Aktuell kursiert im Internet der Spruch “Krise kann auch geil sein” herum und ist insbesondere auf Twitter und Co. sogar in den Trends mit Hashtags wie #KriseKannAuchGeilSein. Doch was steckt hinter der Aussage, was hat das genau mit Fynn Kliemann zu tun und wie kam es zu der Aussage?
Der Spruch “Krise kann auch geil sein” soll so vom YouTuber und Geschäftsmann Fynn Kliemann geschrieben worden sein, als man sich am Anfang der Coronakrise 2020 befand. Wie Recherchen des ZDF Magazine Royales zeigten, soll nämlich nicht immer alles ganz sauber abgelaufen sein, als sich Kliemann damals am Maskenverkauf in Deutschland beteiligte.
Kliemann macht Vermögen mit Maskendeals, behauptet aber, es aus Solidarität zu tun
Die Investigativrecherchen zeichnen so ein eher unvorteilhaftes Bild für den Influencer, der unter anderem auch an About You geliefert hatte, die den Geschäftskontakt mittlerweile nach dem Bekanntwerden des Skandals beendet haben. Selbst will Kliemann etwa eine halbe Million Euro Umsatz damit gemacht haben, obwohl er es stets so inszenierte, als ob er quasi gar nichts daran verdienen würde. Außerdem kamen die Masken gar nicht aus Portugal, wie es lange hieß, sondern aus Bangladesch – die versprochene Effektivität und Schutz der Masken sind ebenfalls fraglich.
Auch in der Kritik steht er dafür, dass offenbar defekte Masken an Flüchtlingsheime gespendet worden sind, womit man sich dann medial feiern ließ, obwohl diese vom Hersteller aufgrund des Defekts sogar noch gutgeschrieben worden waren.
In dieser Situation liest sich die Aussage “Krise kann auch geil sein” entsprechend noch weitaus unvorteilhafter als sowieso schon, da sich die Welt in einer Coronapandemie befand und der Ausgang weiter unbekannt war.
In welchem Kontext fiel die Aussage “Krise kann auch geil sein”?
Wie Kliemann im SPIEGEL-Interview erklärte, habe er sich auf Momente bezogen, “in denen alles auf einmal passiert”. “Da eine Ausfuhrgenehmigung aus Serbien, dort die Arbeitsplätze aus Bangladesch, alles innerhalb von 30 Sekunden. Und natürlich denkt man: Ey, wir verdienen hier Geld!”
Dass Fynn Kliemann bewusst war, dass sich in der Coronapandemie eine Menge Geld verdienen lassen könnte, zeigt sich unter anderem in der Korrespondenz mit einem Zwischenhändler: Während der Ausarbeitung des Deals mit asiatischen Masken am 10. April 2020 weist der Maskenproduzent Fynn Kliemann per WhatsApp auf die enormen Profite hin, die chinesische Hersteller zu diesem Zeitpunkt mit Masken erzielten: „Was die Chinesen an Geld drucken gerade, Wahnsinn.” Kliemanns Antwort: „ja das ist echt verrückt. Krise kann auch geil sein”.
Recherche-Artikel von LMAAFK (Team des ZDF Magazin Royales)
In diesem Kontext klingt die Aussage sogar so unedel und falsch, dass man sich in den sozialen Netzwerken nicht verkneifen konnte, die ganze Sache zynisch zu verpacken. So finden sich seitdem unter dem Hashtag #KriseKannAuchGeilSein einige Tweets, die das Zitat unter anderem eher Filmen wie “Stromberg” zuschreiben würden und Witze über den Skandal machen.
Neben einigen ironischen Tweets findet sich aber auch viel harsche Kritik am Verhalten Kliemanns, der durch sein Interview als Reaktion darauf beim SPIEGEL (s. o.) nur noch mehr Kritik auf sich gezogen hat, weil er neben laut Twitter-Nutzern unzureichender Argumentation auch sehr unmoralisch auftritt.
Fakt ist dabei jedoch, dass schon der Spruch “Krise kann auch geil sein” als durchaus zynisch zu bewerten ist in diesem Kontext, auch wenn Kliemann es wohl nicht als Witz meinte in der Situation.
Das Medienecho sorgt jedenfalls nun dafür, dass das Zitat überall kräftig verwendet wird und man versucht die ganze Sache humoristisch zu verpacken. Denn auch im ZDF Magazin Royale gestaltete man am Ende der Sendung, als die Recherchen gezeigt worden waren, ein recht nüchternes und enttäuschtes Ende. Kliemann war für viele, wie jetzt auch klar wird, eine Art Vorbild und Positivbeispiel für junge Unternehmer und Influencer gewesen. Dieses Bild ist jetzt in sich zusammengefallen.