Gleich doppelt traurige Nachrichten für die Welt der Disneycomics, denn zwei wichtige Zeichner sind von uns gegangen.
Maximino: Einer der fleißigsten Zeichner für Disney
Maximino Tortajada Aguilar war gerade mal 62 und ist am 20. August 2024 an Herzversagen gestorben. Seine Arbeit begann der Spanier in den 80ern gemeinsam mit seinem älteren Bruder Miguel Tortajada Aguilar; er tuschte u.a. Zeichnungen für Ferioli oder Miquel Pujol. Gemeinsam arbeiteten sie an den “Abenteuern aus Onkel Dagoberts Schatztruhe”, vermutlich die einzigen wirklich erwähnenswerten deutschen Disney-Produktionen, die immer wieder mal nachgedruckt werden.
Als eigenständiger Zeichner arbeitete Maximino für verschiedene Produzenten. Für Frankreich und die Niederlande zeichnete er Unmengen an Einseitern, sein Name ist aber besonders mit Egmont verbunden. Immerhin war er einer derjenigen, die die zweifelhafte Ehre hatten, “Kaschperlmicky” – die ziemlich misslungene Rückführung der Maus zu ihren Ursprüngen – umzusetzen. Aber auch wenn seine Zeichnungen unter der offenkundigen Anweisung litten, die Bilder möglichst leer zu lassen, bot er zumindest ein solides Niveau, was man von Xavi oder Gonzalez teilweise nicht mehr sagen konnte. Das konnte allerdings Tiefschläge wie “Traumkämpfer”, “Der Mann mit den zwei Gehirnen”, “Duell in den Wolken” oder “Ungleiche Partner” auch nicht retten.
Besser waren da die Geschichten mit den Ducks, die bei uns besonders gerne im Micky Maus Comics abgedruckt wurden. Hier ein typischer Maximino aus Micky Maus Comics 85:
Sergio Asteriti: Über fünfzig Jahre eine feste Größe
Sergio Asteriti war bereits im Ruhestand, hatte allerdings noch bis ins hohe Alter gezeichnet – sein letzter Comic erschien, als er bereits 87 war – und er ist seinem Stil dabei immer treu geblieben. Dieser Stil ist praktisch einzigartig, kein anderer Zeichner ist auch nur ansatzweise mit Asteriti zu verwechseln. Markant sind u.a. die faltigen Kleidungsstücke und generell detailreiche Hintergründe, in denen die Hauptfiguren teilweise ein wenig untergehen.
Die Figuren sind nicht besonders ausdrucksstark und wirken oft, als ob eine starke Gravitation sie zu Boden zieht, also praktisch das Gegenteil zu dem dynamischen Stil, den Romano Scarpa etablierte, aber auch nicht so “formal” wie Giovan Battista Carpi und seine stilistischen Nachbarn. Eine ausführliche Analyse dieser Eigentümlichkeiten, allerdings auf Italienisch, findet sich auf dem Blog “Eco del Mondo”. Durchaus lesenswert, wenn man sich denn dafür interessiert.
Diese Besonderheiten machten Asteriti immer zu einem Künstler, der die Gemüter spaltet. Dass er, und nicht etwas Massimo De Vita, den dritten Teil der “Kampf der Galaxien”-Reihe zeichnete, wird etwa bis heute von einigen Fans bedauert. Andererseits sind seine Geschichten ein wichtiger Teil des Lustigen Taschenbuchs und er zeichnet für viele Abenteuer verantwortlich. Beispielhaft die oben zu sehende Dschungelszene aus “Die Diamantenminen von Konga” (LTB 139) sowie eine schöne Landschaft aus “Alles verkehrt herum” (Maus-Edition 11):
Sergio Asteriti gehörte, wie er selbst zugab, zu den Künstlern, die Micky Donald vorzogen. Die Ducks hat er nur eine Handvoll Male gezeichnet, z.B. im Crossover “Urlaub in Bornesien” (LTB 13, Sonderedition 2018) und “Das Zauberwasser” (LTB 111). Seine Enten erinnern dabei ein wenig an die von Romano Scarpa in den frühen 1960ern.
Asteriti starb am 27. August 2024 mit 94 Jahren.