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LTB 528 – Donald Quest: Die Saga beginnt 7

LTB 528 – Donald Quest: Die Saga beginnt


LTB 528 – Donald Quest: Die Saga beginnt 8

7.1.2020, 6,99 €, 250 S., Extra: LTB-Jahreskalender

 

Das Cover finde ich recht gut gelungen, auch wenn es im Prinzip nur die erste Seite der ersten Geschichte ist. Dadurch wirkt es aber nach gefühlt tausend Riesendonalds erfrischend detailliert und erinnert ein wenig an die “guten alten Zeiten”. (Echte Covers hätte es übrigens auch gegeben – siehe hier, hier und hier…) Weniger schön finde ich die Neonfarben, besonders, da man die Nummer 528 ja kaum lesen kann…

 

Donald Quest – Saga 1

Episode 1: Der Hammer der Magie

Prolog: Wie alles begann

Kapitel 1: Held gesucht

Kapitel 2: Kampf um die Feste

Kapitel 3: Finte im Frühtau

Stefano Ambrosio und Saga (nicht die kanadische Rockband 😉 ) – da war doch was? Genau, in grauer Vorzeit, also 2006, erschien in Italien die erste Saga von “Wizards of Mickey”, zu Deutsch “Kampf der Zauberer”. Die Serie hat er allerdings mittlerweile an Matteo Venerus abgegeben. Genau wie jetzt “Donald Quest” war auch “Kampf der Zauberer” einst für den US-Markt konzipiert. Auch inhaltlich und optisch gibt es Ähnlichkeiten, dennoch hat man sich entschieden, “Donald Quest” nicht in eine eigene Reihe zu drucken, sondern einfach auf die LTB-Hauptreihe zu verteilen. Zwar halte ich die Kritik, zu viele “besondere” Geschichten würden in Nebenreihen ausgelagert (Star Top, die längeren Castys in der Maus-Edition), durchaus für berechtigt – aber auch das gleich vorweg, in diesem Fall wäre mir eine Bündelung von “Donald Quest” außerhalb des normalen LTBs lieber gewesen. Zu sehr unterscheiden sich die Comics in Stil und Kolorierung vom regulären Entenhausen, und Zeichnungen und Farben kommen im LTB-Format auch nicht so gut zur Geltung.


 

Der Comic spielt in der Galaxie Feudarnia, die vom Meteormaster und seinen Meteorbiests bedroht wird, Monster aus Stein, die sozusagen begrenzt beseelt sind. Gegen diese kämpfen die Biestbuster. Donald wäre auch gerne ein solcher, und die Chance ergibt sich, als er Micky hilft, dem der “Hammer der Magie” anvertraut wurde: Mit diesem und dem sogenannten “Bebenden Amboss” soll die Bedrohung ein für alle mal beseitigt werden.

 

Ziemlich unvermittelt wird man in eine neue Welt geschleudert, in der aber einiges schon so ist, wie man erwartet, denn viele Figuren (sowohl aus Duck- als auch Maus-Universum) dürften bekannt sein. Gewöhnungsbedürftig ist dagegen die etwas bemühte Mischung aus Steampunk-Wissenschaft und Magie, die natürlich auch mit vielen Wortneuschöpfungen daherkommt… BusterBots und so. Und wieso der Hammer erst aufwändig zum Amboss gebracht werden muss, geht aus dem Comic auch nicht hervor. Wer hat den Hammer denn überhaupt geschmiedet?

 

Ziemlich gelungen sind die Zeichnungen von Andrea Freccero. (In Frankreich wurde der Plot einer Zusammenarbeit von Stefano Ambrosio und Pat McGreal zugeschrieben, aber ob das stimmt, will ich mal bezweifeln…)


 

Der Blaue Diamant

 

Im Stadtmuseum wurde der berühmte Blaue Diamant gestohlen. Pikant: Zugang hatten nur exklusive Persönlichkeiten, und die verwahren sich gegen irgendwelche Vorwürfe, sowie dagegen, dass der hinzugezogene Privatermittler nicht nur große Ohren hat, sondern ziemlich stillos gekleidet ist. Zwischenzeitlich freundet sich Pluto mit einer attraktiven Hundedame an.

 

So charmant die Geschichte mit ihrem Fokus auf Pluto (dem übrigens Band 13 der Maus-Edition gewidmet sein wird) auch ist, so hat sie doch mehrere arge Logikprobleme, die mir auch sofort aufgefallen sind: 1. Der Plan ist reichlich unausgereift. Was wäre, wenn Pluto nicht gewesen wäre? 2. Wie genau ist es Pluto gelungen, Micky und Kommissar Hunter seinen Verdacht mitzuteilen? Das ist ja eine echte Storylücke. 3. Warum plaudert eine Person, die gerade eine Straftat begangen hat, den kompletten Ablauf im Taxi aus? Da gibt es ja auch noch so etwas wie einen Taxifahrer…

 

Insgesamt ist die einzige reine Mausgeschichte alles andere als ein Highlight. Auch gibt es m.E. bessere Mauszeichner als Alessandro Gottardo. Mit Wohlwollen noch GUT-


 

Episode 2: Im Zeichen des Hais

Kapitel 1: Sprung ins Abenteuer

Kapitel 2: Hammer und Zähne

Kapitel 3: Der Ring der Delfine

Der Weg führt Donald und seine Neffen nach Giergrunden. Dieser Ort wird allerdings momentan durch ein Hai-Meteorbiest blockiert.

 

Der Vorteil bei einem solchem Setting ist natürlich, dass praktisch jede “deus ex machina”-Wendung glaubhaft gemacht werden kann, da die Parameter der Fantasiewelt andere sind als die der realen. Der Nachteil dabei ist, dass die ganze Geschichte beliebig und unglaubwürdig wird. Paolo De Lorenzis Zeichnungen wirken deutlich statischer als die von Freccero, sind aber trotzdem ganz nett.

 

Doppelter Fang

 

Panzerknacker-Kurzgeschichte, so belanglos, dass sich das Rezensieren nicht lohnt. Einzig das Bild mit den vielen Polizeiautos ist ganz nett anzusehen.


 

Der Sparlack

 

Dagobert Duck hat Daniel Düsentrieb beauftragt, einen billigen Autolack zu entwickeln. Und Dussel hat er überflüssige Haarlotion aufgeschwatzt. Und man ahnt, dass die beiden Dinge sich treffen werden…

 

12 Seiten absurder Blödsinn von Enrico Faccini. Immerhin, die verunstalteten Autos sind ein ganz interessanter Anblick. Aber nicht mehr als Füllmaterial, auch hier kann ich mich nicht zu einer Bewertung durchringen. Wie ärgerlich, dass man zwei Kurzgeschichten anstelle einer einzelnen 20-seitigen Geschichte ausgesucht hat. Qualität statt Quantität, bitte!

 

Episode 3: Die Fehde des Falken

Kapitel 1: Der Hüter des Hammers

Kapitel 2: Maisschlacht

Kapitel 3: Ein klebriger Plan

Die vorige Episode nochmal mit leicht veränderten Voraussetzungen. Diesmal geht es um einen Falken, der Mais in Popcorn verwandelt.


 

Das Strickmuster langweilt mich jetzt schon. Francesco D’Ippolitos Zeichnungen sind OK, mir in manchen Szenen aber doch zu konfus, was meiner Leselust auch nicht gerade förderlich ist.

 

Das doppelter Onkelchen

 

Ein bisschen Boden gutmachen kann diese Krimigeschichte, schön klassisch im Zug spielend und (entfernt) von Agatha Christie inspiriert, die als “Agathe Christel” auch im Comic eine Rolle spielt. Dagobert Duck will als Publicity-Gag die im Roman beschriebene Zugfahrt nachspielen. Dabei hat er auch einen Riesendiamanten dabei, und Phantomias als Beschützer. Trotzdem kommt es zu einem Diebstahl…

 

Sehr klassisch, und ich wette, Carlo Panaro hat einige der Bestandteile der Geschichte auch schon in anderen Storys verwendet. Trotzdem einer der wenigen Lichtblicke in diesem Buch. Leider können Mario Ferracinas Zeichnungen den Comic nicht wirklich aufwerten; zu stilisiert und teilweise plump finde ich seine Bilder, ein wenig erinnern sie auch an Alberto Lavoradori Mitte der Neunziger. GUT


 

Episode 4: Ein knappes Rennen

Kapitel 1: Zwischen Hammer und Amboss

Kapitel 2: Die fliegenden Felsen

Kapitel 3: Der Blick in die Zukunft

Es kommt wieder etwas Schwung in “Donald Quest”: Immerhin hat sich unsere Hauptfigur den immens wichtigen Hammer klauen lassen. Durch einen Zufall geraten sie aber auf die Spur des Diebs: Kater Karlo lässt sich aber nicht so leicht hinters Licht führen. Donald hat aber noch eine Chance: Er fordert Karlo zum Wettkampf der Diebe auf. Gleichzeitig versucht Micky, Hugo Habicht aufzuhalten.

 

Ein bisschen zu rasant und verworren wird es vielleicht, aber wieder deutlich interessanter als die beiden Vorgängerepisoden. Stefano Zanchi ist ja mittlerweile zum kompletten Freccero-Klon mutiert, insofern ähneln seine Zeichnungen hier denen von Freccero in der ersten Episode so dermaßen, dass sie ihnen schon fast gleichen. Nur in einigen Details sind sie vielleicht etwas lebendiger.

 

Die Pyramide der Ozteken

 

Primus von Quack entdeckt bei der Untersuchung einer Maske der mysterlösen Ozteken, dass diese offenbar mit einem Laser bearbeitet wurde. Um dem Geheimnis auf den Grund zu gehen, reisen er sowie Tick, Trick und Track in den südamerikanischen Dschungel. Dabei schwebt eine diffuse Bedrohung über unseren Protagonisten…


 

Pluspunkte: Eine ungewöhnliche Figurenkonstellation (Primus von Quack + Tick, Trick und Track) und die fantastischen, teilweise im Layout variierten Zeichnungen von Massimo Fecchi (zudem sagenhaft koloriert – S. 204 unten ist eine Augenweide!). Auch ist der Aufbau stimmungstechnisch recht gut gelungen… zumindest bis zum letzten Drittel. Der Auftritt der Außerirdischen ist einfach irgendwie schwach, er wirkt sehr bemüht. Dass es anders geht, zeigt der Vergleich mit dem ebenfalls von Fecchi gezeichneten “Klub der Entdecker” aus LTB 508: Byron Ericksons Story war deutlich schlüssiger und flüssiger geschrieben. Und den Vergleich mit Giorgio Pezzins Mauser-Chroniken will ich Andreas Pihl gar nicht erst zumuten.

 

Eine kleine Seltsamkeit am Rande ist der arg kleine Titelschriftzug. Hat Fecchi vergessen, Platz für einen solchen zu lassen, oder war er zunächst an einer anderen Stelle geplant? Wie dem auch sei, ich hoffe, dass wir noch mehr von ihm zu sehen bekommen. Viele LTB-Leser haben ihn in den letzten zwanzig Jahren als verlässlichen Bestandteil des Buchs schätzen gelernt, auch wenn die Qualität der von ihm umgesetzten Plots teils extrem schwankte, wofür der “dänische Italiener” aber natürlich nichts kann (das absolute Highlight nicht nur in seinem Schaffen, sondern in dem der gesamten Egmont-LTB-Produktion, war dabei natürlich das unsterbliche “Die große Flut”). Und wer seine Seite im französischen Hommage-Band “Micky All-Stars” (Egmont Comic Collection) gesehen hat, weiß auch, dass er dem Maus-Universum schöne neue Impulse versetzen könnte… wenn dies denn vonseiten Egmonts gewollt wäre. Insgesamt wohl GUT-

 

Episode 5: Der Drachenmond

Kapitel 1: Irrwege zum Ziel

Kapitel 2: Die Abrechnung

Kapitel 3: Gemeinsam sind wir stark

Das Finale der ersten Saga beginnt mit einem Rückblick. Darauf folgt der große Showdown: Der Meteormaster und seine Anhänger gegen die Helden rund um Magingenieur Düsentrieb. Wer setzt sich durch?


 

Die Lösung des Problems finde ich erneut ein bisschen weit hergeholt. Andererseits hat sie zumindest einen wissenschaftlich korrekten Hintergrund (zumindest was das Brückenbeispiel angeht). Insgesamt ist es das erwartete dramatische Ende einer Serie, die mich persönlich aber nicht begeistert. Was am Ende auch unklar bleibt, ist die Beziehung zwischen Kralle und Kater Karlo. Ersterer ist einfach aus der Geschichte verschwunden…

 

Vitale Mangiatordi ist von den hier vertretenen Zeichnern jener, der mir am meisten zusagt. Seine Zeichnungen sind lebhafter und weniger “standardisiert” als die von Freccero/Zanchi, aber nicht so wirr wie teilweise die von D’Ippolito.

 

Um noch mal auf “Kampf der Zauberer” zurückzukommen: Hätte mir jene Serie genauso gut gefallen, wenn ich sie dermaßen zerstückelt kennengelernt hätte? Ja, ja, Fahrradkette und so, aber ich glaube schon, dass die Präsentation einen großen Einfluss auf die Rezeption hat. Liest man das LTB von vorne bis hinten, dann wird man andauernd unsanft aus Entenhausen in eine fremde Fantasy-Welt geworfen und umgekehrt. Aber auch für sich betrachtet kann “Donald Quest” in meinen Augen mit “Kampf der Zauberer” nicht mithalten. Das Setting ist mir insgesamt zu abgehoben und konstruiert, Donald als “Held” teilweise ziemlich unsympathisch charakterisiert (bei “Kampf der Zauberer” dagegen schien man es für nötig zu halten, den eigentlichen Held Micky aus dem Serientitel zu streichen…). Die Zeichnungen sind teilweise sehr ansprechend, die Farben des Studio Arancia gefallen durchweg.


 

Fazit:

 

Für das erste 7 € (minus 1 ct) teure LTB hätte ich mir wirklich einen besseren Inhalt gewünscht. Hätte man den 150 Seiten “Donald Quest” ein, zwei angemessen lange Geschichten entgegengestellt, wäre es ein guter Band geworden. So aber ist das LTB sehr unbalanciert. Aber es war selten so sehr Geschmackssache wie hier: Leser, die auf “Donald Quest” abfahren, werden den Band lieben und den Rest als Füllmaterial in Kauf nehmen.

 

Ich finde im Inducks noch 192 Seiten “Donald Quest” (in drei Sagas aufgeteilt)… das wird uns jetzt also eine Weile verfolgen. Die nächste Saga ist schon im nächsten LTB enthalten. Aber auch – Überraschung! – Kapitel 11 der “Legende des 1. Phantomias”, nach einer Pause von geschlagenen drei Jahren!! Das wird auf jeden Fall ein Grund zum Kaufen und Feiern… Ebenfalls auffällig: Endlich mal wieder eine Zeitmaschinen-Geschichte! Zapotek und Marlin hatten ja außerhalb der beiden Casty-Jubiläumsstorys in LTB 513 und 526 in der Hauptreihe praktisch gar keine Auftritte mehr. Deutlich weniger Hoffnung habe ich dagegen bei der dänischen Titelgeschichte, die erneut von Andreas Pihl stammt, und im Original “Supers vs. Aliens” heißt. Das klingt mal wieder nach einem PKNA-Abklatsch…


 

Kurios: Im Jahreskalender hat man darauf verzichtet, die eingetragenen Reihen LTB Royal, Premium Plus, Mundart und die Neuschöpfung “LTB Kochbuch” vorzustellen. Das gab es meines Wissens nach auch noch nicht…

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Spectaculus

Ich lese Comics, seit ich denken kann - oder vielleicht sogar noch länger.
Ansonsten bin ich ein großer Musikfan und mache mir ständig Gedanken über alles und jeden.

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