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"I Am Dead" zeigt die Welt aus anderen Perspektiven 1

“I Am Dead” zeigt die Welt aus anderen Perspektiven


“I Am Dead”, ein weiteres Spiel aus dem Hause Annapurna Interactive, dreht sich um einiges – anders kann man es kaum sagen. So wird man bereits zu Anfang vom ehemaligen Museumsdirektor Morris Lupton begrüßt, der seine Bank anschaut mit den Worten “Well, I am dead”. Denn er ist nicht mehr am Leben, er ist nun ein Geist, der über die Insel reist. Und dann begegnet er Sparky, seiner alten Hündin und macht sich mit ihr zusammen auf die Insel zu retten.

Denn die Insel droht von einem Vulkan ausgelöscht zu werden und der Ausbruch kann nur verhindert werden, wenn sich jemand aufopfert die bisherige “Vertreterin” der Insel Aggi abzulösen. Da man dafür aber 1.000 Tage auf der Insel sein muss, kommt Morris Lupton dafür nicht infrage, aber fünf andere Kandidaten, die aber erst aufgespürt werden müssen. Und hier setzt dann auch der Sinn und die Mechanik des Spiels an.

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Anfangsdialog von I Am Dead

Denn um die Geister der Personen aufspüren zu können, muss man in die Erinnerungen von noch lebenden Menschen eintauchen und dort Gegenstände suchen, mit dessen Geruch man schließlich durch Sparky auch den Geist erschnuppern kann. In I Am Dead ist das durch Verschieben von Bildplatten möglich, die dann die Bilder ergeben, an die sich die Personen erinnern und die Texte hierzu. Natürlich hat nicht Jeder Erinnerungen, sondern nur die Menschen, die kleine Blasen über ihrem Kopf tragen.


Vor allem geht es im Spiel aber auch darum in Gegenstände hereinzuzoomen und aufzudecken, wie diese von innen aussehen. Hiermit werden unter anderem die Sachen, die man zum Aufspüren macht, gefunden, aber auch jedes andere Item lässt sich durchblicken. Nach dem Aufspüren der ersten Erinnerungen kommt in jeder der “Welten” auch die Eigenschaft Grenkins zu finden. Das sind kleine Lebewesen, die sich in verschieden Gegenständen befinden und nur freischaltbar sind, wenn man den Gegenstand in einem bestimmten Winkel und Zoom, der vereinfacht angegeben ist, anzoomt.

Auf diese Weise bietet das Spiel einen sehr interessanten Ansatz dafür zu sorgen, dass man gerade zu nach den Geheimnissen hinter jeder Sache sucht, Muster aufdeckt und mehr über die Vergangenheit erfährt, als die Dialoge überhaupt ausdrücken können. Eine Sache, die mir wirklich sehr gut gefallen hat an I Am Dead.

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Aufdecken der Person

Jeder Gegenstand erzählt eine eigene Geschichte

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Definitiv macht man sich auch bewusst durch I Am Dead, dass jeder Spuren hinterlässt. Spuren, die man normalerweise vielleicht gar nicht sehen könnte. Jeder Gegenstand erzählt eine eigene Geschichte, die für uns nicht sichtbar sein mag, dafür aber für andere Menschen. Durch das Anklicken der Gegenstände und lesen der Texte geht das Spiel natürlich über die normale Spielzeit von etwa 3 bis 4 Spielstunden hinaus, damit entdeckt man aber die wirkliche Geschichte hinter Insel und Menschen darauf.


Und selbst wenn die Person seit Ewigkeiten nicht mehr lebt, kann man trotzdem noch Spuren entdecken, die auf sie hindeuten. Eben nicht bewusst oder erkennbar, aber am Ende doch zugehörig.

I Am Dead schafft Distanz zwischen Spieler und Charakteren

Die Geschichte der Insel Shelmerston prägt sich aber vor allem durch ihre Charaktere, die in sich nicht unbedingt an jeder Ecke schlüssig sind. Vom Vogelliebhaber, aber mit Menschen eher unzufriedenen Campingplatzbesitzer bis hin zum Fischmenschen, der versucht allen zu helfen, ist hier fast alles mit dabei. Und man wird durch die Geschichte der Charaktere auch nicht selten dazu gezwungen anfängliche Meinungen zu ändern ins Positive oder Negative. Kurzum: Die auftretenden Charaktere sind keine wirklichen Charaktere, sie kommen echten Menschen gleich – man fühlt mit ihnen mit, man distanziert sich von ihnen und man widerspricht ihnen auch.

Wir erfahren also auch echte Motive und keine für den Zweck geskripteten Personen, die für die Handlung passend handeln. Hier ist aber auch ein wenig eine Schwäche des Spiels zu erkennen, die mir so zwar fast lieber ist, aber trotzdem nicht vergessen werden sollte: Das Spiel folgt keinem wirklichen Ziel, das am Ende auch erreicht wird, es führt uns viel eher in eine andere Welt ein mit Menschen und Geschichten um eine kleine Insel und wie sich diese verändert hat über die Zeit.


Auch Probleme werden direkt aufgegriffen, es wird gezeigt, dass man manchmal gar nicht viel braucht, um glücklich zu sein – auf der anderen Seite wird genau das aber auch wieder hinterfragt. Das Spiel zeigt das Leben in seiner schönsten und manchmal auch nicht so schönsten Form. Es geht somit viel mehr um das Leben als um den Tod. Denn I Am Dead hat diese Ebene schon verlassen und ist zu den weitaus mehr essenziellen Teilen weitergegangen.

Und so leben die Geister in I Am Dead weiter, reflektieren sich teilweise sogar selbst gar nicht, sondern bleiben bei alten, teilweise strengen Meinungen und Mustern – wieder auch ein Teil, wo man selbst Kritik ausübt während des Spielens und nicht zustimmen kann in einigen Fällen. Aber genau das macht das Spiel sogar besser als so manches unpersönliches Triple-A-Spiel.

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Das Suchen nach Geschichten und Erinnerungen

“I Am Dead” ist kein einfacher Rätselspaß

Auch wenn das Spiel vor allem als Rätselspiel für PC und Switch bezeichnet wird, ist es viel mehr als das – es ist eben weitaus persönlicher und erzählt teilweise Geschichten, ohne, dass man wirklich viel lesen muss. Ob von Kindern, die des Öfteren Gegenstände konfisziert bekommen oder Möwen mit einem Frisbee einen Schlag ins Gesicht verpassen und dies auch Jahre später noch bereuen. Jeder hat hier Geschichten zu erzählen und aufzudecken und am Ende des Tages kann man diese alle miteinander verknüpfen und so ein Muster an zahlreichen Personen zusammenbringen.


Entsprechend bietet I Am Dead eine Menge Potenzial mehr Zeit im Spiel zu verbringen, da es alles mitbringt, was es braucht. Rätsel in Form von Grenkins oder durch Mr. Whitstable und dazu zahlreiche Geschichten, selbst von Personen, die gar nicht direkt im Fokus sind. Und das alles auf eine so realistische Art und Weise, dass es wirklich Spaß macht etwas Neues zu entdecken und sich damit zu beschäftigen.

Fazit

I Am Dead ist eines dieser Spiele, über die man noch lange danach nachdenkt. Gerade das Ende hat in mir nochmal einige Fragen ausgelöst, die ich mir nicht beantworten konnte. Das zeigt auch mit einfach, wie groß gleichzeitig das Potenzial dieser gar nicht wirklich zu Ende gedachten Geschichte ist – was großartig ist! Schließlich kauen zahlreiche Spiele bereits vor, welche Emotionen und welche Gefühle wir empfinden sollen, wenn wir das neueste Spiel probieren. Hier sind wir absolut frei auch selbst zu urteilen, nachzudenken, mitzufühlen, aber auch distanziert zu sein.

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Auch, wenn I Am Dead damit nicht perfekt ist, zeigt es trotzdem, was dieses Konzept alles mit uns machen kann. Natürlich ebenfalls zu erwähnen ist der Artstyle und die Grafik, die beide sehr gut gemacht worden sind und den Job erfüllen, den sie machen sollen. Gerade das Ende profitiert auch durch den immer einfacher gehaltenen Style, die späteren Animationen, die ich aber nicht spoilern möchte. Es wird quasi gerufen, dass es an uns liegt, was wir aus dem Gesehenen und Gespielten jetzt machen wollen. Denn Jeder entscheidet selbst, in welchen Westen er gehen möchte.


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Bastian

Gründer und Autor. Experte für Memes, Internetkultur mit Stars und Social Media, dabei aber auch interessiert an Kino, Filmkultur & Animationsfilmen und anderem. Manchmal sarkastisch, kreativ und Gelegenheitskritiker.

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