Im Jahr 2019 wurde „Joker“ vom Publikum geradezu gefeiert. Heute, fünf Jahre später, kämpft die Fortsetzung mit dem schweren Erbe. Und tut vor allem eines: Auf der Stelle treten. Das einzige Problem ist dabei nicht nur, dass die musikalischen Acts in ihrer Fülle viel mehr an ein Musical erinnern.
Irgendwie dümpelt er nur vor sich hin, hat man mitunter das Gefühl, wenn man den rund zwei Stunden und zwanzig Minuten langen „Joker: Folie à Deux“-Film schaut. Immer dann, wenn es spannend werden könnte, folgt ein Song. Zu oft. Der Film tritt damit auf der Stelle, und lässt viele ungelöste Fragen einfach offen.
Zu viel Musical, zu wenig Antworten: Joker 2 weiß doch selbst nicht, wohin

Im Endeffekt ist „Joker 2“ eine Art nahtlose Fortsetzung des ersten Teils, die sich jedoch weniger Mühe gibt, wirklich eine Aussage zu treffen oder überhaupt Stellung zu beziehen. In diesem Film ist viel mehr real, als der Zuschauer zuerst denken mag, und an den irrealen Stellen zu offensichtlich, dass sie nicht echt sind.
Joker 2 spielt nicht mehr mit den Zuschauern, sondern ist im Prinzip das, was „Lee“ im Film bereits selbst sagt und an zu singen beginnt: „Es ist okay, Baby. Lasst uns den Leuten geben, was sie wirklich wollen.“ Es ist eine Auf- und Abfahrt, die sich über zwei Stunden zieht und mitunter doch recht gewürfelt wirkt.
Die Szenen lassen sich viel Zeit und verraten umso weniger
Spannend wäre es gewesen, mehr über die Motive zu erfahren. Ja, es wird angesprochen, ob Joker schuldfähig ist oder nicht, ob er das tun wollte oder ob er eine gespaltene Persönlichkeit hat. Einiges spricht dafür, viel mehr dagegen. Aber wir erfahren mehr über seine Romanze, die heruntergebrochen zu 70 Prozent aus gemeinsamen Singen besteht. Und selbst in persönlichen Momenten wie dem Interview fängt der Joker dann an zu singen, wenn es spannend werden könnte und erzählt lediglich, was für ein neuer Mensch er jetzt ist.
Aber für eine fünf Jahre erwartete Fortsetzung ist das einfach zu wenig. Auch wenn das Ende den Joker wieder in Einklang mit dem Universum um ihn herum bringt – doch dazu sei jetzt nichts gespoilert – hätte sich hier viel mehr Potenzial bieten lassen. Zumindest irgendetwas, aber mehr als das. So bleibt zu viel offen, als dass sich das spekulieren überhaupt noch lohnt. Auch die eindrucksvollen Shots und Bilder können darüber nicht hinwegtäuschen.