Mit „Oppenheimer“ hat Christopher Nolan seinen nächsten, großen Film in die Kinos gebracht, der bereits jetzt sehr gut anzulaufen scheint. Mit einer Star-Besetzung und Cillian Murphy in der Hauptrolle versucht er die Welt von J. Robert Oppenheimer, dem Vater der Atombombe und der Entwicklung eben dieser auf die Leinwand zu bringen. Ob ihm das gelungen ist und mehr, gibt es jetzt hier im Schnellcheck zu erfahren.
Mit rund drei Stunden Laufzeit, nicht zu vergessen die meist mindestens zwanzig Minuten Vorlauf mit Werbung und Trailern anderer Filme, hat Oppenheimer Überlänge. Schafft Oppenheimer damit trotzdem oder vielleicht gerade deshalb zu begeistern?
„Oppenheimer“ Zielgruppe, FSK (Altersfreigabe) & Familienfreundlichkeit
Die Zielgruppe von Oppenheimer ist mit einer FSK-Altersfreigabe von 12 Jahren hier in Deutschland vor allem das Publikum der Erwachsenen. Es ist fraglich, ob Kinder oder Jugendliche in diesem Film etwas verloren haben, da dies ganz darauf ankommt, welche Art von Filmen man priorisiert und sich gerne zusammen anschauen würde. Wer an Geschichte interessiert ist, möglicherweise schon im jugendlichen Alter, dürfte Oppenheimer aber interessant finden.
Nicht zu vergessen ist jedoch, dass man Oppenheimer auch erst einmal verdauen muss. Für einen Familienausflug eignet er sich also nicht, er ist auch kein freudiges Abendkino, sondern ein historisches Drama, beziehungsweise ein Biopic – also eine Biografie, die sich mit Oppenheimers Leben, vor allem der Zeit seines Studiums und seiner Arbeit beschäftigt. Kindheit und Tod werden nicht beleuchtet. Aber wie gut ist er dabei?
„Oppenheimer“ in der Kritik
Die Aufgabe, die sich Christopher Nolan mit Oppenheimer mit der Verfilmung von Oppenheimer angelastet hat, ist wohl keine einfache gewesen. In rund 60 Tagen hat er das Werk abgefilmt, was durchaus beachtlich ist, wenn man ihn sich dann anschaut. Das Material, das Nolan hierfür genutzt hat, ist vor allem das Buch „J. Robert Oppenheimer“ von Kai Bird und Martin J. Sherwin, das die wichtigsten Eckdaten und Quellen gesammelt hat und auf etwa 700 Seiten in der deutschen Fassung kommt.
Was dem Buch nicht gelungen ist, nämlich trotz der vielen Quellen und Zeitzeugen, trotzdem ein durchstehendes Bild von J. Robert Oppenheimer zu zeichnen, hat Christopher Nolan durch die Materialvorlage jedoch einwandfrei zustande gebracht.
Bruchstückhaft und aufgespalten zeigt Nolan, wie Oppenheimer in seine Position kam, an der Atombombe mitzuwirken, wie er sich durch Politik und Kontroversen bereits früh in seiner Karriere finden musste und wie ihm eben diese später zum Verhängnis werden sollten. Auch ein Teil der Geschichte von Lewis Strauss wird dabei beleuchtet, der in Gerichtsverhandlungen über die Arbeit von Oppenheimer sprechen muss, um in den US-Kongress kommen zu können. Für ein paar Sekunden sieht man auch Matthias Schweighöfer als Werner Heisenberg auftreten.
Immer wieder wird aus Szenen herausgeschnitten und ein Weg gefunden, um anschaulich eine fast unmögliche Aufgabe zu bewältigen – nämlich mehrere Seiten auf Oppenheimer deutlich zu machen. Gerade am Ende wird das noch einmal besonders deutlich.
Besonders irritierend mag es für einige Zuschauer sein, dass der wirkliche Einsatz der Bomben auf Hiroshima und Nagasaki überhaupt nicht vorkommt, sondern nur davor und danach kurz besprochen und ein wenig gefeiert wird. Aber auch gerade das zeigt, wie ernst Nolan es mit dem autobiografischen Teil Oppenheimers gemeint hat. Die Bewertung ist gänzlich dem Zuschauer überlassen.
Wegen seiner nahezu unbestechlichen Art ist Oppenheimer bei einer Bewertung von 8 bis 9 von 10 anzusiedeln. Den meisten Zuschauern hat er gefallen, weshalb er eine entsprechende Empfehlung ist für jeden, der am historischen Kino interessiert ist. Es dürfte einer der besten bisherigen Biopics sein, die auf der Leinwand angelaufen sind.
Weitere Informationen zu „Oppenheimer“
Wie vielleicht zu erwarten ist, gibt es bei Oppenheimer keine Post-Credit-Szene. Nach den drei Stunden Filmgeschichte dürfte es aber eine Art Ehre sein, sich zumindest ein paar Minuten des Abspanns trotzdem anzuschauen und zu überfliegen, wer alles am Film mitgearbeitet hat.
Wer ein IMAX-Kino in der Nähe hat, sollte dieses für den Film aufsuchen, da sich das besonders lohnt. Auch so ist der Film aber in seiner Pracht gewaltig, man muss also nicht unbedingt eine große Anreise dafür auf sich nehmen, aber gemütlich sollte man es sich schon machen.
Es ist wohl relativ sicher, dass Oppenheimer früher oder später auch auf einen der gängigen Streaming-Dienste, wahrscheinlich Netflix (wenn es diese dann noch gibt) kommen wird. Das dürfte allerdings noch eine ganze Zeit dauern und wohl für die meisten nicht an das Kino-Erlebnis herankommen. Eine Fortsetzung von Oppenheimer ist relativ sicher ausgeschlossen. Und es ist wohl auch besser, wenn es keine weitere Geschichte zu neuen Zeitaltern größerer Waffen in einigen Jahrzehnten geben wird. Denn wenn Oppenheimer als Film eines lehrt, ist es wohl auch die Ehrfurcht vor dieser gewaltigen Waffe, die man in Illinois 1945 fertiggestellt hat.