Comicschau

Donald Duck Sonderheft 390


Nach einer Reihe eher durchwachsener Ausgaben ist das aktuelle Heft zwar nicht überragend, aber doch wieder deutlich gelungener. Und falls wer sich wundert, warum ich plötzlich auch das DDSH (alias TGDD) rezensiere… ich habe den Eindruck, das Heft hat es momentan nötig.

 

Der unsichtbare Freund (EV)

 

Tick, Trick und Track haben einen neuen Mitschüler, Urs Urheb, und der behauptet, er habe einen unsichtbaren Bruder. Hänseleien sind da natürlich vorprogrammiert. Dann nimmt die Geschichte aber eine unerwartete Wendung…


Sehr gut von Sune Troelstrup ausgedacht, liebenswürdig gezeichnet von Wanda Gattino, und von Peter Daibenzeiher gewohnt gut übersetzt.

Früher wäre so eine Geschichte garantiert im Micky-Maus-Magazin erschienen, seit der Frequenzreduzierung sind aber offenbar so viele Geschichten übrig, dass man die nicht nur im Micky Maus Comics und Micky Maus Taschenbuch verteilt, sondern auch ins DDSH bringt. Gut!

 

Der Oberlangweiler


 

Donald langweilt sich und zieht daher schräge Aktionen ab. Rasch findet er Nachfolger und ganz Entenhausen steht kopf…

Ein typischer später Van Horn (mittlerweile ist der Künstler wohl im Ruhestand), mit feiner Situations- und Dialogkomik, die mich teilweise schon an Loriot denken lässt. William Van Horn nimmt sich aber auch (ähnlich wie schon beim “Dampfplauderer”) die Freiheit heraus, auf große Pointen zu verzichten, was besonders die jüngeren Leser etwas ratlos zurücklassen dürfte. Ich mag’s, gerade weil es so liebenswürdig schrullig (und dabei dennoch nicht überdreht) ist, und die unverkennbaren Zeichnungen tun ein Übriges.

Auch Lob für den Übersetzer muss sein: Gerd Syllwasschys Stil passt mindestens so gut zu William Van Horn wie einst Dr. Erika Fuchs’ Übersetzung zu Carl Barks. Der Plauderton wirkt sehr gut im Verbund mit den Zeichnungen (bei den Diskussionen mit Tick, Trick und Track habe ich irgendwie immer die Stimmen von Käpt’n Blaubärs Enkeln im Ohr…), und mit dem “vergeigen” dürfte sogar ein Gag im Deutschen dazugekommen sein. Nur das Wort “Mäusefallen” ist, glaube ich, mit zwei Pünktchen zu viel versehen 🙂


 

Gold auf dem Mond (EV)

 

Ein “experimentelles” (siehe D/D-Code) Werk von einem Autor, der mir nichts sagt, und dem damals noch nicht dauerhaft von Egmont verpflichteten Brasilianer Carlos Mota (durchaus ansprechende Zeichnungen und Perspektiven, aber auch ein paar Posen, die nicht so recht zur Handlung passen). Wie der Titel schon sagt, will Dagobert auf dem Mond nach Gold suchen. Das Ergebnis ist aber für alle Beteiligten unbefriedigend, und darin sind alle Leser eingeschlossen. Am Ende hätte das Ganze wirklich noch mindestens eine weitere Seite gebraucht, um vernünftig erzählt zu werden. Und die Gesichtsausdrücke kapier ich auch nicht: Ohne Wasser und Nahrung auf dem Mond festsitzend, haben die Ducks noch Energie, um so zu grinsen? Und musste die Geschichte so lange warten, weil bald wieder Menschen auf dem Mond landen sollen? Ich kapier es einfach nicht.

 

Entenhausener Geschichte(n), Folge 284


 

Ein Gespräch zwischen Wolfgang J. Fuchs und Dr. Susanne Luber, Ober- ähm, Präsidente des Donaldistenvereins D.O.N.A.L.D. … immerhin mal was Anderes als die in letzter Zeit nur mäßigen Artikel, aber meine Ambivalenz gegenüber dem Donaldismus wird durch solche Texte nur noch größer. Die Beschäftigung mit Comics kann ich zwar nur gutheißen, aber alles für bare Münze zu nehmen, finde ich irgendwie seltsam. Die Konzentration auf den “reinen Barks-Fuchsismus” ebenso: Auch wenn Carl Barks sicher ein außergewöhnliches Talent hatte, hat er sicher nicht auf dieselbe Weise auf seine Kollegen herabgeschaut und sein Werk, das wollen wir ja auch nicht vergessen, auf den Grundlagen anderer Künstler (z.B. Al Taliaferro oder Walt Disney selbst) aufgebaut. Und die Fuchs-Übersetzungen sind natürlich Kult, aber Dr. Erika Fuchs war halt auch nur ein Mensch, der Fehler gemacht hat. Solche (wie z.B. die Mehrfachbenennung von Figuren, die im Original klar ein und dieselbe Person sind) nicht nur zu belassen, sondern auch noch irgendwie zu interpretieren, widerspricht meinem Verstand.

Zudem ist die Antwort bezüglich Don Rosa auch eher unbefriedigend. Immerhin hat Rosa den großen Versuch unternommen, aus Barks’ Werk so etwas wie einen in sich logischen Kosmos zu extrahieren und durch seine Geschichten nicht nur neue Leser begeistert, sondern auch viele auf die “Original” aufmerksam gemacht – alleine dafür gebührt ihm Respekt.

Ich würde dann gerne noch den Guerrinismus (kein Zeichner zeichnet so lebendige und quasi-reale Figuren) und den Gottfredson-Scarpa-Castyismus (für die Mausfreunde) ins Leben rufen…


 

Leserforum

 

Die unvermeidlichen Fragen nach der Fortsetzung des MMSH (mir völlig unverständlich, warum die Reducktion da nicht mehr machen will), Vorschläge für ein Heft mit Walsh/Gonzales-Einseitern (was angesichts des Zauderns rund ums MMSH und die erneute Einstellung des DDSH Spezial, trotz gutem Taliaferro-Heft, etwas verwundert). Typisch… ein Fan fragt nach Hugo Habicht, und alles, was der Redaktion einfällt, ist ein Comic im MMC. “Gefahr auf hoher See”, das Mammutwerk aus LTB 502, hallo?

 

Natürliche Feinde (EV)


 

Daniel Düsentrieb und Primus von Quack versuchen beide, Mittel gegen die grassierende Mückenplage zu finden. Der Gelehrte versucht es mit einem Serum, der Erfinder dagegen zieht zum Froschfang aus…

Herrlich hanebüchene, bei aller Albernheit ziemlich lustige Geschichte rund um Plagen verschiedenster Art. Der Schlussgag ist mir aber doch etwas zu abstrus.

Auffällig ist die deutsche Übersetzung: Dass Primus von Quack aus Wien stammt, sollte ja eigentlich bekannt sein, aber erst hier gibt er “an rechten Wiener Schmäh” von sich(getextet von Andreas Weichberger, der Rest wurde von Gerd Syllwasschy übersetzt). Eigentlich konsequent, aber eben ungewohnt. Vielleicht stört es mich auch bloß deswegen, weil ich Wienerisch im Comic bislang praktisch nur aus der grauenhaften Beetzart-Geschichte kenne…


 

Bodenschatz (EV)

 

Netter Einseiter, der zeigt, dass Gustavs Glück manchmal auch nur vordergründig ist.

 

Flug nach Wildwest


 

Donald landet durch eine versehentlich mitgenommene Mini-Zeitmaschine im alten Wilden Westen und gerät schnell in eine brenzlige Lage.

Marco Rotas stimmungsvolle Zeichnungen sind genial, und die Geschichte hat durchaus gute Ideen… aber auch schlechte, die wohl eher auf dem Mist von Paul Halas gewachsen sind (gerade unmotivierte Dimensions- und Zeitsprünge waren ja in seinen Kaschperlmickystorys fast andauernd an der Tagesordnung). Szenen, in denen Donald vom Bestatter auf seinen nahenden Tod vorbereitet wird, finde ich einfach unpassend für einen Disney-Comic, zumal wenn das Thema so würdelos behandelt wird wie hier. Zudem ist Donalds Rolle in der Geschichte ambivalent: Das Ende spielt ihm zwar in die Hände, aber hat er das überhaupt verdient? Immerhin ist dank seiner Schusseligkeit ein ganzes Dorf abgebrannt!

Was mich auch stört: Die hohe Zahl an Erstveröffentlichungen ist an sich lobenswert, und ein Nachdruck ist an sich auch verschmerzbar. Aber Nachdrucke aus Micky Maus Comics? Das ist ja immerhin ein Heft, das sich auch wie das DDSH an Sammler richtet, und dementsprechend habe ich die ganze Reihe vom ersten Heft an komplett. Ich würde mir wünschen, dass man sich in Zukunft wieder auf das MM-M sowie vergriffene Kuriositäten wie Mickyvision als Quellen für Nachdrucke konzentriert.


 

Insgesamt ein wieder deutlich ansprechenderes Heft, verglichen mit den letzten paar Ausgaben. Nur das Cover von Michel Nadorp finde ich nich so gelungen. Alleine, dass die ganze Szene irgendwie im Raum zu schweben scheint…

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Spectaculus

Ich lese Comics, seit ich denken kann - oder vielleicht sogar noch länger.
Ansonsten bin ich ein großer Musikfan und mache mir ständig Gedanken über alles und jeden.

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