Von einem wirklichen furiosen Start kann man bei “Better Man”, dem neuen Biopic über Sänger Robbie Williams wohl nicht reden. In den USA floppte der Film kolossal – Williams konnte sich über dem großen Teich seinerzeit nie in der Form wie in Europa durchsetzen – doch auch in den europäischen Williams-Hochburgen sieht es nicht besser aus. Aktuell steht das Box Office rund zwei bis drei Wochen nach den Starts bei 10 Millionen US-Dollar.
Rund 110 Millionen US-Dollar hat “Better Man” jedoch in der Produktion gekostet. Gegenüber der CINEMA betonte Michael Gracey erst kürzlich, es sei gar nicht einfach gewesen, für den innovativen Film Investoren zu finden. Die Hauptursache dürfte gewesen sein, dass Williams nicht durch einen Menschen, sondern einen Affen dargestellt wird. Und man muss es so ehrlich sagen: Die Investoren hatten einen guten Riecher, als sie sich lieber nicht beteiligten.
Wieso “Better Man” ein Flop werden musste

In vielen Kritiken wird Williams aktuell für den Film gelobt. Möglicherweise hängt es damit zusammen, dass er sich bis heute vieler Fans erfreut – oder es einfach insgesamt nur wenige Menschen, dann aber vor allem Fans geschaut haben. Mit der Idee, Williams als Affen darzustellen, hat man sich jedenfalls keinen Gefallen getan. Dass Gracey dafür das Budget offenbar verdoppeln musste, lässt einen fast Mitleid versprüren.
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Es gibt einige aufwendige, auch musikalische Szenen im Film. Ich würde diese auf circa zwei beziffern, was bei einer Spielzeit von 134 Minuten schon beachtlich wenig ist. Diese “catchen” dafür aber ordentlich, doch das Problem ist auch dann der Affe, der Williams verkörpert. Denn dieser verkünstlicht die Szenen, nimmt ihnen ihren Charme und ruiniert sie meiner Meinung nach.
Was die Sache mit dem Affen noch dämlicher macht
Aber warum ist Williams überhaupt ein Affe? Na, weil er sich so sieht, mag ein Fan jetzt antworten. Aber das stimmt nichtmal wirklich. Als Gracey nämlich anfangs fragte, wie sich Williams selbst sieht, sprach dieser zuerst von einem Löwen. Vielleicht aktuell nicht ganz unpassend, wenn man an “Mufasa” denkt, der im vergangenen Dezember erschien.
Doch Gracey konnte ihm das wohl ausreden, und stattdessen einreden, dass er wie ein Affe wäre. Sich also auch quasi zum Affen macht – sehr originell auf jeden Fall. Irgendwie kann sich sicherlich jeder Rockstar damit identifizieren, der eine mehr, der andere weniger. Selbst wenn Williams es mehr tut – wieso sollte so eine Schnapsidee dann den ganzen Film bestimmen? Einfach nur, weil es etwas anderes ist?
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Und dann kommt noch ein Detail dazu, dass man nicht unterschätzen sollte: Die Animation ist nicht wirklich gut, finde ich zumindest. Es gibt Bessere, viel bessere. Es war mit Sicherheit nicht der Anspruch, die beste abzuliefern, aber wenn man das Gefühl hat, dass der Affenkopf künstlich wirkt und weniger Frames als die restlichen Szenen hat – dann stört das.
Williams verkauft sich als bester Entertainer der Welt – die USA lehrt ihn eines Besseren
Dass Williams sich für den besten Entertainer der Welt, also sowieso den Geilsten überhaupt hält, daraus macht er im Film keinen Hehl – vielleicht auch sehr selbstironisch, aber dafür ein bisschen zu oft. Hauptsache berühmt, das ist die Botschaft der ersten Dreiviertel des Films. Der herbe Drogenkonsum wirkt dann abstoßend. Lange Zeit fragte man sich: Was ist denn überhaupt Williams Talent? Aus der ersten Stunde des Films wird das nicht klar. Dafür viele Konflikte, die aber sehr oberflächlich bleiben.
Wenn ich mir einen US-Amerikaner vorstelle, der sich in “Better Man” verirrt, von Williams nie gehört hat und dann hört, wie dieser über sich selbst spricht – obwohl das Ganze ja sehr UK-zentriert ist – kann ich mir die Reaktion schon vorstellen.
Der Film thematisiert auch ernste Themen, unter anderem Williams Depression, wie unsensibel man damit umging, aber auch seine Selbstzweifel und Ängste. Offenbar leidet er an einer Dysmorphophobie, was im Film übrigens so weder gesagt wird, noch klar wird. Immer wieder sieht er, bei eigentlich jedem Konzert, andere Versionen von sich selbst, die ihn beleidigen. Bei seinem größten Konzert erledigt er diese dann mit einem Schwert – kurz danach sind sie wieder da.
Doch es gibt schlichtweg keinen Kontext, weshalb ihr Auftreten eher platt und uninspiriert wirkt. Sie sind kurz da, beeinflussen seine Auftritte jedoch nicht wirklich und verschwinden dann auch nach den Konzerten wieder. Was soll das dem Zuschauer denn jetzt sagen?
Eine Verwunderung über Better Man bleibt
Was mich als einziges verwundert zurücklässt, sind die positiven Kritiken, die “Better Man” bisher erhalten hat. Mit Robbie Williams habe ich kein Problem, im Gegenteil. Aber dieser Film ist nichts, was man über Jahre im Kopf behalten würde – oder noch einmal schaut. Den größten Gefallen hätte man dem Film wohl getan, wenn man Gracey davon überzeugt hätte, auf den Affen zu verzichten. Das hätte nicht nur das Budget radikal verkleinert, sondern dem Film auch am Box Office geholfen.