Filme über Roboter sind wohl lange keine Seltenheit mehr, auch in der Animationsbranche, spätestens seit dem Pixar-Meisterwerk „Wall-E – Der letzte räumt die Erde auf“. Auch die Zukunft wird darin immer wieder thematisiert, ob nun positiv oder negativ. Alle zeigen uns den Weg auf – es kommt ein Roboter, hilft uns und wird zum Fluch oder Segen. „Der wilde Roboter„, der neueste Film von DreamWorks Animation und Regisseur Chris Sanders, ist ein wenig anders aufgebaut. Er basiert auf dem Buch von Peter Brown.
Ein Roboter trifft auf den Wald und seine Tiere
Hier strandet nämlich ein Roboter, der Menschen helfen will, auf einer Insel voller Tiere. Doch die wollen sich überhaupt nicht helfen lassen, sondern treten den Roboter ROZZUM-Einheit 7134 in der deutschen Version mit der Stimme der Tagesschau-Moderatorin Judith Rakers, eher herum. Darum studiert „Roz“, wie man sie später nennen wird, die Sprache der Tiere über Monate. Und stößt dann immer noch auf massive Ablehnung.
Dabei wird sie einmal so weit getreten, dass sie auf einem Nest landet und dabei eine Gans erschlägt. Doch darunter befindet sich ein noch nicht geschlüpftes Ei. In dessen Dienst stellt sich der Roboter schließlich, und macht das Großziehen der kleinen Gans zusammen mit dem ebenfalls verstoßenen Fuchs Fink zu seiner Aufgabe.
„Der wilde Roboter“ ist eine Geschichte über das Verstandenwerden – und Anderssein
„Der wilde Roboter“ ist dabei nicht nur eine Geschichte darüber, wie ein Roboter und ein Fuchs – und später noch ein Adler – versuchen, fachfremd ein Junges aufzuziehen, sondern auch vom Verstandenwerden. Denn der Roboter ist für die Bewohner des Waldes nur ein „Monster“, obwohl Roz versucht, ihnen allen bestmöglich zu dienen. Mehrfach endet sie fast als Restrampe für die gierigen Tiere, die ihre Einzelteile stehlen wollen.
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Die gut gemeinte „Programmierung“ stößt hier eiskalt auf die „Natur“ in ihrer Reinform. Es ist eben nicht Friede und Freude, was in den Wäldern oder in der Wildnis abläuft. Tiere dienen deshalb vielleicht als ungeschöntes Bild einer Gesellschaft, da sie sich eben nicht verstellen müssen oder teilweise können. Roz ist darin eine Ausgestoßene. Selbst ihr Schutzbefohlener wendet sich ab, als er erfährt, was passiert ist und dass seine Mutter gar kein Roboter ist.
Allerlei Ausgestoßene finden sich auf der Insel
Wir treffen während des Films auf mehrere Figuren, die von den anderen ausgestoßen wurden. Das ist eben nicht nur Roz, sondern auch der Fuchs Fink, aber offenkundig auch der Adler Thunderbolt, sowie gesichert der Bär Thorn und der Biber Paddler. Während Thunderbolt mit sich reden lässt und Fink Roz relativ schnell sogar aufgeschlossen entgegentritt, freunden sich die ausgeschlossenen Tiere Thorn und Paddler nicht unmittelbar mit einem der anderen an. Einige Tiere scheinen diese Isolation zu beabsichtigen.
Der Film gibt diesen „Anderen“ eine feste Rolle, eine Bestimmung, auf die sie warten. Das scheint die Tiere aber gar nicht zu interessieren, sie sind davon unabhängig. Sie machen einfach, egal, ob man sie dafür jetzt mag oder nicht. Roz ist anders und versucht sich anzupassen – aber scheitert trotzdem.
Natürlich stellen sich Fragen, zum Beispiel, wieso es von einzelnen Arten jeweils nur ein Tier geben kann. Das mag man vielleicht damit beantworten, dass es sich um eine vergleichsweise kleine Insel handelt. Deshalb mag es auch nicht aufgefallen sein, als die Roboter verloren gingen auf hoher See. Dem Unternehmen, von dem Roz gebaut wurde, scheint die Abwesenheit jedenfalls so lange egal gewesen zu sein, bis ersichtlich wurde, dass sie wertvolle Daten besitzt.
„Der wilde Roboter“ ist ein emotionaler Film
Doch diese Fragen erscheinen marginal, wenn man sieht, was den Filmmachern hier gelungen ist. Es ist kein Film über Emotionalität, es ist eher ein Film über die Abwesenheit davon, die am Ende doch darin resultiert. Das ist oft lustig, bewegt aber auch auf ernsthafter Weise emotional. Und das häufiger, als man es im Vorhinein erwarten könnte.
„Der wilde Roboter“ gelingt dabei, sowohl eine vom Prädikat her sinnvolle Botschaft über das gemeinsame Miteinander zu lehren, als auch diese in die extrem hochwertigen Animationen einzubinden. Nach dem überraschenden Comeback vom gestiefelten Kater beweist DreamWorks damit, dass sie animationstechnisch gewachsen sind und mit den Botschaften, auf die einst Pixar eine Art Patent gehabt zu haben, mithalten können.
Es wäre wohl eine schöne Entwicklung, wenn DreamWorks diesen Platz an Pixars Stelle einnimmt und originale Geschichten erzählt, die packend sind. Das mag auch mit Regisseur Chris Sanders zu tun haben, der immerhin an einigen Disney-Filmen beteiligt war, darunter auch „Der König der Löwen“ (1994) und abseits davon dann später auch als Co-Regisseur bei „Drachenzähmen leicht gemacht“ (2010).
Fazit
„Der wilde Roboter“ zeigt eindrucksvoll, wie essenziell Ankommen und Verstandenwerden sind, und welche Rolle das Anderssein dabei spielen kann. Der Film überzeichnet dabei nicht, sondern bleibt bei seiner Botschaft dazu, auch trotz Differenzen oder Niederschlägen in der Vergangenheit – auch gesellschaftlicher Natur – zu einem schlussendlich auch gesellschaftlichen Frieden beizutragen. Dass das hart sein kann, wird eindrücklich gezeigt.
Dabei überzeugt der Film mit Humor, der sich für sowohl Kinder, als auch Erwachsene eignet, dabei jedoch nichts ins Lächerliche zieht. Es bleibt zu hoffen, dass den Beteiligten klar ist, dass der Film problemlos für sich stehen kann und sollte.
2 Kommentare
Wirklich ein grandioser Film, schade, dass ich ihn erst heute gesehen habe. Aber ganz großes Kino.
Ich denke, es wird wirklich schwer für einen Film aus diesem Jahr das für mich noch zu toppen, aber wer weiß?
Ich persönlich glaube nicht, dass DreamWorks nach diesem Film den Platz von Pixar einnehmen wird, denn so sehr DreamWorks das Zeug dazu hat, die richtigen emotionalen Töne zu treffen, so sehr ist ihr Konzept mit Fortsetzungen ihrer beliebten Marken verstrickt. Das ist sicher nichts Schlechtes, denn der Erfolg von Fortsetzungen kann Filme wie Der wilde Roboter hervorbringen, aber man sollte sich das vor Augen halten. Im Gegensatz zu Pixar oder Illumination sind ihre Filme dann doch breiter angelegt, da sie auch 2–3 Filme pro Jahr herausbringen und somit auch mal andere Zielgruppen ansprechen (Boss Baby, Trolls eher für die ganz Kleinen, der wilde Roboter dann doch eher für alle Zielgruppen).
Aber sehr gute Kritik! Mir hat gefallen, wie hier vor allem der „Außenseiter“-Aspekt des Films hervorgehoben wurde.
Wirklich ein Film, den man nur empfehlen kann 👏