Der diesjährige Eurovision-Song-Contest ist vorbei, gewonnen hat die Schweiz mit Nemo und dem Song “The Code”. Aber auch in diesem Jahr gibt es wieder Kritik daran, dass am Ende die Schweiz obsiegen konnte – auch wenn die Freude für die Nachbarn andererseits auch groß ist.
Doch der Favorit war zuvor noch ein anderes Land gewesen – das sich am Ende dann aber doch nicht durchsetzen kann. Grund dafür ist auch die Struktur des ESC, die jedes Jahr dafür sorgt, dass viele mit dem Gewinnerland unzufrieden sind. Und das war nicht nur in diesem Jahr so.
Die Schweiz erhielt beim ESC insgesamt 591 Punkte und lag damit knapp vor einem anderen Land
In den Wetten lag tatsächlich Kroatien im Vorfeld bei einer Gewinnchance von gut 40 Prozent. Die Zuschauer liebten den Song, seine Darstellungsweise und den Interpreten Baby Lasagna. Mit “Rim Tim Tagi Dim” begeisterte er schon bei den Halbfinalen die Zuschauer, für den Sieg reichte es allerdings nicht.
Aber warum? Der Grund, wieso Baby Lasagna für Kroatien nicht gewinnen konnte, ist tatsächlich die Jury gewesen. Am Ende stand er nur noch gegen die Schweiz. Dieser erhielt vom Publikum aber gerade genug Punkte, um sich leicht absetzen zu können. Denn Kroatien hatte ganze 547 Punkte.
Dazu kommt: Kroatien hat noch nie einen ESC gewonnen und stand nun kurz davor. Die Schweiz konnte in den vergangenen Jahrzehnten bereits mehrfach den Wettbewerb für sich entscheiden, selbst wenn das letzte Mal bereits über 25 Jahre in der Vergangenheit zurückliegt. Deutschland erhielt mit seinem starken Auftritt dieses Jahr immerhin den 12. Platz, lag also im Mittelfeld.
Der Publikumsliebling war eigentlich Baby Lasagna
Jedes Jahr heißt es, dass die Punkte aus dem Publikum alles ändern können. Dann ist die Euphorie meist groß, dass sich tatsächlich viel auf den vorderen Plätzen tut – aber am Ende reicht es dann oft doch nicht, um wirklich entscheidend etwas zu ändern. In der deutschen Jury saßen dieses Jahr beispielsweise fünf Menschen. Sie vergeben allerdings genauso viele Punkte wie das Publikum aus dem jeweiligen Land.
So tut sich gerne noch etwas im Mittelfeld, doch sobald sich ein Land durch die Jury-Punkte absetzen konnte, sind die Chancen oftmals mehr als gering, dass es noch für einen Sieg der weiter hinten Platzierten reicht.
Kroatien erhielt vom Publikum stolze 337 Punkte, die Schweiz bekam nur 226. Doch der Vorsprung war für die Schweiz bereits groß genug, um die Sache zu besiegeln.
Sind die ESC Jurys nicht zu mächtig?
Und so stellt sich auch in diesem Jahr wieder die Frage, ob die Jurys beim ESC nicht doch zu mächtig sind. Man kann nicht leugnen, dass etwas Expertise durchaus angebracht ist, aber etwa 40 Minuten dauert beim ESC oft das Verlesen der Jury-Punkte. Die Zuschauer bekommen oft nur zehn Minuten.
Dass wenige Menschen prozentual dermaßen bevorteilt werden und das Publikum sich hinten anstellen muss, obwohl beim ESC über 250 Millionen Menschen zuschauen, wird für die schiere Verrücktheit dieses Fakts allerdings viel zu selten angesprochen.
Das heißt nicht, dass man die Jurys abschaffen sollte. Aber hätten sie nur 25 Prozent statt 50 Prozent der Stimmen, hätte nicht die Schweiz, sondern Kroatien den ESC gewonnen.
2 Kommentare
Falsche Verwendung von “übervorteilt werden”. Sinngemäss das Gegenteil von dem, was eigentlich ausgesagt werden sollte…
Das ist nicht richtig, “übervorteilen” ist auch als veraltete Form von “bevorteilen” noch gängig. Wir haben die Passage auf den Hinweis hin aber angepasst.