauz beleuchtet wird, gab es in jüngerer Zeit einige, und diese reiht sich nahtlos ein. Auch wenn man als Leser weiß, wie das Ganze zu Ende gehen muss (wir sind ja hier in einem Disney-Comic), bleibt der Weg dahin dank Autor Giorgio Fontana (siehe auch z.B. “Ein grundehrlicher Ganove” aus LTB 525) interessant. Die Zeichnungen von Emmanuele Baccinelli sind auch recht interessant und schön expressiv.
Geld ist, was gefällt
Kurze Geschichte rund um das Design eines neuen Talerscheins. Während viele Mitglieder des Millionärsklubs sich gerne darauf verewigt sähen und ordentlich Geld in angesehene Künstler investieren, hat der findige Dagobert eine ganz andere Idee…
Ja, kann man mal so machen. Für neun Seiten erstaunlich ausgefeilt, viel mehr hätte die Idee aber auch nicht hergegeben. Carlo Limidos Zeichnungen sind witzig.
Ein Ball kommt selten allein
Daisy bekommt eine Einladung zum Jahresball der Mufflon-Loge und ist nun ein wenig ratlos, denn sie weiß, dass Donald kein Fan solcher Events ist. Der wiederum bekommt auch eine Einladung, will Daisy aber lieber anderweitig ausführen. Dann kommen auch noch Gustav und Gitta dazu und die Sache wird kompliziert…
Abstrus. Was hat Fausto Vitaliano (immerhin Erfinder von DoppelDuck und Hauptautor des von mir so geliebten “Micky Maus macht Schlagzeilen”) hier denn bitte geritten? War es der Versuch, irgendwie an Carl Barks’ alte Dreiecksgeschichten rund um Donald, Daisy und Gustav anzuknüpfen? Wenn ja, ist er dabei sensationell gescheitert. Das ganze Konglomerat wirkt für mich furchtbar konstruiert und lädt eher zum Weglegen als zum Weiterlesen ein. Alleine schon der Einstieg mit einer unmotivierten Aggression vonseiten Donalds ist misslungen, und so setzt sich das Ganze dann fort. Dass Dinge (in bester “Stille Post”-Manier) falsch verstanden und weitergegeben werden, ist ja noch ganz nett, aber andere Elemente der Geschichte (z.B. dass Gitta plötzlich Gedanken lesen kann) wirken total gewollt. Zudem sind Baccinellis Zeichnungen hier auch nicht so gut wie bei der Karlo/Schnauz-Story.
Ein Stück Glück
Donald ist mal wieder genervt – erst von Gustavs Glück, dann von Dussels Tatendrang. Als Dussel Gustav gegen dessen Willen eine Locke wegfrisiert, wittert Donald eine Chance: Warum nicht einen Talisman draus machen?
Zumindest einen Tick besser als die vorige Geschichte, aber auch hier finde ich die Dialoge irgendwie besser als den Handlungsverlauf an sich. Dass Donald versucht, ein Stück von Gustavs Glück abzuknapsen, gab es schon öfter; lediglich Dussels Rolle in alledem ist halbwegs innovativ.
Warum man zwei Comics, in denen die Beziehung zwischen Donald und Gustav eine wichtige Rolle spielt, direkt hintereinander druckt, will mir nicht in den Sinn. Danilo Barozzi ist auch nicht gerade der beste hier vertretene Zeichner, wobei ich schon Schlechteres von ihm gesehen habe.
Fazit:
Gut ist an dem Band in erster Linie der recht hohe Anteil an Starzeichnern: Zweimal Cavazzano, dazu Mastantuono, Coppola, Soldati, Pisapia, Limido und mit Baccinelli einer, der auch noch das Zeug dazu hat. Es geht deutlich schlechter. Inhaltlich dagegen haben wir es leider erneut mit einem durchwachsenen Buch zu tun, nur die Phantomiasgeschichte sticht wirklich hervor. Solide ist der Band aber allemal, nur das Ende fällt dann doch deutlich ab – die Kurzgeschichte ist nicht viel mehr als Füllmaterial, die Mufflonloge lässt mich konsterniert zurück und auch Gustavs zweiter Auftritt ist eher mäßig.