Seit gestern läuft der Film „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ als eine Art Revival des Franchises im Kino. Bereits in unserer Filmvorschau für Juli 2025 schrieb ich, dass dieser Film wohl über die Zukunft von Jurassic World entscheiden könnte – wenn man danach geht, wird das Franchise wohl erst einmal wieder pausiert werden müssen.
Es war eine Art Neustart, den Regisseur Gareth Edwars (Godzilla, Rogue One) mit „Jurassic World: Rebirth“, wie der Film im Original heißt, starten wollte. Die Filme rund um Jurassic Park und World sind immerhin mittlerweile Kult. In den Kinos sah man sie in den vergangenen Jahren aber immer weniger, der letzte war 2022 „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ (mit ganz guten Kritiken)*.
„Jurassic World: Die Wiedergeburt“ zeigt eine Zeit, in der die Menschen an Dinosauriern nur noch desinteressiert sind

Der jetzige Film spielt fünf Jahre nach diesem und zeigt, dass Dinosaurier zunehmend nicht mehr im Interesse der Bevölkerung stehen. Die meisten in den Zoos sind ausgestorben, einige Exemplare leben aber noch in einem isolierten Streifen in äquatorialen Gebieten. Der Zugang zu diesen ist streng verboten, wird jedoch aber kaum kontrolliert, da niemand in die Nähe der Dinosaurier sein möchte.
Außer der Söldnerin Zora Bennett (Scarlett Johansson), die von einem Pharmaunternehmen beauftragt wird, Blutproben von drei Dinosaurierarten zu entnehmen. Diese sollen die Krebsforschung revolutionieren und vielen Menschen bis zu zwanzig zusätzliche Lebensjahre ermöglichen. Sie wird durch ein Team verstärkt, sowie den Pharmamitarbeiter Martin Krebs (Rupert Friend) und Dr. Henry Loomis (Jonathan Bailey), der an den Dinos forscht, sein Museum aufgrund des geringen Interesses an den Tieren aber schließen musste.
Im Film spielt keine der Figuren aus älteren Filmen mit, weshalb „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ tatsächlich einen Neustart für das Franchise einläutet. Wenn es da nicht viele Probleme gäbe.
Das absolute Minimum an einen Jurassic World-Film

Denn der Film stellt gefühlt das absolute Minimum dar, was das Franchise brauchen würde. Was „Rebirth“ bietet, hat man in jedem vorherigen Film bereits gesehen. Für die Zuschauer wird quasi schon zu Anfang klar, wer bis zum Ende draufgehen wird durch Dino-Attacken und wer es wahrscheinlich überleben wird. Und genauso kommt es dann mehr oder weniger auch.
Die Special Effects sind bei einem Budget von wohl rund 180 Millionen US-Dollar teilweise auch einfach mangelhaft. Insbesondere zur Mitte des Films fühlt es sich so an, als ob es sich um eine Hobbyproduktion handeln würde – vielleicht eine bessere. Aber selbst ans mittlerweile fast 35-jährige Original kommen einige Szenen nicht heran. Ich hatte sogar bei manchen Sequenzen den Eindruck, dass hier KI verwendet wurde, zumindest die Bewegungen lassen darauf schließen. Wundern würde ich mich nicht darüber, da man bei einem Simulator aus dem Franchise auch anfing, Poster mit KI zu erstellen – aber wieder zurückruderte, als das für einen Shitstorm sorgte.
Aber sei es jetzt KI oder eine verwackelte Kamera, am Ende bleiben Szenen, die den Film nicht mehr gut wegkommen lassen. Eine Ausnahme ist eine Klippenszene, die stellenweise dann doch wieder gut aussah. Vielleicht hat am Ende auch einfach das Budget an einigen Stellen gefehlt, um mit CGI einige Szenen aufzupolieren.
Weder über Charaktere, noch Dinosaurier erfahren wir wirklich mehr

Für seine rund zweistündige Laufzeit nimmt sich Rebirth auch keine Zeit, die Charaktere genauer zu erklären. Diese spielen alle nicht schlecht, aber über ein undurchdachtes Drehbuch können sie auch nicht hinaushelfen. Als Bennet kurzzeitig über den Tod eines Freundes spricht, weil sie von Bootskapitän Duncan (Mahershala Ali) darauf angesprochen wird, kann diese Unterhaltung keine Tiefe erzeugen. Sie wird auch später nicht mehr wichtig sein.
Über den Doktor und seinen privaten Charakter erfahren wir auch quasi nichts, außer, dass er unter dem mangelnden Interesse an Dinosauriern leidet und diese bewundert – ach was. Die Dinosaurier sind im Film sowieso nur Killermaschinen, mit Ausnahme eines Dinos, der von der Tochter eines gestrandeten Touristen, quasi adoptiert wird. Wieso dieser sie nicht angreift, sondern eher ihre Nähe sucht – das wird natürlich genauso wenig erklärt. Man erwartet mehrfach, eine Dinomutter wolle einfach nur ihr Kind holen und deshalb angreifen, aber darauf scheinen die Autoren gar nicht gekommen zu sein.
Der emotionale Konflikt zwischen dem Touristen, der außer seiner zwei Töchter auch den Freund der ältesten Tochter mitgenommen hat, zwischen ihm und diesem Freund, wird mehrfach dargestellt. Dieser bekommt sogar relativ viel Laufzeit, wirkt aber weder originell, noch tatsächlich interessant, weil wir zum Vater ja auch weder Informationen, noch eine Bindung herstellen können. Wir wissen auch hier nicht einmal, was er beruflich macht.
Die alte Leier der Bösen und Guten – und die Frage, wie hier die Fortsetzung folgen soll

Wenig kreativ ist Jurassic World auch in Bezug auf den Pharmamitarbeiter Krebs, der als gieriger Kapitalist dargestellt wird – aber erpresst durch Bennett und Duncan seine Bezahlung einfach mal verdoppelt. Relativ verweigert er der Tochter des Touristen die Hilfe, was insbesondere Bennett als Söldnerin und die anderen aus ihrem Team mehr interessiert, als das in irgendeiner Wirklichkeit realistisch wäre.
Schließlich – Achtung, kleiner Spoiler in diesem Absatz – entscheidet sich Bennett nach dem Tod von Krebs (wie unerwartet!), der zuvor noch versucht hat, sich allein abzusetzen, die Blutproben dann doch auf Anraten des Doktors der ganzen Welt zur Verfügung zu stellen, und damit auf ihr Honorar von 20 Millionen Dollar zu verzichten. Für eine Söldnerin, die ihren Job nur wegen des Geldes macht und sich eigentlich gerne zur Ruhe setzen wollte, natürlich ein sehr logischer Vorgang, hust. Der Konflikt zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, den Jurassic World seit Urbeginn aufgreift, wird durch den Doktor Loomis wieder dargestellt. Hier wirkt es aber eher wie eine Parodie darauf, so wenig Tiefgang ist vorhanden.
Letztendlich hat sich „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ viel zu wenig getraut und dem Franchise nur einen Film aufgesetzt, als ob eine KI ihn anhand der alten Filme zusammengepuzzelt hätte. Aber welcher Neuanfang oder welche Wiedergeburt soll diesem Film nun folgen? Es gibt ja nicht einmal eine Post Credit-Szene, als ob man bereits gewusst hätte, dass sich hierauf nichts aufbauen lassen würde.