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mai think x science ist meins kritik
Auschnitt/Zitat aus ZDF Neo

“Science ist meins”: Nein, es gibt nicht DIE Wissenschaft, MaiLab!


Mit “Science ist meins” hat MaiLab in ihrer Sendung MaiThink X auf ZDF Neo einen Song zusammen mit Carolin Kebekus herausgebracht. Was sie damit aussagt, ist allerdings weniger sinnvoll – generell spiegelt sich ein Trend ab, der bedenklich stimmen sollte. Denn der Wissenschafts-Begriff gerät zunehmend unter die Räder. Doch wieso?

Bereits am 30.10. erschien das Video in der Mediathek, der Ursprung ist ihre Sendung MaiThink X, die sie zusätzlich zu ihrem MaiLab-YouTube-Kanal, der von funk betrieben wird, betreibt. Die gelernte Chemikerin redet dort über “die” Wissenschaft. Das ist problematisch.

“Science ist meins” MaiLab Song stößt auf Kritik

Mit ihrem Song “Science ist meins” treibt die YouTuberin die eigenartige Entwicklung “der Wissenschaft” nun aber auf eine neue Spitze. Klar sein sollte den Zuschauern eigentlich, dass es nicht “DIE” Wissenschaft geht, sondern Wissenschaftler, die zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen können. Diese müssen, so auch nach Karl Popper, jedoch immer wieder auf den Prüfstand gestellt werden, damit man sie überhaupt als Faktum ansehen kann.


Gerade wissenschaftlich ist deshalb gar nicht ein wirklicher Konsens direkt abzuzeichnen, natürlich mag es teils auch deutliche Tendenzen geben, trotzdem gibt es niemals Dinge wie “die Wissenschaft sagt”, wie MaiLab in ihrem Song behauptet und singt. Es wirkt geradezu befremdlich, wenn aber so getan wird, als ob es diese Wissenschaft gäbe und diese sich auch politisch instrumentalisieren ließe.

Bei ihrem Song handelt es sich dabei um eine Neuinterpretation des Party Rock Anthems, bei dem offenbar gecastete Schauspieler auf der Bühne herum und tanzen, während MaiLab gemeinsam mit Kebekus darüber singt, wie offenbar verschiedene Menschen nicht auf DIE Wissenschaft hören, obwohl diese eine klare Linie ziehen würde.

Fraglicher Songtext bei Science ist meins

Mit Lines wie “Es gibt Rassismus sogar in der KI” – die übrigens eigentlich zu lang war und gar nicht ins Reimschema passte, aber wenn man das bewerten würde, würde man gar nicht mehr fertig – oder “Die Wissenschaft sagt, guck mal grüne Gentechnik, trotzdem glauben wir Geschichten von Designerbabys und Horrormais” wirkt der Song teilweise sogar wirklich propagandistisch.


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Eine KI ist nur so rassistisch, wie der Bediener sie wahrnimmt, denn ist der Algorithmus neutral und spuckt unpassende Ergebnisse aus – dann ist nicht die KI rassistisch, sondern maximal eine Koinzidenz gefunden. Wer daraus dann einen kausalen Zusammenhang zieht, der etwas mit der Hautfarbe zu tun hat, ist wohl eher die rassistische Person.

Sogar das Bauen von “immer mehr SUVs” wird beklagt – diese effizienter zu machen, kommt ja nicht infrage. Nebst diesen doch herausfallenden Tönen werden zwar auch Dinge wie das Bezahlen von Homöopathie (hier sollte man aber auch etwas differenzierter vorgehen als MaiLab) oder das Befolgen von Horoskopen erwähnt, es scheint dabei aber eher so auszusehen, als sei das nur für die Untermauerung der fraglicheren Punkte von “Science ist meins” enthalten.

Wieso wurde “Science ist meins” jetzt überhaupt aufgenommen?

Besonderes kurios wird es jedoch, wenn man in die Videobeschreibung schaut, dort steht nämlich “Die Wissenschaft wird nicht ernstgenommen”, nicht nur ist es die falsche Schreibweise “ernst nehmen” einfach zusammenzuhauen – obwohl sich hier wohl auch wieder die Geister scheiden, was nach der Reform nun richtig ist, nein, die Frage ist auch, wo Wissenschaft denn bitte nicht ernst genommen wird? Gerade für MaiLab gab es in den letzten Jahren von der Mehrheit eigentlich nur Zuspruch, obwohl sie als Chemikerin auch mal in einer Sendung über die Pandemie gesessen und dort sogar gegen Virologen und deren wissenschaftliche Basis argumentiert hat – als sei es da dann wieder in Ordnung.


MaiLab ist zudem schon dafür eingetreten, unliebsame wissenschaftliche Meinungen einfach mal zu zensieren, indem man die Wissenschaftler diskreditiert.

Andererseits hat sie schon Videos wie “Wissenschaftler irren” hochgeladen, scheinbar gilt das aber nur für die Fehler der Vergangenheit, von allem anderen wird davon ausgegangen, dass es bis zur Widerlegung durch andere (die man dann wieder diskreditiert), ja schon genau so sein wird. Das ist jedenfalls definitiv nicht das Modell nach Karl Popper, als dieser versuche tatsächlich halbwegs sichere Annahmen zu treffen und darauf kam, dass es keine, zumindest nicht dauerhaft, gibt.

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Wieso auch immer, gibt es den Song sogar auf Spotify und YouTube, Quellle

Es gibt nicht DIE Wissenschaft

MaiLab sieht an sich auch Fehler in der Wissenschaft, redet aber ständig von “der” Wissenschaft, ist in Deutschland mittlerweile als eine der bekanntesten Wissenschaftlerinnen bekannt – jetzt eben auch mit ihrer eigenen Sendung – und kann mit “Science ist meins” jetzt nochmal nachlegen, als sei Wissenschaft ein politisches Kampfmittel. Dazu ist sie gar nicht geeignet, denn zu jeder Meinung der Wissenschaft gibt es nicht selten auch andere Darstellungen und diese gehören genauso geprüft und ernst genommen (auseinander geschrieben!).


Es ist fast schon gefährlich, wenn eine Chemikerin wie MaiLab, die es eigentlich besser wissen müsste, im Namen aller Wissenschaftler ständig über DIE Wissenschaft redet (oder mit “Science ist meins” singt) und alles außerhalb dieser Erkenntnisse als dämlich impliziert.

Durch das Auftreten von Carolin Kebekus, die sich immer wieder politisch äußert und auch politisches Kabarett macht, aber absolut gar nichts mit Wissenschaft zu tun hat, entsteht ein mehr als komischer Nachgeschmack. Science ist meins – wenn die Science denn dann das “richtige” sagt? Wer darf denn nun für “die Wissenschaft reden”? Der Song Science ist meins? MaiLab? Carolin Kebekus?

DIE Wissenschaft jedenfalls sagt gar nichts. Mit wissenschaftlicher Methodik hat dieses Verhalten ebenfalls nichts mehr zu tun. Ist das schon Propaganda? Vielleicht noch nicht, aber der mehr als misslungene Versuch sowohl einen Song zu produzieren, als auch eine “Message” zu verbreiten. Denn MaiLab hat sicher einiges geschafft, aber für DIE Wissenschaft steht sie mit Sicherheit nicht. Da hätte man vielleicht doch besser nur auf der Bühne geshuffelt.


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