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Manipulation beim ESC 2022: “In so großem Ausmaß nie erlebt”


Wie die Europäische Rundfunkunion EBU noch während der Show des Eurovision Song-Contests 2022 intern mitteilte, habe man bei der Abstimmung schon vorher Unregelmäßigkeiten bei insgesamt 6 Ländern festgestellt und diese Abstimmungen entsprechend für ungültig erklärt, bzw. abgeändert. Aufgrund der Handhabung dieser Fälle wird jetzt jedoch auch die Kritik an der EBU selbst laut. Was bisher bekannt ist, haben wir hier zusammengefasst.

Grundsätzlich weiß man, laut EBU, dass Unregelmäßigkeiten im Abstimmungsverhalten von insgesamt 6 Ländern beim zweiten Halbfinale festgestellt wurden, die dann später auch das Finale betrafen. Wie später bekannt wurde, handelte es sich dabei um Aserbaidschan, Georgien, Montenegro, Polen, Rumänien und San Marino – es fand jedoch keine Absprache seitens der EBU mit den Sendern statt, die Länder selbst wurden auch gar nicht erwähnt, sondern still von der Seite eurovision.tv entfernt.

Nach dem Jury-Finale, das ebenfalls normal ablief, konnten die Jurys auch alle ohne Probleme abstimmen und ihre Verkündungen der Teilnehmer, die jeweils 12 Punkte bekommen haben, bekannt geben.


“Technische Schwierigkeiten” während der Sendung

Als dann die Auftritte beim Finale alle erfolgt, die Abstimmungen alle eingegangen waren und man die Jury-Votes verkündete, kam es dann jedoch offenbar zu Problemen. Laut EBU gab es nämlich große “Verbindungsprobleme”, weshalb drei der sechs später als aufgefallenen bezeichneten Jurys unterbrochen worden, indem man nicht zu ihnen herüber schaltete, wie man es bei den anderen Ländern machte.

Stattdessen wurde zum Supervisor Martin Österdahl geschaltet, der die Ergebnisse der drei Jurys stellvertretend verkündete, in dem Fall Aserbaidschan, Georgien und Rumänien.

Nach Angaben der Sender gab es jedoch gar keine technischen Schwierigkeiten, man hätte lediglich plötzlich die Anweisung bekommen, dass man nicht live gehen könne. Ganz zur Verwunderung der Sender waren dann, als Martin Österdahl sich dazwischen schaltete, die 12 Punkte-Vergaben jedoch ganz andere, als man selbst abgestimmt hatte. Die Ergebnisse wurden also verändert.


Eine Videoaufnahme von der Verkündigung der rumänischen Jury-Ergebnisse zeigt, wie auf einmal die Anweisung kam, mit der man selbst nicht gerechnet hatte:

Rumänische Reaktion auf die Absage bei der Eurovision, dass man nicht live gehen könne

EBU Statement über Unregelmäßigkeiten geht während der Sendung online

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Dann, um 0:09 Uhr, als die Show noch lief, ging ein Statement der EBU online, in dem man von den besagten, festgestellten Unregelmäßigkeiten sprach, jedoch keines der Länder erwähnte. Dieses Statement wurde nicht nur öffentlich gemacht, sondern auch an alle teilnehmenden Sender per E-Mail geschickt. In der Sendung selbst wurde das jedoch nicht erwähnt.

Bei der Analyse der Jury-Abstimmung durch den paneuropäischen Abstimmungspartner der Europäischen Rundfunkunion (EBU) nach der zweiten Generalprobe des zweiten Halbfinals des Eurovision Song Contest 2022 wurden bestimmte unregelmäßige Abstimmungsmuster in den Ergebnissen von sechs Ländern festgestellt.

Um die Abstimmungsanweisungen des Wettbewerbs einzuhalten, arbeitete die EBU mit ihrem Abstimmungspartner zusammen, um ein aggregiertes Ersatzergebnis für jedes betroffene Land sowohl für das zweite Halbfinale als auch für das große Finale zu berechnen (berechnet auf Grundlage der Ergebnisse anderer Länder mit ähnlichen Abstimmungen gemäß der Aufzeichnungen).

Dieser Prozess wurde vom unabhängigen Wahlmonitor (Independent Voting Monitor) anerkannt.

Die EBU nimmt alle mutmaßlichen Versuche, die Abstimmung beim Eurovision Song Contest zu manipulieren, äußerst ernst und hat das Recht, solche Stimmen gemäß den offiziellen Abstimmungsanweisungen zu entfernen, unabhängig davon, ob solche Stimmen wahrscheinlich die Ergebnisse und/oder den Ausgang der Abstimmung beeinflussen werden oder ob dies nicht der Fall ist.

Übersetzung des EBU Statements, Qriginaltext siehe Verlinkung oben

Welche Länder beim ESC sind konkret betroffen?

Wie bereits oben erwähnt, sind insgesamt 6 Länder betroffen, bei drei davon wurde während der Abstimmung das Ergebnis geändert. Alle Stimmen der Jurys sind von eurovision.tv entfernt worden:


  • Aserbaidschan
  • Georgien
  • Polen
  • Montenegro
  • Rumänien
  • San Marino

Die Stimmen wurden von der EBU folgendermaßen geändert (aggregiert):

  • Aserbaidschan und Georgien gaben ursprünglich 12 Punkte an die Ukraine, beide wurden jedoch stattdessen an Großbritannien vergeben.
  • Rumänien hatte seine 12 Punkte eigentlich Moldau gegeben, diese wurden jedoch der Ukraine gutgeschrieben.

Bestimmt wurden diese Änderungen anhand des vorherigen Abstimmungsverhaltens der letzten Jahre, man blieb dabei also neutral. Das einzige Problem daran ist somit lediglich, dass man damit nicht von Anfang an offen und transparent umging.

Mögliche Folgen der Änderungen beim ESC 2022

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Aktuell kann man noch nicht viel darüber spekulieren, inwiefern das Ergebnis dadurch beeinflusst wurde. Es ist jedoch absolut klar, dass sich am Sieg der Ukraine nichts geändert hätte, wenn die Punkte anders vergeben worden wären – das hängt allein schon mit dem übermäßig großen Anteil an Publikumsstimmen zusammen.


Es gibt jedoch unbestätigte Gerüchte darüber, dass Großbritannien möglicherweise der 3. statt 2. Platz hätte werden können und Spanien somit den 2. Platz belegt hätte. Hierzu gab es jedoch keine Informationen seitens des ESC oder der EBU, das Endergebnis ist zudem auch nicht anzufechten, da man es sich vorbehält, Abstimmungsbetrug auch dann zu ändern, wenn das Ergebnis dadurch maßgeblich beeinflusst wird.

Nicht das erste Mal Unregelmäßigkeiten beim Eurovision-Song-Contest

Dass man sich in verschiedenen Jurys abspricht und ähnlich abstimmt, ist indes keine Seltenheit beim ESC, um die man sich dann beim ESC jedoch kümmern muss, damit das Ergebnis fair bleibt. Die Absprache unter einander würde sonst dafür sorgen, dass verschiedene Länder sich bewusst Punkte hin und her schieben, um ihre Platzierung zu verbessern.

Es ist deshalb nicht ungewöhnlich, dass Stimmen für ungültig erklärt werden müssen und es entsprechende Anpassungen gibt. Einzig daran, wie man in diesem Jahr vorgegangen ist, äußern jetzt jedoch viele Kritik. Hätte man das alles transparent kommuniziert, die Sender direkt informiert und nicht technische Schwierigkeiten vorgegaukelt, so der Vorwurf einiger, gäbe es jetzt keine Beschwerden über das Verhalten.


Verschiedene Sender, vor allem der rumänische und georgische, fordern aktuell die Aufklärung dieser Umstände und beteuern, dass sie von Unstimmigkeiten nichts gewusst hätten.

In einem längeren Reddit-Beitrag wird das Verhalten beim ESC 2022 als “komplett intransparent und unprofessionell” bezeichnet.

Erste Netzreaktionen machen sich zudem mithilfe einiger Witze über das chaotische Verhalten lustig, indem sie vermeintlich die Verkünder des ESC 2023 mitgeteilt haben:


Manipulation beim ESC 2022: "In so großem Ausmaß nie erlebt" 1
“Spokespersons ESC 2023”, Quelle: Reddit

Am Ende muss man dabei jedoch abwarten, ob es nochmal ein richtiges, längeres Statement zu den Vorfällen gibt, indem man sich konkret darauf bezieht, was vorgefallen ist und wieso es so gehandhabt wurde. Klar ist jedoch, wie die EBU darlegte, dass es zwar bereits zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei in der Vergangenheit, jedoch noch nie in dem Ausmaß.

Quellen: Eurovision.de, Eurovision.tv, Reddit, ESC kompakt

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