Schon lange bevor „Schneewittchen“ in die Kinos kam, war der Film schon ein Politikum. Spätestens seit 2022 stritten sich die Gemüter um alle möglichen Details zum Film, insbesondere aber die Besetzung der Schauspielerin Rachel Zegler, sowie den eigentlich angedachten, kleinwüchsigen Schauspielern.
Seit dem 20. März läuft „Schneewittchen“ als Remake und Live-Action-Movie des damaligen Klassikers von Walt Disney nun in den Kinos. Und die Kritik ist noch immer nicht verstummt, sondern facht gerade jetzt wieder auf.
Schneewittchen wird zum Politikum – und liefert dann keinen guten Film
Der neue Film „Schneewittchen“ hat mehrere Probleme, die dafür sorgen, dass er als Neuauflage des Klassikers wohl vielen nicht gefallen wird. Dass Schneewittchen nicht so „schnee weiß“ wie im Original auftritt, sondern von Zegler gespielt wird, sorgte wie erwähnt bereits im Vorfeld für Kritik. Das ist in der Tat eine Entfernung vom Original, in der sich die Mutter von Schneewittchen vor ihrer Geburt eine Tochter im Gesicht, weiß wie der Schnee und schwarze Haare wie das Fensterbrett wünscht. Aber das wäre an sich noch kein Problem.
Dass Zegler besonders in der ersten Hälfte des Films die Rolle der gutmütigen und bisweilen naiven Schneewittchen nicht überzeugend darstellen kann, ist aber eines und zwar ein sehr großes. Ihre Gesichtsausdrücke passen weder zu den Emotionen, die sie spielen soll, noch zur Rolle. Besonders in der Szene, in der der Jäger sie doch laufen lässt, statt zu töten, fällt das auf. Zegler spielt nicht überzeugend.
Die computeranimierten Zwerge, Pardon, „magischen Wesen“ – ein Kompromiss, mit dem wohl nach der Kritik an der Darstellung von Zwergen niemandem ein Gefallen getan wurde, zumal sich einige kleinwüchsige Schauspieler nach der Bekanntgabe dieses Faktes zu Recht beschwerten, nun einen wertvollen Auftrag verloren zu haben – wirken im Vergleich zu den Menschen gar realitätsfremd, bei den Tieren ist es teilweise genauso. Weil die Umgebung sonst zumindest einigermaßen realistisch gehalten ist, passt das nicht aufeinander. Der Zwerg Seppl wiederum erinnert in der Neuauflage eher an das Gesicht des MAD-Magazins.
Disney hätte den Zuschauern mehr zumuten können, als man mit dem Schneewittchen-Remake getan hat
Aber auch an anderen Stellen wurde das Original kurios entschärft. Der Jäger, der Schneewittchen laufen lässt, schneidet eigentlich einem Reh das Herz heraus, um es als das von Schneewittchen zu verkaufen. Die böse Königin erhält im Remake jetzt aber einfach einen Apfel. Den Zuschauern wäre mehr zuzumuten gewesen.
Aus dem königlichen Prinzen wurde hier ein Räuber, der unter dem Vorwand für den König zu kämpfen, mit einer Gruppe durch den Wald reist und stiehlt und raubt. Schneewittchen spielt eine weitaus aktivere Rolle als im Original, was sicherlich zu begrüßen ist, kann damit aber eben nicht überzeugen. An ein paar Stellen wurde elegant nachbearbeitet. Beispielsweise bringt Schneewittchen im Haus der Zwerge (im Original war es noch eine Höhle) nicht als erste die Idee auf, das Haus zu putzen – das war auch bei den Gebrüdern Grimm schon nicht so. Das ist subtil, gleichzeitig verschwindet aber auch die ikonische Szene, bei der sich die Zwerge fragen, wer auf ihren Stühlen gesessen, von ihrem Essen gegessen und ihrem Trinken getrunken hat.
Die böse Königin spielt die schlechte Herrscherin
Die böse Königin scheint wiederum einen Trend einzuläuten, bei dem man auch schon einmal weiter war. Sie spielt die „schlechte Königin“, die in ihren Motiven gänzlich unverständlich und entfernt bleibt, und lediglich das pure Böse, allerdings auch nicht sonderlich überzeugend spielt- durchaus aber besser als Zegler. Damit bleibt eine naive Vorstellung – hier die gute Königin, die gute Herrschaft durch Schneewittchen, dort die böse Königin, die nur falsch herrscht. Trotzdem scheint die Trennung durch das Schloss von Beherrschten und Herrschern auch von Schneewittchen befürwortet zu werden – man müsse nur eben ab und zu mal einen Kuchen backen und verschenken.
Wie es aktuell aussieht, tat Disney wohl nicht schlecht daran, Neuigkeiten und Aufnahmen vom Set so lange wie möglich zurückzuhalten. Immerhin einige der Songs sind gut. Doch einen guten Start legte der Film deshalb auch nicht hin, er scheint im Gegenteil nur mäßig bis schlecht anzukommen. Eine gelungene Neufassung auf das Original von Walt Disney ist er nicht geworden.