Das, was viele erwartet haben und jeder eigentlich schon ahnen konnte, ist nun eingetroffen. Erst vor wenigen Monaten kündigte YouTube an, jetzt strenger gegen Cybermobbing, Hetze usw. vorgehen zu wollen und die Publizierung von Hass einzuschränken. Ein Schritt, den YouTube machen musste, damit nicht auch noch die letzten Werbepartner abspringen.
Dass das auf kurz oder lang auch deutsche YouTuber und deren Videos treffen wird, sollte eigentlich keinen wundern. Eigentlich würde man so ein Vorgehen auch als gut bewerten, jedoch ist die Stimmung der YouTube-Community gegenüber diesen Regeln eher schlecht ausgefallen. Die deutsche Meinungsblogger-Szene würde als erstes betroffen sein, da diese täglich neue Videos mit Kritik gegenüber anderen YouTubern hochlädt und diese laut den neuen Regeln eine Grauzone ist. Man wusste jedoch schlicht nicht, wie YouTube damit umgehen würde und auch zum momentan Zeitpunkt weiß man nicht genau, was wirklich in Ordnung ist und was eben nicht.
Der YouTuber MiiMii musste nun, nach seinem Comeback, mit der Umsetzung dieser Regeln Bekanntschaft machen. Nachdem er nun schon mehrere Paybacks gegen den YouTuber Leon Machère hochgeladen hatte, ging der zweite Teil der Reihe wieder offline, da er gegen die Community-Guidelines verstoßen hat. Der Grund ist jedoch so undurchsichtig wie die Anhaltspunkte daran, da YouTube keine Nutzer-spezifischen Angaben macht oder Beweggründe angibt, was es einerseits schwer macht die Entfernung zu verstehen und andererseits es in der Zukunft besser zu machen.
Sein Payback-Video blieb jedoch nicht das letzte Video, dass von YouTube entfernt wurde. Ein Video gegen eine andere YouTuberin, das nun schon 4 Jahre alt ist, wurde ebenfalls gelöscht, diesmal jedoch mit einem sogenannten Strike. Das bedeutet, dass er für eine bestimmte Zeit weder Videos hochladen, noch seinen Kanal für einen Livestream nutzen kann. Nachdem er dies auf Twitter veröffentlicht hatte, meldete sich jedoch das Team von YouTube und klärte ihn darüber auf, dass das Video fälschlicherweise entfernt wurde und nun wieder verfügbar sei.
Das andere Video, der Payback, ist noch immer offline und wird dies wohl vorerst auch bleiben. Die Antwort von YouTube zeigt aber vor allem, dass selbst YouTube sich nicht immer sicher ist, was sein darf und was nicht. Eigentlich dürften solche Falscheinschätzungen nicht passieren, da jedoch bei YouTube auch nur Menschen arbeiten, passiert es eben. Dies mag nicht zuletzt auch an der schwammigen Regelung liegen, die nicht deutlich herauskristallisiert, was nun in Ordnung ist und was eben nicht.
YouTube steckt letzendlich in einem Zwiespalt, den Werbepartner die beste Seite zeigen zu können und dafür sorgen zu müssen, dass Inhalte, die nicht mit dem Image von YouTube vereinbar sind, nicht auf YouTube zu finden sind und der YouTube-Community nicht zu schaden, in dem man Kritik nicht zensiert, sondern erhält. Gleichzeitig wollen die Creators geschützt sein, sowohl die, die im Material kritisiert und manchmal auch unter dem Schein der Kritik beleidigt werden, als auch jene, die eben diese Kritik hochladen. Eine Waage mit zwei Seiten, die YouTube im Waagerecht halten muss und damit verbundene, unzählige Videos, die diesem Gleichgewicht vermeintlich im Weg stehen. Eine Entscheidung zwischen Gut und Böse, die man so fast nie treffen kann. Leider wird hier nicht mit Nachsicht und Respekt gegenüber YouTube reagiert, sondern mit Verachtung, wenn das System einmal vermeintlich falsch ausschlägt und ein Video mehr entfernt wird, als es eigentlich gerecht ist.
Jeden Tag werden über eine halbe Million Stunden an Videomaterial auf der Plattform geteilt, eine objektive und zu hundertprozent-richtige Einschätzung und Sichtung dieser Inhalte ist, schlicht gesagt, unmöglich. Trotzdem bemüht man sich, es so gut wie möglich zu machen und entfernt Strikes eben auch wieder, wenn diese ungerechtfertigt waren. Doch für die YouTube-Community wird dies wohl nie zufriedenstellend genug sein, wenn man sich die Reaktionen unter verschiedenen Tweets anschaut. YouTube hat mittlerweile ein so schlechtes Image, dass man gar nicht mehr zugunsten der Plattform und deren Politik sprechen will, und das ist eben schade in einer Welt, wo Kommunikation so wichtig wie noch nie geworden ist.
Quellen: YouTube-Guidelines gegen Cybermobbing (englisch), Video-Upload-Zahlen auf YouTube, Tweets von MiiMii