Die Single „My Ordinary Life“ von The Living Tombstone feiert aktuell nach dem Release 2017 ein erneutes Aufleben. Grund für diesen Erfolg ist maßgeblich die Plattform TikTok, die ihn durch einen Trend wieder zurückgeholt hat. Wie kann so etwas sein? Und um was handelt es sich bei My Ordinary Life eigentlich?
Ursprünglich stammt das Lied aus dem Jahr 2017 und wurde vom Kanal The Living Tombstone erstellt, genauer gesagt dem Musiker Yoav Landau und dem Sänger Sam Haft. Der Kanal ist unter anderem bekannt durch die sehr bekannten Five Nights At Freddy’s Songs – damals die ersten, die es vom Spiel gab und bis heute auch die bekanntesten.
Gesellschaftskritisches Lied verpackt in harmlose Visuals/Hintergrundmusik
Wer das Musikvideo schaut, könnte dabei zuerst meinen, dass es sich um ein harmloses Thema handelt, bei dem drei Freunde in einem Videorennspiel bestehen müssen. Doch wie so oft, und gerade hier, muss man aktiv auf den Text achten, sodass man merkt, dass eigentlich viel mehr dahintersteckt.
Denn eigentlich geht es bei dem Lied um eine Gesellschaftskritik, die sich unter anderem in Zeilen wie diesen manifestiert:
They tell me, „Jesus walks“, I tell them „money talks“
Quelle: Genius
They tell me I’m a god, I’m lost in the facade
It hurts me just to think, and I don’t do pain
„My Ordinary Life“ war im Übrigen einer der ersten reinen Original-Tracks, die TLT herausgebracht hat. Nach jahrelangem Remixen ist es damit natürlich umso schöner zu sehen gewesen für die Band, damals noch bestehend aus vor allem einer Person, dass der Song so gut aufgenommen wurde. Bis 2020 hat der Song so über 20 Millionen Aufrufe aufbauen können – einige hundert waren sicher von mir. Dann kam TikTok 2021 ins Spiel.
My Ordinary Life von 20 Millionen auf fast 80 Millionen Aufrufe durch TikTok Trend
Dass TikTok für die Musikindustrie immer wichtiger wird, da die meisten Clips auf Edits mit Musik basieren, dürfte bekannt sein. Oft unerwähnt bleibt dabei jedoch, dass hierdurch auch maßgeblich das beeinflusst wird, was auf anderen Plattformen geschieht. Durch YouTube Shorts versucht YouTube selbst hier schon seit einigen Monaten gegenzuhalten, doch auch so hat der Videodienst positive Effekte dadurch.
Auslöser waren vor allem Videos, in denen Nutzer von TikTok auf den Song ein Bild zeichneten oder ihre eigene Sammlung an Zeichnungen präsentieren. In gewisser Weise kann man sich bei TLT hier froh schätzen, dass kreative Clips dem ganzen als Unterlage dienen, was nicht immer der Fall ist. Auf den Beat sind sie jedoch leider nicht geschnitten, doch darum geht es auch gar nicht.
Denn damit kann TikTok, das sonst vor allem negativ auffällt, zeigen, dass es durchaus auch positive Seiten hat. Denn wie in diesem Fall TLT mit My Ordinary Life, kann es auch anderen Künstlern gehen. Gerade in der Corona-Pandemie konnten einige Musiker ihre Verluste wieder gut machen und unentdeckte Künstler bekannter werden. Was Memes schon befeuerten, können die kurzen Clips auf den bisherigen Zenit bringen.
Musik altert wenig bis gar nicht
Und natürlich zeigt sich an dieser Geschichte, selbst wenn es sich nicht um den ersten Song von TLT handelt, der auf diese Weise etwas berühmter wurde, aber zweifelsohne der, der dies am meisten tat, dass Musik selten, und wenn, wenig bis gar nicht altert. Der Song hat seinen Sinn auch heute noch – von einer Welt, die teilweise gar nicht so schön ist, wie man denkt und ihre Probleme mit sich bringt.
Gegen Ende wird der Song dann nochmal um einiges bitterer, zieht damit auch einen direkten Bezug zu Depression und andere Mental Health Issues (über die man natürlich reden sollte, wenn ihr betroffen sein solltet, weil es gerade ins Thema passt, sucht euch bitte z. B. hier Hilfe). Pessimismus ist zweifelsohne nicht immer die beste Art, seinen Weg zu bestreiten, das sollte klar sein.
Ohne in eine Interpretation von My Ordinary Life rutschen zu wollen (das wäre aber zweifelsohne auch interessant), sollte man Lob auch annehmen und sich selbst nicht immer zu kritisch sehen – denn das ist etwas, was man aus sich heraus meist viel zu viel macht. Da kann man nur aus eigener Erfahrung sprechen.
Wer sich jetzt denkt – hey, da hat Bastbra sich doch nur einen guten Zeitpunkt gesucht, damit er über das Lied sprechen kann – könnte damit sogar recht haben. Trotzdem bietet die Geschichte und der Song My Ordinary Life eine Menge Platz für Gesprächsstoff.