Wie zahlreiche Medien nun berichten, hat Elon Musk die Twitter-Übernahme erst einmal auf “Eis gelegt”. Dies verkündete er heute Morgen auf Twitter, verlinkte dafür ein Artikel der Agentur Reuters, dass Twitter die Spam-Accounts auf rund 5% schätzen würde. Was bedeutet das konkret? Könnte die Übernahme jetzt möglicherweise doch platzen?
Auf der einen Seite heiß erwartet, auf der anderen Seite komplett verhasst – aufgrund der geplanten Übernahme wechselten einige Nutzer sogar auf andere soziale Netzwerke, da sie keinesfalls auf der geplanten “Free Speech”-Plattform von Musk dabei sein wollten. Schließlich wollte dieser sogar Donald Trump nun mit mehrfacher Bitte wieder auf die Plattform zurückholen, der es jedoch aus sich heraus verneinte – laut Musk soll nämlich kein Mensch für immer verbannt werden können.
Elon Musks Hauptziel mit dem Twitter-Kauf
Nach eigener Angabe ist es neben freier Rede aber gerade auch Musks Ziel, die Twitter-Bots und Spam-Accounts von der Plattform zu kegeln. Von Anfang an kündigte er groß an, dass er dafür sorgen wolle, dass jeder sich auf irgendeine Art und Weise verifizieren muss, damit es keinen Spam mehr geben könne. Immer wieder kam es insbesondere unter seinen Tweets zu Cryptobots, die mit gefälschten oder gekaperten Accounts Scams beworben hatten.
Nun schreibt Musk jedoch selbst auf seinem Account: “Der Twitter-Deal wird vorübergehend ausgesetzt, bis Details vorliegen, die die Berechnung unterstützen, dass Spam-/Fake-Konten tatsächlich weniger als 5 % der Benutzer [der Plattform Twitter] ausmachen”.
Musk hob den Kurs für Twitter-Aktien durch sein Angebot
Angeboten hatte Musk den Kauf der Twitter-Aktien für die Übernahme mit einem Betrag, der von Beginn an über dem eigentlichen Preis lag. Damit stieg der Wert der Aktie natürlich, auch wenn nicht höher als sein Gebot. Bereits in der Vergangenheit war Musk aufgefallen, weil er durch Angebote oder Tweets die Preise für verschiedene Aktienkurse beeinflusst hatte und sich später dann davon machte, nachdem er seine Anteile verkauft hatte. Meist mit ordentlich Gewinn.
Wenn Musk seine vorherigen 9% hätte loswerden wollen, dann wäre das hier jetzt die beste, wenn auch dreisteste, Gelegenheit dafür gewesen. Einige auf Twitter glauben aktuell noch, dass die Übernahme stattfinden würde, viele spekulieren jetzt jedoch auf genau das, was sie vorher bereits vorhergesagt hatten: Es war ein Bluff und Musk hat sich jetzt gewinnbringend aus dem Geschäft zurückgezogen.
Andere meinen auch, er könne den Betrag einfach nicht bezahlen, weil das meiste seines Geldes in Aktien liegt, die er erst einmal verkaufen müsste.
Es gibt jedoch eine Strafe, wenn der Deal nicht zustande kommt
Klar deutlich gemacht werden sollte dabei jedoch auch, dass es durchaus nicht ohne Konsequenzen bleibt, wenn Musk sich jetzt vom Twitter-Kaufangebot zurückzieht. Wie man wohl besprach, scheint er dann nämlich eine Milliarde US-Dollar Strafe zahlen zu müssen – gleiches gelte wohl, wenn er einzelne Twitter-Mitarbeiter direkt angreifen würde, was er im Übrigen auch schon tat.
Ganz ohne Konsequenzen bliebe es also nicht, wenn er nun wirklich komplett von dem Kauf zurücktreten würde. Ob Musk das jetzt aber wirklich durchzieht und aufgrund der Einschätzung von Twitter, man habe gar nicht so viele Spam-Accounts, was übrigens gut sein kann, wird die Zukunft zeigen müssen. Es wäre in dem Fall jedoch der wohl größte Bluff gewesen, um die eigenen Aktien gewinnbringend zu verkaufen und für viele Nutzer, die jetzt auf die Übernahme gehofft hatten, eine derbe Enttäuschung.
Als Befürworter freier Rede hatte Musk zwar auch viele Feinde auf der Plattform bekommen, trotzdem gab es einen nicht gerade kleinen Teil an Nutzern, der die Änderungen begrüßt hätte – und die, die es nicht taten und das Verlassen der Plattform ankündigten, sind fast alle bisher noch da. Es mag ein zweischneidiges Schwert mit der Übernahme sein, aber ob Musk sich nun wirklich alle zum Feind machen will oder ob es hier um wahre Bedenken geht, bleibt fraglich – den Kauf jedoch vorerst auszusetzen, ist ein deutliches Signal in die falsche Richtung.