Ganz klar ist das Ranking der reichsten Erpel in Entenhausen nicht. Zwar ist Dagobert Duck die „ungeschlagene“ Nummer eins, wobei es durchaus eine Vielzahl an Comics gibt, in der das zumindest temporär gar nicht zutrifft, doch danach wird es schon schwerer. Am häufigsten dürfte aber Klaas Klever als Nummer zwei firmieren, oft von Onkel Dagobert als „ewige Nummer zwei“ degradiert. Mac Moneysac kommt hingegen insgesamt seltener im Entenhausener Kosmos vor.
Klever ist in Entenhausen hingegen mindestens genau so verwurzelt, wie es Dagobert ist. Im Zusammenhang mit anderen Figuren kommt er jedoch seltener vor. In den meisten Fällen tritt er im Zuge einer Geschichte über Dagobert, den Geldspeicher oder in einer Reihe mit anderen Feinden wie den Panzerknackern oder Gundel Gaukeley auf. Umso interessanter ist, dass man ihm mit der 13. Ausgabe der LTB-Reihe „Entenhausen Stars“ einen ganzen Band gewidmet hat*. Dieser und seine vielfältige Darstellungsweise von Klever ist auch in gewisser Weise der Grund, wieso ich mir die Nummer zwei in diesem Beitrag einmal genauer anschauen möchte.
Bei Don Rosa ist Klaas Klever von Anfang an ein Rotzbengel
Dass Klever einen hinterhältigen Charakter hat, zeigt uns der Zeichner und Autor Don Rosa schon früh in dessen Kindheit. Im Gegensatz zu Dagobert entspringt Klever keinem armen Elternhaus. In „Sein Leben, seine Milliarden“, genauer in der Geschichte „Der Kupferkönig“ taucht er als Kind auf und begegnet Dagobert in seiner Zeit in Klondike. Während Klaas Klevers Vater, Kuno Klever, durchaus Sympathie für den jungen Bertel empfindet, zeigt sich der junge Klaas eher als frech und abgehoben. Er empfindet Dagobert als „Schmutzfink“ und „verlausten Arbeiter“.
Aus Sympathie bringt sein Vater Kuno dem auch noch jungen Dagobert sogar bei, wie das Graben nach Schätzen richtig funktioniert und hilft ihm, eine eigene Kupferader zu erlangen (die eigentlich zum Teil seine eigene ist). In Rosas Kosmos und über weitere Geschichten verteilt entsteht in den nachfolgenden Jahren eine Art Freundschaft zwischen Dagobert und Kuno, die Klaas nahezu in Neid aufgehen lässt und seinen Eifer, den Rivalen auszuschalten, immer weiter steigert.
Carl Barks erfand Klaas Klever – in Anlehnung an einen bekannten US-Amerikaner
Bei Carl Barks wiederum, der Klaas Klever im Jahr 1961 erfand und einführte, erfahren wir über Klaas Klevers Ursprünge bei Weitem nicht so viel. In das „Bootsrennen“ streitet er mit Dagobert darum, wer das bessere Benzin herstellt und ein Motorbootrennen damit für sich gewinnen kann.
Wenn man sich den originalen Namen von Klever anschaut, weiß man auch schnell, an wen er erinnern soll. Denn Klaas Klever heißt im Englischen „John D. Rockerduck“ und erinnert damit unverwechselbar an den US-amerikanischen Öl-Tycoon John D. Rockefeller, den ersten Milliardär der Weltgeschichte, wie es heißt. Über Rockefeller lässt sich viel erzählen, denn die Wirtschaft der USA hat er Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts stark geprägt, durchaus mit rabiaten Mitteln – und erbaute damit eine Art Monopol in der Öl-Industrie.
Klaas Klever schreckt vor unlauteren Mitteln nicht zurück

Ganz so gerissen ist Klever allerdings nicht, der eher unter der Gegnerschaft mit Dagobert leidet und deshalb auch vor Kriminalität nicht zurückschreckt. Immer wieder schmiedet er Allianzen, lässt seine Gegner ausspionieren und greift regelmäßig zu unlauteren Mitteln. Genau wie Dagobert unterhält er in einigen Geschichten einen eigenen Geheimdienst, der jedoch mit erfahrenen Männern besetzt ist und nicht wie beim DGD (Duckscher Geheimdienst) mit lediglich Donald und Dussel.
Im Gegensatz zu Dagobert ist ihm dabei jedes Mittel recht. Ein vollblütiger Krimineller ist Klever, im Vergleich zu beispielsweise Mac Moneysac (der im Italienischen mit Klever zeitweise verschwamm), allerdings nicht. Hin und wieder verfolgt ihn dann doch ein Gewissen und manchmal drückt er sogar ein Auge zu. Allein darauf, dass er sich in Entenhausen und damit unmittelbarer, geografischer Nähe zu Dagobert auch eher zurückhalten muss, kann man das nur schwer zurückführen. Das macht Klever aber auch interessant.
Denn letztendlich kann man mit Klever, im Gegensatz zu vielen anderen Schurken, von Zeit zu Zeit Sympathie hegen. Wenn er seine Melone verspeist, gibt er seine Niederlage zu, und versucht diese nicht wie das Schwarze Phantom oder Moneysac zu bestreiten. Klever ist damit eher wie die Panzerknacker angelegt, denen ebenfalls regelmäßig auch ein sympathischer Moment zugestanden wird.
Klaas Klever ist kein durchgehender Unsympath – im Gegenteil
Gleiches zeigt sich auch bei der in einigen Comics gezeigten Verbindung zwischen Baptist und Anwantzer – Klevers „Schergen“ und besten Mitarbeiter. In vielen Comics verstehen die beiden sich, trotz des Streites ihrer Chefs, ganz gut und kommen klar miteinander. Anwantzer wiederum trägt aber ebenfalls weitaus kriminellere Energie in sich als der immer gut gelaunte Baptist.
Was ich aber als besonders unterstreichenswert halte ist, dass man Klever keine wirtschaftliche Inkompetenz unterstellen kann, wie es Dagobert immer wieder in den Comics tut. Dieser Faktor geht meiner Meinung nach unter in den vielen Niederlagen Klevers. Denn trotz all dieser Rückschläge schafft es Klever ja nicht nur, Dagobert immer wieder herauszufordern und zur ernsthaften Konkurrenz zu werden, sondern auch immer wieder Zwischenerfolge umzusetzen und sich beständig auf dem zweiten Platz zu halten. Heißt: Klever besitzt durchaus unternehmerischen Erfolg, denn auch er hat ein Unternehmen mit etlichen Zweigen errichtet und über die Zeit gehalten.
Immer wieder kämpft sich Klever ungeachtet an die Spitze
In der zuvor erwähnten LTB Entenhausen-Edition 13* (und Enten-Edition 30) zeigt sich das. Klever schafft es im Hochsommer, die Nummer eins zu werden, kann diesen „einsamen Triumph“ (so heißt auch die Geschichte) gar nicht richtig feiern, weil niemand mehr in Entenhausen ist, sondern alle im Urlaub. Das ist lustigerweise ein Phänomen, über das ich im vergangenen Jahr bereits einmal geschrieben habe. Am Ende, als er doch noch zur Familie Duck gelangt – und auf dem Weg dahin etliche Versuche, es jemandem zu erzählen, gescheitert sind, ist er jedoch schon wieder die Nummer zwei.
Es gibt viele Geschichten, in denen Klever zumindest temporär Dagobert überlegen ist. Warum? In den meisten Fällen hat es eher damit zu tun, dass Klever die Zeichen der Zeit früher erkennt, dann aber durch Missgeschicke scheitert und wieder zurückfällt. Nun ist das Scheitern aber eben Teil des Unternehmertums – auch wenn in Deutschland weniger angesehen. Komplett scheitert Klever natürlich auch nicht, aber wenn der Maßstab das Überholen seines ärgsten Konkurrenten ist, kann man das sicherlich so sagen.
Wieso Klever vielleicht doch nicht die ewige Nummer zwei ist
Klever beweist aber regelmäßig etwas, das ihm auch zu diesen temporären Erfolgen verhilft: Risiko-Affinität. Und das ist etwas, das wir bei Dagobert überhaupt nicht sehen können. Onkel Dagobert ist für sein Knausern bekannt, das er auch bei seinen Geschäften und nicht nur im privaten Rahmen so auslebt. Er gibt nicht gerne Geld für Berater aus, bezahlt seiner Belegschaft im Geldspeicher keinen großzügigen Lohn (genaue Zahlen sind schwer zu sagen, zumindest ist bekannt, dass es über Jahre keine Gehaltserhöhung gibt und wenn dann nur um wenige Kreuzer) und legt mehr Wert auf Sparsamkeit als große Investitionen. Genau hier ist ihm Klever deshalb haushoch überlegen. Klever kauft sich die besten Leute notfalls mit viel Geld ein, knausert im Vergleich überhaupt nicht und bezahlt auch seine eigenen Leute eher großzügig als gering.
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Was wir nicht sehen, spielt auch eine Rolle
Nun mag Klever nicht immer innovativ sein, manchmal gelingt ihm der ein oder andere Coup auch durch Industriespionage. Das sind aber eben nicht alle Erfolge. Bei neuen Fernsehformaten und ähnlichem kann „Klever-TV“ auch ganz ohne Bespitzeln regelmäßig Erfolge feiern, die im Hause Duck so nicht unmittelbar nachgestellt werden können. Nicht selten werden dann Donald und Dussel bemüht, was jedoch eher in einer Katastrophe (nach anfänglichem Erfolg) endet. Beim Programm wird bei Dagobert immer wieder gespart, viele Geschichten handeln davon, wie seine Sender der Konkurrenz nicht standhalten können.
Man muss also auch zwischen den Zeilen lesen, um Klevers Erfolg bemerken zu können. Denn wo Dagobert schwächelt, da ist die Konkurrenz ja vorhanden und wo Geschichten im Fiasko enden, da profitiert auf der anderen Seite Klever. Da viele Geschichten jedoch aus der Perspektive der Ducks erzählt werden, sehen wir diese Erfolge oft gar nicht. Sie gehören aber auch nach Entenhausen, in den Kosmos der Comics.
Beachtet man dies und einige Anekdoten dieses Artikels stellt sich unsere „ewige Nummer zwei“ als vielleicht doch erfolgreicher heraus, als es in vielen Comics erscheint.