Comicschau
Schuber 1 der Floyd Gottfredson Library

Floyd Gottfredson Library 3: Showdown in Inferno Gulch


Gefangen auf hoher See

Micky soll Lebensmittel in ein eingeschneites Dorf fliegen, Minnie will mit. Auf dem Weg dorthin werden sie beschossen. Und es wird nicht besser…

Immer wieder faszinierend, wie so viele für uns heutzutage selbstverständliche Elemente der Disney-Comics sich entwickeln: In dieser Geschichte begegnen wir zum ersten Mal Kater Karlo in seiner heute typischen Form (auch wenn es nicht der erste Auftritt dieser Variante ist, wie der Begleittext erläutert).

Micky wiederum erweist sich auf dem Schiff erneut als echter Draufgänger und fast schon verboten schlau. Wie er Karlo letztlich austrickst, ist Ehrfurcht gebietend. Leider ist Minnie hier eher nervig geraten.


Plutos Rivale

Der Titel sagt schon alles. Das Interessanteste hieran sind die aus Pluto’s Sicht geschilderten Szenen.

Der Fledermausbandit von Inferno Gulch

Micky und Minnie machen Urlaub auf der Ranch von Minnie’s Onkel Mortimer (siehe Band 1). Und das, obwohl Mortimer sie vor dem Fledermausbanditen warnt!

“Die Spannung ist unerträglich!”, sagt Minnie, und dieser Satz fasst Gottfredsons Werk in dieser Zeit gut zusammen. Interessanterweise ist sie es, die als erste einen Verdacht äußert, während Micky länger als die Leser braucht, um herauszufinden, was Sache ist.


Wie Micky den Banditen am Ende fertig macht, gereicht einem Don Rosa zur Ehre.

Bobo, der Elefant

Micky ersteht versehentlich einen Elefanten.

Nach mehreren nervenaufreibenden Abenteuern war es mal wieder Zeit für wilden Slapstick. Hier kann Gottfredson mit lustigen Gags nur so um sich werfen. Eigentlich ist der Elefant an sich schon zum Kugeln.


In der zweiten Hälfte wird es dann dramatischer, denn der Unsympath Kurt Kropp meldet Anspruch auf den Elefanten an.

Kleines Ärgernis ist Goofy alias Dippy Dawg, der hier nur nervt.

Der heilige Stern

Käpt’n Kirchmaus soll einen Edelstein nach Salamistan bringen. Der wird allerdings gestohlen. Die Gesandten des Kalifen wollen Kirchmaus gleich mal umlegen. Micky will die Diebe über die Luft einholen. Minnie nimmt er freiwillig mit, Dippy dagegen drängt sich förmlich auf.


Leider wird das Luftschiff vom Minarett des Rathauses aufgespießt, Minnie entführt und auf Micky und Dippy ein Mordanschlag verübt.

Mit der Einführung des ungewöhnlichen Kamels Sauph kommt dann ein komisches Element hinzu. Und Dippy beweist, dass er auch nützlich sein kann.

Ärgerlich sind so einige Darstellungen der Araber, besonders gegen Ende.


Kleines Kuriosum am Rand: Der Strip vom 21.12. beinhaltet Werbung für eine Benefiz-Briefmarke.

Pluto, der Rennhund

Micky meldet Pluto beim Hunderennen an. Keine gute Idee. Pluto bringt das Rennen durcheinander und Herr Schnallschuh verliert seine Stelle in der Rennleitung. Er erklärt Micky danach, dass er sein Haus verlieren wird, wenn sein Hund Flitzer nicht das Rennen gewinnt.

Dann wird Schnallschuh krank und Micky wird beim Training von zwei zwielichtigen Typen angesprochen. Sie wollen Micky bestechen…


Im Prinzip werden hier einige Muster aus “Micky und sein Pferd Schlenkerbein” recycelt. Dennoch gut zu lesen, zumal Pluto immer ein gerne gesehener Protagonist ist.

Presse unter Druck

Micky sieht, dass eine Zeitung zu verkaufen ist, die “Kriegstrommel”. Da wird nicht lange gefackelt. Minnie, Rudi und Dippy machen sofort mit, auch Donald Duck steigt als Zeitungsverkäufer ein.

Donald ist es auch, der zufällig ein paar Gangster auf die Rückkehr des unparteiischen Blatts aufmerksam macht. Sofort taucht einer in der Redaktion auf und will Schutzgeld. Micky geht in die Gegenoffensive und sagt dem Verbrechen den journalistischen Kampf an.


Irgendwann erscheint dann der Bandenchef – als “Bruno das Bein” bekannt – und Micky lässt ihn festnehmen. Doch schon bald ist er wieder frei! Ganz klar: Da ist Korruption im Spiel. Grund für Micky aufzugeben? Von wegen…

Nicht ohne Grund gilt diese Geschichte als ein absolutes Highlight des Micky-Universums. Donalds Gastauftritt (noch weit vom späteren Aussehen entfernt) ist historisch wichtig, zur Handlung trägt er allerdings wenig bei.

Auch wenn Micky noch seine frühen Augen hat: Zeichnerisch hat Gottfredson mittlerweile eine Flüssigkeit erreicht, die Unmengen von Italienern vorwegnimmt. Ebenfalls hat die Handlung Gemeinsamkeiten mit Romano Scarpas “Irokesenkette”.


Micky feiert am Ende Geburtstag – am 28. September, was konsistent ist mit Walt Disneys eigenen Aussagen, sich letztlich aber nicht durchgesetzt hat.

Gier nach Gold

Kurt Kropp ist wieder da! Und er macht Klarabella den Hof. Was sagt man dazu? Micky ist misstrauisch, Rudi auch. Tatsächlich wird Micky fündig: In Klarabellas Besitz befindet sich eine Schatzkarte, von der sie nichts wusste.

Was zu Beginn eine Heiratsschwindler-Geschichte ist, bei der Kurt Kropp ein wenig an Herrn Fatzke erinnert, nimmt somit eine neue Wendung. Die zweite Hälfte der Geschichte ist eine Schatzsuche, die durch die Scharmützel zwischen Rudi und Micky auf der einen und Kurt Kropp sowie Kater Karlo auf der anderen Seite ständig zwischen lustig und heftig pendelt.


Micky im letzten Panel auf Seite 194 erinnert stark an Scarpa. (Wie gut Scarpa Gottfredson imitieren konnte, sieht man u.a. auf Seite 262.)

Anderes interessantes Detail: Der Indianer wird von Kropp wie blöd behandelt, während Micky ihn freundlich behandelt und normal mit ihm redet. Angesichts vieler veralteter Stereotype erfrischend, dass hier schon ein wenig Moderne durchscheint.

Micky hat hier am 28.9. Geburtstag. Sein Geschenk ist zugleich schuld am nächsten Abenteuer…


Die Magnetklaue schlägt zu

Das Geschenk ist ein Kurzwellenradio. Mit dem bekommt Micky zufällig den Notruf eines Schiffes mit. Hauptmann Dobermann erklärt das Problem: Schiffe funken SOS und werden dann später intakt, aber entvölkert aufgefunden. Micky erklärt sich bereit, dem auf den Grund zu gehen. Dafür bekommt er von Dobermann und Griesgram ein revolutionäres Fortbewegungsmittel, ein Unterwasserflugzeug!

Micky versteckt sich in einem hohlen Mast des Schiffes. Dann ist plötzlich alles magnetisch – sprich, nix funktioniert mehr, schon gleich gar nicht die Waffen an Bord. Es ist das Piraten-U-Boot des gefährlichen Käpt’n Orang. Micky bleibt allein auf dem Schiff zurück… Nun ist es an ihm, ein kriminelles Genie zu stoppen, das nach eigener Aussage die Welt erobern will. Nicht so einfach, wenn man gefangen genommen wird. Und es wird schlimmer: Minnie ist gemeinsam mit Hauptmann Dobermann auf der Suche nach Micky. Ausgerechnet jetzt, wo Käpt’n Orang beschlossen hat, in Zukunft nur noch die Männer zu kidnappen und Frauen und Kinder mitsamt den gekaperten Schiffen zu versenken!

Auch wenn die Comicstrips bereits zu diesem Zeitpunkt ein praktisch gleichbleibend hohes Niveau haben, stechen ein paar Erzählungen doch heraus. Diese hier gehört zu den gelungensten in Gottfredsons Oeuvre überhaupt: Eine derart dichte Atmosphäre liest man in einem Micky-Maus-Abenteuer nur selten. Die Szene, in der Micky mit seinem Unterwasserflugzeug in die Fänge der Magnetklaue gerät, ist Nervenkitzel pur.


Donald Duck und das Geheimnis des Mars (Bonus)

Donald Duck wird von zwei zwielichtigen Gestalten gekidnappt РDr. Kraus und Plattnees Рdie mit ihm zum Mars fliegen. Dort gibt es zwei unterschiedliche Volker, wobei die k̦rperlich eigentlich unterlegenen die Oberhand haben. Was ist also deren Geheimnis?

Joah. Wer sich von der Geschichte viel erwartet hat, könnte enttäuscht sein. Dafür, dass es sich hier um die erste längere Abenteuergeschichte mit Donald Duck handelt (Jahre vor Barks), ist diese noch relativ wenig ausgereift. Das gilt sowohl für die etwas krude Story (die allerdings durchaus an die frühen LTBs erinnert) als auch für die eher ungelenken Zeichnungen, bei denen die Gesichtsausdrücke teilweise auch nicht zur Handlung passen.

Seltsam finde ich übrigens, dass die deutsche Ãœbersetzung (nicht von Gerd Sylwasschy, sondern von Arne Voigtmann) auf der englischen Version basiert. Die Buchausgabe ist aus den USA übernommen, klar, aber die Amerikaner werden ja wohl das italienische Original gehabt haben – und eine Ãœbersetzung einer Ãœbersetzung ist nun mal eine Stufe weiter weg vom Original.


Davon abgesehen, ist der Anhang allerdings wieder gigantisch. Hintergrundinformationen zu Figuren wie Kurt Kropp oder dem Elefanten Bobo, aber auch zu verschiedenen Zeichnern, bieten viel Lesestoff. Dazu kommen wieder die relevanten Gemälde von Gottfredson und Coverzeichnungen aus aller Welt.

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Spectaculus

Ich lese Comics, seit ich denken kann - oder vielleicht sogar noch länger.
Ansonsten bin ich ein großer Musikfan und mache mir ständig Gedanken über alles und jeden.

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