Als Teil des öffentlich-rechtlichen Angebots ist auch der YouTuber Leeroy Matata Teil von funk, dem jungen Angebot der etablierten Sender ARD und ZDF. Doch die Kritik an seiner Person und noch mehr den Angeboten, die er präsentiert, ist in den letzten Wochen immer mehr gestiegen. Viele werfen ihm vor, fahrlässig mit seinen Gästen umzugehen und nicht tragbare Inhalte zu produzieren. Aber was wird ihm konkret vorgeworfen und stimmt das?
Leeroy Matata, oder wie er bürgerlich heißt, Marcel Gerber, ist für seine offenen Talk-Formate bekannt, bei denen er bereits seit Jahren offen zuhört, wenn jemand den Mund aufmacht und über etwas Brisantes spricht, was sonst womöglich viel zu kurz käme oder viele sich nicht trauen offen anzusprechen.
Gesprächsformate von Leeroy Matata in der Kritik
Die Philosophie Gerbers ist dabei vor allem, zuzuhören und weniger direkt zu bewerten, als das vielleicht bei anderen Moderatoren der Fall ist. Sein wahrscheinlich eher ungewöhnlicher Moderationsstil bringt in dabei auch häufig in die Kritik, selbst wenn er meist unten im Video mit Informationsboxen getätigte Aussagen überprüft und dort auch nicht selten klarstellt.
In einem Video mit Jens Söring zum Beispiel, der als Doppelmörder in den USA verurteilt wurde, blendete er genauere Informationen mithilfe der Boxen ein und konnte so, laut kritischer Stimmen, beide Seiten – nämlich die, die von der Schuld Sörings überzeugt waren und solche, die das eben nicht waren – besser abbilden.
Gemäß seiner Vorstellungen publizierte Matata zuletzt auch ein Buch, in dem er erklärt, wieso genau er alle zur Sprache kommen lassen möchte und wieso er genau das für sinnvoll erachtet.
Problematischer sahen das jedoch viele Zuschauer, als bei seinem Format „Das Treffen“, bei denen immer entgegengesetzte Positionen aufeinandertreffen, eine Transperson und ein AfD-Politiker ein Gespräch führen sollten.
„Zuhören ist die beste Antwort“: Leeroy Matata biete angeblich Plattform für „Hass“
Laut Stimmen vieler hätte dieses Treffen nämlich nicht stattfinden sollen und wäre auch schlecht moderiert worden, weil Gerber beide ausreden ließ und nicht direkt intervenierte, sobald der AfD-Politiker etwas sagte. Am Ende brach die Transperson das Gespräch jedoch ab, weil sie sich das nicht mehr anhören wollte, als der AfD-Politiker eine Statistik etwas verzerrt darstellte – dass 40% der Transsexuellen sich selbst umbringen würden, stimmte nämlich so nicht.
Obwohl das Gespräch ansonsten jedoch auf im Ton respektvoller Basis erfolgt war, trotz natürlich gegensätzlicher Meinungen – der Politiker sprach der Transperson aber nicht ihre Existenz ab, wie die Kritiken später nicht selten auf Twitter hießen – wurde die Kritik an Leeroy Matata selbst immer größer.
Und tatsächlich war das Gespräch durchaus kontrovers und die Moderation von Leeroy, wie gewohnt, nicht übergriffig, sondern eher zurückhaltend – oft wird jedoch außer Acht gelassen, dass beide Personen dem Treffen eingewilligt hatten und entsprechend diskutieren wollten.
Eins kann man jedoch sicherlich sagen: Die Inhalte polarisieren, sie stoßen nicht selten auf echtes Interesse und sorgen bei den Zuschauern für Emotionen, regen zum Nachdenken an, ja, provozieren gerade dazu. Vielleicht ist auch das eine Aufgabe der öffentlich-rechtlichen Programme, die immer wieder vergessen wird – natürlich mag es kontrovers sein, Politiker mit solchen Ansichten einzuladen und vielleicht sogar verwerflich, trotzdem setzen sich so möglicherweise auch Anhänger eben dieser Personen mit den Ansichten der Gegenseite auseinander und verstehen vielleicht dann doch etwas mehr, worum es eigentlich geht.
Am Ende, und da mag die Philosophie Matatas, die, auch wenn sie naiv ist, wieder stimmen, ist ohne einen Diskurs eben auch nichts gewonnen, gerade dann, wenn man sehr wohl noch zeigen könnte, dass die Interessen am Ende doch nicht immer ganz so weit auseinanderliegen und es an Stellen doch noch Übereinstimmungen geben kann. Und selbst wenn zuhören nicht näher bringt, hilft es vielleicht doch noch einmal mehr für seine eigene Überzeugung einzustehen und diese verbal zu verteidigen.
2 Kommentare
Vielen Dank für Deinen konstruktiven Kommentar. Sehe ich ähnlich. Zu viele vor allem junge Leute wünschten sich einen starken Moderator, der eingreift und für „Fakten“ sorgt. Eine Autorität, also, die die Diskussion lenkt. Interessant und beängstigend, meiner Meinung nach. Gleichzeitig wurde bedauert, wie fürchterlich doch die Frau sich fühlen müsse. Mir tat sie auch etwas leid, aber sie wusste von Vorneweg, dass es eine harte Auseinandersetzung sein wird. Der AfD-Mann hat vorsichtig seine eigene Meinung vorgetragen. Wo ist das Problem…
Das problem ist dass leeroy extrem schlecht vorbereitet in treffen mit sensiblen Inhalten geht. Wenn einer Müll verzapft und das gegenüber wieder u d wieder betont dass dies nicht der Wahrheit entspricht, kann er sich doch bitte nicht hinsetzen und sagen er wüsste auch nicht was wahr ist. Wenn ich Moderator bin, habe ich im Vorfeld detailliert recherchiert und kann auf jeden Fall intervenieren wenn es not tut. Das kann er nie.