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LTB 527 – Unter Schneemännern 7

LTB 527 – Unter Schneemännern


LTB 527 – Unter Schneemännern 8

3.12.2019, 6,50 €, 250 S.

Das Cover ist noch kälter als das des Vorgängers… harr harr. Okay, das Motiv ist recht nett, aber Donalds Kopf wirkt wie eingefügt.

Unter Schneemännern

So sicher wie das Amen in der Kirche ist es, dass Pat & Carol McGreal gerne ihre eigenen Geschichten fortsetzen. Diese Eigenart findet sich schon in Pats Frühwerk (siehe z.B. “Abenteuer auf Hawaii”, das die Fortsetzung zu “Der Schatz der Inselgötter” ist) und begegnet uns seitdem immer wieder (drei Episoden “On the Road”, zwei mal “Gefährten”, zwei Phantomann-Geschichten, drei FarbenGeschichten, zwei Memoflott-Comics). In diesem Fall empfiehlt es sich, LTB 463 mit “Eiskalt erwischt” noch mal zu lesen, auch wenn es zu Beginn eine Kurzzusammenfassung der Geschichte gibt.

Flöckchen, der Sohn von Vater Winter höchstpersönlich, ist mal wieder auf der Erde und spielt mit Tick, Trick und Track, die neugierig auf Flöckchens Zuhause sind. Entgegen den Regeln nimmt er sie mit, wo die drei prompt auf seine Schwester Elsi treffen – und einen wenig erfreuten Vater Winter. Gleichzeitig schmiedet Gundel üble Pläne: Ein Frostzauber soll ihr endlich den langersehnten Glückszehner bringen.

Etwas überfrachtet wirkt die Geschichte, die leider streckenweise auch ins Alberne kippt (“Wieso rede ich mit einem Schneemann?”), und dass in der Fortsetzung mal eben eine Schwester für Flöckchen aus dem Hut gezaubert wird, ist ein etwas billiger Trick. Sehr gut gelungen ist dagegen Gundels Part und ihr Kampf gegen Elsi; auch, dass der Zauber von einem Hexenbedarfsversand kommt, finde ich ganz witzig (und es schließt ein wenig an Gundels anfängliche Charakterisierung bei Barks an). Ein gewisses Déjà-Vû-Gefühl lässt sich nicht leugnen: Vor nicht allzu langer Zeit gab es die Kombination McGreals + Cavazzano + Gundel + Eis nämlich schon mal im LTB.

An Giorgio Cavazzanos Zeichnungen kann man diesmal praktisch nichts aussetzen, es gibt sogar eine richtige visuelle Überraschung in Form eines doppelseitigen Splashpanels – beeindruckend! Fecchis Zeichenstil im ersten Teil hat aber vielleicht noch ein Stückchen besser zur Geschichte gepasst. Insgesamt, hm, ich sage mal salomonisch GUT


Der Aquaschatten

Teil 1: Wasser marsch!

Teil 2: Wasser halt!

(Diese Untertitel… *prust*)

Micky und Gamma werden Zeugen von sehr seltsamen Wetterphänomenen – erst regnet es von unten (!), dann hagelt es Eissäulen… und dann taucht eine mysteriöse Band auf und begeht einen Überfall. Der Leitspruch: “Fürchtet den Aquaschatten”! Die Spur führt zu einem Magieklub und einer gewissen Luzinetta, die einst Teil eines “Wassertricks” war. Die beteuert allerdings ihre Unschuld, und das Auftauchen einer unheimlichen Doppelgängerin aus Wasser (!) bestätigt ihre Aussage…

Casty hat sich mal wieder mächtig ins Zeug gelegt – düstere, unheimliche Szenarien sind ja seine große Stärke, und mit dem “lebendigen Wasser” kann er sich richtig austoben. Parallelen zu früheren Geschichten (z.B. mehrere deutliche Referenzen an Darkenblot 3, aber auch Ähnlichkeiten zum Szenario von “Tanz der Taler” sowie “Gefangen in der Dimension der Schatten”) gibt es natürlich wieder, der Gag mit dem verliebten Gamma ist sogar fast 1:1 aus dem “verschwundenen Mond” übernommen (und hatte Gamma nicht schon in den 40ern eine Verlobte, ebenso in “Das rätselhafte Teil”?). Das ist aber nicht unbedingt der Grund, weshalb “Der Aquaschatten” nicht ganz mit den anderen in letzter Zeit veröffentlichten Castys mithalten kann. Eher bin ich mit den Erklärungen nicht so ganz zufrieden: Ist es nun Magie oder ein technischer Trick? Künstliche Intelligenz? Und den Schlussgag kapiere ich überhaupt nicht. Was mir auch nicht so ganz gefällt, ist Gammas Rolle… einerseits ist er als helles Köpfchen durchaus von Wichtigkeit für die Story, aber nachdem Casty schon zwei Mal Atömchen seiner Kräfte berauben musste, scheint er dasselbe auch mit Gamma machen zu müssen. Immerhin thematisiert er endlich mal wieder Gammas Geldallergie, ein Thema, das wirklich schon lange nicht mehr im LTB aufgetaucht ist. Bei Castys Zeichnungen fällt mir diesmal auf, dass sie im zweiten Teil deutlich an Qualität dazugewinnen: Sie wirken feiner, filigraner, lebendiger – im ersten Teil empfinde ich sie dagegen teilweise als ein bisschen leer oder plump. Gerade bei solchen eher alltäglichen Szenarien gibt es bessere Zeichner als Casty. Trotzdem ganz klar das Highlight des LTBs. TOP-

Alternativsport: Ein wundersamer Wettlauf

“Geht so”-Einseiter. Oder geht eben auch nicht. Ohne Rollen und so…

Die Monsterliga

Die Panzerknacker (unter Führung von IQ) wollen mit einer Erfindung von Daniel Düsentrieb den Geldspeicher angreifen: Das Gerät beamt Figuren aus einem Videospiel in die Realität. Klingt schon mal gefährlich? Denkt sich auch Phantomias. Aber durch sein Eingreifen gerät nicht nur das Monsterspiel in den Trichter, sondern auch noch ein Fußballsimulator. Das Ergebnis? Monster mit Fußballtrikots kicken Bälle durch das weihnachtliche Entenhausen. Und nun braucht es eine gegnerische Mannschaft, um sie zu besiegen…

Es müsste, wenn mich nicht alles täuscht, das Deutschland-Debüt sowohl für Autor Federico Rossi Edrighi als auch Zeichner Federico Franzò sein. Letzterer überzeugt mit Zeichnungen irgendwo zwischen Alessandro Perina und Paolo De Lorenzi, Ersterer liefert zwar eine seltsame, aber immerhin unverbrauchte Story – und setzt nach längerer Pause mal wieder Phantomime recht gelungen ein. Die spitzzüngigen Dialoge zwischen ihr und Phantomias sind eine Freude. Insgesamt hat mir die Geschichte Spaß gemacht, darum vergebe ich ein GUT-


Der Hyper-Flieger

…ist eine neue Erfindung von Daniel Düsentrieb. Was man damit machen kann? So schnell fliegen, dass man zu einem früheren Zeitpunkt wieder ankommt, als man losgeflogen ist. Klingt ja alles schön und gut, allerdings ist Donald nach dem Testflug wie gelähmt. Und um ihn wieder fitzukriegen, braucht es eine Menge Einsatz von Onkel Dagobert…

Im Prinzip geht es hier gar nicht so sehr um den titelgebenden Hyper-Flieger, sondern eher um die Beziehung zwischen Donald und Dagobert. Und Luciano Gattos feinfühlige Zeichnungen fangen diesen Aspekt gut ein (der Helm sieht dagegen eher wie eine missglückte Pickelhaube aus…), besonders die Szene im Geldspeicher ist richtig stark. Im Nachhinein muss man auch sagen, dass Daniel Düsentrieb und besonders Donald mit ihren Bedenken Recht hatten, aber Dagobert wollte es mal wieder nicht wahrhaben…

Alles in allem kein Meisterwerk, aber durchaus gelungen. GUT

Ein abgekartetes Spiel

Die Panzerknacker (schon wieder!) und Gundel Gaukeley (schon wieder!) tun sich zusammen. Klingt wie der Auftakt zu einem Epos, versandet hier aber in einer eher belanglosen Geschichte: Und zwar greifen die Gauner bei einer Ausstellung von seltenen Fußball-Karten zu. Donald ist als Wächter heillos überfordert, aber es gibt ja zum Glück hellere Köpfe auf der Spielemesse…

Wie gesagt, wenig interessante Story. Überraschend gut dafür hier Francesco D’Ippolitos Zeichnungen – eigentlich bin ich ja kein Fan seines Zeichenstils, aber hier gefällt er mir sogar recht gut. Trotzdem höchstens MITTELMÄSSIG

Der Sprachwandler

Donald als Rächer, der Gustav das Leben schwer macht, jedoch ohne Phantomias-Kostüm und -Ausrüstung: Er bekommt, weil er einen Überfall vereitelt hat, vom Besitzer eines Scherzartikel-Ladens einen “Sprachwandler” geschenkt. Das Ergebnis: Gustav, der eigentlich einen Tag mit dem Filmstar Stella Stara verbringen will, gibt komisches Zeug von sich. Dann aber taucht eine Erpresserbande auf und will Stella und Gustav verschleppen, und Donald ist der Einzige, der irgendwas unternehmen könnte. Aber was?

Klassisch, aber gut gemacht. Ettore Gulas Zeichnungen sind in letzter Zeit etwas schwächer geworden, aber die Gesichtsausdrücke gefallen mir nach wie vor. GUT


Knapp daneben (ist auch vorbei)

Seltsame Zeiten: Klaas Klever und Anwantzer kaufen in Verkleidung bei Läden von Dagobert Duck ein. Dagobert selbst wiederum hat ebenfalls ein ausgefallenes Outfit an und macht mit Baptist die Geschäfte seines Erzrivalen unsicher. Was hat das alles zu bedeuten?

Angelo Palmas schreibt immer wieder – das kann man mit Fug und Recht behaupten – ungewöhnliche Plots, deren tatsächliche Qualität allerdings beträchtlich schwankt. Auch wenn es mir gefällt, dass Zerstörung von wertvollen Gütern angeprangert wird, ist die daraus resultierende, vollkommen ungeregelte Geldausgeb-Orgie alles andere als das, was es in Zeiten von “Fridays for Future” und zunehmender Kritik am ungezügelten Konsum als Vorbild bräuchte. Dass die Strafe dann auch noch zum Wettbewerb umfunktioniert wird, passt umso weniger.

Punkten können dafür die Zeichnungen, wobei ich mich frage: Sind die wirklich von Emanuele Baccinelli? Ich hätte spontan eher auf Libero Ermetti getippt. Trotzdem nicht mehr als MITTELMÄSSIG+

Seltsames Detail am Ende: Erst ist von Zwieback die Rede, dann von Keksen!

Die magische Glocke

Mal wieder Andrea Ferraris als Zeichner bei einer dänischen Produktion… daran müssen wir uns wohl gewöhnen (ist Massimo Fecchi jetzt endgültig in den Ruhestand gegangen?). Novum: Auch die Story stammt von einem Italiener, nämlich dem jungen Autorentalent Pietro B. Zemelo. Stellt sich natürlich die Frage, was daran eigentlich noch dänisch ist, aber gut: Einen italienischen Autor einkaufen ist nicht die schlechteste Idee.

Richtig beeindruckend ist diese Weihnachtsgeschichte allerdings nicht: Donald und Dagobert werden quasi getauscht und müssen ihre Vorurteile über den jeweils anderen überdenken. Nett gemeint, aber wenig mitreißend. MITTELMÄSSIG+

FAZIT:

Beim ersten Lesedurchgang war der Gesamteindruck noch verhalten positiv, aber das gibt sich. Abgesehen von Casty sticht keine Geschichte richtig aus dem grauen Einerlei heraus, auch wenn keine wirklich schlechten Storys dabei sind. Das letzte LTB 2019 reiht sich damit zumindest in meiner Bewertung in der unteren Hälfte des Jahres ein, knapp vor 516 (noch so ein frostiger Band), und mit deutlichem Vorsprung vor 521, 523 und 519.


Der nächste Band wird dagegen wohl deutlich aus der Reihe fallen: Wird hier doch (neben normalen LTB-Geschichten) die erste Saga der Serie “Donald Quest” veröffentlicht, die u.a. von Stefano Ambrosio für den amerikanischen Markt entwickelt wurde. Angesichts dessen, dass XPW-Codes bislang nur im Premium Plus erschienen waren, hatte ich eigentlich nicht mit einer Veröffentlichung in der Hauptreihe gerechnet, zumal für Ambrosios ähnlich gelagerte Serie “Kampf der Zauberer” einst die Reihe LTB Collection erschaffen wurde. Mal sehen, wie’s wird.

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Spectaculus

Ich lese Comics, seit ich denken kann - oder vielleicht sogar noch länger.
Ansonsten bin ich ein großer Musikfan und mache mir ständig Gedanken über alles und jeden.

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