Lange Zeit vor dem Netz oft belächelt und immer im Schatten des Kinofilms stehend, konkurrieren Serien heute mit diesen prestigeträchtigen Filmen.
Aber auch wenn sich die Serien stark verändert haben und heute mit größeren Budgets ausgestattet sind, stehen die neuen Serien vor einem großen Problem, welches die alten Serien nicht hatten. Das liegt vor allem am Streamingmarkt, der die Anzahl der Episoden pro Staffel immer weiter reduziert.
Serien werden kürzer – und das ist ein Problem!
Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass Serien zwar immer teurer, aber auch immer kürzer werden. Denn während vor 20 Jahren noch 20 oder mehr Folgen die Norm waren, gibt es heute viele Serien mit nur sechs bis acht Folgen. Ein gutes Beispiel für die Reduzierung der Episoden pro Staffel ist die Kultserie Doctor Who. So gab es in den 60er Jahren Staffeln mit bis zu 50 Episoden, bevor die Anzahl auf durchschnittlich 25+ reduziert wurde. Die jüngste Staffel, die derzeit auf Disney+ zu sehen ist, besteht dagegen nur aus neun Episoden.
Es ist nicht verwunderlich, dass die Anzahl der bestellten Episoden so stark reduziert werden. Durch das größere Budget kann man es sich einfach nicht mehr leisten, so viele Episoden zu produzieren. Viele der Serien, die mehr als 13 Episoden pro Staffel bekommen haben, müssen in Kauf nehmen, dass sie nicht das große CGI bekommen und generell nicht so filmisch sind wie ihre filmischen Gegenstücke.
Und wenn es um Qualität geht, ist es natürlich besser, weniger statt mehr zu haben. Zumal viele dieser großen Staffeln viele Fillerepisoden haben, welche die Geschichte nicht weiterbringen. Das ist aber auch das große Problem vieler neuerer Serien: Es fehlen die Filler-Episoden.
Was ist eine Filler-Episode oder ein Filler? Ein Filler ist eine Reihe von Episoden, die dem großen Ganzen einer Geschichte mehr oder weniger nichts hinzufügen und daher von vielen einfach übersprungen werden können.
Wieso Filler-Episoden notwendig sind
Auf den ersten Blick scheinen Fillers eher unnötig zu sein, doch gerade für das Medium einer Serie können sie durchaus notwendig sein. Man könnte auf den ersten Blick meinen, dass dies nicht der Fall ist, aber wenn man sich die Probleme einiger Serien genauer ansieht, merkt man schnell, dass viele von ihnen Filler-Episoden bräuchten.
Aufgrund der geringen Anzahl von Episoden konzentrieren sich viele, die an einer Serie arbeiten, darauf, dass jede Episode für die Geschichte relevant ist, und natürlich gibt es Beispiele, in denen das gut funktioniert, während andere schnell ins Leere laufen.
Serien sollen keine Filme sein
Denn auch wenn viele Serien versuchen, den Weg eines Films zu gehen, vergessen sie oft einen großen Vorteil, den sie gegenüber Filmen haben. Dieser wäre, dass man viel mehr Zeit mit den Charakteren verbringen kann. Ein Film hat in der Regel nur eine begrenzte Zeit, um seine Geschichte zu erzählen, selbst Filme, die direkt aufeinander aufbauen, müssen sich diesbezüglich straff halten. Dieses Problem hat man bei einer Serie in der Regel nicht. So ist eine Staffel einer Serie in der Regel länger als zwei Spielfilme.
Eine Serie hat die perfekte Möglichkeit, uns viel mehr von den geliebten Charakteren zu zeigen. Und Fillers wären die perfekte Möglichkeit, dies zu tun. Es würde nicht nur das Problem der kurzen Episodenanzahl pro Staffel lösen, sondern auch den Autoren hinter der Serie die Chance geben, dem Zuschauer mehr von den Charakteren zu vermitteln. Und dabei können Fillers sogar so geschrieben werden, dass sie deutlich weniger Budget benötigen.
Charaktere müssen wieder mehr im Fokus stehen
Abschließend kann man sagen, dass Fillers definitiv das Problem lösen könnten, dass man mehr über die Charaktere erfährt und somit besser mitfiebern kann. Aber man muss auch sagen, dass sich die Autoren erst einmal wieder sich auf die Charaktere konzentrieren müssen. Wenn man sich zum Beispiel viele der Marvel Disney+ Serien anschaut, merkt man schnell, dass die Charaktere zweitrangig sind und es eher darum geht, die Welt zu erweitern.
Niemand kann leugnen, dass es erfolgreiche Versuche mit Serien gegeben hat, bei denen die Charaktere eher in den Hintergrund gerückt sind. Und so gut oder ausgedacht eine fiktive Welt auch sein mag, sie muss immer von Charakteren getragen werden, die wirklich im Mittelpunkt stehen, von denen man viel lernt und mit denen man mitfiebert. Daran mangelt es vielen neuen Produktionen.
Die Erhöhung der Episodenzahl von vielleicht acht auf dreizehn wäre der ideale Weg. Somit gibt man den Autoren die Möglichkeit, eine Figur viel mehr ins Rampenlicht zu rücken.