Uff! Der neueste Film „Die Legende von Ochi“ aus dem Vertrieb von A24 kommt als Kinderfilm daher, versteckt aber so viel mehr in sich. Wer die Bewertungen einmal anschaut, findet sehr durchmischte Meinungen. Das hat wohl vor allem damit zu tun, dass der Film zwar viel sein will und könnte – dann aber doch erschreckend skurril verläuft.
Worum geht’s? Der Regisseur Isaiah Saxon, bisher vor allem für Musikvideos bekannt geworden, feiert mit „Die Legende von Ochi“ sein Spielfilmdebüt und lässt uns in ein scheinbar russisches, ländliches Gebiet reisen. Die dortigen Bewohner sind verfeindet mit Lebewesen aus dem Wald, den Ochis. Nachts macht sich deshalb oft eine Truppe zusammengestellter, junger Männer der ansässigen Familien rund um Maxim (Willem Dafoe) auf, die Ochis zu jagen. Darunter ist auch seine Tochter Yuri (Helena Zengel). Doch diese findet schlussendlich ein Ochibaby, und bemerkt schnell, dass dieses anders ist, als ihr erzählt wurde.
Die Legende von Ochi: Eine Tochter bricht aus, die Welt selbst zu erfahren

Neben Dafoe und Zengel spielt auch Finn Wolfhard als großer, adoptierter Bruder mit. Er ist vor allem für seine Rolle in der Serie „Stranger Things“ bekannt. Die britische Schauspielerin Emily Watson wiederum übernimmt die Rolle der Mutter, die jedoch fern vom Dorf lebt. Das Familiendrama, das auch mit den Ochis zusammenhängt, wird schließlich in den rund 100 Minuten thematisiert. Denn Yuri will das Baby wieder zurück zu seiner Familie bringen – was nicht ganz gefahrlos ist.
Die angespannte Familiensituation zieht sich durch den ganzen Film und verleitet Yuri auch dazu, aus ihrer Rolle als stille Tochter auszubrechen und beispielsweise für ordentlich Krawall in einem Supermarkt zu sorgen. Die Kulisse ist die meiste Zeit düster, die Atmosphäre angespannt. Denn während sich Yuri in friedlicher Mission aufmacht, hält ihr Vater das Ganze für eine Entführung.
Der Film wirkt wie ein Experiment

Die Idee von „Die Legende von Ochi“ ist gut – und übrigens thematisch nicht weit weg von E.T., auch die Bilder überzeugen immer wieder – wobei die Effekte teilweise doch recht billig wirken, gerade dann, wenn sie sehr experimentell werden. Grundsätzlich ist dieses freie Denken, einfach auszuprobieren, eine sehr angenehme Erfahrung. Doch die Aufmachung ist das keinesfalls. Möglicherweise ist das auch dem im Vergleich geringen Budget von nur rund zehn Millionen Dollar geschuldet. Aber es ist eben nicht nur das.
Besonders abgedroschen erscheinen die Dialoge, aber auch das Drehbuch stolpert regelmäßig über sich selbst. Das lässt den Film plastisch erscheinen. Die Musik erinnert stark an „Poor Things“ von 2024, in dem Dafoe bereits mitspielte, beziehungsweise an einen Horrorfilm. Dass der Film dann wie ein Kinderfilm daher kommt – hier passt offenkundig etwas nicht aufeinander. Einem 10-jährigen Kind würde man das vielleicht nicht zumuten wollen. Freigegeben ist der Film jedoch ab 6 Jahren.
Guter Film, schlecht gemacht?
Die Musik trägt natürlich erheblich zur Atmosphäre des Films bei und macht ihn noch einmal düsterer, als er vielleicht sonst wäre. Die vermeintliche Abenteuergeschichte dreht sich dann doch ein bisschen um sich selbst, wirklich viel Strecke wird nicht zurückgelegt. „Die Legende von Ochi“ hat ein eigentlich interessantes Konzept, die Umsetzung kann damit aber nicht mithalten.

Dazu passt auch das Ende des Films, das dem Zuschauer nicht viel abverlangt. Es ist meist kein gutes Zeichen, wenn den Schauspielern das Weinen im Film überlassen wird, und der Zuschauer im Kinosaal eher mit Befremdung zurückgelassen wird. Die Botschaft, sich auf Dinge einzulassen, die Tiere der Natur nicht anzugreifen, sondern sich zu versöhnen, wirkt dann doch etwas zu sehr gewollt. Gern hätte man stattdessen mehr um die Umgebung, das Leben im tiefen, russischen Land erfahren – und über die Vergangenheit, die teilweise sogar als erfunden suggeriert wird.
Aber das Potenzial des Filmemachers Saxon ist spürbar. Lenkt er es in die richtigen Pfade, kann uns in Zukunft noch das ein oder andere Meisterwerk erwarten. Gerade deshalb sollte man sich den Film vielleicht doch anschauen.