Seit dem 6. März läuft mit „Mickey 17“ der nächste Film von Regisseur Bong Joon-ho in den deutschen Kinos, der mit „Parasite“ 2019 seinen großen Durchbruch (und bisher letzten Film) veröffentlicht hatte. Im Jahr 2020 erhielt er dafür die Oscars für den besten Film, die beste Regie, das beste Originaldrehbuch, sowie seine Regie für den besten internationalen Film.
Dass das aber nicht bedeutet, dass automatisch jeder weitere Film ein Meisterwerk ist, zeigt sich nun bei Mickey 17. Der Sci-Fi-Comedy-Drama-Film zeigt uns die Geschichte von Mickey, einem sogenannten Expendable, der bei einer Weltraummission immer wieder stirbt und danach neu ausgedruckt wird. Auf die Idee sich als solcher zu bewerben kam er, nachdem er durch ein gescheitertes Business vor seinen Schuldeneintreibern verstecken wollte.
Auf Weltraummission mit Expendable Mickey – und dem irren Politiker Kenneth Marshall
Es fällt schon früh im Film auf, dass doch alles recht albern ausgelegt ist. Weder Mickey, noch der Kommandant der Weltraummission, ein gescholtener Politiker namens Kenneth Marshall, wirken besonders „helle“. Wohl aufgrund dieses Faktes spekulieren einige auch, ob Marshall eine Art Donald Trump-Klon sein soll – was nach der Entstehung 2022 durchaus passen würde, da Trump damals abgewählt war und seine Wiederwahl nicht wirklich wahrscheinlich erschien.
Eher ist Marshall jedoch als eine Art Stereotyp von Politiker zu verstehen, wie Bong Joon-ho mittlerweile auch angegeben hat – es sei eher ein „Mix aus vielen verschiedenen Politikern“ und „Diktatoren, die man im Laufe der Geschichte“ gesehen habe. Entsprechend könnten Zuschauer oft ihre eigenen Politiker in der Rolle sehen, auch außerhalb der USA.
Primitiver Stumpfsinn im Weltraum
Die Geschichte des Films darf man durchaus als primitiv bezeichnen, denn meistens geht es um Essen und Sex. Die Rationen sind extrem begrenzt, Mickey wird zudem oft seine Ration gekürzt – Geschlechtsverkehr wiederum ist aufgrund des hohen Kalorienverbrauchs eigentlich sogar verboten, doch Mickey und seine auf dem Schiff kennengelernte Liebe halten sich nicht daran.
Als dann aus Versehen ein neuer Mickey gedruckt wird, obwohl der alte noch überlebt hat, gibt es zwei Mickeys – Nummer 17 und Nummer 18. Das sorgt für Probleme, denn zwei gleichzeitig existierende, identische Wesen dürfen nicht existieren. Zumal Mickey 18 deutlich aggressiver in Erscheinung tritt, als es Nummer 17 tut.
Von der Kolonialisierung eines anderen Planeten
Trotz dieser „Kritik“ an den Politikern vertritt der Film aber letztendlich eine eigenartige Ansicht. Die friedlichen Bewohner des anvisierten Planeten, dessen Friedlichkeit jedoch nicht direkt anzumerken ist, sollen nämlich ausgerottet werden, wenn es nach Marshall und Mannschaft geht. Die Freundin von Mickey, hält schließlich eine wutentbrannte Rede mit vielen Beleidigungen, dass es nicht der Planet der Menschen sei und die eigentlichen Aliens seien. Schließlich kann dann doch Frieden hergestellt werden.
Am Ende eröffnet sie dann aber für die Menschen feierlich mit einer Explosion den neuen Planeten auf dem die Menschen nun – die Gründe dieser „Mission Erde 2.0“ werden überhaupt nicht genannt in dem rund zweistündigen Film – ebenfalls leben sollen. Die Drohung der Lebewesen stellt sich als Bluff heraus, damit ist klar, dass sie sich tatsächlich nicht wehren können.
Offenbar Grund genug, mit dem vorher besprochenen Konflikt auch direkt wieder zu brechen. Selbst wenn die Voraussetzungen auf dem Planeten viel schlechter sind, es einen Impfstoff zum Atmen braucht und man dort sicherlich auch kein Essen in den Wüsten finden wird – der Planet steht zur Bewohnung durch die Menschen bereit.
Fazit zu Mickey 17: Wer ist der Dümmste hier im ganzen Land Weltall?
Insgesamt ist der Film „Mickey 17“ eher albern, als wirklich eine ernsthafte Diskussion über irgendetwas anzuregen. So etwas wäre sicherlich möglich gewesen, wenn nicht alles ins Lächerliche gezogen und die vereinzelt wirklichen Probleme nicht nur angesprochen, aber dann wieder beerdigt worden wären.
Beispielsweise: Wenn ein Mickey stirbt, ist der nächste dann wirklich noch der gleiche Mickey? Ist das Bewusstsein durchgehend, oder bildet sich der neue Mickey das nur ein, weil er zwar den gleichen Stand wie der neue Mickey hat, nicht aber wirklich dieser ist? Unterschiede zwischen den Klonen gibt es ja sichtbar. Aber diese Diskussion wird überhaupt nicht eröffnet.
Im Schluss-Ranking, ob nun Mickey und seine Klone, oder der Politiker Marshall und seine in Soßen vernarrte Ehefrau die Dummen sind, ist das nüchterne Ergebnis: Es ist wohl in Wahrheit der Zuschauer, der sich diesen Quatsch angeschaut hat.