Mit dem Abwandern der Streamer xQc als größter männlicher und Amouranth als größte weibliche Streamerin der Videoplattform wird immer klarer: Twitch hat ein Problem. Und zwar ein großes. Die Plattform schafft es nicht mehr, die eigenen Creators bei sich zu halten. Aber welchen Grund hat das? Wen betrifft es und wer ist jetzt eigentlich besser? Ist Kick besser als Twitch?
Diese Frage hat natürlich mehrere Ebenen, die man in Betracht ziehen muss, damit man auf ein gescheites Ergebnis kommen kann. Denn nicht jeder Streamer ist gleich groß und hat die gleichen Bedürfnisse.
Kick und Twitch im Vergleich
Wann wurde Kick Streaming gegründet? Und wann Twitch?
Direkt vergleichen kann man Kick und Twitch nur schwer, immerhin hat Twitch, ganz damals auch noch JustinTV, eine Historie von fast 15 Jahren hinter sich, während es Kick gerade einmal seit 2022 gibt – trotzdem kann man einige Faktoren in Betracht ziehen, um die beiden etwas besser in einen Vergleich zu setzen.
Heißt, gerade bei neueren Websites kann sich mit der Zeit noch einiges tun. Ob Kick am Ende ähnlich wie Mixer kläglich scheitert, gilt es abzuwarten, ein Risiko ist es natürlich, auch wenn die Voraussetzungen mittlerweile viel bessere sind als noch 2019.
Twitch Vorteile und Nachteile im Überblick
Als Marktriese, der sich bereits gegen Mixer, YouTube Gaming und Facebook in seiner Sparte durchsetzen konnte, ist Twitch natürlich einer der größten und ersten Seiten, die von Streamern angesteuert werden. Die Vorteile sind deshalb wie folgt:
- Bekanntere Plattform, die bereits etabliert ist
- Nutzer haben schon Account oder erstellen diesen eher
- Gerade für bereits renomierte Influencer ein guter Weg, um Livestreams anzubieten
- Streamer haben hier ihre Emotes, Badges und alles schon eingerichtet
- Verbindung mit Amazon, um kostenlose Prime Subs zu verteilen
Allerdings ist Twitch durch seine Größe weitaus weniger wendig und kann deshalb nie so sehr am Puls der Zeit sein wie andere Plattformen. In der Regel tut das keinen Abbruch am Erfolg, da jedoch immer mehr Streamer mit der Gesamtsituation unglücklich sind, werden auch die Twitch Nachteile immer mehr in den Fokus gerückt, unter anderem:
- Kein Algorithmus für das Bewerben neuer Creators
- Mittlerweile schlechterer Split für größere Streamer (diese verdienen jetzt 50/50, was genauso viel ist wie bei Affiliates)
- Keine wirklich neuen Features mehr in den letzten Jahren
- Die Moderationstools sind nach Jahren immer noch nicht die besten
- Relativ komplizierte Anforderungen für das Affiliate-Programm, und gefühlte Willkür bei Partner-Programm
- Von Nutzern oft als willkürlich empfundene Banns
- Direkter Kontakt zur Plattform immer schlechter geworden
Nichtsdestotrotz ist Twitch der größte Player im Livestreaming-Game und erzielt auf lange Sicht aktuell die höchsten Zuschauerzahlen. Gerade als kleiner Creator kann es aber hart werden, sich auf Twitch selbst bekannt zu machen.
Kick Vorteile und Nachteile im Überblick
Bei Kick sieht die Welt da natürlich aufgrund des Alters der Plattform noch ganz anders aus, nicht nur profitieren hier Streamer von größeren Einnahmen, sie können zudem auch mehr Dinge streamen als es auf Twitch erlaubt ist. Twitch hat immerhin, abseits der anderen Regeln, eine lange Liste mit Spielen, die nicht erlaubt sind. Auf Kick gibt es sowas nicht.
Die Kick Streaming Vorteile sind wie folgt:
- Viel besserer Split, denn Kick nimmt sich nur 5% der Einnahmen und überlässt den Nutzern 95%
- Vereinfachte Bedingungen beim Geldverdienen
- Ist aktuell am Aufsteigen und hat die größten Twitch-Streamer unter Vertrag
- Hört aufgrund seines jungen Alters noch mehr auf die Community
Aber nichts kommt ohne Nachteile, so gibt es doch einige Kritikpunkte an Kick, die gerade wegen der Anfangszeit aber noch nicht so viele sind, aber schwerer wiegen:
- Bei Weitem nicht die gigantische Reichweite von Twitch
- Basiert weitestgehend auf der Finanzierung durch Glücksspiel-Livestreams
- Tools stecken noch in den Kinderschuhen, werden aber aufgebaut
- Wird von vielen Zuschauern und Streamern noch kritisch gesehen
Kurzum: Kick ist kontrovers. In Deutschland fingen die beiden Streamer Orangemorange und Scurrows nach dem Glücksspiel-Bann auf Twitch damit an, dort intensiver zu streamen. Auch die beiden Streamer sind nicht dafür bekannt, in der Livestreaming-Szene besonders gefeiert oder unkontrovers zu sein. Das Gleiche gilt im Prinzip für Kick als Plattform.
Kick steckt selbst noch in den Kinderschuhen und hat einen nicht ganz unproblematischen Hintergrund. Heutzutage ohne so etwas so schnell bekannt zu werden, wäre wahrscheinlich aber auch kaum möglich gewesen – natürlich heißt das nicht, dass Kick diesen Ruf nicht verbessern könnte, trotzdem haben deshalb noch viele größere Streamer Berührungsängste, die teils auch nicht ganz unbegründet sind.
Wenn man jedoch ganz am Anfang seiner Karriere steht, sollte man in Betracht ziehen, beide Plattformen mal auszuprobieren, auch als Hybrid – also ein wenig auf Twitch und ein wenig auf Kick, möglicherweise abwechselnd. Dann kann man einfach schauen, was besser funktioniert und wo man mehr Zuschauer generieren kann. Oder man wartet, bis Ende des Jahres die von vielen erwartete, deutsche Streaming-Plattform von Joyn kommen soll. Wie diese allerdings aussehen wird, steht noch in den Sternen.